Bezirk Tepl

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Der Bezirk Tepl (tschechisch Okresní hejtmanství Teplá) war ein Politischer Bezirk im Königreich Böhmen. Der Bezirk umfasste Gebiete in Westböhmen im heutigen Karlovarský kraj (Okres Cheb bzw. Okres Karlovy Vary). Sitz der Bezirkshauptmannschaft war die Stadt Tepl (Teplá). Das Gebiet gehörte seit 1918 zur neu gegründeten Tschechoslowakei und ist seit 1993 Teil Tschechiens.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die modernen, politischen Bezirke der Habsburgermonarchie wurden 1868 im Zuge der Trennung der politischen von der judikativen Verwaltung geschaffen.[1]

Der Bezirk Tepl wurde 1868 aus den Gerichtsbezirken Tepl (tschechisch soudní okres Teplá) und Weseritz (Bezdružice) gebildet.[2]

1887 wurde die Errichtung eines zusätzlichen Gerichtsbezirkes Marienbad beschlossen. Hierzu wurden zehn Gemeinden aus dem Gerichtsbezirk Tepl ausgeschieden und mit der Stadt Sangerberg aus dem Gerichtsbezirk Petschau zum Gerichtsbezirk Marienbad zusammengeschlossen.[3] Die Errichtung des Gerichtsbezirks erlangte per 1. Mai 1888 seine Amtwirksamkeit.[4]

Zudem wurde per 1. Jänner 1890 die Gemeinde Deutsch-Thomaschlag vom Gerichtsbezirk Plan dem Gerichtsbezirk Tepl und damit dem Bezirk Tepl zugewiesen.[5]

Nachdem der Gerichtsbezirk Marienbad am 1. Oktober 1902 gemeinsam mit dem Gerichtsbezirk Bad Königswart (Mariánské Lázně) zum Bezirk Marienbad erhoben wurde, wurden die Grenzen des Bezirks Tepl völlig neu gezogen. So bestand der Bezirk Tepl zwischen 1. Oktober 1902 und dem Jahr 1918 aus den Gerichtsbezirken Petschau und Tepl.[6]

Auch als Teil der neugegründeten Tschechoslowakei sowie nach dem Münchner Abkommen vom 29. September 1938 blieb der Bezirk Tepl bestehen, nachdem im Oktober 1938 deutsche Truppen das Gebiet besetzt hatten, wurde es am 20. November 1938 zum Landkreis Tepl erhoben. Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs wurde das Gebiet Teil des Okres Cheb bzw. Okres Karlovy Vary im Karlovarský kraj.

Im Bezirk Tepl lebten 1869 30.256 Personen, wobei der Bezirk ein Gebiet von 9,4 Quadratmeilen und 72 Gemeinden umfasste.[7]

Bis 1890 stieg die Einwohnerzahl auf 36.410 Personen, während die Fläche 57,4 km² mit 87 Gemeinden umfasste.[8]

Bezogen auf die neugezogenen Grenzen von 1902 lebten im Bezirk Tepl im Jahr 1900 durch die Ausscheidung des Gerichtsbezirks Marienbad nur noch 26.918 Menschen auf 38,85 km². Auch die Zahl der Gemeinden hatte sich auf 62 reduziert.[9]

Der Bezirk Tepl wies 1910 eine Bevölkerung von 26.559 Personen auf, von denen 26.478 Deutsch und neun Tschechisch[10] als Umgangssprache angaben. Im Gerichtsbezirk lebten zudem 72 Anderssprachige oder Staatsfremde. Die Fläche hatte sich seit der letzten Volkszählung nicht mehr verändert, jedoch hatte sich die Anzahl der Gemeinden leicht auf 63 erhöht.[11]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Reichs-Gesetz-Blatt für das Kaiserthum Oesterreich. Jahrgang 1868, XVII. Stück, Nr. 44. „Gesetz vom 19. Mai 1868 über die Einrichtung der politischen Verwaltungsbehörden in den Königreichen …“
  2. Reichs-Gesetz-Blatt für das Kaiserthum Oesterreich. Jahrgang 1868, XLI. Stück, Nr. 101: Verordnung vom 10. Juli 1868, die Durchführung des Gesetzes vom 19. Mai 1868 (Reichs-Gesetz-Blatt Nr. 44) in Böhmen, Dalmatien, Oesterreich unter und ob der Enns, Steiermark, Kärnthen, Bukowina, Mähren, Schlesien, Tirol und Vorarlberg, Istrien, Görz und Gradiska betreffend.
  3. Reichsgesetzblatt für die im Reichsrath vertretenen Königreiche und Länder 1887, XXVIII. Stück, Nr. 71: „Verordnung des Justizministeriums vom 5. Juni 1887, betreffend die Errichtung des Bezirksgerichtes Marienbad in Böhmen“
  4. Reichsgesetzblatt für die im Reichsrath vertretenen Königreiche und Länder 1887, VI. Stück, Nr. 21: „Verordnung des Justizministeriums vom 12. Februar 1888, betreffend den Beginn der Amtswirksamkeit des Bezirksgerichtes Marienbad in Böhmen“
  5. Reichsgesetzblatt für die im Reichsrath vertretenen Königreiche und Länder 1889, XL. Stück, Nr. 104: „Verordnung des Justizministeriums vom 27. Juni 1889, betreffend die Zuweisung der Gemeinde Deutsch-Thomaschlag zu dem Sprengel des Bezirksgerichtes Tepl in Böhmen.“
  6. Reichsgesetzblatt für die im Reichsrath vertretenen Königreiche und Länder 1902, XCII. Stück, Nr. 183: „Kundmachung des Ministeriums des Innern vom 11. September 1902, betreffend die Errichtung einer Bezirkshauptmannschaft in Marienbad“
  7. Böhmische k.k. Statthalterei (Hrsg.): Orts-Repertorium des königreiches Böhmen. Mit Benützung der von der k.k. statistischen Centralcommission zsgest. Ergebnisse der Volkszählung vom 31. Oktober 1869. Prag 1872, S. 12
  8. Böhmische k. k. Statthalterei (Hrsg.): Orts-Repertorium für das Königreich Böhmen. Prag 1893, S. 430
  9. C.k. místodržitelství (Hrsg.): Seznam míst v Království českém. K rozkazu c. k. místodržitelství na základě úřadních udání sestaven. Prag 1907, S. 636
  10. In der Volkszählung wurden Personen mit böhmischer, mährischer und slowakischer Umgangssprache zusammengefasst
  11. k. k. Statistische Zentralkommission (Hrsg.): Spezialortsrepertorium von Böhmen. Bearbeitet auf Grund der Ergebnisse der Volkszählung vom 31. Dezember 1910. Wien 1915, S. 445

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • k. k. Statistische Zentralkommission (Hrsg.): Spezialortsrepertorium von Böhmen. Bearbeitet auf Grund der Ergebnisse der Volkszählung vom 31. Dezember 1910. Wien 1915
  • Klement, Franz: Der politische Bezirk Tepl. Ein Beitrag zur Heimatkunde. Tachau, Holub, 1882, 340 S.
  • Russ, Josef: Der politische Bezirk Tepl. Heimatkunde für die Schuljugend. Petschau, 1905