Carl Theodor von Siebold

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Carl von Siebold

Carl Theodor Ernst von Siebold, häufig nur Carl von Siebold (* 16. Februar 1804 in Würzburg; † 7. April 1885 in München) war ein deutscher Arzt und Zoologe in Freiburg und München.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Carl (auch Karl) von Siebold stammt aus einer Würzburger Ärztefamilie. Seine Eltern waren Sophie von Siebold (geborene Schäffer) und Adam Elias von Siebold, sie übersiedelten 1816 von Würzburg nach Berlin. Sein Vater war Professor der Geburtshilfe an der Universität Würzburg. Auch der Bruder Eduard Caspar Jacob von Siebold (1801–1861) wurde Gynäkologe.

Von 1823 bis 1828 studierte Carl von Siebold Medizin an der Friedrich-Wilhelms-Universität Berlin und der Georg-August-Universität Göttingen. In Göttingen beschäftigte er sich neben der Medizin ausgiebig mit der Zoologie. Seine Dissertation widmete sich der Metamorphose der Salamander.[1]

Er begann als Kreisphysikus im masurischen Heilsberg (1831) und in Königsberg i. Pr. (1834). Als Direktor der Hebammenschule in Danzig begann er sich wieder intensiv mit der Zoologie zu beschäftigen. Vergleichende anatomische und zoologische Studien an marinen Tieren schlugen sich in etwa 40 Abhandlungen nieder.

Durch Vermittlung Alexander von Humboldts[2] erhielt von Siebold 1840 einen Ruf als Professor für Zoologie, vergleichende Anatomie und Veterinärwissenschaft an die Friedrich-Alexander-Universität Erlangen. 1840 wurde er Mitglied der Leopoldina.[3] 1845 wechselte er auf den Lehrstuhl für Zoologie und Physiologie der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg, 1850 als Physiologie-Professor an die Schlesische Friedrich-Wilhelms-Universität Breslau. Er wurde 1853 Ordinarius für vergleichende Anatomie und Zoologie an der Ludwig-Maximilians-Universität München und erhielt im selben Jahr den Bayerischen Maximiliansorden für Wissenschaft und Kunst.[4] 1850 wurde er in die Göttinger Akademie der Wissenschaften,[5] 1853 in die Bayerische Akademie der Wissenschaften, 1854 in die American Academy of Arts and Sciences, 1855 in die Russische Akademie der Wissenschaften in Sankt Petersburg,[6] 1864 in die Royal Society of Edinburgh[7] und 1867 in die Académie des sciences[8] gewählt. Karl Siebold starb 1885 im Alter von 81 Jahren in München.

Grabstätte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Grab von Karl Siebold auf dem Alten Südlichen Friedhof in München Standort

Die Grabstätte von Karl Siebold befindet sich auf dem Alten Südlichen Friedhof in München (Gräberfeld 37 – Reihe 1 – Platz 1) Standort.[9]

Familie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Aus der Ehe mit Fanny Noeldechen ging die Tochter Antonie hervor. Siebold war Cousin des Botanikers Philipp Franz von Siebold.

Namensgeber für Straße[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nach Carl Siebold wurde 1908 (Erstnennung) in München im Stadtteil Obere Au (Stadtbezirk 5 – Au-Haidhausen) die Sieboldstraße benannt.[10]

Wissenschaftliche Arbeit[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Neben seiner universitären Tätigkeit war Siebold auch Leiter der zoologisch-anatomischen Sammlungen in München, der heutigen Zoologischen Staatssammlung München (ZSM). In seiner zoologischen Forschung beschäftigte sich Siebold vor allem mit den heimischen Süßwasserfischen. So hat Siebold den Streber (Zingel streber), einen strömungsliebenden Donaubarsch, in seinem Buch „Süßwasserfische Mitteleuropas“ 1863 wissenschaftlich beschrieben. Für die Arbeit an seinem Buch legte Siebold eine umfangreiche Sammlung heimischer Fische an. Unter seiner Leitung entwickelten sich die zoologisch-anatomischen Sammlungen von einem „Naturalienkabinett“ hin zu einer wissenschaftlichen Forschungssammlung. Durch seine eigene Forschungsarbeit wurde vor allem die Fischsammlung substanziell vergrößert. Neben einer umfangreichen Sammlung an Fischskeletten baute Siebold eine Sammlung anatomischer Fischpräparate auf, die er für seine Universitätsvorlesungen nutzte.

