Benutzer:Rabe!/Textgalerie - Studentisches Fechten in der Literatur

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Textgalerie - Studentisches Fechten in der Literatur

Diese Textsammlung dient der systematischen Erschließung von Quellen aus der belletristischen Literatur von möglichst renommierten Autoren zum Themenkreis "Studentisches Fechten" und "Mensur". So entsteht eine Fundgrube für Zitate, die in einschlägigen Wikipedia-Artikeln verwendet werden können oder auf die in Diskussionen zum Thema hingewiesen werden kann. Dabei wird Wert auf den autobiographischen Gehalt der Texte gelegt, das heißt, die Autoren sollten möglichst schon selbst erfahren haben, wovon sie schreiben. Entweder durch eigenes Tun oder aber zumindest durch Augenschein.

Die Texte werden soweit möglich in zeitlicher Reihenfolge sortiert, wobei nicht das Erscheinungsdatum des Werkes gezählt wird, sondern die Zeit, in der die Szenen spielen. So wird der zeitliche Ablauf der Entwicklung des Fechtens deutlicher.

Johann Wolfgang von Goethe[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Johann Wolfgang von Goethe, Dichtung und Wahrheit, Viertes Buch [1]

Johann Wolfgang von Goethe

Goethe berichtet in diesem Kapitel, wie er schon als Schüler, also vor Antritt seines Studiums in Leipzig im Jahre 1765, Reiten und Fechten hat lernen sollen. In dieser Zeit erhielt der Dichter hauptsächlich Privatunterricht, teils von seinem Vater, teils von Privatlehrern. Sein Vater brachte ihm auch bereits viele Studieninhalte der Rechtswissenschaften bei, was Goethe eigentlich erst auf der Universität lernen sollte. Deshalb vielleicht auch das frühe Studium des Reitens und Fechtens.

Wir waren nun herangewachsen, und dem Schlendriane nach sollten wir auch neben andern Dingen fechten und reiten lernen, um uns gelegentlich unserer Haut zu wehren, und zu Pferde kein schülerhaftes Ansehn zu haben. Was den ersten Punkt betrifft, so war uns eine solche Übung sehr angenehm: denn wir hatten uns schon längst Haurapiere von Haselstöcken, mit Körben von Weiden sauber geflochten, um die Hand zu schützen, zu verschaffen gewußt. Nun durften wir uns wirklich stählerne Klingen zulegen, und das Gerassel, was wir damit machten, war sehr lebhaft.
Zwei Fechtmeister befanden sich in der Stadt: ein älterer ernster Deutscher, der auf die strenge und tüchtige Weise zu Werke ging, und ein Franzose, der seinen Vorteil durch Avancieren und Retirieren, durch leichte flüchtige Stöße, welche stets mit einigen Ausrufungen begleitet waren, zu erreichen suchte. Die Meinungen, welche Art die beste sei, waren geteilt. Der kleinen Gesellschaft, mit welcher ich Stunde nehmen sollte, gab man den Franzosen, und wir gewöhnten uns bald, vorwärts und rückwärts zu gehen, auszufallen und uns zurückzuziehen, und dabei immer in die herkömmlichen Schreilaute auszubrechen. Mehrere von unsern Bekannten aber hatten sich zu dem deutschen Fechtmeister gewendet, und übten gerade das Gegenteil. Diese verschiedenen Arten, eine so wichtige Übung zu behandeln, die Überzeugung eines jeden, daß sein Meister der bessere sei, brachte wirklich eine Spaltung unter die jungen Leute, die ungefähr von einem Alter waren, und es fehlte wenig, so hätten die Fechtschulen ganz ernstliche Gefechte veranlaßt. Denn fast ward ebensosehr mit Worten gestritten als mit der Klinge gefochten, und um zuletzt der Sache ein Ende zu machen, ward ein Wettkampf zwischen beiden Meistern veranstaltet, dessen Erfolg ich nicht umständlich zu beschreiben brauche. Der Deutsche stand in seiner Positur wie eine Mauer, paßte auf seinen Vorteil, und wußte mit Battieren und Ligieren seinen Gegner ein über das andre Mal zu entwaffnen. Dieser behauptete, das sei nicht Raison, und fuhr mit seiner Beweglichkeit fort, den andern in Atem zu setzen. Auch brachte er dem Deutschen wohl einige Stöße bei, die ihn aber selbst, wenn es Ernst gewesen wäre, in die andre Welt geschickt hätten.
Im ganzen ward nichts entschieden noch gebessert, nur wendeten sich einige zu dem Landsmann, worunter ich auch gehörte. Allein ich hatte schon zu viel von dem ersten Meister angenommen, daher eine ziemliche Zeit darüber hinging, bis der neue mir es wieder abgewöhnen konnte, der überhaupt mit uns Renegaten weniger als mit seinen Urschülern zufrieden war.


Gedicht „Rechenschaft“, 1810 [2] (Auszug)

...
Einem armen kleinen Kegel,
Der sich nicht besonders regt,
Hat ein ungeheurer Flegel
Heute grob sich aufgelegt.
Und ich fühlte mich ein Mannsen,
Ich gedachte meiner Pflicht,
Und ich hieb dem langen Hansen
Gleich die Schmarre durchs Gesicht.
...

