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Bruttoinlandsprodukt

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Staaten nach Höhe des nominalen BIP
BIP (KKP) Vergleich (IWF, 2014, Top 10, ungeordnet)

Das Bruttoinlandsprodukt, in der Schweiz auch Bruttoinlandprodukt[1] (Abkürzung: BIP; englisch Gross Domestic Product, GDP), gibt den Gesamtwert aller Güter, d. h. Waren und Dienstleistungen, an, die innerhalb eines Jahres innerhalb der Landesgrenzen einer Volkswirtschaft als Endprodukte hergestellt wurden, nach Abzug aller Vorleistungen.[2] Somit werden nur alle finalen Güter, also Güter auf Stufe der Endverwendung, als Wirtschaftsleistung erfasst. Bei der Berechnung werden Güter, die nicht direkt weiterverwendet, sondern auf Lager gestellt werden, als Vorratsveränderung berücksichtigt.

Im Unterschied zum Bruttonationaleinkommen werden bei der Berechnung des BIP nur die Leistungen von Inländern erfasst, es wird das sogenannte Inlandsprinzip angewendet. Das Bruttonationaleinkommen hingegen richtet sich nach dem Inländerprinzip. Es werden hierbei auch die Leistungen von im Ausland lebenden Inländern berücksichtigt; umgekehrt werden die Leistungen abgezogen, die Ausländer im Inland erbracht haben. Werden vom BIP die Abschreibungen abgezogen, ergibt sich das Nettoinlandsprodukt (NIP).

Das BIP ist ein Maß für die wirtschaftliche Leistung einer Volkswirtschaft in einem bestimmten Zeitraum. Die Veränderungsrate des realen BIP dient als Messgröße für das Wirtschaftswachstum der Volkswirtschaften und ist damit die wichtigste Größe der volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung.[3]

Das Bruttoinlandsprodukt kann sich sowohl auf Staaten als auch auf andere administrative oder geographische Einheiten beziehen. Teilweise werden dann die Begriffe Bruttoregionalprodukt, Gross Provincial Product, Bruttoweltprodukt und andere verwendet.

Geschichte

Die ersten Grundsteine des BIP finden sich im 17. Jahrhundert beim britischen Ökonomen William Petty.[4] Er versuchte durch Datenerhebungen und empirische Forschungen Zusammenhänge zwischen Entwicklungen und dem Wohlstand und der Zufriedenheit der Bürger zu finden, damit die Regierung ihre Politik mit dieser Hilfe entsprechend verbessern und Steuereinnahmen erhöhen könne. Erst deutlich später, in der 1. Hälfte des 20. Jahrhunderts, nahm die Diskussion um eine systematisiertere Erfassung von Wirtschaftsdaten zur Wohlstandsmessung, vor allem in den USA und England, parallel zum wachsenden Forschungsgebiet der Volkswirtschaftslehre, an Bedeutung zu. Im Jahr 1940 empfahl John Maynard Keynes in How to pay for the war[5] nicht nur Konsum und Investitionen, sondern auch Staatsausgaben mit ins Volkseinkommen einzurechnen, was auch noch der heutigen Definition des BIPs entspricht.

Der Begriff Bruttosozialprodukt wurde vom amerikanischen Ökonomen Simon Smith Kuznets geprägt, der schon 1934 den amerikanischen Kongress auf die begrenzte Möglichkeit der Wohlstandsmessung durch diesen Indikator hinwies.

Der britische Ökonom Angus Maddison ermittelte rückwirkend das BIP pro Kopf für einen Zeitraum von bis zu 2000 Jahren.

Datenerhebung und Berechnung

Datenerhebung

BIP Deutschland 1991–2013

Berechnet wird das BIP in Deutschland vom Statistischen Bundesamt. Es legt jährlich zweimal Berechnungen für das BIP des Vorjahres vor, im Frühjahr und im Herbst. Im Herbst werden nicht nur die Zahlen für das Vorjahr, sondern auch die für die früheren Jahre einer Prüfung unterzogen und in der Regel etwas revidiert. Für den Jahreswirtschaftsbericht der Bundesregierung im Januar liefert das Statistische Bundesamt ebenfalls Zahlen für das gerade beendete Jahr, die dann teilweise noch auf Schätzungen beruhen. Außerdem legt das Statistische Bundesamt vierteljährlich Zahlen zum BIP und seinen Aggregaten vor.

