Benutzer:TacoTichelaar/test1

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Konflikt mit dem Vater (1728–1733)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Mai 1728 begann Friedrich heimlich mit dem Flötenunterricht bei Johann Joachim Quantz, wodurch sich die Konflikte zwischen dem tyrannischen, nur auf das Militärische sowie Ökonomische fixierten Vater und dem Kronprinzen weiter zuspitzten. Brutale körperliche und seelische Züchtigungen durch Friedrich Wilhelm gehörten zu dieser Zeit zur Tagesordnung in der königlichen Familie.[1] Gleichwohl heizte der junge Friedrich diese Konflikte durch sein betont aufsässiges Verhalten seinem Vater gegenüber immer wieder an.

Friedrich suchte 1729 eine enge Freundschaft zum musischen und gebildeten, acht Jahre älteren Leutnant Hans Hermann von Katte. Katte wurde Freund und Vertrauter Friedrichs, der ihn wegen dessen Weltgewandtheit bewunderte. Beide interessierten sich zudem für das Flötenspiel und die Dichtkunst. In Juni 1730, während einer von August dem Starken in Zeithain bei Riesa ausgerichteten Veranstaltung (Lustlager von Zeithain), offenbarte Friedrich zum ersten Mal der Englische Botschafter Melchior Guy Dickens den Plan zu fliehen, um sich der Erziehungsgewalt seines strengen Vaters zu entziehen.

Peter Karl Christoph von Keith (Stich: Meno Haas)
Lerchennest

Zwischen dem 14. Juli und dem 27. August 1730 reisten Friedrich, seinen Vater, Friedrich Wilhelm von Grumbkow, Wilhelm Dietrich von Buddenbrock, der alte Dessauer und Friedrich Heinrich von Seckendorff über Dresden und Leipzig nach Ansbach, wo der König seine zweite Tochter Friederike Luise von Preußen, die 1729 mit dem jungen Markgrafen von Ansbach vermählt worden war, besuchte.[2] Am 29. wurde Friedrich klar dass Von Katte seinen Regiment nicht verlassen dürfte. Sie hätten sich Cannstadt treffen sollen um zusammen nach Frankreich zu reisen. (Hier lief etwas schief; seinen Bericht für Hans von Katte wurde an Grumbkow gegeben.) Von Ansbach ging die Reise am 31. über Augsburg nach Ludwigsburg, wo man den Herzog von Württemberg besuchte. Der Kronprinz, der mit seinem Erzieher Obersten von Rochow und Kammerdiener Robert Keith, der jüngere Bruder Peter Karl,[3] gemeinschaftlich eine Scheune, das Lerchennest, zum Nachtlager erhielt, machte schnell seinen Plan der Gelegenheit gemäß. Friedrich versuchte am frühen Morgen den 5. August 1730 zusammen mit dem Pagen Keith, der eher gegen seinen Willen in die Verschwörung eingeweiht war, erfolglos, aus ihrem Reisequartier in Steinsfurt über Frankreich nach England zu fliehen. Rochow, Buddenbrock und Waldow warnten den Kronprinz nicht zu fliehen. Der König wurde von diesem Vorgange zwei Tage später von der Page benachrichtigt; doch ließ er sich gegen den Kronprinzen nichts merken. Nachdem der König am 12. in der Zitadelle Wesel in die Rheinprovinz angelangt war, wurde der Kronprinz gefangen gesetzt und sein Gemach durch Schildwachen mit bloßen Bajonetten verwahrt.[4] Christian Reinhold von Derschau verhörte den Kronprinzen. Der Vater sah in dem Fluchtversuch nicht nur eine „Desertion“, sondern auch eine mögliche Verschwörung gegen ihn selbst und glaubte die Hand der Engländer im Spiele. Nur das Dazwischentreten des Kommandanten, Generalmajor von der Mosel, und vielleicht das Verhalten Alexander Sweder von Spaen, verhinderten eine Tragödie.[5] Peter Keith war (am 6.) nach Amsterdam geflüchtet,[6] Von Spaen wurde gefangen gesetzt,[7] während Katte durch einen frühenden, kompromittierenden Brief erst am 27. in Berlin verhaftet wurde.[8] Robert Keith gestand seine Mitwirkung ein und wurde „als Füsilier bei der Leibcompagnie Mosel’schen Regiments gestellt.[9] Friedrich selbst wurde am 4. September in der Festung Küstrin unter Arrest gestellt. Der König gab von Schloss Königs Wusterhausen aus dem Gouverneur Otto Gustav von Lepel jeden Tag schriftliche Anweisungen, wie der inhaftierte Kronprinz zu behandeln sei. Der Friedrich war aber beim Verhör am 16. bei dem der Gefangene 185 Fragen vorgelegt bekam, die der König entweder selbst formuliert oder aber zuvor genehmigt hatte, lustig und fröhlich. Friedrich wurde wegen seine Geistesgegenwart bewundert.[10] Die Niederlande, Schweden und England intervenierten im Namen der protestantischen Religion zugunsten des Kronprinzen. Auch der Kurfürst von Sachsen und König von Polen sowie der Kaiser, als Oberhaupt des Reiches, und Rußland gesellten sich den um Gnade Bittenden bei.

