Berlin Alexanderplatz (Fernsehverfilmung)
Film | |
Titel | Berlin Alexanderplatz |
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Produktionsland | Bundesrepublik Deutschland, Italien |
Originalsprache | Deutsch |
Erscheinungsjahr | 1980 |
Länge | 14 Folgen ca. 930 Minuten |
Altersfreigabe |
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Stab | |
Regie | Rainer Werner Fassbinder |
Drehbuch | Rainer Werner Fassbinder |
Produktion | Peter Märthesheimer, Günter Rohrbach, Gunther Witte |
Musik | Peer Raben |
Kamera | Xaver Schwarzenberger |
Schnitt | Juliane Lorenz |
Besetzung | |
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Berlin Alexanderplatz ist eine 14-teilige deutsche Fernsehverfilmung der Bavaria/RAI im Auftrag des WDR von 1980.
Es handelt sich um eine Literaturverfilmung des Romans Berlin Alexanderplatz von Alfred Döblin durch Rainer Werner Fassbinder in 14 Teilen.
Handlung
Nach vier Jahren Gefängnis wegen Totschlags an seiner ehemaligen Freundin Ida wird Franz Biberkopf 1928 aus der Strafanstalt Berlin Tegel entlassen. Seine anfänglichen Potenzprobleme bekommt er nach einer versuchten Vergewaltigung in den Griff. So geht er darauf mit der Polin Lina eine Beziehung ein.
Bestrebt, ein ehrliches Leben zu beginnen, versucht sich Franz in verschiedenen Tätigkeiten. Schließlich wird seine Gutmütigkeit von Linas "Onkel" (ein Freund ihrer Familie), mit dem er zusammen arbeitet, für die Erpressung einer Witwe ausgenutzt, die wiederum Franz dafür mitverantwortlich macht. Gekränkt zieht er sich zurück und beginnt, dem Alkoholkonsum zu frönen.
Zurück im Leben, macht Franz Bekanntschaft mit dem Kleinganoven Reinhold. Da dieser nicht lange mit ein und derselben Frau verweilen kann, nimmt sich Franz dieses Problems an. Zuerst durch Beziehungen zu den Damen – dann, bei der Dritten, durch den Versuch, Reinhold von seiner Methode abzubringen.
Unabsichtlich wird Franz in einen Diebstahl verwickelt und sitzt nach der Tat mit Reinhold in einem Auto. Dieser schmeißt Franz aus dem Fahrzeug, sodass er überfahren wird und seinen rechten Arm verliert. Seine ehemalige Freundin Eva sowie deren Lebensgefährte und Zuhälter Herbert pflegen ihn anschließend gesund.
Kaum zurück im normalen Leben, lernt Franz wieder einen Kriminellen - Willy - kennen. Für diesen arbeitet Franz nun und erwirbt damit ein kleines Vermögen.
Eva bringt ihn mit einem Mädchen zusammen - von Franz "Mieze“ genannt - die seine neue große Liebe wird. Ohne sein anfängliches Wissen geht sie auf den Strich, um ihn finanziell zu entlasten, was er mit gespaltenen Gefühlen akzeptiert als er dies realisiert. Trotzdem hat er nach seinen Kämpfen mit sich selbst und den gesellschaftlichen Umständen sein Glück mit Mieze gefunden.
Reinhold, der ständig den Verdacht hat, das Franz sich an ihm rächen will (was dieser gar nicht beabsichtigt) ist zunehmend neidisch auf Franz Glück, und beginnt Mieze nachzustellen. Mit Hilfe von Franz ehemals besten Freund Meck lockt er sie zu einem Treffen, bei dem er vergeblich versucht sie Franz auszuspannen. Wütend vor Enttäuschung fühlt er sich durch Ablehnung Miezes provoziert und tötet sie.
