Bomsdorf (Neuzelle)

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Bomsdorf
Gemeinde Neuzelle
Koordinaten: 52° 2′ N, 14° 38′ OKoordinaten: 52° 2′ 9″ N, 14° 38′ 5″ O
Höhe: 89 m ü. NHN
Einwohner: 300
Eingemeindung: 31. Dezember 2001
Postleitzahl: 15898
Vorwahl: 033657
Gutshaus Bomsdorf
Gutshaus Bomsdorf

Bomsdorf (niedersorbisch Bónojce)[1] ist ein Ortsteil der Gemeinde Neuzelle im Landkreis Oder-Spree in Brandenburg.[2]

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Dorf Bomsdorf, heute zur Gemeinde Neuzelle gehörend, wurde in der Zeit der deutschen Kolonisation des Gubener Kreises, in naher Nachbarschaft zum 1268 gegründeten Zisterzienserkloster Neuzelle, vermutlich ebenfalls zwischen Mitte und Ende des 13. Jahrhunderts gegründet, also unter der Regierung Heinrichs des Erlauchten. Es wird erstmals in einer Urkunde des Klosters Neuzelle als „Boemensdorf“ erwähnt, und zwar anlässlich der Weihe der Kirche von Steinsdorf als Tochterkirche der Boemensdorfer Pfarrkirche am 18. November 1310. Als Kirchenpatron wird ein Frenzel von Boemensdorf genannt, somit erster namentlich bekannter Vertreter des hier auf einer Wasserburg ansässigen Rittergeschlechts von Bomsdorff. Als einziges Dorf im jetzigen Amt Neuzelle gehörte das Gutsdorf jedoch nie zum Besitz des Klosters. Der Ortsname variiert in späteren Urkunden u. a. zwischen Bogemstorph (1316), Bogemilsdorf (1327), Bamilsdorff (1387), Boemsdorff (1421), Bomestorff (1429), Bombstorf (1527). Das Gut war ein Lehen der Herrschaft Pförten. Bis 1698 blieb es im Besitz der Familie von Bomsdorff, danach wechselte es häufiger die Eigentümer. 1731 ließ Friedrich von Hayn ein vom Neuzeller Barock beeinflusstes Gutsschloss bauen. Ein Nachfolger aus der alten Familie von Wiedebach, der Offizier Prot von Wiedebach (1818–1892),[3] veränderte 1850 den Bau im klassischen Stil. Prot war neben seiner Berufung als Bomsdorfer Gutsherr noch Mitglied des Preußischen Abgeordnetenhauses und Rechtsritter des Johanniterordens. Bomsdorf war Mitte des 19. Jahrhunderts ein Rittergut mit bedingter Ritterguts-Eigenschaft, geknüpft an die Erbfolge innerhalb der Wiedebachs. Das resultierte noch von der ehemaligen Vasallenabhängigkeit an der Standesherrschaft Pförten, aus ganz frühen Zeiten.[4] Weitere Vertreter der Familie von Wiedebach waren dann wohl Walter von Wiedebach (1857–1909), respektive über den Vetter Paul von Wiedebach-Arnsdorf (1848–1923) dessen zweite Tochter Marie Hedwig (1882–1962). Sie war die offizielle Erbin von Bomsdorf und heiratete 1907 den späteren Hauptmann Kurt von Kunow (1878–1936).[5] Kunow trat früh, bereits 1914 als Ehrenritter, dem Johanniterorden bei, wurde 1926 Rechtsritter und gehörte zur Brandenburgischen Provinzialgenossenschaft.[6] Das Ehepaar von Kunow-Bomsdorf war auch Mitglied[7] in der Deutschen Adelsgenossenschaft, Landesabteilung Ostmark.

In der Phase der Stabilisierung Anfang der 1920er Jahre sind für das Rittergut Bomsdorf die Daten vorliegend, die Größe umfasste immerhin 832 ha. Betrieben wurde hauptsächlich eine Schafsviehwirtschaft. An der Spitze der Gutes stand der Verwalter Paul Friske.[8] In der Phase kurz vor der großen Wirtschaftskrise 1929 hatte das Rittergut mit Sägemühle und Vorwerk Schwerzko 795 ha. Verwalter war Alexander Broeck.[9] Im Ort bestanden nach dem damals letztmals veröffentlichten Landwirtschaftlichen Adressbuch der Provinz Brandenburg mit den Betrieben der Familien Wilhelm Noack, Gustav Pusch, Oswald Schmidt, Paul Schneider sowie Emil Schulz weitere jeweils um die 20 ha große Bauernhöfe.

Bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs bewohnten die Familie von Kunow-Bomsdorf als Erben der Wiedebach das Schloss. Danach diente es als Flüchtlingsunterkunft und für Wohnzwecke. 1976 verlor das Gebäude den Status eines Denkmals. 1997 bis 2000 wurde es von der Gemeinde Neuzelle umfassend saniert. Heute wird dort eine Schlossgaststätte betrieben.

