Bonner Münster

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Bonner Münster von Norden (2013)
Luftaufnahme (2016)
Ansicht aus Südost (2010)

Das Bonner Münster, auch Münsterbasilika genannt, ist die katholische Hauptkirche in Bonn und ein Wahrzeichen der Stadt. Es wurde im 11. Jahrhundert als romanische Stiftskirche St. Cassius und Florentius des Cassius-Stifts erbaut. Nach der Säkularisation des Stiftes am Beginn des 19. Jahrhunderts und dem Abriss der benachbarten Pfarrkirche St. Martin im Jahr 1812 kam das Münster in den Besitz der Pfarre St. Martin. Seit 1956 trägt das Münster den Titel Basilica minor. Das Bonner Münster wird seit 2017 generalsaniert, der Innenraum ist seit dem 31. Oktober 2021 wieder geöffnet.

Vorgeschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Altäre für römische Götter wie Mercurius Gebrinius und die Matronae Aufaniae[1][2], die im Bereich des Münsters gefunden wurden, deuten darauf hin, dass an dem Ort, an dem später die Kirche errichtet wurde, in der Römerzeit eine Kultstätte bestand. Gräber, Grabmale und eine Cella memoriae, eine antike römische Toten-Gedenkstätte, weisen auf die Existenz einer „kleinen Nekropole[3] hin, die seit dem 2. Jahrhundert hier bestand. Die Cella memoriae war ein Fachwerkbau und hatte im Innenraum steinerne Bänke und zwei Tische. Hier wurde der Toten bei einer kultischen Mahlzeit gedacht.

Um die Mitte des 6. Jahrhunderts wurde am Platz der schon im 4. Jahrhundert wieder abgebrochenen Toten-Gedenkstätte ein Saal erbaut, ein 13,70 Meter langes und 8,80 Meter breites Gebäude, dessen Längsachse sich von Südwest nach nordost erstreckte. Bereits während der Bauzeit oder kurz danach erfolgte in dem neuen Rechtecksaal die erste Bestattung in einem Plattengrab. Kurze Zeit später entstand der erste Estrich. Die Lage des ältesten Grabes wurde darin durch ein Kreuz aus Buntmarmorplättchen kenntlich gemacht. Die hier bestatteten Merowinger rechneten sich also dem christlichen Glauben zu. Die ersten Gräber in dem Gebäude zeichnen sich „durch ihre aufwändige Gestaltung, die reichen und zum Teil importierten Beigaben und natürlich ihre Lage aus“.[4] Weitere Bestattungen in dem Gebäude und im Außenbereich fanden in der Folgezeit statt.

Spätestens am Ende des 7. Jahrhunderts siedelten sich Kleriker in der Nähe der Architektur an und vermutlich „lebten hier Abt Gislo und ein Diakon, die in der ältesten Schriftquelle zu den Bauten am Ort des Münsters aus der Zeit um 691/92 genannt werden.“[4] Das Aussehen des Saalbaus wurde durch An- und Umbauten immer wieder verändert, unter anderem mehrere Grabräume und andere Bauteile. Am Ende des 8. Jahrhunderts folgten weitere Um- und Ausbauarbeiten. Vor dem Gebäude wurde ein Mörtelestrich ausgebracht, der wahrscheinlich Teil des 787/88 genannten Atriums ist. Mit diesen Arbeiten endete die Baugeschichte dieser Architektur.

Das Gebäude diente wohl schon im Mittelalter als Grabstätte der als Märtyrer verehrten Cassius und Florentius. Mit der Gründung des Cassius-Stiftes in karolingischer Zeit am Ende des 8. Jahrhunderts entstand an diesem Ort die Stiftskirche St. Cassius und Florentius. Die in der folgenden Bildergalerie gezeigten antiken Weihaltäre wurden bei den anfangs genannten Ausgrabungen im Münster gefunden.

Architektur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Grundriss des Münsters

Die alte Stiftskirche wurde um das Jahr 1050 abgerissen und wich einem geosteten Neubau im romanischen Stil. Dieser Neubau war eine der ersten Kirchengroßanlagen im Rheinland, eine dreischiffige Kreuzbasilika.