Mit Mädeln sich vertragen, Version von 1775 [3] (aus "Claudine von Villa Bella")

Mit Mädeln sich vertragen,
Mit Männern 'rumgeschlagen,
Und mehr Credit als Geld;
So kommt man durch die Welt.
Ein Lied, am Abend warm gesungen,
Hat mir schon manches Herz errungen;
Und steht der Neider an der Wand,
Hervor den Degen in der Hand;
'Raus, feurig, frisch,
Den Flederwisch!
Kling! Kling! Klang! Klang!
Dik! Dik! Dak! Dak!
Krik! Krak!
Mit Mädeln sich vertragen,
Mit Männern 'rumgeschlagen,
Und mehr Credit als Geld;
So kommt man durch die Welt.

Aus diesem Text hat Ludwig van Beethoven 1790 eine Arie geschrieben: "Mit Mädeln sich vertragen", Arie für Bass und Orchester WoO 90 [4] [5]

E.T.A. Hoffmann[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

E.T.A. Hoffmann, Lebensansichten des Katers Murr, 1821 [6]

E. T. A. Hoffmann

Der stark autobiographisch ausgerichtete Text des "Katers Murr" schildert Szenen aus dem Leben des Dichters, jedoch verfremdend in die Welt der Katzen verlagert. Weite Teile des Werkes reflektieren das Studium des Dichters an der Universität Königsberg von 1792 bis 1795. So schließt sich der Kater Murr nach Anwerbung durch seinen Freund Muzius einer "Katzburschengesellschaft" an, hinter der Studentenhistoriker einen Studentenorden der Amicitia vermuten. Bald bekommt er Ärger wegen einer jungen Dame und wird von einem Kontrahenten "auf Kratz" gefordert, was er aber auf "Biss" erhöht. Diese Auseinandersetzung reflektiert den Sachverhalt, dass zu dieser Zeit noch sowohl das Fechten "auf Stoß", als auch das Fechten "auf Hieb" üblich waren. Später kam das Stoßfechten wegen seiner Gefährlichkeit außer Mode.

