Bernd Gänsbacher

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Bernd Gänsbacher (* 5. März 1948 in Sarnthein, Südtirol, Italien) ist ein Facharzt für Innere Medizin, Allergie/Immunologie, Hämatologie/Onkologie und emeritierter Hochschulprofessor der Technischen Universität München. Als Kliniker war er mit daran beteiligt, die Gentherapie zu entwickeln und in die Klinik einzuführen.[1][2]

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nach seinem Abitur am Realgymnasium Brixen schloss Gänsbacher sein Medizinstudium an der Universität Innsbruck ab. Nach Beginn der internistischen Ausbildung bei Herbert Braunsteiner an der Medizinischen Klinik der Universität Innsbruck wechselte er 1980 an die University of Pennsylvania in Philadelphia, USA, um dort seine Facharztausbildung (Internship und Residency) in Innerer Medizin abzuschließen. Im Anschluss daran folgte eine Facharztausbildung (Fellowship) in Allergie/Immunologie an der University of Pennsylvania. 1986 wechselte Gänsbacher an das Memorial Sloan-Kettering Cancer Center (MSKCC) in New York City, um eine weitere Facharztausbildung (Fellowship) in Hämatologie/Onkologie zu absolvieren. Diese schloss er mit den Facharztprüfungen (Board Certification) in den Fächern Innere Medizin, Allergologie/Immunologie und Onkologie ab. 1988 wechselte er von seiner Ausbildungsstelle in den Lehrkörper des MSKCC, zunächst als Clinical Assistant im Leukemia Service des Departements der Hämatologischen Onkologie.

Gänsbacher beschäftigt sich seit 2006 mit expressionistischer Malerei von Landschafts- oder Portraitmotiven.

Wirken[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Gänsbacher promovierte von der Clinical Assistant Position und Assistent Member 1994 zum Associate Member und Professor des Leukemia Services des MSKCC. Im Jahr 1990 publizierten Arbeitsgruppen der Johns Hopkins University, Harvard University und die Arbeitsgruppe von Eli Gilboa im Memorial Sloan-Kettering Cancer Center, in der Gänsbacher mitarbeitete, dass Gene als Medikamente bei Krebskrankheiten eingesetzt werden und heilen konnten. Gänsbacher war verantwortlich für die Einführung der Gentherapie im Memorial Hospital des MSKCC und startete 1992 als verantwortlicher Arzt zwei Gentherapie-Studien an Patienten mit Melanom und Nierenkarzinom.[3] Während seines klinischen Wirkens am MSKCC veröffentlichte Gänsbacher über 100 wissenschaftliche Publikationen.

Im Jahr 1996 bekam Gänsbacher den Ruf an die Technische Universität München, Klinikum rechts der Isar, als Ordinarius und Direktor des Institutes für experimentelle Onkologie und Therapieforschung. Gänsbacher entwickelte eine neue Lehrmethode für Medizinstudenten mit den case discussion rounds (CDR), die später von der Technischen Universität München, der Ludwig-Maximilians-Universität München und den führenden US-amerikanischen Institutionen (Weill Cornell Medical School, Rockefeller University, Memorial Sloan-Kettering Cancer Center) übernommen wurden.[4][5] Dafür erhielt Gänsbacher im Jahr 2016 die Georg-Maurer Medaille der Medizinischen Fakultät der Technischen Universität München.

Von 1998 bis 2004 war Gänsbacher Präsident der Europäischen Gesellschaft für Zell- und Gentherapie.[6] Im Jahr 2004 wurde er vom damaligen Minister Horst Seehofer in die Zentrale Kommission für die Biologische Sicherheit (ZKBS) des Gesundheitsministeriums in Berlin berufen. Im Jahr 2013 wurde er vom Europäischen Parlament als Vertreter für die Ärzte der Europäischen Union in das Committee for Advanced Therapies (CAT), European Medicine Agency (EMA), in London berufen. Im Jahr 2013 emeritierte Gänsbacher, ist aber immer noch als Mitglied der EMA tätig.