Die Querarme des Baus, die von einer fast quadratischen Vierung ausgingen, überragten nur wenig die Seitenschiffe. Die Basilika hatte eine doppelte Choranlage: einen Langchor über einer dreischiffigen Krypta im Osten, unter der sich eine Gruft befand, und einen Westchor ebenfalls mit Krypta. Vom Bauwerk des 11. Jahrhunderts sind außer der Gruft noch Teile der Ostkrypta und des Hochchores sowie der Westbau erhalten.

In der Gruft befinden sich drei Steinsarkophage und eine weitere ziegelummauerte Bestattung, in denen die Reliquien der Bonner Märtyrer Cassius, Florentius und Gefährten gelegen haben sollen. 1166 ließ Gerhard von Are die Reliquien in kostbare Schreine legen, die ihren Platz am Hochaltar fanden.

Mittelschiff mit spitzbogigen Schildbögen (Teichgräber 1839)
Spitzbögen und Wulstrippen vor den Chorjochen, kuppelähnliches Kreuzgratgewölbe des östlichen Chorjochs, ungegliederte Halbkuppel der Ostapsis

Der Propst Gerhard von Are ließ ab 1140 den Ostchor um ein quadratisches weiteres Joch und die Apsis verlängern, dazu die Flankentürme dieses Chores errichten. Die Apsis, von innen ein Halbrund mit ungegliederter Halbkuppel, hat außen, ebenfalls halbrund, eine reich gegliederte Fassade mit sieben nahe beieinander stehenden Fenstern, darüber einer Zwerggalerie und darunter flachen Rundbogenblenden. Die Außenwände der Krypta sind aus dunkelfarbigem Bruchstein, die Wandflächen der übrigen Gebäudeteile aus Tuffstein. Dieser Erweiterungsbau konnte 1153 eingeweiht werden. Die Reliquien ließ Gerhard von Are 1166 in kostbare Schreine unter dem Hochaltar legen. Bautätigkeit dieses Propstes ist auch der Kreuzgang an der Südseite der Kirche zu verdanken. Ohne überlieferten Baubeginn wurden danach Schritt für Schritt alle Teile der Kirche außer Ostjoch und Ostapsis ersetzt oder erneuert, zunächst in staufisch geprägter Romanik, dann in romanisch-gotischem Übergangsstil: zunächst wurde das Querhaus ersetzt, das an beiden Enden in Konchen endet, im Unterschied zu ihren Kölner Vorbildern und o. g. Bonner Ostapsis mit polygonalen 5/12 Schlüssen und Rippengewölben, und über der Vierung ein zunächst eingeschossiger achteckiger Turm errichtet. Als Nächstes wurden bis etwa 1210 die beiden alten Joche des Ostchors erhöht und mit spitzbogigen Gewölben mit Wulstrippen im Stil der Frühgotik gedeckt, außerdem die Chorflankentürme um je zwei noch ganz romanische Geschosse erhöht.

Kreuzgang

Die nächste Bauphase war der Neuaufbau des Langhauses mit Verbreiterung der Seitenschiffe, Aufgabe der Westkrypta und Umgestaltung der Westapsis. Die genaue Datierung der Neuaufführung des Langhauses ist unter Kunsthistorikern umstritten und variiert zwischen den Jahren 1220 bis 1240; auf letztgenanntes Jahr deutet die einzige plausible Quelle aus der Chronik des Klosters Floreffe hin, die eine Zerstörung des alten Langhauses durch Brand im Jahr 1239 festschreibt. Das Langhaus zeigt beispielhaft die Vermengung romanischer und gotischer Formen im rheinischen Übergangsstil: Die Seitenschiffe haben Rippengewölbe und spitzbogige Gurtbögen, aber ihre Arkaden und Schildbögen sind noch rundbogig. Runbogig sind auch die Arkaden der Emporen, aber die Kreuzrippengewölbe des Mittelschiffs sind ganz und gar spitzbogig.

Um 1240 entstanden das gotische Portal zum Münsterplatz sowie die oberen Geschosse und das Pyramidendach des Vierungsturms.

