Benutzer:Elektrofisch/Bilder der Forschungsstelle Ritter

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Die Problematik der Bilder[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Dank einer Spende des Bundesarchives steht eine Reihe von Bildern zu Sinti und Roma und ihrer Verfolgung im Dritten Reich zur Verfügung, deren naive Verwendung sich aufgrund der Bildinhalte, der Entstehungsgeschichte und Überlieferungsgeschichte der Bilder verbietet.

Ein Großteil der Bilder stammt aus dem sogenannten "Nachlass Robert Ritter". Real handelt es sich um Unterlagen derjenigen Institution im NS-Staat, die zentral für die rassistische Begutachtung der Sinti und Roma zuständig war. Ab 1936 begannen die Mitarbeiter der Rassenhygienischen und Bevölkerungspolitischen Forschungsstelle (RHF; nach ihrem Leiter "Forschungsstelle Ritter") in enger Zusammenarbeit mit der Polizei Sinti und Roma zu erfassen, pseudowissenschaftlich-anthropometrische Daten zu erheben und umfangreiche Genealogien der Betroffenen zu erstellen. Aus vor allem den Genealogien wurden später individuelle sogenannte "Gutachtliche Äußerungen" erstellt, in denen die Betroffenen als "Nichtzigeuner", "Zigeuner" oder "Zigeunermischling" (mit weiteren Abstufungen) kategorisiert wurden. Die von der Forschungsstelle erhobenen Daten wurden ab 1943 zur wesentlichen Grundlage der Auswahlentscheidung für die Deportationen in das Vernichtungslager Auschwitz und damit für den Völkermord. Schon die Deportationen vom Mai 1940 sind von der Begutachtung durch das RHF abhängig. Die RHF war im Reichsgesundheitsamt eingerichtet und arbeitete eng mit dem Reichskriminalpolizeiamt zusammen.

Was ist auf den Fotos zu sehen? Zum einen "Zigeunerleben" wie Ritter und Mitarbeiter es sich vorstellten: Wohnwagen, Elend und Dreck. Diese Bilder sind nicht nur selektiv in Ausschnitt und Motiven, die die Fotografen wählten, sondern auch durch die Repression und soziale Entrechtung beeinflusst, die ähnlich wie bei der jüdischen Minderheit zu Verelendung, verschärfter sozialer Ächtung, Konzentration an überbelegten Wohnplätzen, Zwangslagern oder Schulausschluß führten. Sie sind kein Abbild der sozialen Lebenswirklichkeit von Roma in Deutschland unter Normalbedingungen. Vergleicht man mit z. B. die realen Wohnsituation der zeitgenössischen Sinti und Roma, so stellt man fest, daß sie in hohem Maße statt in Wohnwagen das Land zu bereisen, in ganz normalen Wohnungen lebten, nicht wenige Sinti und Roma arbeiteten auch in den gleichen Berufen wie die Mehrheitsbevölkerung. Hierzu machte die RHF natürlich keine Bilder. Ihre Fotos sollten belegen, was nachzuweisen war: "Zigeuner" als unstete "Nomaden", kollektiv unintegrierbar, unabänderlich festgelegt auf eine primitive "asoziale" "ziganische" Lebensweise. Die Bilder haben also in einem hohen Maße inszenatorischen und legitimatorischen Charakter. Sie inszenieren das nationalsozialistische (und mehrheitsgesellschaftliche) Zigeunerphantasma und legitimieren die darauf aufbauend Ausgrenzung und Verfolgung.

Ein nicht sicher festzustellender Teil der Bilder zeigt zudem keine freien Lagerplätze, sondern Zwangslager. Eine Situation die sich durch die Festschreibung (17. Oktober 1939) verschärft hat. Diese Bilder sollten also mit der gleichen Vorsicht zur Illustration verwendet werden wie Bilder aus dem Warschauer Getto. So wenig wie sich die Fotos einer Propagandakompanie zur Thematik "Ostjuden" dazu eignen, ein Bild von der Lebenssituation von Juden in Polen unter NS-Bedingungen zu vermitteln, so wenig sind die RHF-Fotos darauf gerichtet und dazu geeignet, die Lebensrealität von Roma wiederzugeben. Im Grunde können sie nur Teile der Verfolgungspraxis belegen.

