Bundesministerium der Finanzen
Bundesministerium der Finanzen | |
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Staatliche Ebene | Bund |
Stellung | Oberste Bundesbehörde |
Gründung | 1880 als Reichsschatzamt |
Hauptsitz | Berlin |
Behördenleitung | Wolfgang Schäuble (CDU), Bundesminister der Finanzen |
Netzauftritt | www.bundesfinanzministerium.de |
Das Bundesministerium der Finanzen (BMF), kurz Bundesfinanzministerium, ist eine oberste Bundesbehörde der Bundesrepublik Deutschland. Es hat seinen Sitz in Berlin und Bonn. Das Bundesministerium wird unterstützt von einem wissenschaftlichen Beirat.
Erster Dienstsitz ist das Detlev-Rohwedder-Haus in der Wilhelmstraße in Berlin (das ehemalige Reichsluftfahrtministerium und spätere Haus der Ministerien der Deutschen Demokratischen Republik).
Geschichte
Der Finanzminister ist neben dem Innen-, Außen-, Justiz- und Verteidigungsminister (früher gehörte noch der Postminister dazu) eines derjenigen Regierungsmitglieder, die einem der verbleibenden sogenannten klassischen Ressorts vorstehen. Diese Bezeichnung hat den Hintergrund, dass es in der ersten deutschen Reichsregierung nur diese Geschäftsbereiche gab. Um dies hervorzuheben, wird im Namen der bestimmte Artikel verwendet.
Aus dem ursprünglichen Reichsschatzamt ging in der Weimarer Republik das Reichsministerium der Finanzen hervor. Dieses wiederum war Vorläufer des heutigen Ministeriums. Der Gründung des Ministeriums 1949 unmittelbar voraus ging der 1947 geschaffene Gemeinsame Finanzrat.
Nach der Auflösung des Bundesschatzministeriums 1969 wurden dessen Aufgaben zum Teil auf das Finanzministerium übertragen.
Zuständigkeit auf Bundesebene
Die wesentlichen Zuständigkeiten liegen in der Steuer-, Haushaltspolitik sowie in der Europäischen Finanzpolitik. Darüber hinaus ist es unter anderem zuständig für folgende Einheiten:
- die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht
- die Bundesanstalt für Finanzmarktstabilisierung (FMSA)
- die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA)
- die Bundesanstalt für vereinigungsbedingte Sonderaufgaben
- die Bundesmonopolverwaltung für Branntwein
- das Bundeszentralamt für Steuern
- das Zentrum für Informationsverarbeitung und Informationstechnik
- den Zoll (Bundeszollverwaltung)
Von Mai 1971 bis Dezember 1972 war das Finanzministerium mit dem Bundesministerium für Wirtschaft zum Bundesministerium für Wirtschaft und Finanzen verschmolzen.
Seit 1998 ist das Bundesfinanzministerium auch für die Ausgabe der Postwertzeichen mit der Bezeichnung Deutschland zuständig.
Rolle in der Europapolitik
Europapolitische Zuständigkeit
Auf EU-Ebene liegt die Hauptzuständigkeit des BMF in der Abstimmung der europäischen Wirtschafts- und Währungspolitik im Auftrag der Bundesregierung. Daneben wirkt das BMF bei der Aufstellung und Kontrolle des EU-Haushalts mit und ist für die EU-Regelungsbereiche Zoll, Steuern und Finanzdienstleistungen zuständig.[1]
Das Hauptorgan, in dem das BMF auf EU-Ebene tätig wird, ist der Rat für Wirtschaft und Finanzen (ECOFIN). Der Bundesminister der Finanzen vertritt Deutschland im ECOFIN. Der ECOFIN tagt ca. zehnmal pro Jahr. Zusätzlich kommen die Finanzminister der Mitgliedstaaten mindestens einmal pro Halbjahr zu einem informellen Treffen im Land des Ratsvorsitzes zusammen.[2]
Innerhalb des BMF fällt die Gestaltung seiner europapolitischen Aufgabenbereiche in die Hauptzuständigkeit der Abteilung E unter der Leitung von MD Westphal.[3]
Im Bundesfinanzministerium ist außerdem die EU-Informationsstelle angesiedelt, die Ansprechpartner für Bürgerfragen zur europäischen Gesetzgebung, zu EU-Förderprogrammen und Politikbereichen der EU sowie Vermittlungsstelle für vielfältige Informationsquellen ist.[4]
Europapolitische Ziele
Ein selbstbetiteltes „wesentliches Ziel“[5] des BMF in der Europapolitik ist die Stabilisierung des Euro und der Europäischen Wirtschafts- und Währungsunion. Zur Erreichung dieses Ziels setzt sich das BMF für eine reformierte Finanzmarktaufsicht in Europa, eine engere Koordinierung und Überwachung (Europäisches Semester, Reform des Stabilitäts- und Wachstumspakts, Euro-Plus-Pakt etc.) sowie Rettungsmaßnahmen (ESM, EFSF etc.) ein.[6]
Daneben setzt sich das BMF in federführender Position innerhalb der Bundesregierung und in Zusammenarbeit mit dem Europäischen Rechnungshof, der Europäischen Kommission und dem Europäischen Amt für Betrugsbekämpfung (OLAF) für die ordnungsgemäße und effiziente Verwendung von gezahlten europäischen Subventionen ein[7].