In den Jahren 1583–1589 und 1689 wurde das Münster erheblich zerstört, jedoch immer wieder vereinfacht aufgebaut. 1883–1889, 1934 und nach Bombenschäden im Zweiten Weltkrieg wurde es restauriert. Die Planung des Wiederaufbaus nach dem Zweiten Weltkrieg übernahm Toni Kleefisch.[5]

Ausstattung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Innen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Grundsätzliches[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Enthält das Kirchengebäude romanische und gotische, so überwiegen bei der Ausstattung barocke Stilelemente. Sehenswert im Innern sind zwei Altäre aus Marmor (17. und 18. Jahrhundert), die Bronzestatue der Heiligen Helena, das Sakramenthäuschen, der Kreuzgang und die Krypta. Sieben Chorfenster wurden von Alexander Linnemann aus Frankfurt geschaffen.

Krypta und Gruft[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ostkrypta

Der westliche Teil der Krypta mit seinen quadratischen Kreuzgratgewölben stammt aus der Mitte des 11. Jahrhunderts. Der östliche Teil wurde von Gerhard von Are angebaut.

Der in der Krypta zu besichtigende Schrein wurde 1971 von Hein Gernot geschaffen. Die historischen Schreine wurden 1587 durch Martin Schenk von Nideggen und seine Söldner geraubt und vermutlich eingeschmolzen. Die Soldateska raubte nahezu den gesamten Kirchenschatz und zerstörte die Fenster und Teile der Inneneinrichtung des Münsters.

Eine Falltür aus Bronze verschließt den Zugang zur Gruft. Sie ist nur während der Oktav des Stadtpatronenfestes (10. Oktober) zugänglich. In der Gruft bedecken vier Marmorplatten Gräber, in denen die legendären christlichen Märtyrer Cassius und Florentius gelegen haben sollen, denen im 12. Jahrhundert Malusius als dritter Märtyrer zugesellt wurde. Die schwarzen Marmorplatten wurden 1701 von einem Kanoniker gestiftet.

Grabstätte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Grabplatte des Erzbischofs Engelbert II.

Vier Erzbischöfe wurden im Bonner Münster beigesetzt:

Bis heute sind nur noch das Hochgrab Ruprechts von der Pfalz im östlichen Seitenschiff und die Grabplatte Engelberts von Falkenburg an einer Wand im Westchor erhalten.

Heinrich II. von Virneburg wurde in der Barbarakapelle der Münsterkirche neben seiner Schwester, der Äbtissin Ponzetta von Dietkirchen, beigesetzt. Sein Grab ist nicht mehr erhalten. Auch das Grab Siegfrieds von Westerburg ist nicht mehr nachweisbar.

Im Kreuzgang befindet sich eine Gruft mit den Gräbern ehemaliger Münsterpfarrer. Sie beherbergt auch das Grab des Kölner Weihbischofs Walter Jansen, der auf eigenen Wunsch als früherer Stadtdechant und Pfarrer am Bonner Münster dort bestattet werden wollte.

Außen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Martin-Reliefs[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Vier Martin-Reliefs von 1961, Gemäuer aus römischen Spolien

Im Außenbereich des Münsters befinden sich an mehreren Stellen Denkmäler und Kunstwerke. Dazu gehören Ernemann Sanders Bronzereliefs mit Szenen aus dem Leben des Heiligen Martin. Die vier Reliefs sind eingefasst von einem Rahmenwerk, einem Eckaufbau aus Trachytblöcken. 1961 wurde dieser Teil der Mauer des Pfarrgartens neben dem Chor des Bonner Münsters aufgestellt. Fragmente von Pilastern, Kapitellen und Architraven lassen die Steinblöcke als Reste einer antiken Architektur erkennen. Sie wurden bei Grabungen 1929/30 im Fundament des mittelalterlichen Münsters, im Bereich von Krypta und Kreuzgang gefunden. „Diese sämtlichen Trachytquader müssen von einem sehr großen, monumental ausgestatteten Bauwerk stammen, dessen zweigeschossige Außenseiten sich zum Teil in Bogenöffnungen auflösen und mit Pilastern mit korinthischen Kapitellen verziert waren.“[6] Wo dieses Bauwerk auf dem Terrain des römischen Bonn errichtet worden war, ist nicht bekannt. Spätestens kurz vor dem Neubau des Münsters samt Stiftsanlage im 11. Jahrhundert wurde es abgebrochen. Das Steinmaterial diente zur Fundamentierung der neuen Kirche.