Eine weitere Gruppe von Bildmotiven zeigen Ritter und Mitarbeiter bei der Arbeit. Hinter der harmlosen Normalität medizinisch-anthropologischer Untersuchungen (z.B. Befragungen d. h. Ausforschung, Anthropometrie, Blutproben, Genealogie) verbirgt sich eine zielgerichtete Datenerfassung, d.h. der pseudowissenschaftlich- verwaltungstechnische Vorlauf des Völkermordes. Problematisch ist an diesen Bildern der Anschein der Harmlosigkeit. Sie lassen den genozidalen Kontext vergessen statt ihn als das Wesentliche zu thematisieren. Der Zwangscharakter (die anwesende oder drohende Polizei) ist oft nicht sichtbar. In der BA-Bilderspende sind auch einige Bilder enthalten, die in Zwischenstationen der Deportation vom Mai 1940 entstanden, d.h. die Mitarbeiter der Forschungsstelle selektierten noch einmal individuell bzw. Familienweise. Diese Bilder zeigen am offensten den Zwangscharakter: die Untersuchungen wurden von bewaffneten Polizeiposten erzwungen, fanden in Zusammenarbeit der Fotografen mit der Polizei statt. Auf einigen Fotos sind Sinti und Roma individuell zu erkennen. Familienangehörige der abgebildeten Personen möchten bei manchen Bildern nicht, das z.B. ihre Großeltern so entwürdigend dargestellt werden.

Weiterhin ist die Geschichte des Bestandes R 165 nach 1945 ein ausgesprochen trauriges Beispiel für das Fortwirken der NS-Verfolgung in der Bundesrepublik. Ritter hatte bedeutende Teile der Planungsunterlagen des Völkermordes "privatisiert", d.h. nach Süddeutschland verlagert. Dabei gehören diese Unterlagen dem Deutschen Reich bzw. seinem Rechtsnachfolger. Er verteilte unkontrolliert die Akten, Fotos, Arbeitslisten, Karteikarten an ehemalige Mitarbeiter und die Landfahrerstelle der Polizei in München wo die NS-Zigeunerverfolger weiterhin arbeiteten. Ein bedeutender Teil gelangte an den Arzt Hermann Arnold, von hier gelangten die Bestände mehrfach aufgespalten und von den Tätern um besonders belastende Teile bereinigt, z.T. für "wissenschaftliche" Zigeunerforschung genutzt in Anthropologische Instituten in Tübingen und Mainz. Arnold führte die Forschungen des Ritter-Instituts im gleichen Geist fort. Er war zeitlebens bemüht, dessen Mitarbeiter zu rehabilitieren. Als "Zigeuner-Berater" der Bundesregierung spielte er eine einflußreiche Rolle in Entschädigungsfragen, selbstredend zu Lasten der Betroffenen.

Die Bestände, die von den Behörden als verschwunden behauptet wurden, wurden so gezielt dem Zugriff des für ehemalige Reichsakten zuständigen Bundesarchives und damit auch der Verfolgtengruppe (wo die Akten u. a. für Wiedergutmachungen gebraucht worden wären) und der historischen Forschung entzogen. Ins Bundesarchiv gelangten die Akten und damit auch die Fotos erst in den 80er Jahren nach spektakulären Protesten der Bürgerrechtsbewegung, staatsanwaltlichen Ermittlungen und Dienstaufsichtsbeschwerden.

Die Verwendung dieser Bilder erfordert also ein besonders sorgfältiges Vorgehen, was die historische Einordnung, Beschreibung und Verwendung betrifft. Wenn die Zeithistoriker des Bundesarchivs diesem Projekt diese Bilder zur Verfügung stellten, gingen sie davon aus, daß die Fotos hier eine angemessene, eine verantwortungsbewußte Rezeption erfahren und nicht schnell einmal hier und dort abgeladen werden.

Die Bilder[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bildgruppe 1: "Zigeunerlager"[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bildgruppe 2: "Untersuchungen durch die Forschungsgruppe Ritter"[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Zuordnung der Täter auf diesen Bildern ist etwas problematisch.

Weitere RHF Bilder

Bildgruppe 3: Deportation (15./16. Mai 1940)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Bilder[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Bilder entstanden nach Ankunft der "Forschergruppe Ritter" am 22. Mai 1940.

