Benutzer:KarlV/Wissen ist Macht – über helle und dunkle Seiten der Wikipedia

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PROLOG[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Wenn Informationen Amok laufen


Am 22. Juni 2016 wurden beim Amoklauf in München mindestens 30 Menschen teilweise schwer verletzt, und das nur, weil aufgrund von Gerüchten, die über die sozialen Medien verbreitet wurden, reale Paniken weit ab vom Ort des Geschehens ausgelöst wurden. Dies ist nur ein weiteres Beispiel dafür, welche Folgen digitale Informationen haben und welche Schäden sie verursachen können.

Das „Digitale Zeitalter“ hat unsere Gesellschaft komplett verändert. Wir sind nicht nur online jederzeit verfügbar und erreichbar – Informationen verbreiten sich über Facebook, Twitter oder WhatsApp in Echtzeit und ungefiltert in Sekundenschnelle aus.

Die wichtigste und auch gefährlichste Veränderung ist, dass im Gegensatz zu früher, wo es überwiegend Konsumenten gab, die ihr Informationsbedürfnis über Bücher, Fachzeitschriften, Zeitungen, Fernsehen oder Radio abdeckten, jeder Mensch nunmehr selbst Informationen erstellen kann (sei es über YouTube, Twitter, Periscope oder Blogs etc.). Der Mensch ist also nicht mehr nur Konsument – er kann jetzt gleichzeitig als Produzent von Informationen fungieren.

Konnte man sich früher auf die Medien und die ethischen Grundsätze diverser Journalistenschulen und deren Vorgehensweisen bei der Recherche, Sichtung, Verarbeitung und Verbreitung von Informationen verlassen, die einen seriösen Journalismus kennzeichnen („Gatekeeper“-Funktion), so gilt das im „Digitalen Zeitalter“ scheinbar alles nicht mehr. Der ungehinderte und ungefilterte digitale Fluss an Informationen stürzte nicht nur eine traditionelle Branche in eine tiefe Krise, er kann, wie das Beispiel aus München zeigte, in Echtzeit reale Schäden verursachen.


Die helle Seite der Wikipedia[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Wikipedia ist ebenfalls ein Kind der „Digitalen Revolution“. Das Konzept ist, dass eine Schwarmintelligenz anonymer Benutzer eine Enzyklopädie erstellt. Es ist nicht die Absicht, dass man eine feste Redaktion mit Real-Namen und Gesichtern hat. So paradox es klingt, gerade das ist letztendlich das Erfolgsrezept von Wikipedia, aber auch – das muss man feststellen – ihre größte Schwäche.

Wenn also jeder anonym Artikel schreiben darf und Informationen darin verwerten/verbreiten kann, wer garantiert, dass diese Informationen valide, glaubhaft und der Realität entsprechend sind? Wer garantiert, dass nicht gezielt Falschinformationen eingearbeitet werden können? Ist Wikipedia nicht – wie andere ähnliche Wiki-Plattformen – prädestiniert für Manipulationen und Desinformationen von einem großen Spektrum verschiedener Interessen (von Interessen einer einzelnen Person bis hin zu Interessen von Vereinen, religiösen oder politischen Organisationen, Lobbyisten oder Unternehmen)?

Diese Fragen begleiten Wikipedia seit ihrer Geburt und waren stets Gegenstand von teilweise heiß geführten internen Diskussionen. Das Bewusstsein von Verantwortung für die Inhalte und das Wissen, welche Folgen und Schäden die gesammelten Informationen in den Artikeln haben können, waren steter Begleiter bei der Entstehung interner Richtlinien, an denen sich die meisten Benutzer orientieren beziehungsweise orientieren sollten.

Das System Wikipedia[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das heutige System Wikipedia ist in seiner jetzigen Form aufgrund verschiedener Entwicklungen und Erfahrungen entstanden, exakt entlang der Reibungsfläche zwischen einerseits dem Ziel des Projekts, nämlich das etablierte Wissen für jedermann frei zugänglich abzubilden, und zum anderen zu definieren, was eigentlich zum etablierten Wissen gehört und was nicht. Die Diskussionsseiten vieler Artikel geben oft Auskunft über erbitterte Kämpfe, welche Informationen in einen Artikel gehören und welche nicht. Das betrifft alle Bereiche, denn selbst in der Wissenschaft gibt es immer wieder strittige oder kontroverse Themen, um deren Darstellung gerungen wird. Die wesentlichen Änderungen erfolgten im Laufe der Zeit auf zwei verschiedenen Ebenen, die ich nur kurz beschreiben möchte.

Benutzerebene[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Am Anfang gab es nur IPs und registrierte Benutzer, welche Artikel erstellten und editierten. Auf der Benutzerebene bildete sich nach und nach eine Struktur aus, die aus den Erfahrungen der ersten Jahre resultierte. Heute findet man neben IPs, Benutzern und Administratoren auch andere Funktionen, wie etwa Steward oder Oversighter (siehe auch Hilfe:Benutzer).