Das größere Stück des Eckbaus zeigt drei rundbogige Nischen, das im Winkel angefügte kürzere Stück nur eine Rundbogennische. Diese Vertiefungen, alle 165 Zentimeter hoch, doch unterschiedlich breit zwischen 80 und 90 Zentimetern, bergen seit 1983 die Martin-Reliefs von Ernemann Sander.[7]

Grundriss der alten Tauf- und Pfarrkirche St. Martin[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Bereich des im Osten an den Chor des Münsters anschließenden Martinsplatz gibt es in der Pflasterung und im Asphalt der Straße ein Band aus Porphyrquadern. Dieses Band zeichnet den Grundriss der alten Tauf- und Pfarrkirche St. Martin aus dem zweiten Viertel des 12. Jahrhunderts nach. Sie war ein Rundbau mit doppelgeschossigem Umgang, halbrunder Apsis im Osten und einer zweistöckigen Westvorhalle über leicht trapezförmig sich verjüngendem Grundriss. Der kleine Zentralbau stürzte bei einem Sturm 1812 ein und wurde daraufhin abgerissen.

Pranger[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Pranger, dahinter das gotische Hauptportal mit dem Mosaik von 1891, am Türsturz das Wappen des Heiligen Stuhls zur Kennzeichnung als Basilica minor

Vor dem Hauptportal des Münsters, im Bereich des Münsterplatzes, steht der Bonner Pranger. Er befindet sich auf einer Trachytplatte. Die Säule ragt 2,70 Meter hoch und besteht aus römischem Sandstein. Bekrönt ist die Säule von einer Trachytkugel, dem Hoheitszeichen des Gerichtsherrn. Ein abgebrochener Eisendübel an halber Säulenhöhe lässt auf ein Halseisen an dieser Stelle schließen. Die Säule wurde 2005 durch einen Verkehrsunfall zerbrochen und anschließend restauriert.

Martinsbrunnen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Den Martinsbrunnen vor dem Westportal des Münsters schuf der Berliner Bildhauer Georg Christian Heinrich Götschmann (1857–1929) im Jahr 1902.[8][9] Er selbst nannte seinen Brunnen Martinitreiben: Die Szenerie zeigt Kinder, die versuchen, Gänse für das Festessen am Martinstag zusammenzutreiben.[10] Im Zweiten Weltkrieg mussten die Bronzefiguren als Metallspende des deutschen Volkes abgeliefert werden und dienten zur Herstellung von Kriegsgerät. Erst 1958 erfolgte nach den erhaltenen Gipsformen eine Rekonstruktion durch Ingeborg von Rath.

Skulpturen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Martinsbrunnen vor dem Westgiebel des Münsters
Granitköpfe von Cassius und Florentius vor der Außenwand der Krypta unter der Ostapsis

Ebenfalls im Bereich des Hauptportals befindet sich seit 2001 Eduardo Chillidas monumentale Stahlkonstruktion De Musica IV. Weniger auffallend und ebenfalls noch im Bereich des Münsterplatzes befindet sich eine vierteiliges Kunstensemble von Ansgar Nierhoff, das er Ausgleich nach dem Bildersturm genannt hat. Es besteht aus einer Stahlkugel und, unmittelbar an das Mauerwerk des Münsters angelehnt, einer Stange und zwei Kreishälften. Auf dem Martinsplatz liegen seit 2002 die aus thailändischem Granit gehauenen Köpfe von Cassius und Florentius, die der türkische Künstler Iskender Yediler geschaffen hat.

Innen: Orgel[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Langhaus, Klais-Orgel in der Westapsis

