Blut und Eisen

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Der Begriff Blut und Eisen geht zurück auf eine Rede, die der damalige preußische Ministerpräsident Otto von Bismarck am 30. September 1862 vor der Budgetkommission des preußischen Abgeordnetenhauses hielt.

Herkunft

Auslöser für die Rede war der Versuch Bismarcks, den beginnenden Bruch des Abgeordnetenhauses mit der Regierung abzuwenden. Das Abgeordnetenhaus hatte alle finanzielle Mittel zur geplanten Heeresreform nicht gebilligt, die liberale Mehrheit stand aber keinesfalls einer Reorganisation und Verstärkung der Heeres ablehnend gegenüber.[1] Sie verknüpfte die geplante Heeresreform mit der Bedingung, weiterhin eine zweijährige Dienstzeit und den Verbleib der Landwehr als Teil im Feldheer zu gewährleisten.

Um die Mitwirkung und Verständigung des Abgeordnetenhauses zu gewinnen, hielt Bismarck am 30. September 1862 eine Rede, in der es unter anderem hieß:

„Nicht auf Preußens Liberalismus sieht Deutschland, sondern auf seine Macht; Bayern, Württemberg, Baden mögen dem Liberalismus indulgieren, darum wird ihnen doch keiner Preußens Rolle anweisen; Preußen muß seine Kraft zusammenfaßen und zusammenhalten auf den günstigen Augenblick, der schon einige Male verpaßt ist; Preußens Grenzen nach den Wiener Verträgen sind zu einem gesunden Staatsleben nicht günstig; nicht durch Reden oder Majoritätsbeschlüsse werden die großen Fragen der Zeit entschieden – das ist der große Fehler von 1848 und 1849 gewesen – sondern durch Eisen und Blut.“[2]

Damit griff Bismarck auf ein Gedicht von Max von Schenkendorf zurück, der ein Kriegsfreiwilliger von 1813 gewesen war:

„Denn nur Eisen kann uns retten
Uns erlösen kann nur Blut
von der Sünde schweren Ketten,
Von des Bösen Übermut.[3]

Bismarck kündigte damit eine aktivistische Außenpolitik an.[4] Obwohl die liberale Mehrheit des Abgeordnetenhauses ebenfalls der Auffassung war, die „Deutsche Frage“ sei nicht ohne Gewalt durchzusetzen,[1] fasste man, insbesondere die (liberale) Presse, „Eisen und Blut“ als Ankündigung einer Gewaltherrschaft auf, die sich auf außenpolitische Aktivitäten stürze. Bismarck selbst war dieser Interpretation von Anfang an entgegen: Auswärtige Conflicte zu suchen, um über innere Schwierigkeiten hinwegzukommen, dagegen müsse er sich verwahren; das würde frivol sein; er wolle nicht Händel suchen ; er spreche von Conflicten, denen wir nicht entgehen würden, ohne daß wir sie suchten.[5]

Einzelnachweise

  1. a b Grundkurs deutsche Militärgeschichte. Die Zeit bis 1914. Im Auftrag des Militärgeschichtlichen Forschungsamtes, hrsg. von Karl-Volker Neugebauer. Oldenbourg Wissenschaftsverlag, München 2006, ISBN 978-3-486-57853-9, S. 324.
  2. Zitiert nach: Grundkurs deutsche Militärgeschichte. Die Zeit bis 1914. Im Auftrag des Militärgeschichtlichen Forschungsamtes, hrsg. von Karl-Volker Neugebauer. Oldenbourg Wissenschaftsverlag, München 2006, ISBN 978-3-486-57853-9, S. 331. Siehe auch Fürst Bismarck als Redner (Hrg. Wilhelm Böhm). Zweiter Band. Collection Spemann Berlin und Stuttgart oJ (nach 1881). S. 12 books.google
  3. Ludwig Reiners: Bismarcks Aufstieg. C.H. Beck, München 1956, S. 358; und Hagen Schulze: Staat und Nation in der europäischen Geschichte. C.H. Beck, München 1994, S. 232.
  4. Eberhard Kolb: Bismarck. Verlag C. H. Beck 2009; ISBN 978-3-406-56276-1; S. 56f.
  5. Die Reden des Ministerpräsidenten von Bismarck-Schönhausen im Preußischen Landtage 1862-1865 (Hrg. Horst Kohl), S. 31

Weblinks