Als ich nämlich einmal bei dem Anbruch der Nacht, im Schimmer des hellen Mondscheins, mit dem Bruder Muzius zu einer Kneiperei, die die Burschen angeordnet, gehen wollte, begegnete mir jener schwarz-grau-gelbe Verräter, der mir meine Miesmies geraubt. Wohl könnt es sein, daß ich bei dem Anblick des verhaßten Nebenbuhlers, dem ich noch dazu schändlicherweise unterliegen mußte, etwas stutzte. Er ging indessen hart an mir vorbei, ohne mich zu grüßen, und es wollte mich bedünken, als lächle er mich verhöhnend an, im Gefühl der Übermacht, die er über mich gewonnen. Ich dachte an die verlorne Miesmies, an die erhaltenen Prügel, das Blut kochte mir in den Adern! Muzius bemerkte meine Aufwallung, und da ich ihm mitteilte, was ich bemerkt zu haben glaubte, so sprach er: »Du hast recht, Bruder Murr. Der Kerl schnitt solch ein schiefes Gesicht und trat dabei so keck auf: am Ende wollte er dich wirklich tuschieren. – Nun, das wollen wir bald erfahren. Irre ich nicht, so hat der bunte Philister hier in der Nähe eine neue Liebschaft angesponnen, er schleicht alle Abende hier auf diesem Dache umher. Warten wir ein wenig, vielleicht kommt der Monsieur bald zurück, und da kann sich ja wohl das übrige bald finden.« 
In der Tat dauerte es nicht lange, so kam der Bunte wieder trotzig zurück und maß schon von weitem mich mit verächtlichen Blicken. Ich trat ihm herzhaft und keck entgegen, wir gingen so hart aneinander vorüber, daß unsere Schweife sich unsanft berührten. Sogleich blieb ich stehen, drehte mich um und sprach mit fester Stimme: »Mau!« – Er blieb ebenfalls stehen, drehte sich um und erwiderte trotzig: »Mau!« – Dann ging ein jeder seinen Weg.
»Das war Tusch«, rief Muzius ganz zornig aus, »ich werde den bunten trotzigen Kerl morgen koramieren.« 
Muzius begab sich den andern Morgen zu ihm hin und fragte ihn in meinem Namen, ob er meinen Schweif berührt. Er ließ mir erwidern, er hätte meinen Schweif berührt. Darauf ich, habe er meinen Schweif berührt, so müsse ich das für Tusch nehmen. Darauf er, ich könne es nehmen, wie ich wollte. Darauf ich, ich nehme es für Tusch. Darauf er, ich sei gar nicht imstande zu beurteilen, was Tusch sei. Darauf ich, ich wisse das sehr gut und besser als er. Darauf er, ich sei nicht der Mann dazu, daß er mich tuschieren solle. Darauf ich nochmals, ich nehme es aber für Tusch. Darauf er, ich sei ein dummer Junge. Darauf ich, um mich in Avantage zu setzen, wenn ich ein dummer Junge sei, so sei er ein niederträchtiger Spitz! – Dann kam die Ausforderung.
(Randglosse des Herausgebers. O Murr, mein Kater! Entweder hat sich der Ehrenpunkt seit Shakespeares Zeit nicht geändert, oder ich ertappe dich auf einer schriftstellerischen Lüge. Das heißt, auf einer Lüge, die dazu dienen soll, der Begebenheit, die du erzählst, mehr Glanz und Feuer zu geben! – Ist die Art, wie es zum Duell mit dem bunten Pensionär kam, nicht die rein ausgesprochene Parodie von Probsteins siebenmal zurückgeschobener Lüge in »Wie es euch gefällt«? Finde ich nicht in deinem angeblichen Duellprozeß die ganze Stufenleiter von dem höflichen Bescheid, dem feinen Stich, der groben Erwiderung, der beherzten Abfertigung bis zum trotzigen Widerspruch, und kann es dich wohl einigermaßen retten, daß du anstatt mit der bedingten offenbaren Lüge mit ein paar Schimpfreden schließest? – Murr! mein Kater! die Rezensenten werden über dich herfallen, aber bewiesen hast du doch wenigstens, daß du den Shakespeare mit Verstand und Nutzen gelesen, und das entschuldigt vieles.)
Aufrichtig gestanden, fuhr es mir doch etwas in die Glieder, als ich die Ausforderung erhielt, die auf den Kratz lautete. Ich dachte daran, wie übel mich der bunte Verräter zugerichtet hatte, als, von Eifersucht und Rache getrieben, ich ihn angriff, und wünschte wenigstens die Avantage, zu der mir Freund Muzius verholfen, hinweg. Muzius mochte gewahren, daß ich beim Lesen des blutfordernden Handbilletts erblaßte, und überhaupt meine Seelenstimmung bemerken. »Bruder Murr«, sprach er, »mir scheint, als ob dir das erste Duell, das du bestehen sollst, etwas in die Glieder führe?« – Keinen Anstand nahm ich, dem Freunde mein ganzes Herz zu öffnen, ihm zu sagen, was meinen Mut erschütterte.
»O mein Bruder«, sprach Muzius, »o mein geliebter Bruder Murr! Du vergissest, daß damals, als der übermütige Frevler dich ausprügelte auf schnöde Weise, du noch ein blutjunger Neuling und kein wackerer, tüchtiger Bursche warst wie jetzt. Auch war dein Kampf mit dem Bunten kein ordentliches Duell nach Regel und Recht, ja nicht einmal ein Renkontre zu nennen, sondern nichts weiter als eine philistermäßige Balgerei, die unanständig ist für jeden Katzbursch. Merk dir's Bruder Murr, daß der auf unsre besondre Gaben neidische Mensch uns die Neigung vorwirft, uns auf ehrwidrige, beschimpfende Weise zu prügeln, und fällt unter seinem Geschlecht dergleichen vor, dies mit dem Schimpf- und Spottnamen: Katzbalgerei bezeichnet. Schon darum wird und muß ein ordentlicher Kater, der Ehre im Leibe hat und auf gute Sitten hält, jedes böse Renkontre der Art vermeiden; er beschämt den Menschen, der unter gewissen Umständen sehr geneigt ist, zu prügeln und geprügelt zu werden. – Also, geliebter Bruder, laß alle Furcht und Scheu fahren, bewahre dein tapfres Herz und sei überzeugt, daß du im ordentlichen Duell genügsame Rache für alle erfahrne Unbill nehmen und den bunten Gecken dermaßen zerkratzen kannst, daß er das dumme Liebeln und alberne Daherstolzieren wohl auf einige Zeit lassen wird. – Doch halt! – Eben will mich bedünken, daß nach dem, was zwischen euch vorgefallen, der Zweikampf auf den Kratz keinen genügenden Ausschlag geben kann, daß ihr euch vielmehr auf entscheidendere Weise, nämlich auf den Biß, schlagen müßt. – Wir wollen die Meinung der Burschen hören!« –
