Bruno Gröning-Freundeskreis

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Der Bruno Gröning-Freundeskreis ist eine Gemeinschaft von Anhängern des angeblichen Geistheilers Bruno Gröning (1906–1959), nach eigenen Angaben „eine der größten weltweit tätigen Vereinigungen zur Heilung auf dem geistigen Weg“. Die zentrale Aussage lautet: „Es gibt eine höhere Kraft, die Grundlage alles Lebendigen ist und Heilung geben kann.“[1]

Der Freundeskreis ist als Kreis für natürliche Lebenshilfe e.V. als gemeinnütziger Verein mit Mildtätigkeit beim Amtsgericht Siegburg eingetragen und will nach eigenen Angaben das Wirken Bruno Grönings fortsetzen und dessen Ideen verbreiten. Dazu führt er Informationsveranstaltungen und regelmäßige, regionale und überregionale Treffen durch. Auch zwei Dokumentarfilme hat er gedreht, die in viele Sprachen übersetzt wurden und deren Trailer regelmäßig bei Informationsveranstaltungen für den Verein gezeigt werden.

Kritiker werfen dem Verein hingegen seit langem vor, eine Sekte zu sein.[2] Auch der Enquete-Kommissions-Bericht des Deutschen Bundestages „Sogenannte Sekten und Psychogruppen“ stufte ihn 1998 als „sektenartig“ ein.

Organisation[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Trägerverein des Bruno Gröning-Freundeskreis heißt Kreis für natürliche Lebenshilfe e.V.[1] und entstand 1979 durch Abspaltung vom 1958 von Bruno Gröning gegründeten Verein zur Förderung seelisch-geistiger und natürlicher Lebensgrundlagen in Deutschland e. V. Gründerin war Grete Häusler (1922–2007), die Bruno Gröning seit 1950 gekannt hatte und die den Verein bis zu ihrem Tode leitete. Danach übernahm ihr Sohn Dieter Häusler die Leitung des Vereins. Eng mit dem Verein verbunden ist die Grete Häusler GmbH, die einen Verlag für Printmedien und Film betreibt.

Der Bruno Gröning-Freundeskreis gab an, 60.000 Mitglieder in 2.000 Kreisen in etwa 80 Ländern zu haben (Bezugsjahr unbekannt, vor 2007). Die katholische Kirche schätzte im Jahr 2000 eine Anzahl von rund 30.000 Interessierten in 550 Gemeinschaften („Kreisen“)[3] und gab 2009 an, dass diese Zahl „weiter zunimmt“.[4]

Die „Medizinisch-Wissenschaftliche Fachgruppe des Bruno-Gröning-Freundeskreises“, eine Gruppe von Ärzten, hatte im Jahr 2003 nach Angaben des Religionswissenschaftlichen Medien- und Informationsdiensts 240 Mitglieder. Es gebe etwa „200 Kreise mit wechselnden Besuchern (‚Freunden‘) aus Umfeld von 5.000–10.000.“[5] Aktuellere Zahlen sind nicht bekannt.

Nachdem der Bruno Gröning-Freundeskreis mit Rücksicht auf Anhänger nicht-christlicher Religionen Passagen über Jesus und seine Lehre aus Grönings Werken strich, spaltete sich der Verein Informationskreis: Leben und Lehre Bruno Grönings e.V. ab.[6] Dieser unterstützt die Bruno Gröning Stiftung, die zahlreiche Originaldokumente online stellt, in denen Gröning sich auf das Christentum beruft.[7]

Finanzierung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Bruno Gröning-Freundeskreis werden nach eigenen Angaben keine Eintrittsgelder, Mitgliedsbeiträge oder andere finanzielle Forderungen erhoben. Der Verein trage sich durch Spenden und freiwillige, unentgeltliche Mitarbeit. Auch in der Grete Häusler GmbH gebe es keinen Lohn, keine Gewinnabschöpfung oder dergleichen, auch nicht für Dieter Häusler, den Leiter des Gesamtwerks.[8]