Franz wartet wochenlang auf die Rückkehr Miezes und verfällt in Depressionen, weil er annimmt sie habe ihn sitzen lassen. Meck bekommt Gewissensbisse und informiert schließlich die Polizei über den Mord. Als Franz von Miezes Ermordung erfährt (und dass er selbst als Mittäter verdächtigt wird) verfällt er in eine wahnsinnig-euphorische Freude darüber das Mieze ihn nicht verlassen hat und wird letztlich in eine psychiatrische Klinik eingewiesen. In der psychiatrische Behandlung durchlebt Franz Träume, Phantasien und Halluzinationen die zum Teil sein Leben der letzten Jahre Revue passieren lassen und dabei mögliche verpasste Wendungen im Leben, Gedanken, Annahmen, Wünsche, Ängste und Schmerzen, sowie Diskussionen mit Tod und Engeln bebildern.
Als er schließlich nach langer Zeit als geheilt entlassen wird, ist er im folgenden Prozess Angeklagter und Zeuge zugleich. Reinhold wird zu zehn Jahren Zuchthaus wegen Totschlages verurteilt, was dieser erfreut hört, aber Eva noch im Gerichtssaal empört. Meck wird vom Vorwurf der Beihilfe freigesprochen. Franz wird ebenfalls freigesprochen, allerdings mit einem sogenannten "Jagdschein" wegen Unzurechnungsfähigkeit.
Franz nimmt eine Stelle als Hilfsportier in einer Fabrik an und weiter ist "von seinem Leben nichts zu berichten".
Episoden
Nr. | Titel | Premiere (DE) | Länge in min | Ereignisse |
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1 | „Die Strafe beginnt“ | 12. Oktober 1980 | 82 |
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2 | „Wie soll man leben, wenn man nicht sterben will“ | 13. Oktober 1980 | 59 |
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3 | „Ein Hammer auf den Kopf kann die Seele verletzen“ | 20. Oktober 1980 | 59 |
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4 | „Eine Handvoll Menschen in der Tiefe der Stille“ | 27. Oktober 1980 | 59 |
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5 | „Ein Schnitter mit der Gewalt vom lieben Gott“ | 3. November 1980 | 59 |
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6 | „Eine Liebe, das kostet immer viel“ | 10. November 1980 | 58 |
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7 | „Merke: Einen Schwur kann man amputieren“ | 17. November 1980 | 58 |
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8 | „Die Sonne wärmt die Haut, die sie manchmal verbrennt“ | 24. November 1980 | 58 |
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9 | „Von den Ewigkeiten zwischen den Vielen und den Wenigen“ | 1. Dezember 1980 | 59 |
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10 | „Einsamkeit reißt auch in Mauern Risse des Irrsinns“ | 8. Dezember 1980 | 59 |
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11 | „Wissen ist Macht und Morgenstund hat Gold im Mund“ | 15. Dezember 1980 | 59 |
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12 | „Die Schlange in der Seele der Schlange“ | 22. Dezember 1980 | 59 |
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13 | „Das Äußere und das Innere und das Geheimnis der Angst vor dem Geheimnis“ | 29. Dezember 1980 | 58 |
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14 | „Mein Traum vom Traum des Franz Biberkopf von Alfred Döblin - Ein Epilog“ | 29. Dezember 1980 | 112 |
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Musik
Die Filmmusik wurde von Peer Raben komponiert. Es werden außerdem einige andere Stücke aus den 20er Jahren innerhalb der Serie gespielt. So kauft sich Franz Biberkopf etwa in Folge 8 ein Grammophon inklusive einer Schallplatte mit dem Lied Liebe Kleine Nachtigall von Richard Tauber, welche im Laufe der Serie des Öfteren in seiner Wohnung läuft.
Im Epilog von Berlin Alexanderplatz läuft, im Gegensatz zu den restlichen Episoden, auch modernere Musik, u.a.Candy Says von The Velvet Underground, Me and Bobby McGee von Janis Joplin, Kraftwerks Radioactivity und Leonard Cohens Chelsea Hotel. Außerdem hört man unter anderem Operettenlieder wie das Wolgalied oder Santa Lucia in der Version von Elvis Presley.
