Bevölkerung Jugoslawiens

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Bevölkerungsentwicklung

Der Artikel Bevölkerung Jugoslawiens enthält hauptsächlich Daten zur Bevölkerungsstatistik des Staates Jugoslawien in der Zeit von 1918 bis 1992.

In den Tabellen bedeutet "-", dass keine Daten bekannt sind, "*" bedeutet, dass die Kategorie im jeweiligen Jahr nicht erfasst wurde.

Nach Republiken und Provinzen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bevölkerung Jugoslawien nach Republiken und Provinzen (in Tausend)
Jahr 1921 1953 1981 1991
/ Jugoslawien gesamt 12.545 16.397 22.424 23.528
Sozialistische Republik Slowenien 1.298 1.504 1.887 1.963
Sozialistische Republik Kroatien 3.427 3.936 4.582 4.760
Sozialistische Republik Bosnien und Herzegowina 1.890 2.847 4.128 4.365
Sozialistische Republik Montenegro 311 420 585 615
Sozialistische Republik Mazedonien 809 1.305 1.921 2.034
Sozialistische Republik Serbien (ohne autonome Provinzen) 2.843 4.464 5.673 5.824
Sozialistische Autonome Provinz Kosovo 439 816 1.595 1.955
Sozialistische Autonome Provinz Vojvodina 1.537 1.700 2.029 2.013

Die Namen der Republiken entsprechen dem Stand von 1963 bis 1990/1991. Im Jahr 1921 war Jugoslawien noch nicht in Republiken und Provinzen eingeteilt, die Daten sind Rückberechnungen aufgrund der Daten der einzelnen Gemeinden.[1]

Größte Städte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Laut Volkszählung von 1991 gab es in Jugoslawien 19 Städte mit mehr als 100.000 Einwohnern. Die Einwohnerzahl dieser Städte hat sich so entwickelt: [2]

Einwohnerzahl der größten Städte Jugoslawiens (in Tausend)
Stadt 1921 1953 1981 1991
Belgrad 111,7 470,2 1.145,0 1.168,0
Zagreb 108,3 350,8 768,7 933,9
Skopje 41,1 119,0 405,9 -
Sarajevo 60,1 111,7 - 415,6
Ljubljana 53,3 111,2 - -
Split 25,0 61,2 169,3 189,4
Novi Sad 39,2 83,2 169,8 179,6
Niš 25,1 60,7 161,0 175,4
Rijeka * 75,3 158,3 168,0
Kragujevac 15,7 40,6 87,0 147,3
Zenica 7,6 22,6 - 145,6
Banja Luka 18,0 30,4 123,8 142,6
Tuzla 14,2 25,0 65,0 131,9
Mostar 18,2 25,9 - 126,1
Titograd 8,7 13,6 95,8 117,8
Priština 14,3 24,1 69,5 108,1
Maribor 30,6 70,8 104,7 -
Osijek 34,4 57,4 104,2 104,8
Subotica 101,9 59,8 100,2 100,4

Für die Veränderungen der Einwohnerzahlen sind neben demographischen Veränderungen auch Eingemeindungen von Vororten verantwortlich. Rijeka (Fiume) gehörte 1921 noch zu Italien.

Nach ethnischer Zugehörigkeit[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bevölkerung Jugoslawien nach ethnischer Zugehörigkeit (in %)
Jahr 1921 1953 1981 1991
Bevölkerung ca. 12.545.000 16.396.573 22.424.411 23.528.230
Serben - 41,72 36,30 36,24
Kroaten - 23,47 19,75 -
Slawische Muslime - 5,90 8,92 -
Slowenen 8,13 8,78 7,82 -
Albaner 3,50 4,45 7,72 -
Mazedonier - 5,27 5,97 -
Jugoslawen * * 5,44 -
Montenegriner - 2,75 2,58 -
Magyaren 3,73 2,97 1,90 -
Roma - - 0,66 -
Türken 1,20 1,53 0,45 -
Slowaken - 0,50 0,36 -
Rumänen 1,83 0,36 0,25 -
Bulgaren - 0,36 0,16 -
Walachen - - 0,14 -
Russinen 0,20 0,22 0,10 -
Tschechen - 0,20 0,07 -
Italiener 0,09 0,21 0,07 -
Deutsche 4,22 0,36 - -

In den Volkszählungen noch nicht berücksichtigt sind die Ägypter (Aschkali), die vermutlich unter Roma mitgezählt wurden. Muslime wurden erst seit 1971 in den Volkszählungen berücksichtigt, Angaben aus der Zeit davor sind offenbar rückwirkende Schätzungen. Jugoslawen wurden erst ab 1961 in den Volkszählungen berücksichtigt.[3]

Nach Religion[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In den 1970er Jahren verteilte sich die Bevölkerung Jugoslawiens auf folgende Religionszugehörigkeiten:[4] serbisch-orthodox und mazedonisch-orthodox 41,5 %, katholisch 31,8 %, konfessionslos 12,3 %, muslimisch 12,3 %, evangelisch 1,0 %, jüdisch 0,03 %.