Nominales und reales BIP

Das nominale BIP gibt die Summe der inländischen Wertschöpfung beziehungsweise der Wertschöpfung von Regionen in aktuellen Marktpreisen an. Dadurch ist das BIP abhängig von Veränderungen des Preisindex der betrachteten Volkswirtschaft. Das nominale BIP steigt bei Inflation und daraus folgenden steigenden Marktpreisen. Umgekehrt sinkt das nominale BIP bei Deflation und daraus folgenden sinkenden Marktpreisen. So führt eine Inflationsrate von zum Beispiel fünf Prozent bei gleich bleibender Güterproduktion zu einem nominalen BIP-Anstieg von ebenfalls fünf Prozent.

Um das BIP unabhängig von Veränderungen der Preise betrachten zu können, verwendet man das reale BIP, in dem alle Waren und Dienstleistungen zu den Preisen eines Basisjahres bewertet werden (BIP zu konstanten Preisen). In Deutschland verwendet das Statistische Bundesamt seit 2005 Kettenindizes.[6]

Wenn man die Preissteigerung seit dem Basisjahr kennt, lässt sich das reale BIP mittels folgender Formel aus dem nominalen BIP errechnen:

[7]

BIP-Deflator

Der BIP-Deflator ist der Quotient aus nominalem und realem BIP eines Jahres. Er wird als impliziter Preisindex des BIP bezeichnet und misst die Preisentwicklung der produzierten Endgüter.[8]

BIP und NIP

Werden vom BIP die Abschreibungen abgezogen, ergibt sich das Nettoinlandsprodukt. Diese Abschreibungen beziehen sich jedoch nur auf die Wertminderung des Anlagevermögens durch Verschleiß und Alterung – also nur die Abschreibungen, welche für zukünftige Ersatzinvestitionen vorgenommen werden.

Arten der Berechnung

Methoden

Das Bruttoinlandsprodukt ist über drei verschiedene Wege ermittelbar. Alle Berechnungsmethoden führen zum gleichen Ergebnis. Dies wird im Folgenden am Beispiel Deutschlands im Jahre 2007 verdeutlicht (das BIP betrug damals 2.423,8 Mrd. Euro.[9])

Die Methoden zur Erhebung der Daten und zur Berechnung des BIP werden in unregelmäßigen Abständen revidiert. So werden seit der letzten Revision der volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung vom 28. April 2005 beispielsweise die bis dahin nicht erfassten indirekten Entgelte der Banken aus dem Kredit- und Einlagengeschäft berücksichtigt. Um den historischen Vergleich zu gewährleisten, werden die Daten für die vergangenen Jahre entsprechend angepasst.

Am 20. August 2009 veröffentlichte die Europäische Kommission unter dem Titel Das BIP und mehr – Die Messung des Fortschritts in einer Welt im Wandel[10] eine Mitteilung an das Europäische Parlament. Darin wird die Entwicklung von neuen Messgrößen empfohlen.

Entstehungsrechnung

Entstehung des BIP 2007

Hier wird die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit von der Produktionsseite dargestellt. Die zentrale Größe bildet dabei die Bruttowertschöpfung. Sie ermittelt sich aus der Summe sämtlicher Produktionen abzüglich Vorleistungen. Die Tabelle zeigt die Bruttowertschöpfung nach Sektoren für Deutschland im Jahr 2007.[11]

Produktionswert 4.454,57 Mrd. €
Vorleistungen − 2.282,39 Mrd. €

= Bruttowertschöpfung 2.172,18 Mrd. €
+ Gütersteuern abzügl. Gütersubventionen 251,62 Mrd. €

= Bruttoinlandsprodukt 2.423,80 Mrd. €

Verwendungsrechnung

Verwendung des BIP 2007

Bei der Verwendungsrechnung erfolgt die Berechnung anhand der Nachfrageseite. Dabei wird die Verwendung für Waren und Dienstleistungen bestimmt. Die folgende Tabelle zeigt links die Komponenten der Verwendungsrechnung, die Werte auf der rechten Seite entsprechen deren Größe im nationalen BIP Deutschlands 2007.[11]

