Bewegungskopplung

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Unter Bewegungskopplung versteht die Bewegungswissenschaft die Verbindung mehrerer Teilkörperbewegungen zu einem geordneten Bewegungsablauf. Mit der Bewegungskopplung entsteht eine „Gliederkette“ von Einzelbewegungen und Teilimpulsen, deren Koordinierung und Feinabstimmung zu einer Dynamisierung und Optimierung der Gesamtbewegung führt. Das Entstehen einer optimalen Bewegungsqualität setzt ein zweckmäßiges Zusammenspiel der Teilkörperbewegungen und Impulse in Form einer räumlichen, zeitlichen und dynamischen Abstimmung voraus. Der Anfangsimpuls kann vom Kopf (Kopfsteuerung), vom Rumpf oder von den Extremitäten ausgehen.

Die Bewegungskopplung ist ein wesentliches Element bei der Realisierung einer gut koordinierten Bewegung.

Systematisierung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Je nach Betrachterperspektive findet eine unterschiedliche Einordnung und Charakterisierung statt:

Vom Sachaspekt der Bewegung her gesehen wird die Bewegungskopplung als „Bewegungseigenschaft“ oder als „Bewegungsmerkmal“ bezeichnet.[1] Als Strukturkennzeichen verbindet sie sich mit weiteren Merkmalen wie etwa der Bewegungspräzision, der Bewegungskonstanz oder dem Bewegungsrhythmus.

Vom Subjektaspekt der sich bewegenden Person her gesehen wird das Kopplungsvermögen den „Bewegungsfähigkeiten“ zugerechnet.[2] Sie steht dann in einer Reihe mit der Raumorientierung, der Antizipation oder der Steuerungsfähigkeit der Bewegung und stellt als solche eine wesentliche Komponente zur Gestaltung einer gelungenen Bewegungskoordination dar.

In der Bewegungslehre unterscheidet man bei der Bewegungskoppelung ferner zwischen

  • einer morphologischen Betrachtungsweise (Erfassung des ganzheitlichen Erscheinungsbildes)[3]
  • einer funktionalen Betrachtungsweise (Analyse der Informationsverarbeitung auf der physiologischen Prozessebene)[4][5] und
  • einer biomechanischen Betrachtungsweise (Zusammenspiel zwischen Zentralnervensystem, Muskulatur, Gelenkapparat)[6]

Anwendungsfelder[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Bewegungskopplung spielt beim Bewegungslernen (Methodik, Training), bei der Beurteilung der Qualität einer Bewegung (Bewegungsanalyse) und bei der Erstellung von Tests zur Erfassung der Bewegungskoordination (Experimentalverfahren) eine wichtige Rolle.

Beispiele[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Beim Kugelstoßen (O’Brien-Technik) findet eine Impulsübertragung vom Fuß über die Beinstreckung, die Hüft- und Rumpfdrehung und die Armstreckung statt, bis die Hand schließlich die Kugel in der Abstoßphase mit der aufgebauten Impulskette entlässt. Dieser ganzkörperliche Schwungaufbau entwickelt, wenn er in einer bruchlosen Bewegungskopplung und harmonischen Bewegungsübertragung stattfindet, eine weitaus höhere Dynamik und Effektivität, als wenn der Kugelstoß lediglich aus der Armkraft erfolgen würde.

Bei einem Schraubensalto gehen die Dreh- und Steuerungsimpulse zu den Bewegungen um die Quer- und Längsachse des Körpers vom Kopf und den Extremitäten aus und übertragen sich von dort auf den Rumpf.

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bewegungskoordination

Koordinative Fähigkeiten (Motorik)

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • H. de Marées: Sportphysiologie. Köln (Sportverlag) 9. Auflage 2003
  • K. Meinel / G. Schnabel: Bewegungslehre – Sportmotorik. München (Südwest) 11. Auflage 2007
  • K. Roth /K. Willimczik: Bewegungswissenschaft. Reinbek (Rowohlt) 1999
  • G. Schnabel u. a. (Hrsg.): Trainingslehre – Trainingswissenschaft: Leistung-Training-Wettkampf. Aachen (Meyer & Meyer) 2009
  • S.A. Warwitz: Der Wiener Koordinationsparcours (WKP). In: Ders.: Das sportwissenschaftliche Experiment. Planung-Durchführung-Auswertung-Deutung. Schorndorf (Hofmann) 1976. S. 48–62
  • J. Weineck: Optimales Training. Erlangen (Balingen) 10. Auflage 2000
  • J. Weineck: Leistungsphysiologische Trainingslehre unter besonderer Berücksichtigung des Kinder- und Jugendtrainings. Balingen (Spitta) 16. Auflage 2009

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. K. Meinel / G. Schnabel: Bewegungslehre – Sportmotorik. München (Südwest), 11. Auflage 2007
  2. S.A. Warwitz: Der Wiener Koordinationsparcours (WKP). In: Ders.: Das sportwissenschaftliche Experiment. Planung-Durchführung-Auswertung-Deutung. Schorndorf (Hofmann) 1976. S. 48–62
  3. K. Roth /K. Willimczik: Bewegungswissenschaft. Reinbek (Rowohlt) 1999
  4. H. de Marées: Sportphysiologie. Köln (Sportverlag) 9. Auflage 2003
  5. J. Weineck: Leistungsphysiologische Trainingslehre unter besonderer Berücksichtigung des Kinder- und Jugendtrainings. Balingen (Spitta) 16. Auflage 2009
  6. J. Weineck: Optimales Training. Erlangen (Balingen) 10. Auflage 2000