Eine erste Orgel im Bonner Münster lässt sich für das Jahr 1230 nachweisen; das Instrument befand sich zunächst an der Ostwand im nördlichen Querschiff. Im 15. Jahrhundert wurde das Instrument dann ins Mittelschiff umgesetzt, und dort als Schwalbennest-Orgel installiert. Im Jahre 1652 wurde im Westchor des Münsters eine neue Orgel errichtet, welche mit 1.200 Talern sehr teuer war. Im Jahre 1794 wurde im Münster eine Orgel aufgestellt, die von dem Orgelbauer Peter Kemper (Poppelsdorf) an sich für eine Kirche im lettischen Riga erbaut worden war, die allerdings aufgrund Anweisung der französischen Besatzer nicht nach Riga ausgeliefert werden durfte. Dieses Instrument wurde bis in die 1920er-Jahre gespielt, als die Orgelbaufirma Klais den Auftrag erhielt, eine neue große Orgel für das Münster zu erbauen. Geplant waren zunächst 109 Register; realisiert wurden aber zunächst nur 30 Register, die später auf 70 Register ausgebaut werden sollten. Das Instrument – Opus 937 von Orgelbau Klais – wurde 1940 eingeweiht, allerdings bei einem Bombentreffer stark beschädigt. Nach dem Krieg wurde es als Behelfsorgel wiederhergestellt und bis 1961 genutzt; heute befinden sich Teile dieses Instrument in St. Michael (Endenich), wo aus den Resten des Pfeifenmaterials der Münsterorgel ein gehäuseloses Instrument von Johannes Klais Orgelbau entstanden ist.[11]

Die heutige Orgel auf der Westempore wurde im Jahre 1961 als Opus 1208 ebenfalls von dem Orgelbauer Johannes Klais (Bonn) erbaut. Das Instrument hatte zunächst 60 Register und wurde 1982 auf heute 69 Register (5112 Pfeifen) auf vier Manualwerken und Pedal erweitert. Das Schwellwerk ist in zwei Sektionen (Schwellwerke A und B) unterteilt. Das Hauptwerk verfügt über drei Horizontal-Register. Die Spieltrakturen und die Registertrakturen sind jeweils elektrisch.[12]

Eine Besonderheit des Instruments ist der Orgelprospekt, der von dem Bildhauer Manfred Saul (Hennef, Sieg) gestaltet wurde. Das mit hölzernen Skulpturen geschmückte Gehäuse zeigt zum einen biblische Begebenheiten, und zum anderen auch zeitgenössische Ereignisse, etwa die erste erfolgreiche Transplantation eines menschlichen Herzens, und die ersten Astronauten im All.[13]

2022 wurde die Disposition der Orgel um ein Register Celesta erweitert.[14]

I Rückpositiv C–a3
1. Quintade 08′
2. Holzgedackt 08′
3. Ital. Principal 04′
4. Spillflöte 04′
5. Principal 02′
6. Terz 0135
7. Sifflöte 01′
8. Scharff IV 01′
9. Cymbel II 014
10. Vox humana 08′
11. Schalmey-Regal 08′
Tremolo
II Hauptwerk C–a3
12. Pommer 16′
13. Principal 08′
14. Rohrflöte 08′
15. Gemshorn 08′
16. Octav 04′
17. Querflöte 04′
18. Superoctave 02′
19. Cornett V 08′
20. Rauschwerk IV-V000 0223
21. Mixtur IV 0113
22. Trompete 08′

Chamaden C–a3
23. Trompete magna 16′
24. Trompete de Batalla 0 08′
25. Bajoncillo 04′
III Schwellwerk C–a3
Sektion A (leise)
26. Gamba 08′
27. Schwebung 08′
28. Spitzgedackt 08′
29. Koppelflöte 04′
30. Schwegel 02′
31. Terzcymbel III 014
32. Hautbois 08′
Tremulant
Sektion B (stark)
33. Bordun 16′
34. Principal 08′
35. Offenflöte 08′
36. Principal 04′
37. Nasard 0223
38. Septime 0117
39. Acuta IV-V 02′
40. Fagott 16′
41. Trompette harm. 08′
42. Clairon 04′
Tremulant
IV Unterwerk C–a3
43. Singend Gedackt0 08′
44. Salicional 08′
45. Praestant 04′
46. Holzflöte 04′
47. Blockflöte 02′
48. Larigot 0113
49. Sesquialter II 0223
50. Mixtur III-IV 0113
51. Trichterdulcian 16′
52. Krummhorn 08′
Tremulant
Pedal C–g1
53. Untersatz 32′
54. Principalbass 16′
55. Principal 16′
56. Subbass 16′
57. Quinte 1023
58. Octav 08′
59. Rohrpommer 08′
60. Octav 04′
61. Flöte 04′
62. Nachthorn 02′
63. Nonencornett V 0223
64. Pedalmixtur V 0223
65. Kontraposaune 32′
66. Posaune 16′
67. Trompete 08′
68. Zink 04′
69. Cornett 02′
Tremolo
  • Koppeln:
    • Manualkoppeln: I/II, III(A)/II, III(B)/II, IV/II, III(A)/I, III(B)/I, IV/I, IV/III,
    • Pedalkoppeln: I/P, II/P, III(A)/P, III(B)/P, IV/P
    • Chamadwerkskoppeln: Ch/I, Ch/II, Ch/III, Ch/IV, Ch/P
  • Spielhilfen: Setzeranlage, 3 Freie Kombinationen, Tutti, Registercrescendo.