Leitungspositionen
Bundesminister seit 1949
Nachdem Alex Möller aus Protest gegen die Schuldenpolitik der anderen Ministerien zurücktrat, wurde in der Folgezeit das Finanzressort vom jeweiligen Wirtschaftsminister, zunächst von Karl Schiller, später von Helmut Schmidt, mitverwaltet, ehe die ursprüngliche Teilung wiederhergestellt wurde.
Kurzzeitig gab es diese Zusammenlegung zuvor schon einmal, als im zweiten Kabinett unter Ludwig Erhard die FDP-Minister zurückgetreten waren, stand Kurt Schmücker an der Spitze beider Ministerien. Diese Personalunion endete mit der Bildung einer Großen Koalition unter Bundeskanzler Kurt Georg Kiesinger knapp einen Monat später.
Nr. | Name | Lebensdaten | Partei | Beginn der Amtszeit | Ende der Amtszeit | Dauer der Amtszeit |
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Bundesminister der Finanzen | ||||||
1 | Fritz Schäffer | 1888–1967 | CSU | 20. September 1949 | 29. Oktober 1957 | 2.961 Tage |
2 | Franz Etzel | 1902–1970 | CDU | 29. Oktober 1957 | 14. November 1961 | 1.477 Tage |
3 | Heinz Starke | 1911–2001 | FDP | 14. November 1961 | 19. November 1962 | 370 Tage |
4 | Rolf Dahlgrün | 1908–1969 | FDP | 14. Dezember 1962 | 28. Oktober 1966 | 1.779 Tage |
5 | Kurt Schmücker | 1919–1996 | CDU | 8. November 1966 | 30. November 1966 | 22 Tage |
6 | Franz Josef Strauß | 1915–1988 | CSU | 1. Dezember 1966 | 21. Oktober 1969 | 1.055 Tage |
7 | Alex Möller | 1903–1985 | SPD | 22. Oktober 1969 | 13. Mai 1971 | 568 Tage |
8 | Karl Schiller | 1911–1994 | SPD | 13. Mai 1971 | 7. Juli 1972 | 421 Tage |
9 | Helmut Schmidt | 1918–2015 | SPD | 7. Juli 1972 | 15. Mai 1974 | 647 Tage |
10 | Hans Apel | 1932–2011 | SPD | 16. Mai 1974 | 15. Februar 1978 | 1.371 Tage |
11 | Hans Matthöfer | 1925–2009 | SPD | 16. Februar 1978 | 28. April 1982 | 1.532 Tage |
12 | Manfred Lahnstein | * 1937 | SPD | 28. April 1982 | 1. Oktober 1982 | 156 Tage |
13 | Gerhard Stoltenberg | 1928–2001 | CDU | 4. Oktober 1982 | 21. April 1989 | 2.391 Tage |
14 | Theodor Waigel | * 1939 | CSU | 21. April 1989 | 27. Oktober 1998 | 3.476 Tage |
15 | Oskar Lafontaine | * 1943 | SPD | 27. Oktober 1998 | 18. März 1999 | 142 Tage |
– | Werner Müller (kommissarisch) | * 1946 | parteilos | 18. März 1999 | 12. April 1999 | 25 Tage |
16 | Hans Eichel | * 1941 | SPD | 12. April 1999 | 22. November 2005 | 2.416 Tage |
17 | Peer Steinbrück | * 1947 | SPD | 22. November 2005 | 28. Oktober 2009 | 1.436 Tage |
18 | Wolfgang Schäuble | * 1942 | CDU | 28. Oktober 2009 | im Amt | 5.293 Tage |
Parlamentarische Staatssekretäre
- 1967–1969: Albert Leicht (CDU)
- 1969–1971: Gerhard Reischl (SPD)
- 1971–1974: Hans Hermsdorf (SPD)
- 1972–1974: Konrad Porzner (SPD)
- 1974–1982: Karl Haehser (SPD)
- 1975–1978: Rainer Offergeld (SPD)
- 1978–1982: Rolf Böhme (SPD)
- 1982: Gunter Huonker (SPD)
- 1982–1989: Hansjörg Häfele (CDU)
- 1982–1991: Friedrich Voss (CSU)
- 1989–1993: Manfred Carstens (CDU)
- 1991–1994: Joachim Grünewald (CDU)
- 1993–1994: Jürgen Echternach (CDU)
- 1994–1998: Irmgard Karwatzki (CDU)
- 1994–1995: Kurt Faltlhauser (CSU)
- 1995–1998: Hansgeorg Hauser (CSU)
- 1998–2007: Barbara Hendricks (SPD)
- 1998–2009: Karl Diller (SPD)
- 2007–2009: Nicolette Kressl (SPD)