Muzius trug in einer sehr wohlgesetzten Rede den Fall, der sich mit mir und dem Bunten ereignet, der Burschenversammlung vor. Alle stimmten dem Redner bei, und ich ließ daher dem Bunten durch Muzius sagen, ich nehme die Ausforderung zwar an, könnte und würde bei der Schwere der erlittenen Beschimpfung mich aber nicht anders schlagen als auf den Biß. Der Bunte wollte zwar Einwendungen machen, vorschützen, er habe stumpfe Zähne und so weiter; da aber Muzius ihm nach seiner ernsten und festen Weise erklärte, daß hier nur durchaus von dem entscheidenderen Duell auf den Biß die Rede sein könne, und daß, wenn er dies nicht eingehen wolle, er den niederträchtigen Spitz auf sich sitzen lassen müßte, entschloß er sich zu diesem Duell auf den Biß. – Die Nacht, in der der Zweikampf vor sich gehen sollte, kam heran. Ich stellte mich auf dem Dache des Hauses, das an der Grenze des Reviers lag, mit Muzius um die bestimmte Stunde ein. Auch mein Gegner kam bald mit einem stattlichen Kater, der beinahe bunter gefleckt war und noch viel trotzigere, keckere Züge im Antlitz trug als er selbst. Er war, wie wir vermuten konnten, sein Sekundant; beide hatten verschiedene Feldzüge als Kameraden zusammen gemacht und befanden sich auch beide bei der Eroberung des Speichers, die dem Bunten den Orden des gebrannten Specks erwarb. Außerdem hatte sich, wie ich nachher erfuhr, auf des um- und vorsichtigen Muzius Anlaß eine kleine lichtgraue Katze eingefunden, die sich ganz außerordentlich auf Chirurgie verstehen und die schlimmsten, gefährlichsten Wunden zweckmäßig behandeln und in kurzer Zeit heilen sollte. – Es wurde noch verabredet, daß der Zweikampf in drei Sprüngen stattfinden, und falls bei dem dritten Sprunge noch nichts Entscheidendes geschehen, weiter beschlossen werden sollte, ob das Duell in neuen Sprüngen fortzusetzen oder die Sache als abgemacht anzusehen. Die Sekundanten maßen die Schritte aus, und wir setzten uns gegenüber in Positur. Der Sitte gemäß erhoben die Sekundanten ein Zetergeschrei, und wir sprangen aufeinander los.
Im Augenblick hatte mein Gegner, indem ich ihn fassen wollte, mein rechtes Ohr gepackt, das er dermaßen zerbiß, daß ich wider Willen laut aufschrie. »Auseinander!« rief Muzius. Der Bunte ließ ab, wir gingen in die Position zurück.
Neuer Zeter der Sekundanten, zweiter Sprung. Nun glaubte ich meinen Gegner besser zu fassen, aber der Verräter duckte sich und biß mir in die linke Pfote, daß das Blut in dicken Tropfen hervorquoll. – »Auseinander!« rief Muzius zum zweitenmal. »Eigentlich«, sprach der Sekundant meines Gegners, sich zu mir wendend, »eigentlich ist nun die Sache ausgemacht, da Sie, mein Bester, durch die bedeutende Wunde an der Pfote hors de combat gesetzt sind.« Doch Zorn, tiefer Ingrimm ließen mich keinen Schmerz fühlen, und ich entgegnete, daß es sich bei dem dritten Sprunge finden würde, inwiefern es mir an Kraft gebräche und die Sache als abgemacht anzusehen. »Nun«, sprach der Sekundant mit höhnischem Lachen, »nun, wenn Sie denn durchaus von der Pfote Ihres Ihnen überlegenen Gegners fallen wollen, so geschehe Ihr Wille!« – Doch Muzius klopfte mir auf die Schulter und rief: »Brav, brav, mein Bruder Murr, ein echter Bursche achtet solch einen Ritz nicht! – Halt dich tapfer!« 
Zum drittenmal Zeter der Sekundanten, dritter Sprung! – Meiner Wut ungeachtet hatte ich die List meines Gegners gemerkt, der immer etwas seitwärts sprang, weshalb ich ihn fehlte, während er mich mit Sicherheit packte. – Diesmal nahm ich mich in acht, sprang auch seitwärts, und als er mich zu fassen glaubte, hatte ich ihn schon dermaßen in den Hals gebissen, daß er nicht schreien, nur stöhnen konnte. »Auseinander!« rief jetzt der Sekundant meines Gegners. Ich sprang sogleich zurück, der Bunte sank aber ohnmächtig nieder, indem das Blut reichlich aus der tiefen Wunde hervorquoll. Die hellgraue Katze eilte sogleich auf ihn zu und bediente sich, um vor dem Verbande das Blut einigermaßen zu stillen, eines Hausmittels, das, wie Muzius versicherte, ihr stets zu Gebote stand, da sie es immer bei sich führte. Sie goß nämlich sofort eine Flüssigkeit in die Wunde und besprengte überhaupt den Ohnmächtigen ganz und gar damit, die ich ihres scharfen beizenden Geruchs halber für stark und drastisch wirkend halten mußte. Thedensche Arkebusade war es nicht, auch nicht Eau de Cologne. – Muzius drückte mich feurig an seine Brust und sprach: »Bruder Murr, du hast deine Ehrensache ausgefochten wie ein Kater, dem das Herz auf dem rechten Flecke sitzt. – Murr, du wirst dich erheben zur Krone des Burschentums, du wirst keinen Makel dulden und stets bei der Hand sein, wenn es darauf ankommt, unsre Ehre zu erhalten.« – Der Sekundant meines Gegners, der so lange dem hellgrauen Chirurgus beigestanden, trat nun trotzig auf und behauptete, daß ich im dritten Gange gegen den Komment gefochten. Da setzte sich aber Bruder Muzius in Positur und erklärte mit funkelnden Augen und hervorgestreckten Krallen, daß der, der solches behaupte, es mit ihm zu tun habe, und daß die Sache gleich auf der Stelle ausgemacht werden könne. Der Sekundant hielt es für geraten, nichts weiter darauf zu erwidern, sondern packte stillschweigend den wunden Freund, der was weniges zu sich selbst gekommen, auf den Rücken und marschierte mit ihm ab durch die Dachluke. – Der aschgraue Chirurgus fragte an, ob er meiner Wunden halber mich auch etwa mit seinem Hausmittel bedienen solle. Ich lehnte das aber ab, so sehr mich auch Ohr und Pfote schmerzten, sondern machte mich im Hochgefühl des errungenen Sieges, der gestillten Rache auf den Weg nach Hause.
Für dich, o Katerjüngling, habe ich mit gutem Bedacht die Geschichte meines ersten Zweikampfs so umständlich aufgeschrieben. Außerdem daß dich diese merkwürdige Geschichte über den Ehrenpunkt belehrt ganz und gar, so kannst du auch noch manche für das Leben höchst nötige und nützliche Moral daraus schöpfen. Wie zum Beispiel, daß Mut und Tapferkeit gar nichts ausrichten gegen Finten, und daß daher das genaue Studium der Finten unerläßlich ist, um nicht zu Boden getreten zu werden, sondern sich aufrecht zu erhalten. »Chi no se ajuta, se nega«, sagt Brighella in Gozzis »glücklichem Bettler«, und der Mann hat recht, vollkommen recht. – Sieh das ein, Katerjüngling, und verachte keineswegs Finten, denn in ihnen liegt, wie im reichen Schacht, die wahre Lebensweisheit verborgen.

