Berner Lukan-Scholien

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Berner Lukan-Scholien nennt man die im 4. Jahrhundert entstandenen anonymen Scholien (erklärenden Zusätze) zum Werk des römischen Dichters Marcus Annaeus Lucanus, die in zwei Codices des 10. Jahrhunderts der Burgerbibliothek Bern (Cod. 45 [unvollständig] und Cod. 370) überliefert sind, nach denen sie 1869 der Philologe und Religionswissenschafter Hermann Usener edierte.

Besonders Lukans zehnbändiges Werk De bello civili (auch Pharsalia genannt) wird in den Scholien ausführlich kommentiert. Diese Kommentare sind ihrerseits im 8. und 9. Jahrhundert durch wiederum anonyme Kommentatoren ergänzt worden. Die deswegen mehrmals differierenden Angaben sind auch für die moderne Forschung oft unlösbar.[1]

Religionsgeschichtliche Bedeutung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Für die Keltische Mythologie und Religion sind die Scholien insofern sehr bedeutsam, weil Lukan über Menschenopfer für die gallischen Götter Teutates, Esus und Taranis schreibt.[2] Die Opfer für Teutates werden demnach kopfüber in einem Bottich ertränkt, die für Esus zum Verfaulen in einen Baum gehängt, die für Taranis in einem hölzernen Trog verbrannt. Ob ein Zusammenhang mit dem „Wicker man“ besteht, ist nicht geklärt.

Die Interpretatio Romana der gallischen Gottheiten und die verschiedenen Opferbräuche werden je nach den verwendeten Quellen, die dem oder den anonymen Autor(en) zur Verfügung standen, unterschiedlich angegeben. Besonders die Gleichsetzung in der Interpretatio ist unsicher, da aus den Scholien nicht hervorgeht, ob bei der Abfassung zuverlässige antike Überlieferungen verwendet wurden. Nachträglich gesicherte Interpretationen (z. B. durch Inschriften) sind nicht sehr oft vorhanden.

Ausgaben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Helmut Birkhan: Kelten. Versuch einer Gesamtdarstellung ihrer Kultur. Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 1997, ISBN 3-7001-2609-3.
  • Fritz Graf: Menschenopfer in der Burgerbibliothek: Anmerkungen zum Götterkatalog der »Commenta Bernensia« zu Lukan 1, 445. In: Archäologie der Schweiz. Bd. 14, 1991, S. 136–143, doi:10.5169/seals-12564..
  • Bernhard Maier: Lexikon der keltischen Religion und Kultur (= Kröners Taschenausgabe. Band 466). Kröner, Stuttgart 1994, ISBN 3-520-46601-5.
  • Johann Ramminger: Quellen und Genese der Scholien und Glossen zu Lukan, 'Pharsalia' 2, 355-371. In: Hermes. Bd. 114, 1986, 479–490.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Helmut Birkhan: Kelten. Versuch einer Gesamtdarstellung ihrer Kultur. Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 1997, ISBN 3-7001-2609-3, S. 444.
  2. Pharsalia I, S. 444–446.