Im Prinzip kann nach wie vor jeder über das Internet Wikipedia-Artikel anonym bearbeiten – seine IP wird jedoch stets in der History erfasst. Aufgrund des immer wiederkehrenden Vandalismus und der in einigen Bereichen immer wiederkehrenden Versuche, bestimmte politische, religiöse oder anders gelagerte Meinungen als etabliertes Wissen zu verankern, können heute Artikel für das Editieren als IP gesperrt oder eingeschränkt werden. Unerwünscht ist die Verwendung von Proxys, die die eigentliche IP verbergen und in der Vergangenheit immer wieder für massiven Missbrauch verwendet wurden.

Wichtige Veränderungen erfolgten ebenfalls für angemeldete Benutzer. Eine beliebte Strategie, eine bestimmte politische oder religiöse Botschaft oder anders gelagerte Information in einem Artikel zu platzieren, war und ist, nicht nur ein Benutzerkonto anzumelden, sondern gleich sehr viele. Sie werden in Wikipedia als Sockenpuppen bezeichnet. Einer der Spitzenreiter betrieb in Wikipedia gleich über 1.000 verschiedene Benutzerkonten (Sockenpuppen). Die Sockenpuppen wurden als Einmal-Accounts für gezielte Edits verwendet oder kamen auf Diskussionsseiten zum Einsatz, wo sie Diskussionen manipulierten und majorisierten (Mehrheiten vortäuschten).

Die Konsequenzen auf dieses Phänomen waren folgende: Zum einen durchlaufen alle angemeldeten Benutzer nunmehr eine Probephase – das heißt, erst nach Erlangung eines Status, der mit der Stimmberechtigung einhergeht, wird der Status Sichter automatisch vergeben, so dass der Benutzer fortan vollberechtigt in Wikipedia editieren kann. In der Probephase darf der Benutzer zwar Artikel editieren, die Artikelversionen bleiben jedoch zunächst in einer früheren gesichteten Form eingefroren. Zum anderen hat sich seit einigen Jahren ein Verfahren etabliert, welches den Missbrauch durch Sockenpuppen untersucht und technisch nachweist, das sogenannte Checkuser-Verfahren.

Artikelebene[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Selbst die schärfsten Kritiker von Wikipedia kommen nicht umhin festzustellen, dass es Bereiche in der Online-Enzyklopädie gibt, die hervorragend recherchiert und geschrieben wurden. Nicht umsonst ist Wikipedia im Vergleich mit anderen Print- oder Web-Enzyklopädien führend und schlägt mit der Fülle an Informationen alle anderen existierenden Enzyklopädien.

Das ist alleiniger Verdienst der Richtlinien, die sich mit der Zeit aufgrund negativer Erfahrungen herausgebildet haben und nur das eine Ziel haben: die Abbildung des etablierten Wissens in Wikipedia soll einzig und alleine auf validen und verifizierbaren Informationen aufgebaut sein.

Auf der Artikelebene gibt es mittlerweile verschiedene zentrale Richtlinien, welche genau dieses Ziel fördern sollen. Die wichtigste Richtlinie ist die Belegpflicht (WP:BLG). Es ist mittlerweile allgemeiner Konsens, dass Informationen in Artikeln deskriptiv dargestellt werden sollen anhand von seriöser/reputabler Sekundärliteratur. Dies wird in der Richtlinie näher und differenziert beschrieben. So gehört zum Konsens, dass es eine Hierarchie bei der Verwendung von Quellen gibt – wissenschaftliche Abhandlungen stehen dabei an der Spitze gefolgt von Artikeln, Features oder Dokumentationen aus dem journalistischen Bereich.

Aber auch hier wird im Einzelnen differenziert: die Relevanz einer bestimmten wissenschaftlichen Information wird beispielsweise anhand des Erscheinungsorts (renommierter und anerkannter wissenschaftlicher Verlag) und der Rezeption (wird die Information in anderer wissenschaftlicher Literatur aufgegriffen?) verifiziert. Der Gehalt/die Relevanz einer journalistischen Information bemisst sich anhand des Erscheinungsortes (seriöse Zeitschrift) und ebenfalls im Echo in anderen Medien. Wissenschaftliche Abhandlungen im Selbstverlag, eine Dissertation etwa ohne eine einzige Rezeption, wären zum Beispiel Quellen, die nicht erwünscht sind. Eine Information aus einem Boulevardblatt, die kein weiteres Echo erfahren hat, wäre eine nicht erwünschte Information für Wikipedia.

Aufgrund zahlreicher negativer Erfahrungen mit versuchten Manipulationen und anderen Vorhaben, wie etwa Legendenbildung, PR in eigener Sache, Unterbringung von Falschinformationen, Relativierung von Mehrheitswissen in der wissenschaftlichen Forschung oder Etablierung von nicht belegbaren Thesen, sind weitere Richtlinien entstanden wie Keine Theoriefindung oder Was Wikipedia nicht ist.