Kritiken
„In seiner umfangreichen Fernsehverfilmung des sprachgewaltigen Romans von Alfred Döblin (1878–1957) collagiert Fassbinder eine faszinierende, äußerst bildstarke Vision von Stadt und Menschen, eine düstere Reise durch die „dunkle Nacht der Seele“, die sich nah an die Vorlage hält, ohne ihr dabei sklavisch zu folgen. Durch eine äußerst differenzierte, vom Roman losgelöste und trotzdem seine Struktur und Atmosphäre bewahrende Dramaturgie wird er dem Werk und seinen vielfältigen Sprachebenen gerecht. Stil und Ton der Inszenierung wechseln häufig, zahlreiche Bildsymbole verweisen auf die unterschwellig vorhandene Passionsgeschichte.“
Auszeichnungen
Günter Lamprecht erhielt für seine Darstellung des Franz Biberkopf 1982 den Deutschen Darstellerpreis.
Günter Rohrbach und Peter Märthesheimer erhielten 1981 eine ehrende Anerkennung beim Adolf-Grimme-Preis.
Verschiedenes
Die Uraufführung fand auf den Filmfestspielen von Venedig außerhalb des Wettbewerbs statt. Das Filmmaterial wurde von der Rainer-Werner-Fassbinder-Foundation für eine DVD-Veröffentlichung restauriert[2] und auf der Berlinale 2007 in einer 15-stündigen Fassung gezeigt.[3] Die DVD-Sammlung erschien am 10. Februar 2007.
Die Verfilmung steht auf der ALL-TIME 100 Movies-Liste des amerikanischen Time magazine.[4]
Literatur
- Alfred Döblin: Berlin Alexanderplatz. Die Geschichte vom Franz Biberkopf. Suhrkamp, Frankfurt am Main 2002, ISBN 3-518-39933-0.
- Klaus Biesenbach (Hrsg.), Rainer Werner Fassbinder: Fassbinder: Berlin Alexanderplatz. Anlässlich der Ausstellung Fassbinder: Berlin Alexanderplatz - eine Ausstellung, KW Institute for Contemporary Art, Berlin, 18. März - 13. Mai 2007. Schirmer Mosel, München 2007, ISBN 978-3-8296-0253-2.
- Achim Haag: „Deine Sehnsucht kann keiner stillen“. Rainer Werner Fassbinders Berlin Alexanderplatz. Selbstbildreflexion und Ich-Auflösung. Trickster, München 1992, ISBN 978-3923804665.
- Manfred Hermes: Deutschland hysterisieren. Fassbinder, Alexanderplatz. b_books Verlag, Berlin 2011, ISBN 978-3-933557-75-9
- Dominique Pleimling: Film als Lektüre. Rainer Werner Fassbinders Adaption von Alfred Döblins Berlin Alexanderplatz. Meidenbauer, München 2010, ISBN 978-3-89975-197-0.
- Katja Silverman: Male Subjectivity at the Margins. Routledge Chapman & Hall, New York 1992, ISBN 978-0415904186.
Weblinks
- Berlin Alexanderplatz bei IMDb
- Vorlage:Filmportal.de Titel
- Berlin Alexanderplatz, Film- und Hintergrundinformationen, Rainer Werner Fassbinder Foundation, Berlin
- Newsletter der Rainer-Werner-Fassbinder-Foundation mit Informationen zur Restaurierung (PDF; 478 kB)
- Essay zu Fassbinders 'Berlin Alexanderplatz' als Literaturverfilmung
- Berlin Alexanderplatz im Lexikon des internationalen Films
Einzelnachweise
- ↑ Berlin Alexanderplatz im Lexikon des internationalen Films
- ↑ Fassbinder Foundation (PDF-Datei; 90 kB)
- ↑ Fassbinder Foundation
- ↑ ALL-TIME 100 Movies Webseite des Time magazine. Abgerufen am 2. Juli 2010.