Die Geschichte hinter den Bildern[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

"In der Nacht vom 15. auf den 16. Mai 1940, zwischen Mitternacht und den frühen Morgenstunden, wurde ein Großteil der Sinti in Mainz, Ingelheim, Worms ebenso wie in pfälzischen Städten anhand von vorbereiteten Listen durch Kommandos der Schutz- und Kriminalpolizei aus ihren Wohnungen geholt. Auf der Mainzer Liste standen 107 Namen. Davon wurden 97 Personen angetroffen und in das Polizeipräsidium in der Klarastraße gebracht. Sie durften lediglich 50 kg Handgepäck mitnehmen, ihren restlichen Besitz mussten sie zurücklassen. Zehn Personen hielten sich nicht in ihrer Wohnung auf, einige waren geflüchtet. Sie wurden meist später an einem anderen Ort aufgespürt und ebenfalls deportiert. Eine der Überlebenden, Augustine Steinbach geb. Reinhardt, damals acht Jahre alt, schildert in ihren Erinnerungen an den 16. Mai 1940, dass sie zunächst im Polizeipräsidium fotografiert wurden und man ihnen die Ausweise wegnahm. Dann bekamen sie alle eine Nummer auf den Arm gestempelt. Anschließend erhielten sie einen neuen „Zigeunerausweis“, in dem dieselbe Nummer vermerkt war. Für die zur Deportation vorgesehenen Mainzer Sinti waren der Mainzer Polizei von der zentralen Erfassungsstelle im Vorfeld die Nummern 2001 bis 2107 zugeteilt worden, die Wormser Deportationsliste begann mit der Nummer 2108. Der Abtransport war perfekt organisiert. Der übrigen Bevölkerung war offenbar klar, dass die Sintifamilien nicht in ihre Wohnungen zurückkehren würden. Bereits drei Tage nach ihrem Abtransport wurden in der Zeitung unter der Adresse der Deportierten freie Wohnungen oder Zimmer angeboten. Zu den 97 aus Mainz Verschleppten zählten zahlreiche Kinder, darunter auch Neugeborene. Der jüngste Säugling, Herbert Kling, war 11 Tage, der zweitjüngste, Magdalena Wagner, 24 Tage alt. Weiter befanden sich neun Kleinkinder unter 3 Jahren unter den Festgenommenen, 16 Kinder waren im Alter von 3 bis 10 Jahren, 25 Kinder im Alter von 11 bis 17 Jahren. Die ältesten Verhafteten waren Anna und Friedrich Lehmann aus dem Kirschgarten 27, sie waren 68 und 69 Jahre alt. Unter den über 18-Jährigen waren 22 Frauen und 23 Männer. Nachdem man sie mehrere Stunden im Polizeipräsidium festgehalten hatte, wurden sie am helllichten Vormittag durch die Stadt zum Bahnhof geführt, wo ein Sonderzug der Reichsbahn bereitstand. In diesen Sonderzug musste in Worms und Ludwigshafen eine größere Zahl weiterer Sintifamilien zusteigen, bevor sie alle nach Asperg bei Stuttgart gebracht wurden. Dort mussten sie mit ihren Kleinkindern zu Fuß den Weg in das Sammellager auf dem Hohenasperg, einer Zweiganstalt des Zuchthauses Ludwigsburg, antreten. In den folgenden Tagen wurden nochmals „rassenbiologische Untersuchungen“ durchgeführt; 22 Personen wurden dabei als „Nicht-Zigeuner“ eingestuft und nach Hause geschickt. Sechs Tage später wurden die Inhaftierten mit einem Sonderzug in der „Generalgouvernement“ (das besetzte Polen) weitertransportiert. Hier wurden sie in verschiedene Lager verteilt. Die Häftlinge mussten unter unmenschlichen Bedingungen Schwerarbeit leisten; viele starben an Erschöpfung und Hunger. Ein Teil der pfälzischen und rheinhessischen Sinti wurde bei einer Erschießungsaktion 1943 in Radom getötet."[2] Nachsatz: die Sinti die fliehen konnten wurden bei Bensheim von der Polizei gestellt. Sie wurden offensichtlich auf einem anderen Weg deportiert, ihre Namen finden sich im Gegensatz zu den meisten am 16. Mai Deportierten in den Totenbüchern des "Zigeunerlagers" Auschwitz.