Fazit und Fakten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

So wie die besten Gesetze der Welt Kriminalität nicht verhindern können, so können auch die Wikipedia-Richtlinien nicht vor Missbrauch schützen. Wer gezielt Manipulationen durchführen möchte, wird immer einen Weg finden. Das heißt jedoch nicht, dass man machtlos ist. Je mehr Benutzer das Projektziel verinnerlicht haben und gleichzeitig fachliche Kompetenz besitzen, desto schneller werden Manipulationen entdeckt. Insgesamt ist mit den Richtlinien und der Sensibilisierung bezüglich der Thematik das Risiko, dass eine Falschinformation mehrere Jahre in einem Artikel bestehen kann, geringer geworden. Ein Restrisiko wird zwar immer bleiben – aber das ist ein geringeres Übel, vergleicht man Wikipedia mit anderen Wikis, wie etwa Pluspedia, wo es strikte Richtlinien nicht gibt und jedermann Falschinformationen als Fakten ausgeben kann.

Damit kommen wir zum Punkt Medienkompetenz. Im Zuge des technischen Fortschritts und der digitalen Revolution wachsen Generationen mit den neuen Medien auf, ohne das nötige Werkzeug, wie mit der Informationsflut umzugehen ist. Spätestens wenn Falschinformationen über YouTube oder Facebook verbreitet werden, die, wie im Prolog beispielhaft dargestellt, für reale Fakten gehalten werden, während die richtigen Fakten aus der seriösen Presse für „Lügen“ gehalten werden, läuft einiges in der Gesellschaft schief. Dass die neuen digitalen Medien für Fanatiker von ISIS bis zur AfD, von Populisten wie Le Pen bis Trump interessant sind und für Kampagnen genutzt werden, ist erklärbar durch die zunehmende Desorientierung der Menschen aufgrund zunehmender gesellschaftlicher Unsicherheit – bei schwach ausgeprägter Medienkompetenz in verschiedenen Bevölkerungsschichten in einer sich durch technologischen Fortschritt rasch wandelnden digitalen Welt. Man sucht Sicherheit in einem bestimmten Weltbild und bekommt die tägliche Bestätigung seiner Sicht via soziale digitale Medien. Auch das macht den Populismus allgemein gefährlich, denn eine so gelenkte Masse ist durchaus fähig, eine gesunde Demokratie in eine Diktatur zu treiben.


Erhellendes von dunklen Seiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ähnlich wie Computer und Laptops weltweit ist auch Wikipedia mannigfaltigen Attacken aus dem Web 2.0 ausgesetzt. Einen Einblick in den täglichen Vandalismus, aber auch in Streitigkeiten verschiedenster Natur, die teilweise unter der Gürtellinie ausgetragen werden, kann man auf der Vandalismus-Meldungsseite erhalten.

Etwas seltener sind öffentliche Aufrufe, um bestimmte Inhalte in Wikipedia gezielt zu verändern. So etwa der Aufruf in der neurechten Zeitschrift Jungen Freiheit vom 22. Juli 2005[1], der dazu führte, dass seit mittlerweile 11 Jahren kontinuierlich um die Einleitung gekämpft wird.

In der Regel finden solche öffentlichen Aufrufe kein großes mediales Interesse. Eine der seltenen Ausnahmen bilden die Streitigkeiten um den Biografieartikel von Daniele Ganser. Dieser rief auf einer öffentlichen Veranstaltung an der Universität Tübingen am 15. Dezember 2014 auf, aktiv seinen Wikipedia-Artikel zu bearbeiten: „Also, wenn jemand Zeit hat, in Wikipedia reinzuschreiben, schreiben Sie es auch immer wieder um. Weil, das ist jetzt das Spiel. (...) Sie können direkt in Wikipedia reinschreiben. Weil, das ist jetzt das Spiel. Wir werden sehen, wer gewinnt.“ Eine Filmaufzeichnung der Passage wurde schließlich auf YouTube hochgeladen und im Januar/Februar 2015 in sozialen Medien verbreitet. Die Folgen waren massive Attacken im Personenartikel zu Ganser, die bis heute andauern.

Doch damit nicht genug: Unterstützer seines Anliegens erstellten anhand seines Beispiels einen „Dokumentarfilm“, dem sie den Namen „Die dunkle Seite der Wikipedia“ gaben und der in KenFM am 21. Oktober 2015 veröffentlicht wurde.[2] Erst nach Veröffentlichung dieses Films gelangten Einzelheiten über die Streitigkeiten im Artikel Daniele Ganser in einige Medien und verursachten so weitere Eskalationen im Wikipedia-Biografieartikel.

Exkurs: Home Made Propaganda[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Eine gründliche Analyse des Films lohnt sich, denn anhand dieses Machwerks lassen sich exemplarisch exakt die Mechanismen aufzeigen, die unseriösen Journalismus auszeichnen und wie im Zusammenspiel mit den sozialen Medien gezielt Falschinformationen transportiert werden mit dem einzigen Ziel, einen Wikipedia-Biografieartikel im eigenen Interesse zu verändern und zu manipulieren, zusätzlich in Kauf nehmend, dass reale Menschen zu Schaden kommen. Es folgt daher eine Analyse des Films.