Private Konsumausgaben 1.374,40 Mrd. €
+ Konsumausgaben des Staates 436,10 Mrd. €
+ Bruttoinvestitionen 442,50 Mrd. €
+ Exporte 1.133,00 Mrd. €
Importe − 962,20 Mrd. €
+ = Außenbeitrag 170,80 Mrd. € 170,80 Mrd. €

= Bruttoinlandsprodukt 2.423,80 Mrd. €

Verteilungsrechnung

Verteilung des Volkseinkommens 2007

Hier wird das BIP anhand des entstandenen Einkommens gemessen. Die Aufteilung erfolgt anhand des Volkseinkommens. Diese Tabelle zeigt auf der linken Seite die Komponenten der Verteilungsrechnung und rechts die dazugehörigen Daten aus dem Jahr 2007.[11]

Arbeitnehmerentgelt 1.181,0 Mrd. €
+ Unternehmens- und Vermögenseinkommen 643,2 Mrd. €

= Volkseinkommen 1.824,2 Mrd. €
+ Produktions- und Importabgaben an den Staat abzüglich Subventionen 277,0 Mrd. €
+ Abschreibungen 345,2 Mrd. €

= Bruttonationaleinkommen 2.446,4 Mrd. €
− Saldo der Primäreinkommen aus der übrigen Welt − 22,6 Mrd. €

= Bruttoinlandsprodukt 2.423,80 Mrd. €

Das Statistische Bundesamt weist darauf hin, dass in Deutschland keine eigenständige Berechnung des BIP über die Verteilungsseite vorgenommen wird, weil keine ausreichenden Angaben über die Unternehmensgewinne vorliegen.

BIP als Indikator

Bruttoweltprodukt und Wirtschaftskraft

Das Bruttoweltprodukt (BWP), auch Welt-Bruttoinlandsprodukt[12] genannt, lag im Jahr 2007 bei 54.274 Mrd. US$. Die Industriestaaten haben davon einen Anteil von 70,8 %, das sind 38.400 Mrd. US$. Die Entwicklungsländer erwirtschaften 25,9 %, das sind 14.100 Mrd. US$. 3 % entfallen auf Südost-Europa und die Nachfolgestaaten der Sowjetunion.

Die Staaten mit den höchsten BIP – Vereinigte Staaten, Japan, Deutschland, Großbritannien und Frankreich – haben allein einen Anteil von 50,7 %. Dies entspricht 27,5 Billionen US$. Allein die Staaten in den „Top Ten“ der höchsten BIP haben einen Anteil von 67,1 % des Welt-BIP (36,4 Billionen US$).

Während im Jahr 2007 auf Europa beziehungsweise die Vereinigten Staaten und Kanada 30,9 % bzw. 28,1 % des Welt-BIP entfielen, hatte ganz Afrika mit 1,25 Billionen US$ lediglich einen Anteil von 2,3 %. Ebenfalls gering sind die Anteile von Südamerika beziehungsweise Mittelamerika und der Karibik mit 4,4 % bzw. 2,1 %. In Asien fielen 9,8 % des Welt-BIP auf Japan und Südkorea während die anderen Staaten Asiens zusammen auf 13 % kamen. In den anderen Staaten Asiens, deren Anteil an der Weltbevölkerung im Jahr 2004 bei über 53,6 % lag, lebten allerdings zwanzigmal so viele Menschen wie in Japan und Südkorea.

Bruttoregionalprodukt 2007[13]
Region BIP in US$ % v. BWP
Nordamerika 15.242 Mrd. 28,0 %
Mittelamerika und Karibik 1.156 Mrd. 2,1 %
Südamerika 2.378 Mrd. 4,4 %
Europa 17.589 Mrd. 32,4 %
Naher Osten 1.407 Mrd. 2,6 %
Afrika 1.253 Mrd. 2,3 %
Südosteuropa und
Gemeinschaft Unabhängiger Staaten
1.782 Mrd. 3,3 %
Asien 12.392 Mrd. 22,8 %
Ozeanien 1.074 Mrd. 2,0 %
Bruttoweltprodukt (BIP) 54.273 Mrd. 100,0 %

Wirtschaftswachstum

Reales BIP-Wachstum der Welt und der OECD-Staaten.