Bildgruppe 4: Herkunft?[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In der Bildgruppe 4 habe ich Fotos einsortiert, die ich nicht zweifelsfrei Ritter zuordnen kann. Bei den Bildern aus dem BA sind Teile der Signatur des Bundesarchives als Dateiname enthalten. "R 165" steht für Reich 165 und bezeichnet die "Rassenhygienische und kriminalbiologische Forschungsstelle des Reichsgesundheitsamtes". R 165 Bild einen Teil des zugehörigen Bildbestandes, weitere Bilder finden sich in den Akten und besitzen folglich abweichende Signaturen. Die hier versammelten Bilder entstammen dem Bildbestand "Bild 146" und "Bild 147" einem Sammlungsbestandes des Bundesarchivs, wobei sich per Internet/Bildbeschreibung die Herkunft der Bilder nicht klären lässt.

Ein "Schub" ist die Abschiebung einer Gruppe über die Stadt- oder Landesgrenze, eine der Möglichkeiten die auch schon vor 1933 zur "Problemlösung" von regionalen Bürokratien eingesetzt wurde. Oft gab es anschließende Streitigkeiten der betroffenen Bürokratien. Einige Bilder zeigen Polizisten, dies darf nicht naiv als Beleg für die Kriminalität der Sinti und Roma interpretiert werden, sondern zeigt die auch rassistisch motivierte Praxis der Polizei. Die Inszenierung von Eigen- und Fremdbild, von sauberer ordentlicher Polizei hier und Sinti und Roma dort wird besonders bei Bildern aus Berlin Marzahn deutlich.

Bildgruppe 5: ADN Bilder aus dem BA, Entstehungskontext unklar[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Bilder entstammen dem Bestand "Bild 183 - Allgemeiner Deutscher Nachrichtendienst (ADN) - Zentralbild", der ofiziellen Nachrichten- und Bildagentur der Deutschen Demokratischen Republik. Da diese erst 1946 gegründet wurde und es sich um Bilder seit den 20er Jahren handelt ist die Provenienz der Bilder problematisch, Entstehungszusammenhang, Fotograf oder Orte sicher schwer zu ermitteln, Bildbeschriftungen zweifelhaft, z.T deutlich in ihrer rassistischen Propagandafunktion.

Bildgruppe 6: Horst Grund PK Bilder (Farbdias)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

"Horst Grund (29. Juli 1915 - 8. Mai 2001)

Horst Grund wurde am 29. Juli 1915 in Berlin geboren. Nach einer technischen Ausbildung bei der Tobis und an der Reimannschule arbeitete er zwischen 1934 und 1937 als Kamera-Assistent bei Spielfilmen. Nach Ableistung von Arbeits- und Wehrdienst nahm Grund zunächst in einer Schallbatterie am Polen- und Frankreichfeldzug teil, bevor er 1941 als Filmberichter zu einer Propagande-Kompanie der Marine versetzt wurde. Er drehte für die Deutsche Wochenschau Berichte von Kriegsschauplätzen in Russland und im Mittelmeerraum. Bei den Filmaufnahmen von der Rückkehr der deutschen Truppen auf der Straße von Messina, die er in Reggio Calabria vom Festland aus dreht, verwendet Horst Grund erstmals seine legendären gekoppelten Kameras. Er schaltete seine Askania Z und seine Arriflex parallel und verwendet sie als Doppelkamera. Damit wurde es ihm möglich, ohne Assistenten mit beiden Kameras gleichzeitig Großaufnahmen und Bilder in der Totale zu machen. Gegen Ende des Krieges fertigte er Spezialberichte in Farbe über die V 1 und die Kleinkampfmittel der Marine. Nach einem wiederum kurzen Spielfilm-Intermezzo nach dem Kriege arbeitete Grund von 1950 bis 1977 als Wochenschau-Kameramann zunächst bei der Deutschen Wochenschau GmbH, Hamburg, deren Außenstelle Düsseldorf er leitete, dann bei Blick in die Welt. Er war weltweit eingesetzt und filmte Katastrophen, Sport- und Politereignisse. Für seine Wochenschauarbeit der Nachkriegszeit wurde Horst Grund vielfach ausgezeichnet. Er starb am 8. Mai 2001 kurz vor Vollendung seines 86. Lebensjahres in Düsseldorf." Quelle: [3]

Bilder ohne diskriminierenden oder exotischen Charakter[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]