Glocken[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Muttergottes und Clemens
Cassius und Florentius
Helena
Donatus und Agatha

Das Geläut besteht aus acht historisch bedeutsamen Glocken. Die sechs größeren Glocken, gegossen von Martin Legros aus Malmedy 1756 und am 8. Dezember desselben Jahres geweiht, bildeten das Geläut der ehemaligen Stiftskirche St. Cassius und Florentius. Die vier größeren Glocken waren das Sonn- und Festtagsgeläut, die beiden kleineren Glocken dienten hingegen als Chorgeläut für die Stundengebete des Stiftes. Mit dessen Aufhebung und dem Abriss der benachbarten Pfarrkirche St. Martin wurde nicht nur deren Patronat, sondern auch ihr zweistimmiges Pfarrgeläut aus den Jahren 1687 und 1757 übertragen.[15]

Das Geläut besteht aus acht historisch bedeutsamen Glocken. Die sechs größeren Glocken, gegossen von Martin Legros aus Malmedy 1756 und am 8. Dezember desselben Jahres geweiht, bildeten das Geläut der ehemaligen Stiftskirche St. Cassius und Florentius. Die vier größeren Glocken waren das Sonn- und Festtagsgeläut, die beiden kleineren Glocken dienten hingegen als Chorgeläut für die Stundengebete des Stiftes. Mit dessen Aufhebung und dem Abriss der benachbarten Pfarrkirche St. Martin wurde nicht nur deren Patronat, sondern auch ihr zweistimmiges Pfarrgeläut aus den Jahren 1687 und 1757 übertragen.[15]

Zweimal liefen die Münsterglocken Gefahr, zerstört zu werden. In den Weltkriegen sollten sie eingeschmolzen werden, wozu sie auf den Glockenfriedhof nach Hamburg gebracht wurden. Beide Male entgingen die Glocken ihrer Zerstörung und kehrten nach Bonn zurück. Des Weiteren riss beim Hochziehen der zweitgrößten Glocke ein Seil, doch den 20 Meter tiefen Sturz überstand sie. Jedoch ist an der Schärfe (untere Kante der Glocke) ein Stück Glockenbronze herausgebrochen. Alle Glocken hängen im barocken Holzglockenstuhl in der Glockenstube des 81,4 Meter hohen Vierungsturmes.

Die Glocken von 1756 bilden eines der größten noch vollständig erhaltenen und aus einem Guss entstandenen Barockgeläute.

Am 1. Weihnachtstag 2014 brach der Klöppel der Kurfürstenglocke, war aber bis zum Stadtpatronenfest 2015 wieder erneuert.

Nr. Widmung Gussjahr Gießer Masse
(kg, ca.)
Durchmesser
(mm, ca.)
Schlagton
(HT-1/16)
Herkunft
1 Muttergottes und Clemens, gen. Kurfürstenglocke 1756 Martin Legros 3.400 1.780 b0 –2
2 Cassius und Florentius, Mallusius und Achatius 2.400 1.580 h0
3 Helena 1.650 1.390 d1 –7
4 Donatus und Agatha 1.450 1.320 es1 –5
5 Joseph 280 770 c2 –9
6 Johannes Nepomuk 200 690 d2 –6
7 Dreifaltigkeit 1757 220 700 d2 +3 [=es2 –13] ehem. St. Martin
8 Jesus, Maria und Joseph 1687 Johannes Bourlet 110 550 fis2 [=ges2] –5 ehem. St. Martin

Stadtdechanten und Pfarrer am Bonner Münster (Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • 1920–1949: Johannes Hinsenkamp (†)
  • 1949–1973: Hermann Josef Stumpe (†)
  • 1973–1975: Josef Plöger (†)
  • 1975–1983: Walter Jansen (†)
  • 1983–1998: Wilhelm Passavanti (†)
  • 1998–2018: Wilfried Schumacher
  • 2019–2024: Wolfgang Picken (†)
  • seit Februar 2024: kommissarisch Bernd Kemmerling

Krönungsstätte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Bonner Münster wurde in seiner Geschichte zweimal Krönungsstätte deutscher Könige.

