Bromuconazol

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Strukturformel
Strukturformel von Bromuconazol
Vereinfachte Strukturformel des Gemisches aus vier Stereoisomeren
Allgemeines
Name Bromuconazol
Andere Namen
  • 1-[((2RS,4RS;2RS,4SR)-4-Brom-2-(2,4-dichlorphenyl)tetrahydro-2-furanyl)methyl]-1H-1,2,4-triazol (IUPAC)
  • 1-((4-Brom-2-(2,4-dichlorphenyl)tetrahydro-2-furanyl)methyl)-1H-1,2,4-triazol
Summenformel C13H12BrCl2N3O
Kurzbeschreibung

farbloser Feststoff mit leicht alkoholischen Geruch[1]

Externe Identifikatoren/Datenbanken
CAS-Nummer 116255-48-2 (Isomerengemisch)
EG-Nummer (Listennummer) 601-417-6
ECHA-InfoCard 100.133.137
PubChem 3444
ChemSpider 3326
Wikidata Q2152394
Eigenschaften
Molare Masse 377,06 g·mol−1
Aggregatzustand

fest[2]

Dichte

1,72 g·cm−3[1]

Schmelzpunkt

84 °C[1]

Löslichkeit
Sicherheitshinweise
GHS-Gefahrstoffkennzeichnung[2]
Gefahrensymbol Gefahrensymbol

Achtung

H- und P-Sätze H: 302​‐​400
P: 273[2]
Toxikologische Daten
Soweit möglich und gebräuchlich, werden SI-Einheiten verwendet. Wenn nicht anders vermerkt, gelten die angegebenen Daten bei Standardbedingungen.

Bromuconazol ist ein Gemisch von vier stereoisomeren chemischen Verbindungen aus der Gruppe der Triazole und Conazole.

Gewinnung und Darstellung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bromuconazol kann in einer fünfstufigen Synthesesequenz hergestellt werden.[3][4][5] Im ersten Schritt erfolgt eine Umgrignardierung von 1-Brommethoxyacetylen mit Ethylmagnesiumbromid. Die resultierende Acetylengrignardverbindung wird im zweiten Schritt an 2,4-Dichlorbenzoylmethylchlorid addiert. Nach der Hydrierung der Dreifachbindung und einer Ringschlussreaktion mit p-Toluolsulfonsäure erfolgt im letzten Schritt ein nucleophiler Austausch der Chlorsubstitution durch 1,2,4-Triazol in Gegenwart von Kaliumcarbonat. Bei einer alternativen Syntheseroute wird Allylmagnesiumbromid, welches durch die Umsetzung von Allylbromid mit Magnesium erhalten wird, an 2,4-Dichlorbenzoylmethylchlorid addiert. Danach erfolgt die nucleophile Substitution der Chloridfunktion durch 1,2,4-Triazol. Nach Bromierung der Doppelbindung wird die Zielverbindung (genauer, ein Gemisch von vier Stereoisomeren) durch einen basischen Ringschluss unter Dehydrohalogenierung erhalten.[6][7]

Eigenschaften[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bromuconazol ist ein farbloser Feststoff mit leicht alkoholischen Geruch, der praktisch unlöslich in Wasser ist.[1] Bromuconazol ist hydrolysestabil.[8]

Isomere[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bromuconazol enthält zwei stereogene Zentren. Das technische Produkt ist eine Mischung von vier Stereoisomeren, es besteht aus zwei racemischen Diastereomeren-Paaren,[8] wobei das Verhältnis zwischen den (2RS,4SR)-Isomeren einerseits und den (2RS,4RS)-Isomeren andererseits zwischen 1,04:1 and 1,33:1 liegt.[9]

Isomere von Bromuconazol
Name (2R,4R)-Bromuconazol (2S,4S)-Bromuconazol (2R,4S)-Bromuconazol (2S,4R)-Bromuconazol
Strukturformel
CAS-Nummer 114544-81-9
[(2RS,4RS)- = (±)-(2R*,4R*)-Isomere]
114544-80-8
[(2RS,4SR)- = (±)-(2R*,4S*)-Isomere]
116255-48-2 (Isomerengemisch)
PubChem 3444 (Isomerengemisch)

Verwendung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bromuconazol wird als Fungizid verwendet und wurde 1990 von Rhône-Poulenc unter dem Namen Granit auf den Markt gebracht.[10]