Friedrich Christian Laukhard[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Friedrich Christian Laukhard: "F.C. Laukhards, vorzeiten Magister der Philosophie und jetzt Musketiers unter dem Thaddenschen Regiment zu Halle, Leben und Schicksale, von ihm selbst beschrieben und zur Warnung für Eltern und studierende Jünglinge herausgegeben." Fünf Teile, 1792-1802. [7]

Auszug aus dem Vierten Kapitel:

F.Ch.Laukhard


Schlägereien sind in Gießen gar nicht selten. So klein die Universität ist, so viel Balgereien fallen vor; manchmal haben sie einen gefährlichen Ausgang. Zu meiner Zeit war es gewöhnlich, sich auf der öffentlichen Straße zu schlagen, und dies alsdann, wenn man zum voraus gewiß war, daß es würde verraten werden. In diesem Fall ging der Herausforderer vor das Fenster seines Gegners, nahm seinen Hieber, hieb damit einigemal ins Pflaster und schrie: »Pereat N. N., der Hundsfott, der Schweinekerl! tief! pereat! pereat!« Nun erschien der Herausgeforderte: die Schlägerei ging vor sich, endlich kam der Pedell, gab Inhibition, und die Raufer kamen aufs Karzer; und so hatte der Spaß ein Ende.
...
Es studierte ein gewisser von Avemann in Gießen, ein Erzrenommist und Schläger, vor dem man gewissen Respekt äußerte, ob er gleich an Liederlichkeit seinesgleichen nicht mehr hatte. Es schien ihm sogar der gesunde Menschenverstand zu fehlen. Dieser Avemann nannte oder schalt mich einst auf dem Schießhaus »Fuchs«. Ich nahm das Wort häßlich auf, denn meine Kameraden hatten mir aufgebunden, mich durchaus nicht »Fuchs«, »krassen Kerl« usw. nennen zu lassen. Also trat ich zu ihm und verbat mir den Ehrentitel. Avemann lachte mir ins Gesicht, worüber ich so erboste, daß ich ihn einen dummen Jungen nannte. Hierauf hob er die Hand auf, um mich zu maulschellieren. Meine Freunde hielten ihn zurück und erklärten dem Großsprecher, daß er » desavantage« sei und daher von mir Satisfaktion fordern müßte. Avemann ergrimmte schrecklich: denn nichts konnte ihm empfindlicher sein, als daß er, ein Erzrenommist, von einem Fuchs Genugtuung fordern sollte. Aber es mußte nun einmal so sein. Der übermorgige Tag wurde also zur Balgerei festgesetzt. Ich hatte mich zwar schon vorher etwas im Fechten geübt, jetzt aber gaben sich meine Freunde alle Mühe, mich ein wenig mehr einzuschustern in diese edle Kunst, um doch nicht ganz als Naturalist aufzutreten.
Wir schlugen uns nun wirklich. Avemann verletzte mir ein klein wenig den Arm, ich aber ihm derber sein Kollett – und der Skandal hatte ein Ende. Nachdem wir Frieden gemacht hatten, sahen alle Anwesenden mich mit Augen an, die vor Freude und Beifall funkelten: da war Bruder Laukhard hinten und Bruder Laukhard vorne! Jeder würdigte mich seiner besonderen Freundschaft – und ich Tor war über den Ausgang dieses Handels so begeistert, wie kein General es sein kann, wenn er eine Menschenschlacht gewonnen hat.

Wilhelm Hauff[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Wilhelm Hauff, Mittheilungen aus den Memoiren des Satan: Die Studien des Satan auf der berühmten Universität ....en, 1826/1827 [8]

Wilhelm Hauff

Hauff bezieht sich in seinem phantastisch-satirischen Werk auf eigene Erfahrungen an der Universität Tübingen, wo er ab 1820 studierte. Hier schloss er sich einer Gruppierung an, die der dortigen Burschenschaft zumindest nahestand, wenn nicht angehörte. Sein Bruder war definitiv Vorsitzender ("Senior") der Tübinger Burschenschaft. Ihm widmete er auch ein "Heldengedicht", das dessen fechterische Taten verherrlichte. Aus mehreren Werken und Briefen Hauffs geht klar hervor, dass er sich bestens mit den studentischen und burschenschaftlichen Bräuchen der Zeit auskannte. In diesem Kapitel des Buches sucht der Ich-Erzähler "Satan" - als erfahrener Student getarnt - die Universität auf, um die Studenten in ihren lasterhaften Tätigkeiten zu fördern, sie für die schlechten Seiten des Lebens zu gewinnen und ihnen ein darin mit "gutem" Beispiel voranzugehen. Besonderen Respekt erwirbt er bei seinen Kommilitonen durch besondere Leistungen auf der Mensur gegen einen Theologiestudenten, dem er durch einen Schmiss im Gesicht die theologische Karriere verdirbt, worüber der aber gar nicht so traurig ist.


Achtes Kapitel
Der Satan bekömmt Händel und schlägt sich; Folgen davon


Indessen ereignete sich etwas anderes, das ich hier nicht übergehen darf, weil es als ein Kommentar zu den Sitten des wunderlichen Volkes, unter welchem ich lebte, dienen kann. Ich hatte schon seit einiger Zeit fleißig die Anatomie besucht, um auch die Ärzte kennenzulernen, da geschah es eines Tages, daß ich mit mehreren Freunden um einen Kadaver beschäftigt war, indem ich ihnen durch Zergliederung der Organe des Hirns, des Herzens etc. die Nichtigkeit des Glaubens an Unsterblichkeit darzutun suchte.


