Burson Cohn & Wolfe

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Burson Cohn & Wolfe

Burson-Marsteller-Logo.svg
Rechtsform LLC
Gründung 1953
Sitz New York City
Leitung Donald A. Baer (CEO & President)
Branche Public Relations, Lobbying
Website burson-marsteller.com

Burson-Marsteller (kurz B-M) ist eine weltweit agierende Public-Relations-Agentur.

Das Unternehmen wurde 1953 von Harold Burson und Bill Marsteller in den USA gegründet und ist derzeit in mehr als 50 Ländern tätig. Im Jahr 1979 wurde das Unternehmen von Young & Rubicam übernommen, die wiederum im Oktober 2000 von der britischen WPP Group übernommen wurde.

Profil

Burson-Marsteller betreut eine Vielzahl von Unternehmen aus der Atomenergie[1], der Luftfahrt, dem Transportwesen, dem Tourismus sowie aus der Konsumgüter- und IT-Industrie. Zu den Kunden zählen unter anderem die Unternehmen HP, Novell, SAP, Sony Electronics und Microsoft. Das Unternehmen berät auch Regierungen und in der Vergangenheit beriet es auch Diktatoren wie Nicolae Ceaușescu oder Augusto Pinochet.[2]

Das Unternehmen bietet sogenanntes Krisen-Management an. Nach dem Bhopalunglück, bei dem tausende Menschen ums Leben kamen und hunderttausende schwer verletzt wurden, unterstützte Burson-Marsteller die Öffentlichkeitsarbeit des Chemiekonzerns Union Carbide. Weiterhin betreute das Unternehmen die Öffentlichkeitsarbeit verschiedener Einzelhandelsketten, die nach Fällen von Salmonellen-Infektionen ihre Kunden schnellstmöglich zurückgewinnen wollten. B-M unterstützte weiterhin eine weltweite Produktrückruf-Aktion des Mineralwasser-Herstellers Perrier und beriet die Firma McDonald’s nach dem Auftreten der ersten BSE-Fälle.

Das Unternehmen gewann im Jahr 2003 mehr als 125 Preise für seine Arbeit. Im Juni erhielt B-M 2003 den Best of Silver Anvil Award der PRSA (Public Relations Society of America) für eine Kampagne, die das Unternehmen im Auftrag von United States Postal Service konzipiert hatte. Das amerikanische Post-Unternehmen hatte nach den Anthrax-Anschlägen des Jahres 2001 mit einem Vertrauensverlust der Kunden zu kämpfen.[3]

In Genf (Schweiz) wurde 1961 die erste Übersee-Filiale eröffnet. 1997 erfolgte die Übernahme der schweizerischen Agentur Jäggi Communications.[4] Nationalrat Christophe Darbellay (CVP-Parteipräsident) ermöglicht einem Geschäftsleitungsmitglied von Burson-Marsteller Schweiz einen dauerhaften Zutritt zum Bundeshaus.[5]

Burson-Marsteller ist seit dem Jahr 1973 auch in Deutschland vertreten und hat derzeit Geschäftsstellen in Frankfurt am Main (Hauptsitz) und Berlin. Die deutsche Gesellschaft ist eine GmbH, deren Geschäftsanteile zu 100 % von der Young & Rubicam Brands Germany GmbH (Frankfurt am Main) gehalten werden. Alleiniger Geschäftsführer ist derzeit Karl-Heinz Heuser, der das Unternehmen bis zu dessen Ausscheiden 2009 gemeinsam mit Günter Knauth geleitet hatte.[6] Zu den Kunden gehört die Deutsche Shell AG, für die B-M u.a. Science-Slams inszenierte.[7]

Die Burson-Marsteller GmbH ist Mitglied im Netzwerk Europäische Bewegung.[8]

Kritik und Kontroversen

Das Unternehmen wird u.a. dafür kritisiert, dass es die Öffentlichkeitsarbeit verschiedener Regimes und Diktaturen betreute, so zum Beispiel die argentinische Militärjunta oder das Regime des rumänischen Diktators Nicolae Ceaușescu. Laut Nina Katzemich von Lobbycontrol würde das Unternehmen vor nichts zurückschrecken. B-M erhalte auch durch die Zusammenarbeit mit EU-Regierungen „zahlreiche neue privilegierte Zugänge“, die sich „bei weiteren Aufträgen von Kunden aus der Privatwirtschaft zu Geld“ machen lassen würden. So habe sich die Agentur beispielsweise während der polnischen EU-Ratspräsidentschaft als Berater der polnischen Regierung dafür eingesetzt, Fracking nicht EU-weit zu regulieren, sondern zu fördern. Gleichzeitig war der Ölkonzern ExxonMobil Kunde von B-M, welcher in Polen Fracking betreibt.[9]

Burson-Marsteller stand außerdem schon oft im Visier von Umweltschützern, die dem Unternehmen vorwerfen, im Auftrag von Großunternehmen Propaganda für umweltzerstörerische und gesundheitsschädliche Projekte und Techniken zu betreiben.[10] So half B-M bei der Gründung der Global Climate Coalition, einem Interessenverband, dessen Ziel es war, staatliche Maßnahmen zur Senkung der Emission von Kohlendioxid zu verhindern.[11]