Das Wirtschaftswachstum, gemessen als Veränderungsrate des Bruttoinlandsproduktes, wird gemeinhin von Politikern als Erfolgskriterium benutzt.[14] Alle Sozialproduktvergleiche sind aber letzten Endes nichts anderes als Vergleiche zweier unter Befolgung bestimmter Regeln in Geld veranschlagter Güterkombinationen, also zweier Geldsummen, durch die man vielleicht manchen Aufschluss erhalten kann, wenn man ihre Berechnungsmethode kennt, niemals aber Einblick in „Nutzen“ oder „Befriedigung“.[15]

Vom BIP zum verfügbaren Einkommen

Überblick der VGR 2007
Vergleich des Pro-Kopf-BIP in der EU nach Ländern. (1) Diese Statistik ist jedoch wie die meisten Statistiken bezüglich Luxemburg um den Faktor 2 respektive ½ verfälscht. Denn in Luxemburg sind circa die Hälfte aller Beschäftigten Grenzgänger, also Nicht-Einwohner, die in Luxemburg jedoch die gleichen Steuern und Sozialabgaben wie die Einwohner zahlen müssen. Die von Luxemburg gezahlten Beträge werden jedoch nur durch die Zahl der Einwohner geteilt.
Regionen mit dem höchsten Pro-Kopf-BIP in der EU-25
Regionen mit dem niedrigsten Pro-Kopf-BIP in der EU-25

Das BIP gibt Aufschluss über die Entwicklung der Produktion. Wichtig ist außerdem die Frage nach den Konsummöglichkeiten einer Volkswirtschaft. Dazu sind Informationen über das verfügbare Einkommen erforderlich. Das Problem eines geeigneten Maßes für den Lebensstandard löst das Nettonationaleinkommen am treffendsten.

BIP pro Kopf und Wohlstand

Das Bruttoinlandsprodukt pro Kopf bzw. BIP pro Einwohner ermöglicht einen Vergleich verschiedener, unterschiedlich großer Wirtschaftsräume miteinander und wird als Maß für den materiellen Wohlstand in einem Land oder einer Region angesehen. Es wird wie folgt berechnet:

Bruttoinlandsprodukt pro Kopf 2013[16]
Staat Rang BIP pro Kopf in Int.-$ (PPP)
ökonomisch entwickelte Staaten 41.520
sich ökonomisch entwickelnde Staaten 7.284
Europaische Union Europäische Union 31.947
Katar Katar 001. 103.401
Luxemburg Luxemburg 002. 77.935
Singapur Singapur 003. 62.428
Vereinigte Staaten Vereinigte Staaten 006. 52.839
Schweiz Schweiz 008. 45.999
Osterreich Österreich 011. 42.553
Deutschland Deutschland 018. 39.468
Vereinigtes Konigreich Vereinigtes Königreich 021. 37.299
Japan Japan 022. 37.135
Frankreich Frankreich 024. 35.680
China Volksrepublik Volksrepublik China 092. 9.828
Kongo Demokratische Republik Demokratische Republik Kongo 186. 382

Im Jahr 2007 lagen 16 der 20 Staaten mit dem weltweit niedrigsten BIP pro Kopf in Afrika. Afrika ist auch der Kontinent mit dem niedrigsten BIP pro Kopf – es betrug im Jahr 2007 lediglich 1.400 US$ pro Jahr. (Von einem niedrigen BIP pro Kopf kann jedoch noch nicht auf die Lebenszufriedenheit geschlossen werden, wie sie in anderen Indizes wie dem HPI zum Ausdruck kommt.)

Alternativen

Das BIP allein und für sich erlaubt keine Aussagen über Wohlstand, Lebensqualität oder Gerechtigkeit für und zwischen den Menschen einer Volkswirtschaft. Auch der langfristige Zustand der sozialstaatlichen Sicherungssysteme (Gesetzliche Rentenversicherung, Krankenversicherung, Pflegeversicherung) und weitere Faktoren wie z. B. sozialer Frieden, Luftqualität, Erholungsgebiete und der Zustand der natürlichen Ressourcen werden vom BIP nicht erfasst.[17][18] Daher können alternativ oder zusätzlich zur Einbeziehung dieser Ziele in der Wirtschaftspolitik folgende volkswirtschaftliche Indizes verwendet werden:

Failed State Index
Seit 2005 veröffentlicht die private Denkfabrik Fund for Peace in Zusammenarbeit mit der Zeitschrift Foreign Policy jährlich den sogenannten Failed States Index, in dem Staaten auf ihr Risiko von Staatszerfall hin untersucht werden. Es werden dabei zwölf verschiedene Faktoren zu dem Index zusammengefasst.
Genuine Progress Indicator (GPI)
Der Genuine Progress Indicator ist ein Maß für die wirtschaftliche Leistung einer Volkswirtschaft, das die Nachhaltigkeit von Wachstum abbilden soll. Eine wirtschaftliche Aktivität unter Inkaufnahme von gravierenden Umweltschäden, deren Behebung zukünftige Generationen deutlich mehr kosten wird, als die heutige Bevölkerung von der Aktivität profitiert, wird im BIP als positiv verbucht, im GPI negativ
Gini-Index
Der Gini-Index ist ein Maß dafür, wie gleich oder ungleich die Einkommens- und Vermögensverteilung in einem Land ist
Good Country Index (GCI)
Der Good Country Index misst wie sehr ein Land in den globalen Wohlstand und die Friedenserhaltung investiert. Er ist indirekt ein Indikator für die langfristige Entwicklung eines Landes, da sich Länder mit einem hohen GCI auch bessere Handelsbeziehungen sichern können.
Happy Planet Index (HPI)
Der Happy Planet Index ist ein Maß für die ökologische Effizienz der Erzeugung von Zufriedenheit unter Einbeziehung von Lebenszufriedenheit, Lebenserwartung und ökologischem Fußabdruck
Human Development Index (HDI)
Der Human Development Index wird aus dem BNE per capita gemessen in Kaufkraftparität unter Einbeziehung von Lebenserwartung und Bildungsgrad gebildet.
Human Sustainable Development Index (HSDI)
Eine Erweiterung des Human Development Index, die Treibhausgas-Emissionen berücksichtigt.
Index of Sustainable Economic Welfare (ISEW)
Der Index of Sustainable Economic Welfare ist ein Vorläuferindex des GPI.
Kaufkraftparitäten-Kurse
Die Umrechnung nationaler BIPs auf Grundlage nominaler Wechselkurse ist bei manchen Fragestellungen irreführend. Ein anderes Maß stellt der Kaufkraftparitäten-Kurs (Purchasing Power Parity, PPP) dar. Der Big-Mac-Index ist ein Wechselkurs, zu dem ein Big Mac in allen Ländern dasselbe kostet wie in den Vereinigten Staaten. Dieses Maß eignet sich besser als Vergleich, da Big Macs nicht international gehandelt werden. Preise für Big Macs enthalten Informationen über Preise für nicht (international) handelbare Güter. Die durchschnittlichen Preise (für nicht handelbare Güter) sind in armen Ländern typischerweise niedriger als Preise in entwickelten Volkswirtschaften. Ein offizieller Wechselkurs basiert vorwiegend auf Preisen (international) handelbarer Güter und überschätzt damit das Preisniveau in armen Ländern.[19]
Social Progress Index (SPI)
Der Social Progress Index stellt dar, wie weit ein Staat die Grundbedürfnisse, den Wohlstand und die Gleichberechtigung seiner Bürger sicherstellt.
W3-Indikatoren
Die W3-Indikatoren sind ein Ensemble von Indikatoren für Wohlstand und Fortschritt, die potenziell aussagekräftigere Wohlstands- und Fortschrittsindikatoren darstellen sollen.

Kritikpunkte

Die Aussagekraft des BIP bezüglich der Wirtschaftsleistung der Menschen in einer Volkswirtschaft ist begrenzt, da folgende Faktoren nicht oder nur teilweise mitberechnet werden:

Es ist zusammenfassend zu sagen, dass das BIP nur die (gehandelte) Produktionsleistung, nicht den Wohlstand einer Volkswirtschaft widerspiegelt. Auch ein Länder- und Zeitvergleich kann sich nur bedingt auf ihn stützen.