Falschinformationen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Unseriöse Information zeichnet sich in erster Linie durch mangelnde Kenntnis der Materie aus, der Behauptung von Tatsachen, die nicht den Fakten (der Wahrheit) entsprechen, sowie Thesen, die daraus abgeleitet werden. Davon gibt es in diesem Film einige:

  • In der zweiten Minute wird beispielsweise Wikipedia für seine Biologie-Artikel gelobt: „Außerdem sind die Artikel mit Fußnoten zu «Primärliteratur», Quellen und weiterführender Literatur gespickt“. Hier hat der Autor offenbar nicht begriffen, dass in Wikipedia die Fußnoten überwiegend Sekundärliteratur (und nur in Ausnahmen Primärliteratur) aufweisen. Die Darstellung von bzw. aus Primärliteratur gilt allgemein als Original Research (WP:OR) und ist nicht erwünscht.
  • Mangelnde Kenntnis von Wikipedia zeigt sich auch in der 17ten Minute, wo der Autor behauptet: Sichter seien die meisten angemeldeten Benutzer und würden von Administratoren zu Sichtern ernannt. Das ist nachweislich falsch, wie eingangs beschrieben. Wenn man bestimmte Kriterien erfüllt, wird man automatisch zum Sichter.
  • In der 19ten Minute wird sich entrüstet beschwert darüber, dass Benutzer anonym seien und nicht mit „offenem Visier“ agieren würden. Das Projekt basiert nun einmal auf der Mitwirkung anonymer Benutzer - entweder hat der Autor Wikipedia nicht verstanden oder versucht, an dieser Stelle Stimmung zu machen.
  • Die Wikipedia sei wie die „Mafia in Sizilien“ strukturiert. Für diese Aussage wird in der 21ten Minute ausgerechnet Manfred Riebe als Kronzeuge in Anspruch genommen. Dass sich der Film gerade auf einen durch ein Sperrverfahren infinit gesperrten Benutzer beruft, der erheblichen Schaden in Wikipedia angerichtet hat, entbehrt nicht einer gewissen Komik (zum Sperrverfahren hier und dort).
  • Ab der 22ten Minute beschwert sich der Autor darüber, was vielen Benutzern passiert sei: „Sie wollten den Eintrag Ganser von abwertend zu objektiv abändern – doch dann wurde die Korrektur nicht nur rückgängig gemacht, sondern auch ihr Benutzerkonto gesperrt“. Dass sich ein Projekt gegen massive Einflussnahme von außen wehrt, wird gar nicht erst thematisiert. Stattdessen werden einige Administratoren genannt, die sich mit den Attacken von außen befassten, und verschiedene Sichter aufs Korn genommen. In einer Metapher werden Sichter mit einem „Türsteher vor einer Disco“ verglichen. Auf die Idee, dass sich eine Diskothek natürlich zu Recht vor einem verabredeten massiven Einfall zwecks Umfunktionierung der Veranstaltung wehren darf, kommt der Autor nicht.
  • Die Abwehr der verabredeten Attacke (Flashmob) auf den Artikel Daniele Ganser bewertet der Autor ab Minute 26 als ganz deutliches Beispiel dafür, wie die „Macht der Sichter und Administratoren“ missbraucht werde.
  • Ab Minute 28 beschwert sich der Autor, dass die Edit-War-Richtlinien von Wikipedia nicht eingehalten wurden. Diese sähen nur eine „vorübergehende Sperrung“ vor und nicht die „vielen massenhaften Kontensperrungen im Zusammenhang mit dem Ganser-Artikel“. Immerhin wird Insiderwissen preisgegeben: Der Autor spricht hier von „langjährig ungenutzten Konten“ oder „neuen Konten“. Das Lamentieren an dieser Stelle erinnert stark an spontane (verabredete) Demonstrationen, die in Gewalttaten enden und wo die Polizei wegen Landfriedensbruchs ermittelt, die Veranstalter sich aber vehement auf das Grundrecht der Demonstrationsfreiheit berufen.
  • Zwischen den Minuten 31 und 36 wird insbesondere auf die Sperrung von Benutzer:Atwerq im März 2015 eingegangen - also nach dem öffentlichen Aufruf Gansers und nach der Verbreitung des Aufrufs in Sozialen Medien im Januar und Februar 2015. Der Autor beschwert sich, dass Atwerq nach einer Vandalismus-Meldung sofort die „Höchststrafe“ erhalten habe, und behauptet erneut, dass sich Wikipedia dabei nicht an die eigenen Richtlinien halte. Auch hätten Administratoren das Verhalten Atwerqs als Vandalismus eingestuft, „ohne zu erläutern warum“. Dass ein Projekt das Recht hat, sich gegen solche verabredeten Flashmobs zu wehren, kommt dem Autor wieder nicht in den Sinn.
  • Dass der Autor offenbar selbst Teil des Flashmobs war, kommt in der 35ten Minute erneut kurz zum Vorschein, wo es um einen Check-User-Vorgang um den Artikel geht und der Autor zu berichten weiß, dass an den Aktionen „teils sehr selten genutzte alte Konten oder Neukonten“ beteiligt waren.

Anprangerungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Über Jugendliche, die mittels Facebook auf übelste Weise gestalkt wurden, haben die Medien schon vielfach berichtet. Die sozialen Netze werden des Öfteren dazu genutzt missliebige Personen - aus recht unterschiedlichen Gründen (meist niedere) - anzuprangern, zu verfolgen, anzuschuldigen, anzuschwärzen oder zu diffamieren. Das gemeinsame Ziel solcher Aktivitäten ist stets die Einschüchterung der jeweiligen Personen. Im politischen Bereich sind „schwarze Listen“ beliebt, insbesondere im neurechten und rechtsextremen Umfeld werden vermeintliche Gegner gerne auf diese Weise aufs Korn genommen. Kommen wir also zu den hässlichsten Seiten dieses Filmes:

  • Ab Minute 37 wird ein langjähriger Wikipedia-Benutzer an den Pranger gestellt. Sein Vergehen: er hätte Falschbehauptungen aus einem Artikel in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ) ungeprüft übernommen. Außerdem behauptet der Film, diese Quelle sei völlig ungeeignet. Hier zeigt sich erneut, dass das Prinzip Wikipedia nicht begriffen worden ist. In Wikipedia wird deskriptiv aus reputabler Sekundärliteratur dargestellt - es wird also nichts „übernommen“. Die FAZ gehört eindeutig zu den etablierten und seriösen journalistischen Medien, die innerhalb Wikipedias in tausenden von Artikeln als Referenz herangezogen wird. Das Vergehen ist also gar keins. Interessanterweise argumentieren auf der Diskussionsseite bis heute Benutzer auf gleiche Weise; sie wollen interessensgeleitet bestimmen, welche Informationen aufgenommen werden dürfen und welche nicht.
  • Ab Minute 41 fokussiert sich der Film auf einen zweiten langjährigen Wikipedia-Benutzer. Sein Vergehen, er soll in Zusammenarbeit mit dem ersten WP-Benutzer den Artikel nach und nach zu Ungunsten von Daniele Ganser verändert haben, indem er aus ungeprüften Quellen zitiert habe und indem er nicht die Richtlinie zum Neutralen Standpunkt (WP:NPOV) einhalten würde. Fakt ist, eine Überprüfung von Artikeln beispielsweise in der FAZ ist nur über Original Research möglich - das ist nicht der Sinn von Wikipedia, die Benutzer sollen nicht selbst forschen und Primärquellen sollen höchstens zur Abgleichung von Lebensdaten wie Geburt oder Tod herangezogen werden. Erlaubt ist hingegen die Überprüfung, ob die Informationen in der FAZ valide und verifizierbar sind (beispielsweise indem man schaut, ob es weitere Meldungen in anderen Medien gibt beziehungsweise dies in anderen seriösen Medien aufgenommen wird - oder ob es zu diesen Informationen beispielsweise eine Gegendarstellung gibt). Bei wissenschaftlichen Texten ist es einfacher. Falsche Ergebnisse können über die wissenschaftlichen Kontroversen korrigiert werden. Die Falsifizierung erledigt hier die Sekundärliteratur selbst (und nicht die WP-Benutzer). In letzter Konsequenz heißt es natürlich, dass es durchaus vorkommen kann, dass falsche Informationen in Artikel gelangen können. Wie eingangs erwähnt ist das Prinzip der deskriptiven Darstellung aus reputablen Sekundärquellen nach Abwägung von Pro und Contra völlig alternativlos, wenn man eine Enzyklopädie erstellen möchte, die verlässliche Informationen enthält. Ein Restrisiko bleibt immer (man denke an die Fälschungen der Hitler-Tagebücher, oder einigen naturwissenschaftlichen Forschungsarbeiten in Nature, die gefälscht waren). Auch der zweite WP-Benutzer wird also angeprangert, weil er das Prinzip der deskriptiven Darstellung aus reputabler Sekundärliteratur einhält.
  • Ab Minute 74 wird der zweite WP-Benutzer schließlich „deanonymisiert“. Dieser Teil des Filmes stellt die eigentliche Kernkomponente dar, und sie ist einzig darauf ausgerichtet, einen bisher seit Jahren aktiven WP-Benutzer nicht nur einzuschüchtern, sondern auch so in das „öffentliche Leben“ zu zerren, dass er bis hin zu seinem Privatleben verfolgt und angegriffen werden kann. Diese Methode kennt man bisher aus dem politischen Extremismus, etwa von der rechtsextremen Anti-Antifa, die gerne vermeintliche Feinde durch an ihre Klientel gerichtete Veröffentlichungen für vogelfrei erklärt, so dass sie Morddrohungen erhalten, tätlich angegriffen oder beim Arbeitgeber angeschwärzt werden können. Die physische Bedrohung beziehungsweise die Androhung physischer Gewalt als legitimes Mittel der Einschüchterung ist ein beliebtes Mittel bei Fanatikern. So wundert es einen nicht, dass der Autor des Filmes ab Minute 83 auf Informationen der rechtsextremen Metapedia zurückgreift, um den WP-Benutzer zu deanonymisieren.
  • Die Anprangerungsmethode wird vom Autor ebenfalls dazu verwendet, missliebige Literatur, die Ganser kritisiert, als nicht zitierfähig zu deklarieren. So etwa in Minute 93, wo der Film auf einen Zeitungsbericht eingeht, der als Referenz im Artikel verwendet wird. Einer der beiden Autoren des Zeitungsberichts wird geoutet als jemand, der in der Vergangenheit missbräuchlich einen Doktor-Titel verwendet habe. Daher dürfe der Artikel nicht als seriöse Literatur verwendet werden. Auch hier wird die Wikipedia-Richtlinie, die das deskriptive Darstellen aus reputabler Sekundärliteratur vorschreibt, völlig ignoriert. Die Richtlinien schreiben nicht vor, im Privatleben der Autoren der Sekundärliteratur rumzuschnüffeln. Noch heute argumentieren Benutzer oder IPs auf der Diskussionsseite des Artikels von Ganser auf gleiche Weise wie im Film vorgegeben.
  • Ab Minute 96 kommt der Film auf den ersten Wikipedia-Benutzer zurück, der dann ab Minute 101 deanonymisiert wird, und prangert dessen Argumentation zum Thema Verschwörungstheorie an.
  • Ab Minute 99 kommt erneut zum Vorschein, dass die deskriptive Darstellung von Fakten, an die sich Wikipedia zu halten hat, nicht verstanden worden ist. In einer seriösen Schweizer Zeitung wurde in einem Artikel ein Mitarbeiter Gansers aus der Universität zitiert. Die Aussage wurde deskriptiv und unter Zuordnung und Einzelbeleg in den Artikel eingebaut. Der Autor des Films behauptet nun, das Zitieren sei nicht zulässig, weil es auf nicht verifizierbaren Fakten beruhen würde. Auch hätte der Autor des Artikels in der Schweizer Zeitung nicht wissenschaftlich gearbeitet und sei daher unseriös, die Quelle daher ungeeignet. Nach dieser Methode wird noch heute auf der Diskussionseite der Wikipediabiografie von Daniele Ganser versucht, valide journalistische Arbeiten als nicht geeignet für den Artikel zu deklarieren. Keine Wikipedia-Richtlinie schreibt Journalisten vor, sie sollten gefälligst wissenschaftlich arbeiten. Keine Wikipedia-Richtlinie schreibt WP-Benutzern vor, sie müssten selbst die Arbeit von Journalisten rekonstruieren (Original Research - sozusagen die Recherche wiederholen), um sie als seriös einstufen zu können.