Heinrich II. von Virneburg krönte am 25. November 1314 Friedrich III. von Österreich (genannt der Schöne) zum deutschen König, nachdem zuvor dessen Vetter Ludwig von Bayern zum König gewählt und in Aachen gekrönt worden war. Als Gegenkönig konnte Friedrich III. sich bis 1322 halten, dann wurde er in der Schlacht bei Mühldorf vernichtend geschlagen.

Die zweite Königskrönung fand am 26. November 1346 statt. Diesmal krönte Erzbischof Walram von Jülich auf Wunsch und Drängen des Papstes den Markgrafen Karl von Mähren zum Gegenkönig. Karl IV., wie er sich von nun an nannte – 1355 in Rom zum Kaiser gekrönt und Begründer der Universität Prag – gilt als bedeutender Herrscher des Mittelalters.

Basilica minor[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Pfingstsonntag 1956 erhob der Apostolische Nuntius, Erzbischof Aloysius Muench, das Münster zur Päpstlichen Basilica minor. Das Münster sei wegen seiner historischen Vergangenheit, Schönheit und Monumentalität das „wertvollste Denkmal“ in der Stadt, schrieb Papst Pius XII. zur Begründung der Auszeichnung.

Restaurierungsarbeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Am 2. Februar 2006 wurde im Zuge von Restaurierungsarbeiten eine neue Bekrönung auf dem Bonner Münster installiert. Sie ersetzt einen schmucklosen fünfzackigen Blitzableiter. Außer einem Kreuz ist die Bekrönung mit einer vergoldeten Krone mit einem Durchmesser von 1,5 Meter geschmückt.

Zur Durchführung umfangreicher Sanierungsarbeiten am und im gesamten Münster wurde die Kirche im Juli 2017 „für mindestens zwei Jahre“ geschlossen. Die Generalsanierung betraf insbesondere die Statik der Basilika sowie das äußere Mauerwerk, das zu einem großen Teil durch Witterungseinflüsse geschädigt worden war. Außerdem wurden Kunstwerke wie Altäre, die Wandmalereien im Hochchor und das Apsismosaik gereinigt und ausgebessert.

Der sanierte Kreuzgang wurde am 3. Juni 2021 (Fronleichnam) wiedereröffnet, Krypta und Innenraum der Basilika am 31. Oktober 2021. Der Abschluss der gesamten Sanierungsmaßnahme ist für die Folgejahre geplant.[16]

Die Kosten waren mit rund 22,2 Millionen Euro veranschlagt, deren Großteil das Erzbistum Köln trägt.[17]

Bonner Münster als Vorbild für die Berliner Gedächtniskirche[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Zur Zeit Preußens studierten die Kronprinzen des Hauses Hohenzollern in Bonn an der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität. Kaiser Wilhelm II., der in Bonn studiert hatte, war von der Architektur des Bonner Münsters so sehr beeindruckt, dass er später maßgeblichen Einfluss auf die Bauarbeiten der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche in Charlottenburg nahm und sie in Anlehnung an das Münster

