Bier in Deutschland

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Deutsches Weizenbier in einem typischen Weizenbierglas
Bier nach Pilsner Brauart, oft auch verkürzt „Pils“ genannt - die verbreitetste Biersorte in Deutschland
Ein Altbier im Düsseldorfer Altbierglas

In Deutschland gibt es eine große Anzahl von Biersorten, die zum Teil nur regional, zum Teil aber auch deutschlandweit verbreitet sind.

Geschichte

In Deutschland wurde erstmals 736 im bayerischen Geisenfeld von einem besonderen Gerstensaft berichtet. Im Jahr 764 wurde in der ersten Bierurkunde der Welt eine Lieferung von Biergetreide, vermutlich Gerste, in das Kloster St. Gallen von Geisingen an der Donau beglaubigt. Klöster spielten bei der Bierherstellung im Mittelalter eine große Rolle. Einige heute bekannte Biermarken sind nach Ordensgemeinschaften benannt, wie zum Beispiel Paulaner oder Franziskaner.

1888 kam es in München zu Unruhen und Ausschreitungen, weil der Bierpreis geringfügig erhöht wurde. Dabei wurde in Wirtshäusern von den Gästen randaliert, die sowohl Tische als Stühle zerschlugen. Dieses Ereignis wird Salvatorschlacht genannt.

Biersorten und Verbreitung in Deutschland

Obwohl nach dem deutschen Reinheitsgebot nur Malz, Hopfen, Wasser und Hefe erlaubt seien, bringen deren Zusammensetzung und die Führung des Prozesses unterschiedliche Produkte hervor. Durch Konzentration in der Brauindustrie wird oft von ein und demselben Hersteller das gesamte Sortiment produziert. Die Vielfalt von (teils lokalem) unterschiedlichem Bierangebot wird durch die Braurestaurants vertreten.