Verkehr[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Busse der Linie 440 verbinden Bomsdorf mit Neuzelle und Eisenhüttenstadt.

Dorfkirche

Sehenswürdigkeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Gutshaus Bomsdorf (Schlossgaststätte) mit Gutspark. Sehenswert ist der zehn Hektar große Park (unter Naturschutz) mit seinen mächtigen Eichen, Silberpappeln, Blutbuchen und Eschen in einer Landschaft aus sanften Hügeln und Teichen.
  • Dorfkirche, eine barock umgestaltete mittelalterliche Saalkirche.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Bomsdorf – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Eintrag „Bónojce“ in der niedersorbischen Ortsnamendatenbank auf dolnoserbski.de
  2. Gemeinde Neuzelle – Ortsteile nach § 45 Kommunalverfassung – Wohnplätze. In: service.brandenburg.de. Ministerium des Innern und für Kommunales des Landes Brandenburg, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 13. Januar 2017; abgerufen am 13. Januar 2017.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/service.brandenburg.de
  3. Alexander Freiherr von Dachenhausen: Genealogisches Taschenbuch des Uradels. 1893. In: Familiengenealogien. 2. Band. Druck und Verlag von Friedr. Irrgang, Brünn 1893, S. 580–582 (uni-duesseldorf.de [abgerufen am 6. Oktober 2021]).
  4. Hand-Matrikel der in sämmtlichen Kreisen des Preussischen Staats auf Kreis- und Landtagen vertretenen Rittergüter. In: K. Fr. Rauer (Hrsg.): GAB. Provinz Brandenburg. Verlag des Herausgebers, Berlin 1857, S. 118 (uni-duesseldorf.de [abgerufen am 6. Oktober 2021]).
  5. Hans Friedrich v. Ehrenkrook, Friedrich Wilhelm v. Lyncker u. Ehrenkrook, Otto Reichert, Wilhelm v. Blaschek, Eberhard Burggraf zu Dohna-Waldburg, Friedrich Wilhelm Euler: Genealogisches Handbuch der Adeligen Häuser / A (Uradel / bis 1400 nobilitiert) 1955. In: Ausschuss für adelsrechtliche Fragen der deutschen Adelsverbände in Gemeinschaft mit dem Deutschen Adelsarchiv (Hrsg.): GHdA Gesamtreihe der Genealogischen Handbücher des Adels, von 1951 bis 2015. Band II, Nr. 11. C. A. Starke, 1955, ISSN 0435-2408, S. 518–522 (d-nb.info [abgerufen am 5. Oktober 2021]).
  6. Liste der Mitglieder der Brandenburgischen Provinzialgenossenschaft des Johanniterordens 1935. Eigenverlag, Berlin, Potsdam 1. Mai 1935, S. 15–52 (kit.edu [abgerufen am 5. Oktober 2021]).
  7. Jahrbuch der Deutschen Adelsgenossenschaft. 1938. Liste des in der Deutschen Adelsgenossenschaft zusammengeschlossenen reinblütigen Deutschen Adels. In: DAG (Hrsg.): MV. Schlieffen-Verlag, Berlin 1940, S. 206 (d-nb.info [abgerufen am 6. Oktober 2021]).
  8. Oskar Köhler, Kurt Schleising: Niekammer’s Landwirtschaftliche Güter-Adreßbücher. VII. Landwirtschaftliches Güter-Adreßbuch der Provinz Brandenburg. 1923. Verzeichnis sämtlicher Rittergüter, Güter und größeren Bauernhöfe der Provinz von 30 ha aufwärts mit Angabe der Gutseigenschaft, des Grundsteuer-Reinertrages, der Gesamtfläche und des Flächeninhalts der einzelnen Kulturen. In: Mit Unterstützung der Provinzialbehörden und des Brandenburgischen Landbundes nach amtlichen Quellen und auf Grund unmittelbarer Angaben bearbeitet (Hrsg.): Standardwerk Land-und Forstwirtschaft, vorletzte Ausgabe. 3. Auflage. Reichenbach’sche Verlagsbuchhandlung, Leipzig 1923, S. 145 (martin-opitz-bibliothek.de [abgerufen am 5. Oktober 2021]).
  9. Ernst Seyfert, Hans Wehner, Alexander Haußknecht, GF Hogrefe: Niekammer’s Landwirtschaftliche Güter-Adressbücher, Band VII, Brandenburg, 1929. Verzeichnis sämtlicher Rittergüter, Güter und Höfe von ca. 20 ha aufwärts mit Angabe der Gutseigenschaft, der Gesamtfläche und des Flächeninhalts der einzelnen Kulturen. In: Mit Unterstützung von Staats- und Kommunalbehörden, sowie des Brandenburgischen Landbundes zu Berlin sowie der Kreislandbünde (Hrsg.): Letztausgabe LGAB. 4. Auflage. VII für Brandenburg-Reihe-Niekammer. Niekammer Adressbuch-Verlag GmbH, Leipzig 1929, S. 209–351 (martin-opitz-bibliothek.de [abgerufen am 6. Oktober 2021]).