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Stefan Bodemann: Das Bonner Münster – ein europäisches Monument. Mit Fotos von Norbert Bach. Freiburg 2009.
  • Stefan Bodemann (Text), Norbert Bach (Fotos): Mitten im Leben vom Tod umfangen. Der Kreuzgang des Bonner Münsters. Bonn 2009, ISBN 978-3-00-028485-4.
  • Andreas Denk, Ingeborg Flagge: Architekturführer Bonn. Dietrich Reimer Verlag, Berlin 1997, ISBN 3-496-01150-5, S. 2–3.
  • Dietrich Höroldt: Das Stift St. Cassius zu Bonn: Von den Anfängen der Kirche bis zum Jahre 1580. In: Bonner Geschichtsblätter, Band 11 (1957).
  • Jürgen Kaiser, Andreas Lechtape: Das Bonner Münster. Geschichte – Architektur – Kunst – Kult. Regensburg 2002.
  • Manfred Koch: Das Münster, ehemals Stiftskirche St. Cassius und Florentius. Schnell und Steiner Verlag, Regensburg 1990.
  • Josef Niesen: Bonner Personenlexikon. 3., verbesserte und erweiterte Auflage. Bouvier, Bonn 2011, ISBN 978-3-416-03352-7.
  • NN: Bonn und sein Münster, Festschrift für Johannes Hinsenkamp. Bonn 1947.
  • Lorna Pethig: Die Restaurierungsgeschichte der Bonner Münsterkirche (= Arbeitshefte der Rheinischen Denkmalpflege. 79). Wernersche Verlagsgesellschaft, Worms 2012.
  • Richard Pick: Zur Geschichte der Münsterkirche in Bonn. In: Annalen des Historischen Vereins für den Niederrhein. Heft 42, Köln 1884, S. 71–119 Textarchiv – Internet Archive
  • Manfred van Rey: St. Cassius und Florentius, in: Derselbe, Studien zur Geschichte von Bonn im Früh- und Hochmittelalter, Bonn 2019, S. 70–214.
  • Jürgen Kaiser: Das Bonner Münster. Kunstverlag Josef Fink, Lindenberg im Allgäu, 1. Auflage 2022, ISBN 978-3-89870-415-1. Weitere Informationen auf der Website des Verlags.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Bonn Minster – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Rheinisches Landesmuseum Bonn: Weihaltar für die Aufanischen Matronen. In: rlmb.lvr.de. Landschaftsverband Rheinland (LVR), 2013, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 15. Oktober 2013; abgerufen am 29. August 2013.
  2. Annette Kuhn: Die Aufanischen Matronen. (PDF) In: wirfrauen.de. Wir Frauen e. V., Februar 2004, abgerufen am 8. Dezember 2015 (Professorin für Geschichtsdidaktik und Frauenforschung an der Uni Bonn).
  3. Ulrike Müssemeier: Die merowingerzeitlichen Funde aus der Stadt Bonn und ihrem Umland. Dissertation. Bonn 2004, urn:nbn:de:hbz:5-03442.
  4. a b Christoph Keller: Legende auf dem Prüfstand. In: Archäologie in Deutschland. Band 5, Mai 2006.
  5. Alfred Hüwel: Als Baumeister beeinflusste er Bonn und Umgebung, Architekt Kleefisch vollendet das 80. Lebensjahr - Führend im Kirchenbau. In: Bonner Rundschau. 25. Oktober 1968.
  6. Hans Lehner/Walter Bader: Baugeschichtliche Untersuchungen am Bonner Münster, Bonn 1932.
  7. Wilfried Hansmann: Die Martins-Reliefs am Bonner Martinsplatz. In: Gero Sander (Hrsg.): Ernemann Sander, Bonn 1997.
  8. Name aus Taufschein zur Taufe am 1. Dezember 1857 der evangelischen Kirche zu Fischbach i. R.
  9. Lebensdaten nach: lot-tissimo.com abgerufen am 15. November 2013.
  10. Horst-Pierre Bothien, Erhard Stang: Geheimnisvolles Bonn. Wartberg Verlag, Gudensberg-Gleichen 2003, ISBN 3-8313-1342-3, S. 8–9.
  11. Vgl. die Informationen auf der Website des Erzbistums Köln
  12. Zur Disposition
  13. Informationen zur Orgel
  14. Informationen zur Celesta
  15. a b Martin Seidler: Kölner Glocken und Geläute. In: Förderverein Romanische Kirchen Köln e. V. (Hrsg.): Colonia Romanica. Nr. IV. Köln 1989, S. 13.
  16. Bonner Münster: Kreuzgang des Bonner Münsters: Arbeiten laufen auf Hochtouren. Abgerufen am 29. Juni 2021.
  17. Bonner Münster für zwei Jahre geschlossen (Memento vom 3. Januar 2019 im Internet Archive), deutschlandfunkkultur.de, 23. Juli 2017, abgerufen am 23. Juli 2017.

Koordinaten: 50° 44′ 0,2″ N, 7° 5′ 58,6″ O