Auf einmal höre ich hinter mir eine Stimme, »Pfui Teufel! wie riecht's hier!« 


Ich wandte mich rasch um und erblickte einen jungen Theologen, der mich schon in jener dogmatischen Vorlesung durch den Eifer und das Wohlbehagen, mit welchem er die unsinnige Konjektur des Professors niederschrieb, gegen sich aufgebracht hatte. Als ich nun diese Äußerung »pfui Teufel, wie riecht's hier!« die ich in jenem Augenblick aus des Theologen Munde nur auf mich, als den »Herrn im Kot« bezog, hörte, sagte ich ihm ziemlich stark, daß ich mir solche Gemeinheiten und Anzüglichkeiten verbitte.


Nach dem uralten heiligen Gesetzbuche der »Burschen«, das man Komment heißt, war dies eine Beschimpfung, die nur mit Blut abgewaschen werden konnte. Der Theologe, ein tüchtiger Raufer, ließ mich daher am andern Tage sogleich fordern. Ein solcher Spaß war mir erwünscht, denn wer sein Ansehen unter seinen Kommilitonen behaupten wollte, mußte sich damals geschlagen haben, obgleich das Duell an sich von meinen Freunden als etwas Unvernünftiges, Unnatürliches angesehen wurde. Ich hatte meinen Gegner bestimmen lassen, die Sache in einem Vergnügungsort, eine Stunde vor der Stadt, auszumachen, und beide Partien erschienen zur bestimmten Zeit an Ort und Stelle.


Feierlich wurde jeder einzelne in ein Zimmer geführt, der Oberrock ihm ausgezogen, und der »Paukwichs«, das heißt, die Rüstung, in welcher das Duell vor sich gehen sollte, angelegt. Diese Rüstung oder der Paukwichs bestand in einem Hut mit breiter Krempe, die dem Gesicht hinlänglichen Schutz verlieh, einer ungeheuern, fußbreiten Binde, die über den Bauch geschnallt wurde; sie war von Leder, gepolstert und mit der Farbe der Verbindung, zu welcher man gehörte, ausgeschmückt; eine ungeheure Krawatte, wogegen Herrn Studiosus Würgers ein Groschenstrick war, stand steif um die Gegend des Halses und schützte Kinn, Kehle, einen Teil der Schultern und den obern Teil der Brust. Den Arm, vom Ellbogen bis zur Hand, bedeckte ein, aus alten seidenen Strümpfen verfertigtes Rüstzeug, Handschuh genannt. Ich gestehe, die Figur, in diese sonderbare Rüstung gepreßt, nahm sich komisch genug aus; doch gewährte sie große Sicherheit, denn nur ein Teil des Gesichtes, der Oberarm und ein Teil der Brust war für die Klinge des Gegners zugänglich. Ich konnte mich daher des Lachens nicht enthalten, wenn ich im Spiegel meinen sonderbaren Habit betrachtete; der Satan in einem solchen Aufzuge und im Begriff, sich wegen des schlechten Geruchs auf der Anatomie zu schlagen!


Meine Genossen aber nahmen dieses Lachen für einen Ausbruch der Kühnheit und des Muts, gedachten, es sei jetzt der rechte Augenblick gekommen, und führten mich in einen großen Saal, wo man mit Kreide die gegenseitige feindliche Stellung auf dem Boden markiert hatte. Ein Fuchs rechnete es sich zur hohen Ehre, mir den »Schläger« vorantragen zu dürfen, wie man den alten Kaisern Schwert und Szepter vorantrug. Jener war eine aus poliertem Stahl schön gearbeitete Waffe mit großem, schützendem Korb und scharf geschliffen wie ein Schermesser.


Wir standen endlich einander gegenüber; der Theologe machte ein grimmiges Gesicht und blickte mit einem Hohn auf mich, der mich nur noch mehr in dem Vorsatz bestärkte, ihn tüchtig zu zeichnen.


Wir legten uns nach alter Fechterweise aus, die Klingen waren gebunden, die Sekundanten schrien »los«, und unsere Schläger schwirrten in der Luft und fielen rasselnd auf die Körbe. Ich verhielt mich meistens parierend gegen die wirklich schönen und mit großer Kunst ausgeführten Angriffe des Gegners, denn mein Ruhm war größer, wenn ich mich von Anfang nur verteidigte, und erst im vierten, fünften Gang ihm eine Schlappe gab.


Allgemeine Bewunderung folgte jedem Gang; man hatte noch nie so kühn und schnell angreifen, noch nie mit so vieler Ruhe und Kaltblütigkeit sich verteidigen sehen. Meine Fechtkunst wurde von den ältesten »Häusern« bis in den Himmel erhoben und man war nun gespannt und begierig, bis ich selbst angreifen würde; doch wagte es keiner, mich dazu aufzumuntern.


Vier Gänge waren vorüber, ohne daß irgendwo ein Hieb blutig gewesen wäre. Ehe ich zum fünften aufmarschierte, zeigte ich meinen Kameraden die Stelle auf der rechten Wange, wohin ich meinen Theologen treffen wolle. Dieser mochte es mir ansehen, daß ich jetzt selbst angreifen werde, er legte sich so gedeckt als möglich aus und hütete sich, selbst einen Angriff zu machen. Ich begann mit einer herrlichen Finte, der ein allgemeines Ah! folgte, schlug dann einige regelmäßige Hiebe, und klapp! saß ihm mein Schläger in der Wange.