Pils
Das Bier, auch Pilsener oder Pilsner, ist ein nach Pilsner Brauart untergärig gebrautes Bier. Es hat eine charakteristisch bittere Note und besitzt einen Alkoholgehalt von 4,0 % bis 5,2 %. Helles Malz, weiches Wasser, untergärige Hefe und sehr aromatischer Hopfen bilden die Zutaten. Es wird bundesweit ausgeschenkt. In Deutschland ist Pils oder Pilsner das meistgebraute und getrunkene Bier und es ist eine Sorten- und keine Herkunftsbezeichnung. Bier aus Pilsen wird als „Pilsner Urquell“ angeboten.
Lager
Hierbei wird anfangs die Haltbarkeit des untergärigen, jedoch weniger stark gehopften Bieres in den Vordergrund gestellt. Sie haben zumeist einen leicht höheren Alkoholgehalt. Diese Biersorten sind bundesweit erhältlich. Der Begriff „Lager“ ging in den englischen Sprachgebrauch für (deutsches) Bier ein.
Weizenbier
Ein obergäriges Bier mit einem Alkoholgehalt von 5,0 % bis 5,6 %. Kennzeichnend ist der Einsatz von Weizen- neben Gerstenmalz. Es hat meist einen fruchtig würzigen Geschmack und ist überwiegend in Süddeutschland verbreitet. Es ist gefiltert (Kristallweizen) oder ungefiltert (Hefeweizen), meist hell, weniger oft dunkel im Handel.
Helles
Dieses untergärige Bier ist meist ein weniger starkes nach Münchener Brauart, malzbetonter und weniger gehopft, oder Dortmunder Brauart gebrautes Bier. In Bayern ist dem Zeitgeschmack folgend aus dem milderen Dunklen das Helle geworden. Im Norden wird eher ein herbes Helles getrunken (vergleiche dazu Jever).
Starkbier
Biere mit höherem Stammwürzgehalt sind dadurch auch alkoholreicher. Hierzu zählen besonders die Bockbiere, in den Sorten Bock, Doppelbock oder Weizenbock, und das in Deutschland seltenere Porter. Historisch wurden solche Biere ab November über den Winter gebraut und angeboten, da sie nährreicher sind, noch bis in die 1970er Jahre begann die Bockbiersaison erst am 15. November.
Export
Es ist eine besondere Sorte im Sortiment der Brauereien, auch als Premium bezeichnet. Es ist im deutschsprachigen Raum ein untergäriges Vollbier mit einer Stammwürze von 12 % bis 14 % und einem Alkoholgehalt von meistens etwas über 5 %. Es kann hell oder dunkel sein, Export gibt es in den traditionellen Dortmunder, Münchner und Wiener Brauarten.
Kölsch
So darf sich ein Bier nur nennen, wenn es in Köln gebraut wird (ausgenommen sind Brauereien außerhalb des Stadtgebiets von Köln, die an der Bezeichnung „Kölsch“ bereits vor Inkrafttreten der Kölsch-Konvention einen wertvollen Besitzstand erworben hatten. Beispiel: Zunft Kölsch aus Wiehl) und ist obergärig. Es enthält 4,8 % Alkohol und wird in Köln und Umgebung ausgeschenkt.
Altbier
wird ebenfalls obergärig gebraut. Es hat einen Alkoholgehalt von etwa 4,8 % und ist vor allem am Niederrhein beheimatet. Die Herkunft des Namens geht wohl auf „nach alter Brauart“ zurück, es ist ein dunkles, bitteres Bier, das unter anderem in Düsseldorf beliebt ist.
Schwarzbier
Durch die Auswahl des Malzes erreicht man eine tiefe Farbe, nach der das Bier den Namen erhalten hat. Heutzutage kann man es aber auch in einer hellen Variante herstellen. Es wird untergärig gebraut, schmeckt vollmundig und hat einen Alkoholgehalt von 4,8 bis 5 %. Es wird überwiegend in Mitteldeutschland hergestellt.
Dunkelbier
Dies ist eine alte Biersorte, die farblich zwischen Hellem und Schwarzbier angesiedelt ist, meist ist der Malzanteil höher und es schmeckt vollmundig. Ein besonderes Dunkel ist das alkoholschwache Malzbier oder Karamellbier.
Berliner Weiße
macht durch seine spezielle Brauart das Bier leicht säuerlich. Der Alkoholgehalt ist mit 2,8 % für ein Bier sehr niedrig. Es wird obergärig gebraut und hat seinen Ursprung in Berlin und seiner Umgebung. Es wird für gewöhnlich als Rot (mit süßem Himbeersaft oder -sirup) oder Grün (mit erfrischendem Waldmeistersaft oder -sirup) ausgeschenkt. Mit Strippe bedeutet, dass zur Erhöhung des Alkoholanteils ein Kümmel-Schnaps zugesetzt ist.
Märzen
Es hat mehr Stammwürze und einen höheren Alkoholgehalt. Es wurde früher nur im Frühjahr gebraut (deshalb Märzen) und auf den Festen im Sommer (insbesondere zur Kirchweih) ausgeschenkt.
Gose
ist ein obergäriges, helles Weißbier/Traditionsbier aus Sachsen und Thüringen und wird heute wieder in Leipzig gebraut. Man trinkt es ähnlich wie die Berliner Weiße mit Kümmel-Likör oder Johannisbeersaft. Pur schmeckt es säuerlich und erfrischend.
Spezialbiere
Diese sind oft nur regional verbreitet oder werden in besonderen Brauverfahren hergestellt. Solche Biere sind auch die in Kleinmengen hergestellten der Brau-Gaststätten. Zu ihnen zählen unter anderem Weizenbock, Eisbock, Rauchbier, Roggenbier oder unterschiedliche Festbiere für lokale Anlässe, von größerer Bedeutung sind hierbei das Wiesnbier zum Münchner Oktoberfest und die für die weitere Verbreitung erbrauten Oktoberfestbiere. Auch zu anderen Festen wird spezielles Festbier gebraut: (Annafest, Bergkirchweih).
Zwickelbier
Diese Gruppe umfasst Kellerbier, Zoigl, Hausbräu und im Kommunbrauhaus hergestelltes oder die beim Bierfassen abgezweigte Biersorte. Es ist ein ungefiltertes und naturtrübes Bier, das vor allem in Franken verbreitet ist.

