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Bezirksamt Eberbach

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Lage der Bezirksämter in Baden im Jahr 1890

Das Bezirksamt Eberbach war eine Verwaltungseinheit im Norden des Landes Baden. Es bestand von 1807 bis 1924.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Durch den Reichsdeputationshauptschluss 1803 und die Auflösung der Kurpfalz kam das Oberamt Mosbach mit seinen zugehörigen Unterämtern bzw. Kellereien (Neckarelz, Lohrbach, Eberbach, Hilsbach) an das neu geschaffene Fürstentum Leiningen. Die Rheinbundakte mediatisierte 1806 das Haus Leiningen und die Fürsten von Leiningen wurden Standesherren unter der Souveränität Badens. Dessen Regierung errichtete im Sommer 1807 das standesherrliche Amt Eberbach, dem außer der Stadt noch 22 weitere Orte angehörten.[1]

Bereits im Dezember 1807 wurde die leiningenschen Ämter in kleinere, als Justizamt titulierte Einheiten aufgespaltet. Dabei entstanden das Amt Zwingenberg vollständig aus Eberbacher Orten, weitere gingen an das Justizamt Lohrbach.[2] 1813 wurden die beiden neu errichteten Ämter wieder aufgehoben, die Zwingenberger und drei der Lohrbacher Orte kamen zu Eberbach.[3]

Nachdem Baden dem Hause Leiningen 1840 erneut die Ausübung der Patrimonialgerichtsbarkeit zugestanden hatte, wurde Eberbach wieder in ein standesherrliches Amt umgewandelt. Die Orte, nicht in die leiningensche Zuständigkeit fielen, wurden zum Bezirksamt Neudenau umgesetzt.[4] 1849 verzichtete das Haus Leiningen auf die Ausübung der ihm 1840 zuerkannten Rechte. Daraufhin wurde die Trennung aufgehoben. Eberbach wieder zum landesherrlichen Amt und erhielt zugleich die abgetrennten Orte zurück.[5]

Im Zuge der Trennung der Rechtsprechung von der Verwaltung 1857 wurde Eberbach Sitz eines Amtsgerichts. Zugleich wurde das Bezirksamt Neckargemünd aufgelöst und dem Bezirksamt Eberbach eingegliedert.[6] Dessen westliche Gemeinden gingen 1864 zum Bezirksamt Heidelberg.[7] 1864 wurden die Gemeinden des Amtsbezirks dem Kreisverband Mosbach zugewiesen. Bei der Auflösung des Bezirksamtes Eberbach kamen 1924 die östlichen Gemeinden zum Bezirksamt Mosbach, die westlichen zum Bezirksamt Heidelberg.

Orte und Einwohnerzahlen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Zum Zeitpunkt seiner Errichtung im Sommer 1807 umfasste das Amt neben Eberbach diese 22 Orte: Balsbach, Oberdielbach, Fahrenbach, Friedrichsdorf, Ferdinandsdorf, Neckargerach, Waldkatzenbach, Lindach, Igelsbach, Krumbach, Mülben, Pleutersbach, Rineck, Robern, Rockenau, Schollbrunn, Strümpfelbrunn, Trienz, Weisbach, Wagenschwend, Neckarwimmersbach und Zwingenberg.

1814[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ohne das zwischenzeitlich zum Stadt- und Ersten Landamt Mosbach gewechselte Fahrenbach wird 1814 für das Bezirksamt von 7198 Einwohnern berichtet, die sich auf diese Ortschaften verteilten:[8]

  • Balsbach: 197
  • (Ober)-Dielbach: 251
  • Eberbach: 2848, davon in
  • (Ober)-Ferdinandsdorf: 136
  • Friedrichsdorf: 119
  • Igelsbach: 41
  • (Wald)katzenbach: 306
  • Lindach: 69
  • Mülben: 157
  • Neckargerach: 712
  • Neckarwimmersbach: 343
  • Pleutersbach: 144
  • Robern: 166
  • Rockenau: 166
  • Schollbrunn: 394
  • Strümpfelbrunn: 400
  • Unterferdinandsdorf: 78
  • Wagenschwend: 233
  • Weisbach: 222
  • Zwingenberg: 216

1864[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Topographische Karte von 1838, Blatt Eberbach

Nachdem 1857 der Amtsbezirk Neckargemünd mit seinen 23 Gemeinden hinzugekommen war, umfasste Eberbach 40 Gemeinden. Diese 15 wechselten 1864 zu Heidelberg: Bammental, Dilsberg, Gaiberg, Gauangelloch, Lobenfeld, Mauer, Meckesheim, Mönchzell, Mückenloch, Neckargemünd, Ochsenbach, Spechbach, Waldhilsbach, Wiesenbach, und Waldwimmersbach. Bei Eberbach blieben Haag, Michelbach, Moosbrunn, Neunkirchen, Oberschwarzach, Schönbrunn, Schwanheim, Unterschwarzach.