Der gute Theologe wußte nicht, wie ihm geschah, mein Sekundant und Zeuge sprangen mit einem Zollstab hinzu, maßen die Wunde und sagten mit feierlicher Stimme: »Es ist mehr als ein Zoll, klafft und blutet, also Ansch–ß«; das hieß soviel als: weil ich dem guten Jungen ein zollanges Loch ins Fleisch gemacht hatte, war seiner Ehre genug geschehen.


Jetzt stürzten meine Freunde herzu, die ältesten faßten meine Hände, die jüngeren betrachteten ehrfurchtsvoll die Waffe, mit welcher die in der Geschichte einzige und unerhörte Tat geschehen war; denn wer, seit des großen Renommisten Zeiten durfte sich rühmen, vorher die Stelle, die er treffen wollte, angezeigt und mit so vieler Genauigkeit getroffen zu haben?


Ernsten Blickes trat der Sekundant meines Gegners herein und bot mir in dessen Namen Versöhnung an. Ich ging zu dem Verwundeten, dem man gerade mit Nadel und Faden seine Wunde zunähte und versöhnte mich mit ihm.


»Ich bin Ihnen Dank schuldig«, sagte er zu mir, »daß Sie mich so gezeichnet haben. Ich wurde, ganz gegen meinen Willen, gezwungen, Theologie zu studieren; mein Vater ist Landpfarrer, meine Mutter eine fromme Frau, die ihren Sohn gerne einmal im Chorrock sehen möchte. Sie haben mit einem Mal entschieden, denn mit einer Schmarre vom Ohr bis zum Mund, darf ich keine Kanzel mehr besteigen.« 


Die Burschen sahen teilnehmend auf den wackern Theologen, der wohl mit geheimer Wehmut an den Schmerz des alten Pastors, an den Jammer der frommen Mama denken mochte, wenn die Nachricht von diesem Unfall anlangte; ich aber hielt es für das größte Glück des Jünglings, durch eine so kurze Operation der Welt wieder geschenkt zu sein. Ich fragte ihn, was er jetzt anzufangen gedenke, und er gestand offen, daß der Stand eines Kavalleristen oder eines Schauspielers ihn von jeher am meisten angezogen hätte.


Ich hätte ihm um den Hals fallen mögen für diesen vernünftigen Gedanken, denn gerade unter diesen beiden Ständen zähle ich die meisten Freunde und Anhänger; ich riet ihm daher aufs ernstlichste, dem Trieb der Natur zu folgen, indem ich ihm die besten Empfehlungsbriefe an bedeutende Generale und an die vorzüglichsten Bühnen versprach.


Dem ganzen Personale aber, das dem merkwürdigen Duell angewohnt hatte, gab ich einen trefflichen Schmaus, wobei auch mein Gegner und seine Gesellen nicht vergessen wurden. Dem ehemaligen Theologen zahlte ich nachher in der Stille seine Schulden, und versah ihn, als er genesen war, mit Geld und Briefen, die ihm eine fröhliche, glänzende Laufbahn eröffneten.


Meine geheime Wohltätigkeit war so wenig, als der glänzende Ausgang meiner Affaire ein Geheimnis geblieben. Man sah mich von jetzt wie ein höheres Wesen an, und ich kannte manche junge Dame, die sogar über meine großmütigen Sentiments Tränen vergoß.
Die Mediziner aber ließen mir durch eine Deputation einen prachtvollen Schläger überreichen, weil ich mich, wie sie sich ausdrückten, »für den guten Geruch ihrer Anatomie geschlagen habe«.


Die Welt bleibt unter allen Gestalten die nämliche, die sie von Anfang war. Dem Bösen, selbst dem Unvernünftigen huldigt sie gerne, wenn es sich nur in einem glänzenden Gewande zeigt; die gute, ehrliche Tugend mit ihren rauhen Manieren und ihrem ungeschliffenen, rohen Aussehen wird höchstens Achtung, niemals Beifall erlangen.

Heinrich Heine[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Heinrich Heine, „Deutschland. Ein Wintermärchen“, Caput X

Heine beschreibt eine Deutschlandreise aus seinem Exil in Paris. Als er die deutsche Grenze überquert, hört er im Wirtshaus bald seinen heimatlichen, westfälischen Dialekt. Aber anstatt sich durch diesen heimischen Klang an Mutter, Vater oder Geschwister erinnert zu fühlen, gedenkt er der "lieben Westfalen" in Göttingen, also der Angehörigen seines studentischen Corps Guestphalia, das damals noch stark landsmannschaftlich auf den westfälischen Raum ausgerichtet war. Und so kommen ihm auch beim Klang der westfälischen Sprache die jugendlichen Aktivitäten wie das Kneipen und das Mensurfechten wieder in den Sinn. Heine war in den Jahren 1820/1821 in Göttingen, wurde aber wegen eines Duellvergehens relegiert, kehrte jedoch später wieder zurück, um hier zu promovieren.