Zehn Biermarken mit dem höchsten Absatz in Deutschland (2009–2012)

Die Aufzählung listet die meistverkauften Biermarken in Deutschland von 2009 bis 2012 auf.[1][2][3][4] Der Absatz des Bieres sinkt, mit Ausnahme der Fußball-WM 2006 in Deutschland, seit 1999 kontinuierlich. Dies betrifft alle Biersorten mit Ausnahmen von alkoholfreiem Bier und Berliner Weiße, welche die einzigen sind, die einen Anstieg verbuchen.[5][6][7][8]

Bierausstoß nach Marken
(in Millionen Hektoliter)
Marke 2009 2010 2011 2012
Oettinger 6,59 6,34 6,21 5,89
Krombacher 5,38 5,41 5,39 5,46
Bitburger 3,85 3,92 4,03 4,07
Beck’s 2,83 2,57 2,75 2,78
Warsteiner 2,84 2,80 2,72 2,77
Hasseröder 2,74 2,45 2,71 2,75
Veltins 2,47 2,58 2,69 2,72
Paulaner 2,16 2,23 2,23 2,30
Radeberger 1,81 1,84 1,96 1,91
Erdinger 1,59 1,65 1,72 1,72

Marktanteile der Biersorten (2008)

Der Marktanteil an Pils ist in Deutschland am größten. Weit dahinter kommen Export und Weizen, gefolgt von Biermixgetränken und Hell. Wobei es starke regionale Unterschiede gibt. So liegt der Absatz an Pils im Norden bei knapp 70 % während er im Süden bei unter 30 % liegt. Alt und Kölsch haben ihre Hauptabnehmer in Nordrhein-Westfalen, wo sie zusammen einen Anteil von über 14 % haben. In den übrigen Bundesländern liegt der Anteil gerade mal bei knapp 0,5 %.

Verteilung der Sorten 2008[9]
Sorte Anteil (2008)
Pilsner Bier 55,2 %
Exportbier 9,8 %
Weizenbier 8,3 %
Biermixgetränke 6,5 %
Hell 4,7 %
alkoholfreies Bier 2,9 %
Schwarzbier 1,7 %
Kölsch 1,6 %
Altbier 1,4 %
Malzbier 1,3 %
Lagerbier 0,9 %
Bockbier 0,5 %
Sonstige 5,1 %

Tag des deutschen Bieres

Logo des Tag des deutschen Bieres

Mit dem Tag des deutschen Bieres wird seit 1994 vom Deutschen Brauer-Bund der Erlass der bayerischen Landesordnung im Jahr 1516 gefeiert. Der Tag des deutschen Bieres findet jährlich am 23. April statt, dem Jahrestag des Erlasses.

Einige mittelständische Familienbrauereien in Süddeutschland, die sich in der „Gütegemeinschaft Traditionsbier“ zusammengeschlossen haben, brauen seit 2003 jeweils zum Tag des deutschen Bieres limitierte Spezialbiere unter dem Namen „Jahrgangsbier 23.04.“ ein, das nach ca. 120 Tagen (also Ende August) in den Handel kommt. Der Sud ist auf etwa 6.000 Liter pro Brauerei beschränkt, jede Flasche trägt eine Seriennummer. Die Gütegemeinschaft hat sich mittlerweile zur Kooperation „Die Brauer mit Leib und Seele“ umfirmiert.[10]

Der internationale Tag des Bieres wird jährlich am ersten Freitag im August gefeiert.

Siehe auch

Weblinks

Commons: Bierkultur in Deutschland – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Top 10 der Biermarken 2009
  2. Top 10 der Biermarken 2010
  3. Top 10 der Biermarken 2011
  4. Top 10 der Biermarken 2012
  5. Statista – Bierabsatz in Deutschland nach Sorten
  6. Statista – Entwicklung des Ausstoßes von alkoholfreien Bier
  7. Brauer Bund (PDF; 39 kB)
  8. Umfrage auf statista.com
  9. Liste bei Hobbybrauer.de
  10. Kooperation zu Förderung und Erhalt der gepflegten Bierkultur und handwerklich gebrauter Bierspezialitäten