Verhältnis zur Medizin[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Entsprechend dem Vorbild Bruno Grönings werden im Freundeskreis nach eigenen Angaben Krankheiten weder diagnostiziert noch behandelt. Von Arztbesuchen und ärztlichen Verordnungen werde nicht abgeraten. Nach Gröning sei jede Heilung ein Gnadenakt Gottes. Deshalb werde im Bruno Gröning-Freundeskreis kein Heilversprechen gegeben.[9]

Nach Angaben des Freundeskreises haben sich „einige Tausend Ärzte und andere Heilberufler“[1] zur Medizinisch-wissenschaftlichen Fachgruppe (MWF) zusammengefunden, um die postulierten Heilerfolge zu überprüfen und zu dokumentieren. Ihr Wahlspruch lautet: „Es gibt kein unheilbar!“[10]

Die medizinische Fachwelt erkennt diese Berichte allerdings nicht an, da sie sich einer wissenschaftlichen Überprüfung entziehen.

Verhältnis zur Kirche[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Bruno Gröning-Freundeskreis sieht sich selbst nicht als Kirche an und fordert seine Mitglieder auf: „Jeder soll in seiner Kirche bleiben“.[4]

Die katholische Kirche bezeichnet den Bruno Gröning-Freundeskreis als eine esoterische Weltanschauung, in der die Frage nach Heil und Erlösung auf die Frage nach Gesundheit und Krankheit reduziert werde. Sie kritisiert, dass dort Bruno Gröning die Funktion des Mittlers zu Gott übernimmt, der damit an die Stelle Jesu Christi trete. Dies könne mit dem christlichen Weltbild nicht in Einklang gebracht werden.[4]

Auch die evangelischen Kirchen stehen dem Freundeskreis ablehnend gegenüber.[11] Die Vereinigte Evangelisch-Lutherische Kirche Deutschlands (VELKD) urteilt, der Bruno Gröning-Freundeskreis erhebe den „falschen Anspruch, jede Krankheit heilen zu können (...). Durch das unbedingte Festhalten an den Lehren Bruno Grönings wäre es ... möglich, den göttlichen Heilstrom für die Betroffenen zweifelsfrei wirksam zu machen. Damit ist es den Menschen durch den Mittler Bruno Gröning in die Hand gegeben, von Krankheit frei zu sein oder zu werden.“[12] Solche Behauptungen seien weder glaubwürdig noch beweisbar. Besonders kritisiert die VELKD das Vorgehen der Gruppe, eine ausbleibende Heilung grundsätzlich „dem Zweifel der Kranken selbst oder ihres Umfeldes schuldhaft“ anzulasten. Das „führt in der Regel zu hohem psychischen Druck bei den Kranken und zur tiefgreifenden Störung der Beziehungen in ihrem Umfeld. Dieser zerstörerisch wirkenden Auffassung ist energisch entgegenzutreten. Sie muss als unbarmherzig und lieblos aufgezeigt werden.“[13]

Kritik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Insbesondere Mediziner, Kirchenvertreter und betroffene Familienangehörige kritisieren den Bruno Gröning-Freundeskreis:

  • Heilungssuchenden würden durch Aussagen und Versprechungen falsche Hoffnungen gemacht und diese damit von notwendigen Arztbesuchen abgehalten, was teilweise akute Lebensgefahr bedeute.
  • In der Lehre werde propagiert, dass nur derjenige gesund werde bzw. bleibe, der fest genug glaube und nach den Regeln des Bruno Gröning-Freundeskreises lebe. Kritische Gedanken und Einstellungen von Familienmitgliedern und Freunden seien negative Energien, welche die Heilung behinderten. Dies führe evtl. zu einer Isolation und einer immer festeren Bindung an den Bruno Gröning-Freundeskreis. Familiäre Bindungen, Ehen und Freundschaften würden aufgegeben.
  • Bleibe eine Heilung aus, so werde die Schuld den Hilfesuchenden zugeschoben, deren Glaube an Gröning nicht fest genug gewesen sei.
  • Der Personenkult um die Gestalt Grönings fördere das Entstehen von Abhängigkeiten und die Kritiklosigkeit gegenüber den Aussagen des Freundeskreises.