Ebenfalls unter Siebolds Leitung wurde die vergleichende anatomische Sammlung des Anatomischen Institutes in München, die im Institut für Physiologie untergebracht war, in das Wilhelminum überführt, und mit den zoologischen Sammlungen der ZSM zusammengelegt. Ein Teil dieser vereinten Sammlungen waren der Öffentlichkeit in dem Naturalienkabinett im alten Wilhelminum in der Neuhauser Straße in München zugänglich, das ebenfalls von Siebold geleitet wurde.

Siebold war verdient auch um die Systematik und vergleichende Anatomie der Wirbellosen. Er erkannte die Protozoen als eigenständige Gruppe. Mit Hermann Friedrich Stannius (1808–1883) schrieb er eine umfangreiche „Vergleichende Anatomie“ (1854–1856).

Er begründete das Taxon Arthropoda VON SIEBOLD 1848 in der zoologischen Systematik (und nicht schon Pierre André Latreille)[11], in seinem Lehrbuch der vergleichenden Anatomie, Band 1 (Wirbellose Tiere), 1848.

Nach Siebold benannte Taxa[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Folgende Taxa wurden zu Ehren von Siebolds nach ihm benannt:[12]

Schriften[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Observationes de Salamandris et Tritonibus. 1828.
  • Beiträge zur Naturgeschichte der Wirbellosen Thiere. Danzig 1839.
  • Ueber die Band- und Blasenwürmer. 1854
  • Wahre Parthenogenesis bei Schmetterlingen und Bienen. 1856.
  • Die Süsswasserfische von Mitteleuropa. Engelmann, Leipzig 1863. Digitalisat und Volltext im Deutschen Textarchiv
  • Beiträge zur Parthenogenesis der Arthropoden. 1871.
  • mit Hermann Stannius: Lehrbuch der vergleichenden Anatomie der Wirbellosen Thiere, 2 Bände, Berlin 1846, 1848 (von Siebold ist der Band 1, Wirbellose Tiere).

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Karl Theodor Ernst von Siebold – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wikisource: Carl Theodor von Siebold – Quellen und Volltexte

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Dissertation: Observationes de Salamandris et Tritonibus, 1828
  2. W.U. Eckart, C. Gradmann (Hrsg.): Ärzte Lexikon Von der Antike bis zur Gegenwart. 3. Auflage. Springer, Heidelberg 2006, ISBN 3-540-29584-4.
  3. Mitgliedseintrag von Carl Theodor von Siebold bei der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina, abgerufen am 19. Oktober 2015.
  4. Hans Körner: Der Bayerische Maximiliansorden für Wissenschaft und Kunst und seine Mitglieder. In: Zeitschrift für Bayerische Landesgeschichte. Band 47, 1984, S. 299–398. Online unter: http://periodika.digitale-sammlungen.de/zblg/kapitel/zblg47_kap28
  5. Holger Krahnke: Die Mitglieder der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen 1751–2001 (= Abhandlungen der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen, Philologisch-Historische Klasse. Folge 3, Band 246 = Abhandlungen der Akademie der Wissenschaften in Göttingen, Mathematisch-Physikalische Klasse. Folge 3, Ban 50). Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2001, ISBN 3-525-82516-1, S. 226.
  6. Ausländische Mitglieder der Russischen Akademie der Wissenschaften seit 1724. Carl Theodor Ernst Siebold. Russische Akademie der Wissenschaften, abgerufen am 1. September 2015 (russisch).
  7. Fellows Directory. Biographical Index: Former RSE Fellows 1783–2002. (PDF-Datei) Royal Society of Edinburgh, abgerufen am 7. April 2020.
  8. Verzeichnis der Mitglieder seit 1666: Buchstabe S. Académie des sciences, abgerufen am 1. März 2020 (französisch).
  9. Schiermeier/Scheungraber, Alter Südlicher Friedhof in München, Übersichtsplan, 2008, ISBN 978-3-9811425-6-3
  10. Sieboldstraße, auf stadtgeschichte-muenchen.de
  11. Thomas A. Hegna, David A. Legg, Ole Sten Møller, Peter Van Roy, Rudy Lerosey-Aubril: The correct authorship of the taxon name Arthropoda, Arthopod Systematics and Phylogeny, Band 71, 2013, 71–74, pdf
  12. Hans G. Hansson, Biographische Etymologie des Marine Organism Names, Tjärnö Marine-Biol. Lab., Schweden