Zulassung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bromuconazol war bereits zwischen 1994 und 2007 in Deutschland zugelassen.[11]

Die EU-Kommission beschloss 2008 aufgrund von Bedenken zur Ökotoxikologie, das Stoffgemisch nicht in den Anhang I der Richtlinie 91/414/EWG aufzunehmen.[12] Aufgrund eines erneuten Zulassungsantrags und weiterer Informationen kam die EU-Kommission zu dem Ergebnis, dass Bromuconazol keine große Gefahr für das Grundwasser darstelle und die Gefährlichkeit für Wasserorganismen im vertretbaren Rahmen liege. Die Substanz wurde daher mit Wirkung zum 1. Februar 2011 für Anwendungen als Fungizid in Anhang I der Richtlinie 91/414/EWG aufgenommen.[13]

In vielen Staaten der EU, unter anderem in Deutschland und Österreich, sind Pflanzenschutzmittel mit diesem Wirkstoff zugelassen, nicht dagegen in der Schweiz.[14]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b c d e f EPA Pesticide Fact Sheet: Bromuconazole (PDF; 27 kB), 2002.
  2. a b c d e Datenblatt Bromuconazol bei Sigma-Aldrich, abgerufen am 20. Mai 2017 (PDF).
  3. Müller, F.; Ackermann, P.; Margot, P.: Fungicides, Agricultural, 2. Individual Fungicides in Ullmanns Enzyklopädie der Technischen Chemie, 2012 Wiley-VCH Verlag GmbH & Co. KGaA, Weinheim, doi:10.1002/14356007.o12_o06.
  4. Patent EP0258161: 2,5-Dihydrofuranderivate mit einem Triazol- oder Imidazorest, Verfahren zur Herstellung, Verwendung als Fungizid. Angemeldet am 18. August 1987, veröffentlicht am 2. März 1988, Anmelder: Rhône-Poulenc, Erfinder: Alfred Greiner, Régis Pepin.
  5. Eintrag zu Bromuconazole in der Hazardous Substances Data Bank (via PubChem), abgerufen am 15. April 2013.
  6. Thomas A. Unger: Pesticide Synthesis Handbook. William Andrew, 1996, ISBN 0-8155-1853-6, S. 686 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  7. U. Schirmer, P. Jeschke, M. Witschel: Modern Crop Protection Compounds: Herbicides, Band 1. Wiley-VCH Verlag GmbH & Co. KGaA, 2011, ISBN 978-3-527-32965-6, S. 784 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  8. a b Terence Robert Roberts, David Herd Hutson: Metabolic Pathways of Agrochemicals: Part 2, Insecticides and fungicides. Royal Society of Chemistry, 1999, ISBN 0-85404-499-X, S. 1025 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  9. EU: Review report for the active substance bromuconazole (PDF; 164 kB), 23. November 2010.
  10. Ulrich Schirmer, Peter Jeschke, Matthias Witschel: Modern Crop Protection Compounds: Herbicides. John Wiley & Sons, 2012, ISBN 978-3-527-32965-6, S. 783 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  11. Peter Brandt: Berichte zu Pflanzenschutzmitteln 2009: Wirkstoffe in Pflanzenschutzmitteln; Zulassungshistorie und Regelungen der Pflanzenschutz-Anwendungsverordnung. Springer DE, 2010, ISBN 978-3-0348-0028-0, S. 25 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  12. EU: Entscheidung der Kommission vom 3. November 2008 über die Nichtaufnahme von Bromuconazol in Anhang I der Richtlinie 91/414/EWG des Rates und die Aufhebung der Zulassungen für Pflanzenschutzmittel mit diesem Stoff (PDF)
  13. EU: Richtlinie 2010/92/EU der Kommission vom 21. Dezember 2010 zur Änderung der Richtlinie 91/414/EWG des Rates zwecks Aufnahme des Wirkstoffs Bromuconazol (PDF)
  14. Generaldirektion Gesundheit und Lebensmittelsicherheit der Europäischen Kommission: Eintrag zu Bromuconazole in der EU-Pestiziddatenbank; Eintrag in den nationalen Pflanzenschutzmittelverzeichnissen der Schweiz, Österreichs (Eingabe von „Bromuconazol“ im Feld „Wirkstoff“) und Deutschlands, abgerufen am 23. Februar 2016.