Burson-Marsteller geriet auch in die Kritik durch den Einsatz des sogenannten Astroturfing, bei denen der Eindruck einer spontanen Graswurzelbewegung vorgetäuscht wird. So heuerte Burson-Marsteller 1999 eine Gruppe von Demonstranten an, die im Auftrag des Biotech-Unternehmens Monsanto für den Einsatz von Genmanipulation protestieren sollten. Der Vorfall wurde nach einem Bericht der New York Times bekannt, die einige der Demonstranten interviewt hatte.[12][13][14]

Im Mai 2011 wurde bekannt, dass Burson-Marsteller USA einen verdeckten Auftrag von Facebook für eine Kampagne gegen Google mit Hilfe scheinbar neutraler Presseberichte angenommen hatte.[15][16][17] So wurde etwa ein bekannter US-amerikanischer Aktivist für Privatsphäre von B-M anonym angeschrieben und gebeten, einen Google-kritischen Gastkommentar in verschiedenen großen Zeitungen zu schreiben.[18]

Auch wurde Burson-Marsteller von der Fraport AG, Lufthansa AG sowie Condor Flugdienst beauftragt, eine Gegeninitiative zu den Fluglärmprotesten am Frankfurter Flughafen zu starten. Die sollte in Form einer Gegendemonstration unter dem Motto Ja zu FRA! erfolgen.[19]

2015 geriet Burson-Marsteller in der Schweiz wegen seiner Lobbying-Tätigkeiten für die kasachische Partei Ak Shol in die Kritik. Gestützt auf von Unbekannten im Internet publizierten E-Mails zeigte die Neue Zürcher Zeitung auf, dass Burson-Marsteller für das Organisieren eines parlamentarischen Vorstosses von FDP-Nationalrätin Christa Markwalder über 7000 Franken verlangt hatte.[20] Auf Wunsch der kasachischen Auftraggeber entfernte Burson-Marsteller das Wort Menschenrechte aus dem Entwurf für den Vorstoss. Umstritten ist, wie umfassend die Politikerin über das Vorgehen von Burson-Marsteller informiert worden war.[21][22]

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Die Wochenzeitung: Die Meistermanipulatoren. Nr. 51/2006 vom 21. Dezember 2006
  2. Jürgen Ahäuser: "Ja zu FRA" beauftragt umstrittene PR-Agentur, Frankfurter Rundschau Online, 21. Februar 2012
  3. Pressemitteilung der PRSA zur Verleihung des Best of Silver Anvil Award 2003
  4. burson-marsteller.ch, Rubrik "über uns", abgerufen 14. Mai 2015
  5. lobbywatch.ch, abgerufen 14. Mai 2015
  6. Burson-Marsteller GmbH, Frankfurt am Main: Jahresabschluss zum 31. Dezember 2009. In: Elektronischer Bundesanzeiger, Einträge für Burson-Marsteller GmbH, HRB 51977 (Amtsgericht Frankfurt) im .
  7. http://www.tagesspiegel.de/politik/pr-katastrophe-fuer-shell-pr-agenturen-wie-diese-werden-demokratie-haecksler-genannt/9217558-3.html
  8. Mitgliedseite im EBD. (Abgerufen am 13. Mai 2011).
  9. RTL: "Die schrecken vor nichts zurück" – wie Lobbyisten in der EU mitmischen, vom 3. Januar 2013
  10. BUND: Burson Marsteller wäscht sich selber grün / Greenwash. Abgerufen am 3. September 2013
  11. BUND: Burson Marsteller - Klimawandel kein Problem?, vom 2. August 2001
  12. The Guardian: Anti-GM warrior Melchett joins PR firm that advised Monsanto, vom 8. Januar 2002
  13. Der Spiegel: Saatgutkonzern Monsanto: Aggressivität in den Genen, vom 31. Mai 2013
  14. Greenpeace Magazin: Genhirnwäsche, abgerufen am 3. September 2013
  15. Konrad Lischka, Ole Reißmann: Facebook schlittert ins PR-Desaster, Spiegel Online, 12. Mai 2011
  16. netzpolitik.org: Burson-Marsteller im bezahlten Anti-Google-Feldzug, vom 13. Mai 2011
  17. T3N Magazin: Peinlicher PR-Krieg: Facebook versucht Google zu verunglimpfen, vom 12. Mai 2011
  18. Süddeutsche Zeitung: PR-Debakel: Flüsterkampagne gegen Google, vom 13. Mai 2011
  19. Jürgen Ahäuser: "Ja zu FRA" beauftragt umstrittene PR-Agentur, Frankfurter Rundschau Online, 21. Februar 2012
  20. Kasachstan-Affäre - «der lange Arm der Lobbyisten ins Bundeshaus» NZZ, 6. Mai 2015
  21. Stellungnahme von Burson-Marsteller, 6. Mai 2015
  22. FDP-Chef Müller zur Kasachstan-Affäre - «seid bitte vorsichtiger bei Lobbyisten» NZZ, 7. Mai 2015