Von den 1864 gezählten Bewohnern verblieben nach dem 1865 vollzogenen Wechsel von Robern zum Bezirksamt Mosbach[9] 13.211 Menschen. Sie verteilten sich auf 24 Gemeinden:[10]

  • Balsbach: 348
  • (Ober)dielbach: 514
  • Eberbach: 4191
  • Friedrichsdorf: 239
  • (Neckar)gerach: 883
  • Haag: 283
  • (Wald)katzenbach: 432
  • Lindach: 111
  • Michelbach: 372
  • Moosbrunn: 200
  • Mülben: 252
  • Neunkirchen: 1009
  • Pleutersbach: 219
  • Rockenau: 214
  • (Ober)schönbrunn: 447
  • Schollbrunn: 518
  • Schwanheim: 256
  • Strümpfelbrunn: 604
  • Unterschwarzach: 402
  • Wagenschwend: 365
  • Weisbach: 346
  • (Neckar)wimmersbach: 410
  • Zwingenberg: 321

, , Als Kolonien getrennt gezählt wurden:

  • Ferdinandsdorf: 34
  • Igelsbach: 65

1913[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Gebiet des Amtes lag eine Reihe gemeindefreier Gebiete, die in Baden als abgesonderte Gemarkung bezeichnet wurden. 1885 waren es Sondernach, die Waldgemarkung Zwingenberg und die Stüber Zent. Sondernach wurde 1900 auflöst, der bewohnte Teil mit Gaimühle kam zu Eberbach, der Rest zur Waldgemarkung Zwingenberg.[11] Auch der Stüber Zentwald wurde auf benachbarte Gemeinden aufgeteilt.

Vom Bezirksamt Buchen kamen 1872 (Badisch)-Schöllenbach,[12] Anfang 1900 Reisenbach[13] und im Juli 1921 vom Bezirksamt Heidelberg noch Brombach zu Eberbach.[14]

Neckarwimmersbach wurde 1899 nach Eberbach eingemeindet, dafür wurden Ober- und Unterschwarzach wieder getrennt ausgewiesen. 1910 hatte das Bezirksamt 16.783 Einwohner, davon 11.119 evangelisch, 5.458 römisch-katholisch, 9 altkatholisch, 43 übrige Christen, 151 Juden und 3 sonstige. Sie verteilten sich 1913 auf 24 Gemeinden und 3 abgesonderte Gemarkungen:[15]

  • Eberbach: 6394
  • Balsbach: 364
  • Friedrichsdorf: 268
  • Haag: 313
  • Lindach: 115
  • Michelbach: 408
  • Moosbrunn: 237
  • Mülben: 276
  • Neckargerach: 1022
  • Neunkirchen: 1129
  • Oberdielbach: 531
  • Oberschwarzach: 202
  • Pleutersbach: 300
  • Reisenbach: 466
  • Rockenau: 366
  • Schollbrunn: 578
  • Schönbrunn: 442
  • Schwanheim: 369
  • Strümpfelbrunn: 718
  • Unterschwarzach: 622
  • Wagenschwend: 428
  • Waldkatzenbach: 498
  • Weisbach: 427
  • Zwingenberg: 228
  • Waldgemarkung Zwingenberg, ihre 16 Einwohner (die verbliebenen Bewohner des 1850 als Gemeinde aufgelösten Ferdinandsdorf) wurden bei Mülben mitgezählt.

Als abgesonderte Gemarkung mit eigener polizeilicher Verwaltung teilselbstständige Gemeinden:

  • Igelsbach: 46
  • Schöllenbach: 36

Aufteilung 1924[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Zum 1. April 1924 wurde das Bezirksamt Eberbach aufgelöst. Zum Bezirksamt Heidelberg kamen Eberbach, Brombach, Frieedrichsdorf, Haag, Moosbrunn, Pleutersbach, Rockenau, Schwanheim und Schönbrunn, Reisenbach zurück zum Bezirksamt Buchen, der Rest zum Bezirksamt Mosbach.[16] Von den hier nicht genannten abgesonderten Gemarkungen gingen Schöllenbach und Igelsbach zu Heidelberg, der größere Teil der Waldgemarkung Zwingenberg zu Mosbach.

