Bess Flowers

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Bess Flowers (* 23. November 1898 in Sherman, Texas; † 28. Juli 1984 in Woodland Hills, Los Angeles, Kalifornien) war eine US-amerikanische Filmschauspielerin, die als Statistin sowie Darstellerin kleinerer Nebenrollen an über 930 Spielfilmen, über 40 Kurzfilmen und rund 70 Fernsehserien mitwirkte.[1] Sie gilt als eine der bekanntesten Kleindarstellerinnen in der Geschichte Hollywoods.[2]

Leben und Karriere[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bess Flowers studierte gegen den Willen ihres Vaters Schauspiel am Carnegie Institute of Technology.[3] Danach wollte sie ursprünglich Schauspielerin am Broadway werden, doch am Bahnhof, an dem sie den Zug nach New York nehmen wollte, änderte sie aufgrund einer Film-Werbeanzeige ihre Meinung und reiste nach Hollywood zur Filmindustrie.[2] Dort gab sie im Jahr 1923 ihr Filmdebüt, einer ihrer ersten Filme war Charlie Chaplins Die Nächte einer schönen Frau. Sie erhielt während der Stummfilmära einige größere Rollen, ehe sie sich mit Beginn des Tonfilms vor allem auf Auftritte als Komparse oder Statist verlegte.

Insgesamt trat Flowers bis zum Jahr 1965 in über 1000 Film- und Fernsehproduktionen auf, eine auch im Vergleich zu anderen Kleindarstellern astronomische Zahl. Sie spielte hierbei in vielen Filmklassikern, unter anderem jeweils mehreren Filmen von Alfred Hitchcock, Frank Capra, Billy Wilder und John Ford sowie in Orson WellesCitizen Kane. Bess Flowers gehörte zu den sogenannten One-Day-Actors, die so hießen, weil sie ihre kleinen Auftritte in nur einem Tag abdrehen konnten. Insbesondere in den späteren Jahren ihrer Karriere erhielt sie häufig nur Statistenparts und wurde daher in ihren meisten Filmen auch nicht in den Credits erwähnt. Im Laufe der Jahre kaufte Flowers den Studios viele der Kleider ab, die sie in ihren Rollen getragen hatte. Da sie diese Kleider bei sich daheim zur Verfügung behielt, wussten die Studios, dass sie Flowers schnell und problemlos besetzen konnten, ohne passende Kleider heraussuchen oder gar anpassen zu müssen. Da sie insbesondere viele Abendkleider besaß, verkörperte sie oft elegante Damen der Oberschicht, die beispielsweise Partys oder Opernvorstellungen besuchten.[2] In der Branche wurde sie auch respektvoll als Queen of the Hollywood Extras (dt.: „Königin von Hollywoods Statisten“) bezeichnet.[2]

Trotz ihres Spitznamens Queen of the Hollywood Extras war Flowers nicht nur textlose Statistin, sondern hatte insbesondere in den frühen Jahren ihrer Karriere einige substanzielle Rollen. So hatte sie größere Auftritte in Kurzfilm-Komödien, etwa im Laurel-und-Hardy-Film Im Strudel der Gosse (1928) als erzürnte Ehefrau von Oliver Hardy, die ihrem Mann mit einer Flinte nachjagt. Sie spielte in weiteren Kurzfilm-Komödien von Komikern wie Charley Chase, The Three Stooges, Leon Errol oder Edgar Kennedy. In der Krimikomödie Das Lied vom dünnen Mann (1947) hatte sie eine im Abspann erwähnte Nebenrolle als Frau eines Millionärs. In der Komödie Es geschah in einer Nacht (1934) verkörperte eine mehrere Szenen und Dialoge umfassende Rolle als Sekretärin von Clark Gables Chefredakteur. Es geschah in einer Nacht war Flowers erster Film, der einen Oscar für den Besten Film des Jahres erhielt. Nachfolgend erhielten auch die Filme Lebenskünstler (1938), Alles über Eva (1950), Die größte Schau der Welt (1952) und In 80 Tagen um die Welt (1956) mit Flowers in kleinen Rollen den Oscar in der Kategorie Bester Film. Dank dieser fünf Filme hält sie noch heute den Rekord, in den meisten Filmen mitgespielt zu haben, die mit dem Oscar für den besten Film ausgezeichnet wurden.[4] Insgesamt spielte sie in 23 Filmen, die für den Oscar als bester Film nominiert wurden.

Ab den 1950er-Jahren übernahm sie auch kleinere Rollen oder Statistenparts in Fernsehserien. Im Jahre 1964 spielte die damals 65-jährige Flowers in ihrem letzten Film Leih mir deinen Mann mit, zuletzt trat sie 1970 in einer Folge der Fernsehserie The Red Skelton Show auf. Mit der Zeit hatten Filmliebhaber die elegant wirkende, hochgewachsene Darstellerin immer wieder in winzigen Rollen oder im Filmhintergrund erspäht und wiedererkannt, wodurch Bess Flowers allmählich zu der wohl bekanntesten Statistin Hollywoods wurde. In den 1970er-Jahren war sie Gast auf mehreren Filmfestivals sowie in Filmklassen, sie wurde mehrfach als Zeitzeugin der Filmgeschichte befragt. Die späte Aufmerksamkeit erfreute Flowers, die kommentierte: „Ich wollte immer ein Individuum sein, nicht nur ein Teil der Herde.“[2]

Bess Flowers war zweimal verheiratet: von 1923 bis 1928 mit dem Regieassistenten Cullen Tate, dann von 1929 bis 1930 mit dem Anwalt William S. Holman. Beide Ehen wurden geschieden.[5][6] Aus der Ehe mit Tate hatte sie ein einziges Kind, die bereits vor ihr verstorbene Tochter Patricia Elizabeth Tate (1924–1972).[7] Bess Flowers starb 1984 im Alter von 85 Jahren im Motion Picture & Television Country House. Ihre Asche wurde im Rosengarten des Chapel of the Pines Crematory in Los Angeles verstreut.[4]

Filmografie (Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Bess Flowers – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Sort by Popularity - Most Popular Movies and TV Shows With Bess Flowers. In: Internet Movie Database. Abgerufen am 30. Oktober 2023.
  2. a b c d e Scott Feinberg: 20 Feet From Movie Stardom: The Overlooked Story of Hollywood’s Greatest Extra. In: The Hollywood Reporter. 20. Februar 2014, abgerufen am 30. Oktober 2023 (amerikanisches Englisch).
  3. Bess Flowers in der New York Times
  4. a b Bess Flowers in der Datenbank Find a Grave, abgerufen am 30. Oktober 2023 (englisch).
  5. Bess Flowers - Biografie. In: Internet Movie Database. Abgerufen am 30. Oktober 2023.
  6. William Steele Holman in der Datenbank Find a Grave, abgerufen am 30. Oktober 2023 (englisch).
  7. Patricia Elizabeth Tate Lamb in der Datenbank Find a Grave, abgerufen am 30. Oktober 2023 (englisch).