Sonstige Daten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Analphabetismus[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Analphabetenrate wurde 1981 mit 4,5 % der Männer und 16,1 % der Frauen (insgesamt 10,4 % der Bevölkerung) im Alter von über 15 Jahren angegeben. Von Analphabetismus betroffen waren fast ausnahmslos Menschen, die zum Erhebungszeitpunkt über 45 Jahre alt waren, deren Grundschulzeit also vor dem Ende des Zweiten Weltkrieges lag.[5]

Jüdische Bevölkerung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Zahlen über die in Jugoslawien lebenden Juden liegen aus der Volkszählung von 1931 vor, bei der einerseits die Nationalität bzw. Muttersprache und andererseits die Religionszugehörigkeit ermittelt wurde.[6] Die 68.405 Angehörigen der jüdischen Religion ergaben 0,5 % der Gesamtbevölkerung Jugoslawiens. 39.010 (0,28 %) waren jüdisch-askenasisch, 26.168 (0,19 %) jüdisch-sephardisch und 3.227 (0,02 %) jüdisch-orthodox. Wie in den meisten europäischen Staaten zur damaligen Zeit sahen sich auch in Jugoslawien viele Juden nur als im religiösen Sinne, nicht aber im ethnischen Sinne von ihren christlichen Nachbarn verschieden. Von den 68.405 Angehörigen der jüdischen Religion gaben daher nur 26,3 % als Nationalität/Muttersprache „Jude“ an, 39,3 % gaben „Serbokroate“ an, 16,3 % „Ungar“ und 14,7 % „Deutscher“. Einige wenige Personen gaben „Jude“ als Nationalität, aber eine christliche Religionszugehörigkeit an.

Die meisten Juden Jugoslawiens lebten damals in Kroatien. In der kroatischen Hauptstadt Zagreb befand sich mit 15.700 jüdischen Einwohnern die größte jüdische Gemeinschaft in Jugoslawien.

Quellen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. zu 1921 und 1953: Vladimir Stipetić, Ein Jahrhundert in der zahlenmässigen Entwicklung der Bevölkerung Jugoslawiens, in: Sozialistische Theorie und Praxis, Heft 2/1975, S. 59–82 (v. a. S. 60); zu 1981: Ramet, Nationalism and Federalism, S. 21; zu 1991: Statistički Bilten Nr. 1934 (1992)
  2. Für 1921: Brockhaus 15. Aufl.; Für 1953: Enciklopedija Jugoslavije 1. Ausgabe, Band 4, S. 599; Für 1981: Brockhaus 19. Aufl. (dort sind in der Tabelle im Artikel "Jugoslawien" falsche Angaben für Belgrad, Zagreb, Sarajevo und Ljubljana durch Einbeziehung der Agglomerationen); Für 1991: Brockhaus 20. Aufl.
  3. Für 1953 und 1981: Enciklopedija Jugoslavije, 2. Ausgabe, Band 6, S. 231, Roma und Walachen 1981 nach Ramet, Nationalism and Federalism, S. 20 . Für 1921: Osteuropa-Handbuch - Jugoslawien, hrsg. v. W. Markert, 1954, S. 16. Für 1953: Klaus-Detlev Grothusen (Hrsg.): Jugoslawien (= Südosteuropa-Handbuch Band 1). Göttingen 1975, S. 331. Für 1991: Gesamtzahl und Serben errechnet aus Statistički Bilten Nr. 1934 (1992)
  4. vgl. Fischer Welt-Almanach 1974, S. 102; Albert Rauch: Kirchen und Religionsgemeinschaften, in: Klaus-Detlev Grothusen (Hrsg.): Jugoslawien. Göttingen 1975, S. 345–359.
  5. vgl. Statistik des Auslandes, Länderbericht Jugoslawien 1990, S. 28
  6. vgl. Osteuropa-Handbuch, Bd. 1 Jugoslawien, hrsg. v. W. Markert, 1954, S. 17 (Tabelle 4); S. Džaja, Die politische Realität des Jugoslawismus (1918-1991), 2002 (ISBN 3-486-56659-8), S. 43