Hans Hermann von Katte in der Offiziersuniform des Kürassierregimentes Gens d’armes – zeitgenössisch um 1729
Hans Hermann Kattes Hinrichtung vor dem Fenster des Kronprinzen. Kupferstich von Abraham Wolfgang Küfner.

Der 28. Oktober war der Tag des Kriegsgerichts, Friedrichs Verhalten wurde als jugendliche Unbesonnenheit abgetan und Katte wurde wegen sein Versuch zur Desertion zu lebenslanger Festungshaft verurteilt. Der ganzer Zorn des Ktraf nun den in die Fluchtpläne eingeweihten Leutnant von Katte und der König ließ dem Gericht (President war der pietist Von der Schulenburg) den nächsten Tag mitteilen, es möge sich nochmals zusammensetzen und ein neues Urteil fällen, womit er die Richter unmissverständlich aufforderte, ein Todesurteil gegen Katte zu verhängen. Schließlich wandelte Friedrich Wilhelm selber den – nach wie vor auf lebenslange Festungshaft lautenden – Spruch am 1. November 1730 per Allerhöchster Kabinettsorder in ein Todesurteil um.[11] Es wurde am 6. November auf den Befehl des Königs vor den Augen Friedrichs durch Enthauptung vollstreckt; der Leichnam blieb bis 2 Uhr nachmittags auf dem Richtplatz liegen. Friedrich wurde während den Vollzug ohnmächtig.[12]

Auch weitere Personen aus dem Umfeld des Kronprinzen wurden belangt und verhaftet, so die Potsdamer Rektorentochter Dorothea Ritter, eine musikalische Freundin Friedrichs, und der Leutnant Johann Ludwig von Ingersleben, der Friedrich bei Treffen mit Dorothea begleitet hatte. Dorothea wurde sechsmal öffentlich ausgepeitscht und anschließend in das Spandauer Spinnhaus gesteckt, Ingersleben erhielt sechs Monate Festungsarrest. Sein Erzieher und Jacques Égide Duhan de Jandun verbannte er nach Memel, den entlegensten Ort seines Staates.

Der König verschonte seine Absentierung am 17. November, als der Kronprinz seine Zuneigung für die Predestination aufgab und seinen Schuld erkannte. Am 21. bekam Friedrich mehr Freiheit. Er nahm als jüngster Kriegs- und Domainenrath an Sammlungen Teil, ohne daß ihm jedoch bei den Abstimmungen ein Votum zukam. Friedrich dürfte aber die Stadt nicht verlassen, keine französische Bücher lesen, nicht tanzen, keine Frauen und Blattmusik empfangen. Trotzdem gelang es ihm mit der Michael Gabriel Fredersdorf, der als Oboist beim preußischen Musketierregiment „Schwerin zu Fuß“, dessen Garnisonsstadt Küstrin diente, zu üben.

Bis 15. August 1731 diente er in der Küstriner Kriegs- und Domänenkammer, bis er im November wieder in die Armee aufgenommen wurde und 1732 als Inhaber des früheren Regiments zu Fuß von der Goltz (1806: Nr. 15) im damaligen Ruppin stationiert wurde. So lernte er Heeres- und Zivilverwaltung in eigener Anschauung kennen. Nachdem er Februar 1732, auf Vorschlag von Friedrich Heinrich von Seckendorff und Prinz Eugen von Savoyen einer Heirat mit Elisabeth Christine von Braunschweig-Bevern – der Tochter Herzog Ferdinand Albrechts II. von Braunschweig – zugestimmt hatte, war der Konflikt mit dem Vater nach außen hin beigelegt und Friedrich als Kronprinz rehabilitiert.[13] Endlich durfte Friedrich Küstrin verlassen.

  1. Heinz Duchhardt (Hrsg.): Friedrich der Große, Franken und das Reich. Böhlau, Köln 1986, ISBN 3-412-03886-5, S. 9.
  2. Geschichte Friedrichs des Großen. Geschrieben von Franz Kugler
  3. Friedrich der Gross als Kronprinz by Reinhold Koser. Published 1901
  4. Franz Kugler: Friedrich der Große - Kapitel 6
  5. Vgl. Theodor Fontane, Wanderungen durch die Mark Brandenburg. I, München/Wien ³1987, S. 835.
  6. Friedrich der Gross als Kronprinz by Reinhold Koser. Published 1901
  7. Boswell in Holland 1763-1764, edited by Frederick A. Pottle, S. 95.
  8. Giles MacDonogh (1999) Frederick the Great, p. 68
  9. Wikisource
  10. Friedrich der Gross als Kronprinz by Reinhold Koser. Published 1901
  11. Wortlaut bei Theodor Fontane, Wanderungen durch die Mark Brandenburg, Band 2 (Oderland) „Jenseits der Oder“ – Küstrin: Das Kriegsgericht zu Köpenick.
  12. Johannes Kunisch: Friedrich der Große – der König und seine Zeit. 5. Auflage. Beck, München 2005, S. 40. Christopher Clark: Preußen. Aufstieg und Niedergang 1600–1947. München 2007, S. 138f
  13. Theodor Fontane schrieb hierüber in den Wanderungen durch die Mark Brandenburg: Band 2 (Oderland) „Jenseits der Oder“ – Tamsel I: Frau von Wreech; Band 1 (Die Grafschaft Ruppin) „Am Ruppiner See“ – Neu-Ruppin: Kronprinz Friedrich in Ruppin.