Verschwörungstheorien[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Verschwörungstheorien beruhen auf der Annahme, dass hinter dem Sichtbaren geheime manipulierende Kräfte am Werk sind. Gerade bei Fanatikern wird in den Sozialwissenschaften ein ausgeprägter Hang zu Verschwörungstheorien festgestellt. Verschwörungstheorien bieten den Vorteil, gegenüber Versuchen der empirischen Prüfung immun zu machen, somit kann die Selbstreflexion weitgehend ausgeblendet werden, die eh bei der Verwendung ausgeprägter Freund-Feind-Stereotypen stören würde. Die Zunahme von Fanatismus im „digitalen Zeitalter“ geht einher mit einer Zunahme an Verschwörungstheorien. Auch der Film über Wikipedia bedient sich dieses „Werkzeugs“.

  • Zitat aus 66. Minute: „Es geht hier offenbar darum eine ganz bestimmte Meinung durch Wikipedia zu transportieren – nämlich die offizielle Sichtweise der amerikanischen Administration zu 9/11. Sachliche Argumente werden nicht zugelassen“ - damit ist die Kernaussage des Films erfasst. Wikipedia ist ein Instrument der Amerikaner, um ihre Sicht der Dinge zu transportieren.
  • Daher wird das Grundprinzip der Anonymität von Wikipedia, welches nicht verstanden worden ist, erneut angeprangert nach dem Motto „Sie verstecken sich“ (Minute 76).
  • Veredelt wird die Verschwörungstheorie mit der in Minute 80 gestellten „Frage“, ob der zweite WP-Benutzer, und offenbar harter Widersacher der konzertierten Aktion, nicht für einen Geheimdienst arbeiten würde.
  • Zum Schluss des Filmes werden Statements von Sabine Schiffer und Hermann Ploppa eingeblendet, welche die Verschwörungstheorie stützen sollen, deren Beiträge jedoch auch anders verstanden werden können. Dass Manipulationen von allen möglichen Seiten in Wikipedia versucht wird, ist kein Geheimnis und bekannt. Der Film suggeriert jedoch, dass bestimmte Benutzergruppen, sozusagen im Rudel, amerikanische Interessen durchsetzen würden (Minute 108). Das Ganze wird am Kampf um die Einleitung im Artikel Daniele Ganser festgemacht.

Ein Fazit[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass dieser Film keine journalistische Arbeit darstellt.[3] Der Anlass und Aufhänger ist einzig und alleine der Kampf um ein oder zwei Sätze in der Einleitung des Artikels zu Daniele Ganser. Die Falschinformationen, die Anprangerungen und Verschwörungstheorien entlarven den Film als flankierendes Propagandamittel, um den „Kampf um die Einleitung“ im Wikipedia-Artikel zu unterstützen, weitere „Kämpfer“ für dieses Ziel zu rekrutieren, die eigenen „Mitkämpfer“ moralisch zu unterstützen und gleichzeitig die Widersacher einzuschüchtern und zu neutralisieren.

