Burkholderia cepacia

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Burkholderia cepacia

Burkholderia cepacia

Systematik
Abteilung: Proteobacteria
Klasse: Betaproteobacteria
Ordnung: Burkholderiales
Familie: Burkholderiaceae
Gattung: Burkholderia
Art: Burkholderia cepacia
Wissenschaftlicher Name
Burkholderia cepacia
(Palleroni & Holmes 1981) Yabuuchi et al. 1993

Burkholderia cepacia ist ein Katalase-produzierendes, nicht-Lactose-abbauendes, gramnegatives Bakterium aus der Gattung Burkholderia.

Vorkommen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Burkholderia cepacia findet sich typischerweise im Grundwasser und Erdboden und kann auch über längere Zeiträume hinweg in feuchter Umgebung überleben. Insbesondere bei Patienten mit Mukoviszidose ist er wegen seiner hohen Antibiotikaresistenz ein gefürchteter Problemkeim. Deshalb werden in vielen Krankenhäusern Patienten mit Zystischer Fibrose, die mit Burkholderia cepacia infiziert sind, streng isoliert. Eine Infektion mit Burkholderia cepacia kann zu einer schnellen Abnahme der Lungenfunktion und zum Tode führen. Der Erreger spielt auch als Auslöser von Lungenentzündungen bei Reptilien eine Rolle.

Burkholderia cepacia ist auch in Meeren verbreitet. Wie den Menschen und andere terrestrische Bewohner bedroht Burkholderia cepacia auch Meeresbewohner, z. B. am antarktischen Meeresboden lebende Glasschwämme, darunter Anoxycalyx joubini.[1][2] Dessen endosymbiontische Bakterien (z. B. Pseudoalteromonas sp. TB41) produzieren spezifisch wirksame Antibiotika zum Schutz vor der Fremdbesiedelung durch Burkholderia cepacia.[3][4]

Diagnose[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Diagnose einer Burkholderia cepacia-Infektion erfordert die Isolation der Bakterien aus dem Sputum und ihre Kultivierung.

Therapie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Burkholderia cepacia ist natürlicherweise resistent gegen viele geläufige Antibiotika inklusive Aminoglykoside und Polymyxin B.[5] Das Bakterium ist so zäh, dass es sogar den als Antiseptikum eingesetzten Iodophoren standhält.[6] Die Therapie umfasst in der Regel mehrere Antibiotika, darunter Ceftazidim, Doxycyclin, Piperacillin, Chloramphenicol und Cotrimoxazol.[5] Im April 2007 meldeten Forscher der Schulich School of Medicine & Dentistry an der University of Western Ontario, die mit einer Gruppe aus Edinburgh zusammenarbeiteten, dass sie einen Weg gefunden hätten, das Bakterium abzutöten.[7]

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

B. cepacia wurde 1949 von Walter Burkholder als Verursacher der Zwiebelhautfäule entdeckt. Als Humanpathogen wurde es erstmals in den 1950er-Jahren beschrieben.[8] In den 1980er Jahren wurde es erstmals bei Patienten mit Zystischer Fibrose entdeckt. Bei Ausbrüchen wurde eine Letalität von 35 % beobachtet. B. cepacia besitzt ein sehr großes Genom, das zweimal so viel genetisches Material enthält wie Escherichia coli. Im August 2010 musste in Deutschland mit Burkholderia cepacia verunreinigte Haftcreme aus dem Handel zurückgerufen werden.[9] Am 9. Januar 2018 mussten mit dem Bakterium verunreinigte Mundspülungen zurückgerufen werden.[10] Am 18. September 2019 rief die Drogeriekette Rossmann ein mit dem Erreger verunreinigtes Kinderduschgel zurück.[11] Am 21. Januar 2021 gab es einen öffentlichen Produktrückruf einer Baby-Pflegelotion, in der das Bakterium entdeckt worden war.[12] Am 19. Oktober 2021 informierte das BfArM über die „Gefahr von Blutvergiftungen durch bakterielle Kontamination von Ultraschallgelen und -lotionen des Herstellers Eco-Med Pharmaceuticals“. Es „wurde eine Kontamination mit Burkholderia cepacia complex festgestellt“.[13]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Dayton, Paul K. et al.: Recruitment, growth and mortality of an Antarctic hexactinellid sponge, Anoxycalyx joubini. PloS one, Band 8, Nr. 2, 2013, e56939 doi:10.1371/journal.pone.0056939
  2. McClintock, James B. et al.: Ecology of Antarctic marine sponges: an overview. Integrative and Comparative Biology, Band 45, Nr. 2, 2005, S. 359–368.
  3. Romoli, R. et al.: GC–MS volatolomic approach to study the antimicrobial activity of the antarctic bacterium Pseudoalteromonas sp. TB41. Metabolomics, 2013, S. 1–10 doi:10.1007/s11306-013-0549-2
  4. Papaleo, Maria Cristiana et al.: Sponge-associated microbial Antarctic communities exhibiting antimicrobial activity against Burkholderia cepacia complex bacteria. Biotechnology Advances, Band 30, Nr. 1, 2012, S. 272–293.
  5. a b McGowan J: Resistance in nonfermenting gram-negative bacteria: multidrug resistance to the maximum. In: Am J Infect Control. 34. Jahrgang, 5 Suppl 1, 2006, S. S29–37; discussion S64–73, PMID 16813979.
  6. Anderson R, Vess R, Panlilio A, Favero M: Prolonged survival of Pseudomonas cepacia in commercially manufactured povidone-iodine. In: Appl Environ Microbiol. 56. Jahrgang, Nr. 11, 1990, S. 3598–3600, PMID 2268166.
  7. Key Found to Kill Cystic Fibrosis Superbug In: Innovations Report, 25. April 2007. Abgerufen am 26. April 2007 
  8. Burkholder WH: Sour skin, a bacterial rot of onion bulbs. In: Phytopathology. 40. Jahrgang, 1950, S. 115–7.
  9. gxb/apn: Blend-a-dent: Bakterien in Haftcreme gefunden. In: Focus Online. 26. August 2010, abgerufen am 14. Oktober 2018.
  10. mol: Erneuter Rückruf einer Mundspülung: Nutzung könnte für Verbraucher fatale Folgen haben. In: Merkur.de. 14. Januar 2019, abgerufen am 14. Januar 2019.
  11. NDR: Rückruf: Resistente Keime in Kinderduschgel. Abgerufen am 19. September 2019.
  12. BVL: Amtliche Warnmeldung zu Bevola Babylotion vom 22.01.2021. Abgerufen am 10. März 2021.
  13. BfArM - Homepage - Gefahr von Blutvergiftungen durch bakterielle Kontamination von Ultraschallgelen und -lotionen des Herstellers Eco-Med Pharmaceuticals. Abgerufen am 17. Januar 2022.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]