Ab 2020 erklärte er als Experte die aktuellen Entwicklungen der COVID-19-Pandemie in der Tagesschau von RAI Südtirol[7] und in Zeitungsinterviews und entwickelte hierbei eine erhebliche Breitenwirkung, die die Akzeptanz der Impfmaßnahmen steigerte.[8] 2022 wurde er mit dem Verdienstkreuz des Landes Tirol ausgezeichnet.[9]

Politische Karriere[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

2018 kandidierte Gänsbacher erfolglos für die Südtiroler Volkspartei bei den Wahlen zum Südtiroler Landtag. 2023 versucht er erneut, in den Südtiroler Landtag einzuziehen, diesmal allerdings auf der Liste „Für Südtirol mit Widmann“, die Thomas Widmann nach seinem SVP-Austritt ins Leben gerufen hatte.[10][11] Auch diesmal verfehlte Gänsbacher den Einzug in den Landtag.[12]

Ehrungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Cancer Research Institute F.M. Kirby Clinical Research Award for Cancer Immunology recipient, USA, 1993
  • Degussa Foundation Prize, Universität von Frankfurt, Deutschland, 1993
  • CaP CURE Research Award, Los Angeles, USA, 1994
  • Visiting Professor, Kyushu University, Beppu, Japan, 1998
  • President European Society of Gene Therapy (ESGT), 2000–2004
  • European Society of Gene Therapy (ESGT), Lifetime Achievement Award 2004
  • Mitglied der Kommission „Somatische Gentherapie“ der Bundesärztekammer von Deutschland, 1999–2002
  • Mitglied der Zentralen Ethikkommission der Bundesärztekammer von Deutschland, 2004–2007
  • Mitglied der Zentralen Kommission für Biologische Sicherheit (ZKBS), Bundesministerium für Verbraucherschutz und Lebensmittel 1999–2020
  • Ehrenbürger der Gemeinde Sarntal, Südtirol 2012
  • Mitglied des Committee for Advanced Therapies (CAT), European Medicine Agency (EMA), London, seit 2013
  • Georg-Maurer-Medaille der Medizinischen Fakultät der Technischen Universität München 2016[13]
  • Verdienstkreuz des Landes Tirol, 2022

Bücher[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. National Library of Medicine.Gansbacher B, Houghton A, Livingston P, Minasian L, Rosenthal F, Gilboa E, Oettgen H, Steffens T, Young Yang S, Wong G: A pilot study of immunization with HLA A2 matched allogeneic melanoma cells that secrete interleukin-2 in patients with metastatic melanoma. In: Hum. Gene. Ther. 1992; 3(6): 677-90.
  2. National Library of Medicine.Gansbacher B, Motzer R, Houghton A, Bander N, Minasian L, Gastl G, Rosenthal F, Gilboa E, Scheinfeld J, Young Yang S, Wong G, Golde D, Reuter V, Livingston P, Bosl G, Nanus D, Fair WR: A pilot study of immunization with interleukin-2 secreting allogeneic HLA-A2 matched renal cell carcinoma cells in patients with advanced renal cell carcinoma. In: Hum. Gene. Ther. 1992; 3(6): 691-703.
  3. osp.od.nih.gov: Genetic Modification Clinical Research Information System (GeMCRIS) (Memento vom 20. März 2015 im Internet Archive)
  4. Tri-Institutional MD-PhD Program – Case Discussion Rounds. Abgerufen am 20. April 2017.
  5. International Case Discussion Summer School – Medizinische Fakultät – LMU München. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 21. April 2017; abgerufen am 20. April 2017.
  6. European Society of Gene and Cell Therapy (ESGCT)
  7. Tagesschau. In: rainews.it. Ehemals im Original (nicht mehr online verfügbar); abgerufen am 28. März 2022.@1@2Vorlage:Toter Link/www.rainews.it (Seite nicht mehr abrufbar. Suche in Webarchiven)
  8. Hans Heiss: Sprödes Terrain. Südtirols langer Weg zur Wissenslandschaft – eine Skizze. In: Hannes Obermair, Harald Pechlaner (Hrsg.): Eurac Research: Inventing Science in a Region. Eurac Research – Athesia-Tappeiner, Bozen 2022, ISBN 978-88-6839-628-2, S. 84–96, hier: S. 84–85.
  9. Thomas Vikoler: Ein Kreuz für Gänsbacher. Neue Südtiroler Tageszeitung, 12. August 2022, abgerufen am 23. August 2022.
  10. Landtagswahlen: Bernd Gänsbacher kandidiert, Rai News vom 24. August 2023.
  11. David Rottensteiner: Tommy's neuer Freund, Artikel auf Salto.bz vom 25. August 2023.
  12. „Für Südtirol mit Widmann“ holt 3,4 Prozent und einen Sitz, Stol.it vom 22. Oktober 2023.
  13. MRI Newsletter. (PDF; 735 KB) Februar / März 2017. In: mri.tum.de. Archiviert vom Original am 27. Februar 2017; abgerufen am 28. März 2022.