„Doch nicht etwa die Mitglieder von Scientology sind im Saarland am stärksten verbreitet. Vielmehr nehmen so genannte Esoterik-Gruppen einen immer größeren Platz ein. Sie bereiten dem Sekten-Experten die größten Sorgen. Exemplarisch dafür stehe der Bruno Gröning-Freundeskreis“

Matthias Neff: Esoterik-Gruppen sorgen Trierer Sektenexperte, in: Saarbrücker Zeitung, 4. Februar 2008

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Michael Utsch: Bruno Gröning-Freundeskreis. In: Michael Utsch (Hrsg.): ABC der Weltanschauungen (= EZW-Texte 272). Berlin, 2021, S. 27–31.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b c Die Medizinisch-Wissenschaftliche Fachgruppe (MWF) – Ein internationales Forum heilkundlicher Berufe. In: bruno-groening.org. 2019, abgerufen am 2. April 2021.
  2. Stefan Grothues: Kirchen warnen vor Bruno Gröning-Freundeskreis. In: muensterlandzeitung.de. 10. April 2010, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 24. Oktober 2019; abgerufen am 25. Oktober 2019.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.muensterlandzeitung.de
  3. Harald Baer, Judith Löllgen: Bruno Gröning-Freundeskreis: Eine problematische Heilungsbewegung. (pdf; 217 kB) In: bistum-augsburg.de. März 2000, archiviert vom Original am 5. Oktober 2013; abgerufen am 2. April 2021.
  4. a b c Eine umstrittene esoterische Geistheiler-Gruppe: Der „Bruno Gröning-Freundeskreis“. In: bistum-trier.de. 19. Januar 2017, abgerufen am 2. April 2021.
  5. Mitgliederzahlen: Sonstige: Verschiedene Gemeinschaften / neuere religiöse Bewegungen (Weltanschauungen / alternative Religiosität & Spiritualität). In: remid.de. 29. Mai 2014, abgerufen am 1. April 2021.
  6. Thomas Busse: Häufig gestellte Fragen: Wie entstand der Verein Informationskreis: ‚Informationskreis: Leben und Lehre Bruno Grönings‘? In: bruno-groening.net. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 2. April 2021; abgerufen am 2. April 2021.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.bruno-groening.net
  7. Bruno Gröning Stiftung: Kurzprofil. In: bruno-groening-stiftung.org. Abgerufen am 2. April 2021.
  8. Gemeinnützigkeit – Der „Kreis für natürliche Lebenshilfe e.V.“ ist als gemeinnützig und mildtätig anerkannt, bruno-groening.org, abgerufen am 4. Januar 2020.
  9. Zusammenarbeit mit Ärzten – Der Bruno Gröning-Freundeskreis ist kein Ersatz für den Arztbesuch, bruno-groening.org, abgerufen am 4. Januar 2020.
  10. Ärzte nehmen Stellung. Aussagen von Ärzten zur Heilung auf geistigem Weg. Bruno Gröning-Freundeskreis, abgerufen am 30. Januar 2019.
  11. Evangelische Informationsstelle Schweiz: Bruno Gröning-Freundeskreis, letzte Änderung 1998
  12. Handbuch Religiöse Gemeinschaften. Herausgegeben im Auftrag der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche in Deutschland (VELKD) von Hans Krech und Matthias Kleiminger. 6., neu bearb. und erw. Aufl. Gütersloher Verlagshaus, Gütersloh 2006, ISBN 3-579-03585-1, S. 419
  13. Handbuch Religiöse Gemeinschaften. Herausgegeben im Auftrag der VELKD von Hans Krech und Matthias Kleiminger. 6. Aufl. Gütersloh 2006, S. 420.