Berlin (Schiff, 1909)

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Berlin (II)
Stapellauf: 7. November 1908
Indienststellung: 25. April 1909
Bauwerft: AG Weser,
Bremen, Bau-Nr. 164
ähnlich: Prinz Friedrich Wilhelm
Joh. C. Tecklenborg, Geestemünde, Bau-Nr. 211
Passagiere: 266 I. Klasse, 246 II. Klasse
bis 2700 Zwischendeck
Besatzung: 410 Mann
Technische Daten
Vermessung: 17.327 BRT
Tragfähigkeit: 11.450 tdw
Länge über alles: 179,20 m
Breite: 21,20 m
Tiefgang: 11,70 m
Maschinenanlage: 2 Vierfachexpansions-Dampfmaschinen
Anzahl der Schrauben: 2
Leistung: 16.000 PSi
Höchstgeschwindigkeit: 19 kn
Verbleib
Ab Dezember 1931 Abbruch in Genua

Die Berlin (II)[1] war ein Passagierschiff des Norddeutschen Lloyd (NDL), das im Liniendienst von den USA ins Mittelmeer von 1909 bis 1914 eingesetzt wurde. Sie wurde mit Schiffen der Barbarossa-Klasse auf dieser Linie eingesetzt.

1914 legte sie als Hilfskreuzer eine Minensperre, auf der ein modernes britisches Großkampfschiff sank. Ohne Erfolg im Handelskrieg, musste sie sich schließlich in Trondheim internieren lassen.

Nach dem Krieg nach Großbritannien ausgeliefert, war sie als Arabic für die White Star Line und die belgische Red Star Line bis 1930 wieder auf dem Nordatlantik im Einsatz.

Im Dienst des NDL

Das Schiff wurde 1909 auf der Werft AG Weser in Bremen für den NDL gebaut. Sie hatte zwei Schornsteine, zwei Masten und eine Dienstgeschwindigkeit von 17,5 Knoten. Ausgestattet war sie für 266 Passagiere in der I., 246 in der II. und 2700 Passagiere in der III. Klasse. Am 7. November 1908 wurde die Berlin (II)[2] vom Stapel gelassen und am 25. April 1909 war sie fertig gestellt.

Die Jungfernfahrt ab dem 1. Mai 1909 führte den Dampfer von Bremerhaven nach New York. Schon am 15. Mai verließ die Berlin zum ersten Mal New York Richtung Neapel und Genua[3]. Mit den beiden ursprünglichen Ostasienschiffen König Albert und Prinzess Irene – aber auch anderen Schiffen der Barbarossa-Klasse – wurde sie von 1909 bis 1914 im Liniendienst von den USA ins Mittelmeer eingesetzt. Am 14. Mai 1914 lief sie zum letzten Mal von Genua über Neapel nach New York und dann am 4. Juni erstmalig von New York zurück nach Bremerhaven. Am 18. Juli 1914 machte sie ihre letzte Reise für den NDL.

Kriegseinsatz

Nach Ausbruch des Ersten Weltkrieges wurde die Berlin (II) von der Kaiserlichen Marine am 18. September 1914 beschlagnahmt und zum Hilfskreuzer C umgebaut. Sie wurde mit sechs 10,5-cm-Geschützen und vier 3,7-cm-Revolverkanonen bewaffnet und erhielt eine Ablaufbahn für Minen. In die Decks wurden 24 Bunkerlöcher geschnitten, um eine Kohlenübernahme auf See zu erleichtern. Am 16. Oktober 1914 verließ sie unter dem Kommando des Kapitän zur See Pfundheller (1867–1940, 1910–1912 Kommandant des Kleinen Kreuzers Danzig) Wilhelmshaven mit 200 Minen an Bord. Getarnt als Calgarian der Allan Line sollte sie den Nordkanal zur Irischen See verminen und dann Handelskrieg im Seeraum zwischen Island und Archangelsk führen. Am 23. Oktober warf sie ihre Minen in der Nähe der Insel Turi und wandte sich dann zu einer erfolglosen Kaperfahrt ins Nordmeer, da der starke Funkverkehr einen weiteren Vorstoß nach Westen zu gefährlich erscheinen ließ. Am 26. Oktober lief das britische Linienschiff Audacious in das Minenfeld der Berlin und sank nach einem Minentreffer. Die Besatzung wurde vollständig vom Passagierschiff Olympic, einem Schwesterschiff der Titanic, gerettet, das zur Rettung quer durch das Minenfeld fuhr und dabei unbeschädigt blieb.