Die vom früheren französischen Staatspräsidenten Nicolas Sarkozy einberufene Commission on the Measurement of Economic Performance and Social Progress (Stiglitz-Sen-Fitoussi-Kommission), der fünf Nobelpreisträger angehörten, sollte eine alternative Berechnung erstellen. Dabei forderte die Kommission die Statistiker auf, nicht nur auf das Wirtschaftswachstum zu schauen, sondern das gegenwärtige „Wohlergehen“ eines Landes zu ermitteln. Dabei spiele das BIP weiterhin eine Rolle. Allerdings müssten zum Beispiel auch das gemittelte Haushaltseinkommen, Familienarbeit, Freizeit, Gesundheit und der Zustand der Umwelt mit einbezogen werden.[20]

Siehe auch

Literatur

Weblinks

Wiktionary: Bruttoinlandsprodukt – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
Commons: Bruttoinlandsprodukt – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Staatssekretariat für Wirtschaft der Schweiz SECO: „Das Bruttoinlandprodukt der Schweiz je Quartal von 2009 bis zum 2. Quartal 2014“ gemäss ESVG 2010, abgerufen am 19. Oktober 2014
  2. „Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) misst die Produktion von Waren und Dienstleistungen im Inland nach Abzug aller Vorleistungen“, wirtschaftslexikon.gabler.de, abgerufen am 22. April 2014.
  3. Statistisches Bundesamt: Bruttoinlandsprodukt (BIP), abgerufen am 20. April 2008.
  4. WiWo - Die Geschichte des BIP
  5. Keynes – How to pay for the war
  6. Olivier Blanchard, Gerhard Illing: Makroökonomie. Pearson Studium Verlag, 5., aktualisierte und erweiterte Auflage 2009, ISBN 978-3-8273-7363-2, S. 80.
  7. Olivier Blanchard, Gerhard Illing: Makroökonomie, 5. Aufl. 2009, S. 57 ff.
  8. Olivier Blanchard, Gerhard Illing: Makroökonomie, 5. Aufl. 2009, S. 60 ff. und 81 ff.
  9. Statistisches Bundesamt Deutschland (Hrsg.): Statistisches Jahrbuch für die Bundesrepublik Deutschland 2008. Wiesbaden 2008 (Statistisches Bundesamt), S. 621.
  10. Das BIP und mehr – Die Messung des Fortschritts in einer Welt im Wandel (PDF), Europäische Kommission, 20. August 2009.
  11. a b c Nach: Statistisches Bundesamt Deutschland (Hrsg.): Statistisches Jahrbuch für die Bundesrepublik Deutschland 2008. Wiesbaden 2008 (Statistisches Bundesamt), S. 621 f.
  12. Welt-Bruttoinlandsprodukt, bpb.de
  13. Bundeszentrale für politische Bildung: Wissen: Globalisierung: Welt-BIP, abgerufen am 3. Dezember 2008.
  14. „Weil es vom Einkommen abhängt, in welchem Umfang das Vermögen gemehrt und die Bedürfnisse befriedigt werden können, richtet sich das wirtschaftliche Streben der Menschen in erster Linie auf die Erzielung von Einkommen, liegt der Kern des gesellschaftspolitischen Wohlstandsziels in der Steigerung des Netto-Sozialprodukts.“ Herbert Giersch: Allgemeine Wirtschaftspolitik. Erster Band: Grundlagen. Betriebswirtschaftlicher Verlag Dr. Th. Gabler: Wiesbaden 1961, ISBN 3-409-88282-0, S. 86.
  15. Hans Albert: Ökonomische Ideologie und politische Theorie. Verlag Otto Schwartz & Co: Göttingen, 2. Aufl. 1972, S. 82 f.
  16. World Economic Outlook Database, Oktober 2013 des Internationalen Währungsfonds, Merkmal PPPPC
  17. Measuring economies. Grossly distorted picture, The Economist, 9. Februar 2006.
  18. Romina Boarini, Asa Johansson, Marco Mira d’Ercole: Alternative Measures of Well-Being, in: Economic Policy Reforms: Going for Growth 2006, OECD, 2006; Zusammenfassung (englisch), Working Paper (englisch; PDF; 786 kB)
  19. wiwi.uni-tuebingen.de abgerufen am 5. Mai 2008.
  20. Rechnen für eine bessere Welt, die tageszeitung, 16. September 2009