Heinrich Heine
Dicht hinter Hagen ward es Nacht,
Und ich fühlte in den Gedärmen
Ein seltsames Frösteln. Ich konnte mich erst
Zu Unna, im Wirtshaus erwärmen.
Ein hübsches Mädchen fand ich dort,
Die schenkte mir freundlich den Punsch ein;
Wie gelbe Seide das Lockenhaar,
Die Augen sanft wie Mondschein.
Den lispelnd westfälischen Akzent
Vernahm ich mit Wollust wieder.
Viel süße Erinnerung dampfte der Punsch,
Ich dachte der lieben Brüder,
Der lieben Westfalen, womit ich so oft
In Göttingen getrunken,
Bis wir gerührt einander ans Herz
Und unter die Tische gesunken!
Ich habe sie immer so lieb gehabt,
Die lieben, guten Westfalen,
Ein Volk so fest, so sicher, so treu,
Ganz ohne Gleißen und Prahlen.
Wie standen sie prächtig auf der Mensur
Mit ihren Löwenherzen!
Da fielen so grade, so ehrlich gemeint,
Die Quarten und die Terzen.
Sie fechten gut, sie trinken gut,
Und wenn sie die Hand dir reichen,
Zum Freundschaftsbündnis, dann weinen sie;
Sind sentimentale Eichen.
Der Himmel erhalte Dich, wackres Volk,
Er segne Deine Saaten,
Bewahre Dich vor Krieg und Ruhm,
Vor Helden und Heldentaten.
Er schenke Deinen Söhnen stets
Ein sehr gelindes Examen,
Und Deine Töchter bringe er hübsch
Unter die Haube – Amen!

Mark Twain[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

A Tramp Abroad, Chapter V, At the Students' Dueling-Ground, The First Duel [9]


Der amerikanische Schriftsteller und Satiriker Mark Twain hielt sich im Rahmen einer längeren Europareise im Zeitraum vom 6. Mai bis zum 23. Juli 1878 in Heidelberg auf, wo er auch den Heidelberger Corps große Beachtung schenkte und ihnen mehrere Kapitel seines Reisebuches widmete. So hatte er zum Beispiel Gelegenheit, einen Pauktag zu besuchen und mehreren scharfen Mensuren beizuwohnen.

Mark Twain 1890 (Gemälde von James Carroll Beckwith)
A student in a white cap met us and introduced us to six or eight friends of his who also wore white caps, and while we stood conversing, two strange-looking figures were led in from another room. They were students panoplied for the duel. They were bareheaded; their eyes were protected by iron goggles which projected an inch or more, the leather straps of which bound their ears flat against their heads were wound around and around with thick wrappings which a sword could not cut through; from chin to ankle they were padded thoroughly against injury; their arms were bandaged and rebandaged, layer upon layer, until they looked like solid black logs. These weird apparitions had been handsome youths, clad in fashionable attire, fifteen minutes before, but now they did not resemble any beings one ever sees unless in nightmares. They strode along, with their arms projecting straight out from their bodies; they did not hold them out themselves, but fellow-students walked beside them and gave the needed support.
There was a rush for the vacant end of the room, now, and we followed and got good places. The combatants were placed face to face, each with several members of his own corps about him to assist; two seconds, well padded, and with swords in their hands, took their stations; a student belonging to neither of the opposing corps placed himself in a good position to umpire the combat; another student stood by with a watch and a memorandum-book to keep record of the time and the number and nature of the wounds; a gray-haired surgeon was present with his lint, his bandages, and his instruments.
After a moment's pause the duelists saluted the umpire respectfully, then one after another the several officials stepped forward, gracefully removed their caps and saluted him also, and returned to their places. Everything was ready now; students stood crowded together in the foreground, and others stood behind them on chairs and tables. Every face was turned toward the center of attraction.
"The First Wound", Walter Francis Brown 1880
"Understands His Business", Walter Francis Brown 1880
Walter Francis Brown: "The Old Surgeon" 1880
The combatants were watching each other with alert eyes; a perfect stillness, a breathless interest reigned. I felt that I was going to see some wary work. But not so. The instant the word was given, the two apparitions sprang forward and began to rain blows down upon each other with such lightning rapidity that I could not quite tell whether I saw the swords or only flashes they made in the air; the rattling din of these blows as they struck steel or paddings was something wonderfully stirring, and they were struck with such terrific force that I could not understand why the opposing sword was not beaten down under the assault. Presently, in the midst of the sword-flashes, I saw a handful of hair skip into the air as if it had lain loose on the victim's head and a breath of wind had puffed it suddenly away.
The seconds cried "Halt!" and knocked up the combatants' swords with their own. The duelists sat down; a student official stepped forward, examined the wounded head and touched the place with a sponge once or twice; the surgeon came and turned back the hair from the wound — and revealed a crimson gash two or three inches long, and proceeded to bind an oval piece of leather and a bunch of lint over it; the tally-keeper stepped up and tallied one for the opposition in his book.
Then the duelists took position again; a small stream of blood was flowing down the side of the injured man's head, and over his shoulder and down his body to the floor, but he did not seem to mind this. The word was given, and they plunged at each other as fiercely as before; once more the blows rained and rattled and flashed; every few moments the quick-eyed seconds would notice that a sword was bent — then they called "Halt!" struck up the contending weapons, and an assisting student straightened the bent one.
The wonderful turmoil went on — presently a bright spark sprung from a blade, and that blade broken in several pieces, sent one of its fragments flying to the ceiling. A new sword was provided and the fight proceeded. The exercise was tremendous, of course, and in time the fighters began to show great fatigue. They were allowed to rest a moment, every little while; they got other rests by wounding each other, for then they could sit down while the doctor applied the lint and bandages. The laws is that the battle must continue fifteen minutes if the men can hold out; and as the pauses do not count, this duel was protracted to twenty or thirty minutes, I judged. At last it was decided that the men were too much wearied to do battle longer. They were led away drenched with crimson from head to foot. That was a good fight, but it could not count, partly because it did not last the lawful fifteen minutes (of actual fighting), and partly because neither man was disabled by his wound. It was a drawn battle, and corps law requires that drawn battles shall be refought as soon as the adversaries are well of their hurts.