Wegen Brennstoffmangels musste die Berlin am 17. November 1914 den Hafen von Trondheim, Norwegen, anlaufen und wurde in Hommelvik nahe Trondheim interniert. Bei Kriegsende erhielt am 13. Dezember 1919 Großbritannien das Schiff.

Einsatz unter fremder Flagge

Die ehemalige Berlin als Arabic der White Star Line

Die P. & O.-Reederei nutze die Berlin zunächst als Truppentransporter nach Indien.

Bereits im November 1920 wurde die White Star Line neuer Eigentümer. Es folgte ein Umbau in Portsmouth. Nun hatte die White Star das Schiff, welches die größte Passagierkapazität besaß, denn auf ihr fanden 3200 Passagiere Platz. In Arabic umbenannt, um an die im Krieg gesunkene Arabic der White Star zu erinnern, begann am 7. September 1921 die erste Reise von Southampton über Cherbourg nach New York. Am 20. September verließ das Schiff wieder New York und wurde im Liniendienst New York–Boston–Mittelmeer (Neapel, Genua) bis Oktober 1923 eingesetzt.[4] Dann wurde sie zu einem Schiff mit einer Kabinenklasse (500 Plätze) und 1200 Plätze III. Klasse umgebaut. Am 16. August 1924 nahm sie den Dienst jetzt von Hamburg über Southampton, Cherbourg und Halifax nach New York auf. Ihre letzte Rundreise auf dieser Route begann sie am 11. Oktober 1926 in Hamburg. White Star stellte ihren Passagierdienst in die USA ab Hamburg endgültig ein. Die Reederei hatte wie andere britische und amerikanische Gesellschaften in den Zeiten, da die Deutschen über keine oder nur kleine Schiffe verfügten Abfahrten ab Deutschland angeboten, die sie mit dem Wiedererstarken der deutschen Reedereien reduzierten und schließlich einstellten.

Ab dem 29. Oktober 1926 bis 1930 war die Arabic (ex Berlin) an die Reederei Red Star Line aus Antwerpen verchartert, die sie von Antwerpen über Cherbourg und Plymouth nach New York vom 30. Oktober 1926 bis zum 27. Dezember 1929 einsetzte.[5]

1930 kehrte sie zur Flotte der White Star zurück und die Passagiereinrichtung wurde wieder in drei Klassen umgebaut: 177-cabin, 319-tourist und 823-3rd class accomodation. Sie wurde jetzt von Liverpool über Cobh nach New York eingesetzt und machte auf dieser Route noch fünf Rundreisen. Ihre letzte Reise machte sie am 16. Juli 1930 von New York nach Liverpool bevor sie im Dezember 1931 zum Abbruch nach Genua verkauft wurde.

Weblinks

  1. Artikel mit zwei Bildern
  2. Bild der Berlin
  3. Farbbild der Berlin
  4. Farbbild als Arabic
  5. Red Star Arabic

Literatur

  • Carl Herbert: Kriegsfahrten deutscher Handelsschiffe. Broschek & Co, Hamburg 1934.
  • Arnold Kludas: Die Geschichte der deutschen Passagierschiffahrt 1850 bis 1990. Ernst Kabel Verlag, 1986.
  • Arnold Kludas: Die Seeschiffe des Norddeutschen Lloyd 1857 bis 1919. Koehlers Verlagsgesellschaft, 1991, ISBN 3-7822-0524-3.
  • Claus Rothe: Deutsche Ozean-Passagierschiffe 1896 bis 1918. Steiger Verlag, 1986, ISBN 3-921564-80-8.