Die Art und Weise wie dieser Film aufgebaut ist, der Inhalt und die Botschaft, deckt sich mit den jüngsten Entwicklungen und neuen Möglichkeiten der „Digitalen Revolution“, die Fanatiker, aber auch Populisten für sich entdeckt haben. Man wird zunehmend mit gezielten Manipulationen und Dekontextivierungen von Nachrichten bis hin zur Erstellung von Fake-News konfrontiert. Um Online-Diskussionen zu beeinflussen und Mehrheiten in Diskussionsforen zu simulieren, werden unter anderem Social-Bots eingesetzt (Trump, AfD) - in Wikipedia Sockenpuppen. Mittels der neuen digitalen Möglichkeiten wird so eine „Alternativöffentlichkeit“ hergestellt mit ganz eigenen „Wahrheiten“ und „Gewissheiten“. Den Machern – so auch in diesem Film – geht es überhaupt nicht darum, eine konsensfähige Sicht der Realität zu finden, sondern darum, diese so zu zersplittern und zu diskreditieren, so dass sich letztlich genügend Anhänger für das eigene Ziel beziehungsweise weitgehend geschlossene Weltbild finden.

  1. Frank Liebermann, Der anarchische Almanach, Junge Freiheit vom 22. Juli 2005, Print-Ausgabe 30/05, S. 12
  2. https://www.youtube.com/watch?v=wHfiCX_YdgA
  3. Andere interessante Einschätzung zum Film vom 22. Oktober 2015


Ausblick[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der große Erfolg des Projektes Wikipedia, die Erstellung einer Enzyklopädie, die das etablierte Wissen darstellt und für jedermann frei zugänglich zur Verfügung stellt, ist einzigartig, darf aber nicht über verschiedene Aspekte hinwegtäuschen, die unbedingt angesprochen werden müssen:

Risikominimierung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nur die strengen Richtlinien zur Belegpflicht und zum Umgang mit Quellen - nur die Verifizierbarkeit der Informationen kann das Risiko minimieren, dass frei erfundene Informationen (Fake-News) oder dass Desinformationen zwecks Manipulationen in Artikeln eingepflegt werden. Eine 100%ige Sicherheit können jedoch auch die Richtlinien nicht schaffen. Letztendlich liegt es am Bildungsgrad der Wikipedia-Benutzer, ihrer Medienkompetenz und deren Erfahrung im Umgang mit Quellen, wie hoch die Qualität eines Artikels sein wird, und wie hoch die Wahrscheinlichkeit ist Missbrauch zu entdecken.

Zitierbarkeit[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Aufgrund des Risikos, dass eine Falschinformation auch in einen wissenschaftlichen Artikel eingepflegt werden kann, versteht es sich von selbst, dass es im wissenschaftlichen Betrieb nicht zu empfehlen ist und auch nicht zulässig sein sollte, aus Wikipedia zu zitieren. Wikipedia ist durchaus in der Lage, in einem Forschungsgebiet ungeahnte Quellen oder Aspekte zu liefern. Das Durchforsten der jeweiligen Diskussionsseiten kann manchmal ebenfalls sehr ergiebig sein. Die bewährte wissenschaftliche Arbeit wird jedoch dadurch nicht ersetzt. Wikipedia kann Material zur Quellensichtung liefern - jedoch keine wissenschaftliche Erkenntnis!

Konzeptänderung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Muss die Schwarmintelligenz anonym sein? Es gab in der Vergangenheit verschiedene Projekte, die versucht haben, über eine Realnamenspflicht eine ähnliche Enzyklopädie aufzubauen (Nupedia oder Citizendium). Diese Projekte waren nicht sonderlich erfolgreich. Eine solche Konzeptänderung wäre - nach meiner Einschätzung - auch das Ende des Projekts Wikipedia. Ein großer Teil der Attraktivität, am Projekt teilzunehmen, scheint an der Anonymität zu liegen. Die besten Artikel entstehen meistens aus den zahlreichen Kontroversen und Streitigkeiten. Streitigkeiten und Kontroversen entstehen, wenn anonyme Benutzer mit unterschiedlichen Interessen aufeinander stoßen - die Richtlinien regeln den Ablauf dieser Zusammenstöße.

Verantwortung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die unzensierte digitale Informationsflut wird uns zukünftig immer mehr beschäftigen, denn mit den neuen digitalen Möglichkeiten lassen sich seriöse Nachrichtenmedien wunderbar ausschalten - da lacht jede Diktatur - da lacht der Faschist in uns. Wenn ich also seriöse Informationsquellen als Lügenpresse disqualifizieren und gleichzeitig meine erfundenen Nachrichten in viele Köpfe transportieren kann, wo sie für bare Münze gehalten werden - wenn es dann zusätzlich möglich ist, aufgrund falscher Informationen eine entsprechende Masse von Menschen zu bestimmten Taten zu bewegen, dann ist das Höchstziel erreicht. Die Manipulation perfekt. Das heißt im Umkehrschluss, dass auf jedem „seriösen“ Wikipedia-Benutzer eine sehr große Verantwortung liegt, eine große Bürde, über den Inhalt der Artikel zu wachen. Die Manipulationen werden in jedem Fall zunehmen. Bei einem Aufruf oder einem Film wird es nicht bleiben - es ist ein Vielfrontenkrieg um das Wissen und ihre Macht. Das Spektrum ist breit - vom einzelnen Filmemacher, der sich an einer Einleitung in einem Artikel stört, bis zu staatlichen Nachrichtendiensten, die gezielte Desinformation einpflegen möchten. Das ist eine große Herausforderung und Verantwortung!