Leiter der Verwaltung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Leitung der Verwaltung, als Amtmann oder Oberamtmann und später Landrat, hatten inne:[17]

Übergeordnete Behörden[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Rahmen der Verwaltungsgliederung Badens übergeordnete Behörden waren:

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. General-Ausschreiben über die Eintheilung des Großherzogthums Baden in Bezirke, veröffentlicht am 7. Juli 1807 im Regierungsblatt des Großherzogtums Baden, Jahrgang V, Heft 23, S. 99. Digitalisierte Version auf der Website der Badischen Landesbibliothek.
  2. Landesherrliche Verordnung. Weitere Organisation der executven Landesbehörden. Veröffentlicht am 22. Dezember 1807 im Regierungsblatt des Großherzogtums Baden, Jahrgang V, Heft 44, S. 283f. Digitalisierte Version auf der Website der Badischen Landesbibliothek.
  3. Beilage A: Ämtereinteilung, veröffentlicht im Badischen Gesetz- und Verordnungsblatt im Juli 1813, S. 137. Digitalisierte Version auf der Website der Badischen Landesbibliothek.
  4. Entsprechende Verordnung vom 13. Oktober 1840, veröffentlicht im Großherzoglich Badischen Regierungsblatt am 13. November 1840, Heft XXXV, S. 265. Digitalisierte Version auf der Website der Badischen Landesbibliothek.
  5. Entsprechende Verordnung vom 8. September 1849, veröffentlicht im Großherzoglich Badischen Regierungsblatt am 21. September 1849, Heft LVI, S. 442. Digitalisierte Version auf der Website der Badischen Landesbibliothek.
  6. Entsprechende Verordnung vom 1. August 1857, veröffentlicht im Großherzoglich Badischen Regierungsblatt am 4. August 1857, Heft XXXIII, S. 357. Digitalisierte Version auf der Website der Badischen Landesbibliothek.
  7. Staatl. Archivverwaltung Baden-Württemberg in Verbindung mit d. Städten u.d. Landkreisen Heidelberg u. Mannheim (Hrsg.): Die Stadt- und die Landkreise Heidelberg und Mannheim: Amtliche Kreisbeschreibung, Bd. 1: Allgemeiner Teil,. Karlsruhe 1966, S. 248.
  8. Johann L. Büchler (Hrsg.): Das Großherzogthum Baden nach seinen Kreisen, Hofgerichtsprovinzen und Amtsbezirken topographisch dargestellt. Zweite vermehrte und umgearbeitete Auflage 1814, S. 81f.
  9. Entsprechende Verordnung vom 31. März 1865, veröffentlicht im Großherzoglich Badischen Regierungsblatt am 8. April 1865, Heft XV, S. 156. Digitalisierte Version auf der Website der Badischen Landesbibliothek.
  10. Beiträge zur Statistik der inneren Verwaltung des Großherzogthums Baden. Zwanzigstes Heft: Die Volkszählung vom Dezember 1864, I. Teil, S. 60. Digitalisierte Version auf der Website der Badischen Landesbibliothek.
  11. Entsprechende Verordnung vom 28. Juni 1900, veröffentlicht im Gesetzes- und Verordnungsblatt für das Großherzogtum Baden am 6. Juli 1900, Heft XXX, S. 833f. Digitalisierte Version auf der Website der Badischen Landesbibliothek.
  12. Entsprechende Verordnung vom 5. Oktober 1872, veröffentlicht im Staatsanzeiger für das Großherzogtum Baden am 15. Oktober 1872, Heft XXXVII, S. 390. Digitalisierte Version auf der Website der Badischen Landesbibliothek.
  13. Entsprechende Verordnung vom 21. Dezember 1899, veröffentlicht im Badischen Gesetz- und Verordnungsblatt am 30. Dezember 1899, S. 976. Digitalisierte Version auf der Website der Badischen Landesbibliothek.
  14. Entsprechende Verordnung vom 3. Juni 1921, veröffentlicht im Badischen Gesetz- und Verordnungsblatt am 7. Juni 1921, Heft 32, S. 137. Digitalisierte Version auf der Website der Badischen Landesbibliothek.
  15. Hof und Staats-Handbuch des Grossherzogthums Baden 1913, Statistischer Anhang Digitalisierte Version auf der Website der Badischen Landesbibliothek, S. 373f.
  16. Entsprechende Verordnung vom 18. Januar 1924, veröffentlicht im Badischen Gesetz- und Verordnungsblatt am 22. Januar 1924, Heft 3, S. 9. Digitalisierte Version auf der Website der Badischen Landesbibliothek und ergänzende Korrektur vom 19. März 1924, veröffentlicht ebenda am 26. März 1924, Heft 16, S. 51.
  17. Wolfram Angerbauer: Die Amtsvorsteher der Oberämter, Bezirksämter und Landratsämter in Baden-Württemberg : 1810 bis 1972. Herausgegeben 1996 von der Arbeitsgemeinschaft der Kreisarchive beim Landkreistag Baden-Württemberg.