- seit 2009: Steffen Kampeter (CDU)
- 2009–2013: Hartmut Koschyk (CSU)
- seit 2013: Michael Meister (CDU)
Beamtete Staatssekretäre
- 1949–1959: Alfred Hartmann
- 1959–1962: Karl Maria Hettlage
- 1963–1969: Walter Grund
- 1967–1969: Karl Maria Hettlage
- 1969–1972: Hans Georg Emde (FDP)
- 1970–1972: Heinz Haller
- 1973–1977: Karl Otto Pöhl (SPD)
- 1973–1974: Manfred Schüler (SPD)
- 1974–1978: Joachim Hiehle
- 1977–1980: Manfred Lahnstein (SPD)
- 1978–1989: Günter Obert
- 1981–1982: Horst Schulmann
- 1982–1989: Hans Tietmeyer
- 1989–1993: Peter Klemm
- 1990–1993: Horst Köhler (CDU)
- 1991–1995: Franz-Christoph Zeitler
- 1993–2004: Manfred Overhaus
- 1993–1994: Gert Haller
- 1994–1998: Jürgen Stark
- 1998–1999: Heiner Flassbeck
- 1998–1999: Claus Noé
- 1999–2002: Heribert Zitzelsberger
- 1999–2005: Caio Koch-Weser
- 2002–2006: Volker Halsch (SPD)
- 2004–2005: Gerd Ehlers
- 2005–2008: Thomas Mirow (SPD)
- Seit 2005: Werner Gatzer (SPD)
- 2005–2009: Axel Nawrath (SPD)
- 2008–2011: Jörg Asmussen (SPD)
- 2009–2010: Walther Otremba
- 2010–2014: Hans Bernhard Beus
- Seit 2012: Thomas Steffen
- Seit 2014: Johannes Geismann
Sachverständigenkommissionen
- Kommission zur Verbesserung der steuerlichen Bedingungen für Investitionen und Arbeitsplätze, Vorsitz: Reinhard Goerdeler (Gutachten, BMF Schriftenreihe, Heft 46, Bonn 1991)
- Einkommensteuer-Kommission zur Steuerfreistellung des Existenzminimums ab 1996 und zur Reform der Einkommensteuer, Vorsitz: Peter Bareis (Gutachten, BMF Schriftenreihe, Heft 55, Bonn 1995)
- Kommission zur Reform der Unternehmensbesteuerung, Vorsitz: Alfons Kühn (Gutachten, BMF Schriftenreihe, Heft 66, Bonn 1999)
- Unabhängige Historikerkommission zur Erforschung der Geschichte des Reichsfinanzministeriums in der Zeit des Nationalsozialismus, seit 2010, Vorsitz: Hans-Peter Ullmann
Siehe auch
Literatur
- Claudia Steur: Das heutige Bundesministerium der Finanzen. Ein "steinernes Geschichtsbuch". In: Claudia Steur: Die Wilhelmstraße - Regierungsviertel im Wandel / The Government Quater through the centuries. Stiftung Topographie des Terrors, Berlin 2007, S. 197- 204, ISBN 978-3-9811677-0-2
Weblinks
- Offizielle Website des Bundesministeriums der Finanzen
- Bundeshaushalt Info: Eine interaktive Anwendung des Bundesfinanzministeriums zur Visualisierung des Bundeshaushaltes
Einzelnachweise
- ↑ Die europapolitische Rolle des Bundesministeriums der Finanzen. Bundesministerium der Finanzen, abgerufen am 2. November 2011.
- ↑ ECOFIN Rat. Bundesministerium der Finanzen, abgerufen am 2. November 2011.
- ↑ Organisationsplan des Bundesministeriums der Finanzen Stand Februar 2014. Bundesministerium der Finanzen, abgerufen am 19. Februar 2014.
- ↑ EU-Informationsstelle / Europatelefon im BMF. Bundesministerium der Finanzen, abgerufen am 2. November 2011.
- ↑ Die europapolitische Rolle des Bundesministeriums der Finanzen. Bundesministerium der Finanzen, abgerufen am 2. November 2011.
- ↑ Themenschwerpunkt: Stabilisierung des Euro. Bundesministerium der Finanzen, abgerufen am 2. November 2011.
- ↑ Die europapolitische Rolle des Bundesministeriums der Finanzen. Bundesministerium der Finanzen, abgerufen am 2. November 2011.
Koordinaten: 52° 30′ 31,2″ N, 13° 23′ 2,6″ O