Freiheit[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Konkrete Existenzangst aufgrund der Globalisierung - Angst vor Verlust des Arbeitsplatzes - Angst vor Terrorismus - Angst vor Krieg - Angst vor Flüchtlingen - Angst vor Fremden - unsere Gesellschaft erlebt zur Zeit nachhaltige Verwerfungen, die auch mit dem technischen Fortschritt zu tun haben, aber nicht nur. Vor lauter Ängsten verlieren wir eines der höchsten Güter der Demokratie aus den Augen - es ist die Freiheit. „Die Würde des Menschen ist unantastbar“ (Artikel 1 Abs. 1 Grundgesetz) - oder die garantierte „Gleichheit vor dem Gesetz“ (Artikel 3 GG) - sind Grundsätze, die in Gefahr sind, verloren zu gehen. Wenn Fanatiker sich hochschaukeln und eine Eskalationsspirale in Gang gesetzt wurde, dann werden Besonnenheit und Selbstreflexion meistens in den Hintergrund gedrängt. Genau solche gesellschaftliche Situationen haben in Deutschland bereits zu zwei Weltkriegen geführt. Es liegt an jedem von uns, es nicht weiter eskalieren zu lassen und zuzulassen, dass Angst in Hass umschlägt und dass eine relativ lange Pause des Friedens in Europa ad acta gelegt wird.

--KarlV 13:22, 20. Dez. 2016 (CET)

PS: Sehr empfehlenswerte weiterführende Literatur: Ernst-Dieter Lantermann, Die radikalisierte Gesellschaft. Von der Logik des Fanatismus, Karl Blessing Verlag München, 2016


Nachbetrachtung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Diese Nachbetrachtung bezieht sich nur auf den oben geschilderten Fall über den Film „Die dunkle Seite der Wikipedia“.

Da die Angriffe auf die Intention und die Grundrichtlinien des Projekts Wikipedia nicht nachlassen, sondern zunehmen, ist es an der Zeit sich Gedanken zu machen, warum über die Schiene Ganser/Fiedler die medialen Angriffe fortgesetzt werden und dankbare Unterstützer nicht nur im rechtsextremen politischen Bereich finden, sondern beispielsweise neben KenFM auch beim Sender Russia Today.

Antworten zu dieser Frage lassen sich in einem KenFM-Interview mit Markus Fiedler vom 16. Februar 2017 finden (https://www.youtube.com/watch?v=aFz3vlyeNkw).

Interessant in diesem Zusammenhang ist die Behauptung von Fiedler ab Minute 5:25, dass man in Wikipedia keine politische Ansichten, die gegen die amerikanische oder die israelische Administration gerichtet sind vertreten dürfe, da man sonst sofort aus der Wikipedia rausgeschmissen werden würde. Wiederholt wird also verbreitet, Wikipedia sei ein Werkzeug der amerikanischen und israelischen Administration und dies würde von einem Netzwerk linkextremer Nutzer, vornehmlich aus einem „antideutschen“ Lager, organisiert, die den überwiegenden Teil der Administratoren und Sichter stellen würden.

Als Lösung bewirbt Fiedler ab Minute 84 die Pluspedia als „vielversprechendes Projekt“. Die Frage ist nunmehr, was macht Pluspedia eigentlich so interessant für Fiedler? Vielleicht ist es der Umstand, dass Pluspedia keine Relevanzkriterien und Richtlinien hat, die Falschmeldungen, Desinformation, Legendenbildungen verhindern könnten. Dass Pluspedia zudem längst von Rechtsextremisten unterwandert ist, sei nur am Rande vermerkt. Fiedler bewirbt also ein Projekt, das prädestiniert ist für Fake News beziehungsweise Falschinformationen und in der Geheimdienste (wenn das sein Anliegen sein sollte), viel leichter Desinformationen einpflegen können, als in Wikipedia.

Vielleicht ist in diesem Zusammenhang ein älteres Interview von Ganser in RT interessant, wo er sich zu Wikipedia und den Medienkonsum äußert und wo am Schluss (ab Minute 12:30) Ganser massiv von einem Sender instrumentalisiert wird, der offen von der russischen Administration betrieben wird.

Fazit: Wir haben ein Projekt Wikipedia, das sich Richtlinien gegeben hat, um valide und nachprüfbare Informationen im Rahmen des darstellbaren Wissens zu sammeln. Falsch- und Desinformationen, egal von welchen Geheimdiensten oder Administrationen x-beliebiger Länder sind nicht erwünscht (und werden auch öfters als solche erkannt). Das wurmt offenbar einige, deren wahre Intentionen man immer deutlicher erahnen kann.

KarlV 10:19, 6. Mär. 2017 (CET)

Tutorials zum Thema: