Carlinit

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Carlinit
Allgemeines und Klassifikation
IMA-Nummer

1974-062[1]

IMA-Symbol

Cni[2]

Chemische Formel Tl2S
Mineralklasse
(und ggf. Abteilung)
Sulfide und Sulfosalze
System-Nummer nach
Strunz (8. Aufl.)
Lapis-Systematik
(nach Strunz und Weiß)
Strunz (9. Aufl.)
Dana

II/B.11
II/B.11-010

2.BD.25
02.04.13.01
Kristallographische Daten
Kristallsystem trigonal
Kristallklasse; Symbol trigonal-pyramidal; 3
Raumgruppe R3 (Nr. 146)Vorlage:Raumgruppe/146[3]
Gitterparameter a = 12,12 Å; c = 18,175 Å[4]
Formeleinheiten Z = 27[4]
Physikalische Eigenschaften
Mohshärte 1,5 – 2
Dichte (g/cm3) gemessen: 8,1; berechnet: 8,55
Spaltbarkeit Vollkommen an {0001}, unvollkommen prismatisch[5]
Bruch; Tenazität uneben, unregelmäßig[5]
Farbe dunkelgrau bis metallisch
Strichfarbe dunkelgrau bis schwarz
Transparenz opak
Glanz metallisch
Kristalloptik
Pleochroismus Braun-Grau bis Blau-Grau
Weitere Eigenschaften
Chemisches Verhalten In Wasser eine alkalische Reaktion, oxidiert an der Luft[3]

Carlinit ist ein sehr seltenes Mineral der Mineralklasse der Sulfide und Sulfosalze. Es kristallisiert im trigonalen Kristallsystem mit der chemischen Zusammensetzung Tl2S und ist damit chemisch gesehen Thallium(I)-sulfid.[3] Er bildet idiomorphe Körner in schwach entwickelter rhombischer Form.[4] Das Mineral hat eine graue Farbe, metallischen Glanz und tritt in Verbindung mit Gold, aber auch anderen Elementen auf. Es hat eine sehr geringe Mohshärte.

Etymologie und Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Carlinit wurde 1975 von Arthur S. Radke und Frank W. Dickson in einem Goldvorkommen namens Carlin in Nevada, USA, entdeckt, wonach es auch seinen Namen erhalten hat.[5]

Klassifikation[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In der alten, 8. Auflage der Systematik der Minerale nach Strunz, und in der neuen 9. Auflage derselben Systematik, die auch von der International Mineralogical Association (IMA) verwendet wird, wird Carlinit in die Mineralklasse der Sulfide und Sulfosalze (genauer: der Sulfide, Selenide, Telluride, Arsenide, Antimonide, Bismutide, Sulfarsenite, Sulfantimonite und Sulfbismuthite) eingeordnet. In beiden Auflagen ist es in der Untergruppe „Metallsulfide mit dem Verhältnis Metall zu Schwefel größer 1:1“. Diese Gruppe unterteilt weiter nach den beteiligten Metallen, sodass das Mineral entsprechend seiner Zusammensetzung in der Untergruppe „mit Quecksilber oder Thallium“ (8. Auflage: „vorherrschend mit Kupfer, Quecksilber oder Thallium“) zu finden ist.

Auch die vorwiegend im englischen Sprachraum gebräuchliche Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Carlinit in die Klasse der „Sufide und Sulfosalze“ und dort in die Abteilung der „Sulfide – einschließlich Seleniden und Telluriden – mit der Zusammensetzung AmBnXp, mit (m+n):p=2:1“ ein. Hier ist er in der unbenannten Gruppe 02.04.13 zu finden.

Kristallstruktur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Carlinit kristallisiert trigonal in der Raumgruppe R3 (Raumgruppen-Nr. 146)Vorlage:Raumgruppe/146 mit den Gitterparametern a = 12,12 Å und c = 18,18 Å sowie 27 Formeleinheiten pro Elementarzelle.

Eigenschaften[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Als Thallium(I)-sulfid oxidiert Carlinit an der Luft. Dabei färbt es sich dunkler und verliert seinen Glanz.[5]

Bildung und Fundorte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Es sind zwei Fundorte von Carlinit bekannt, beide in Lynn District, Nevada, USA. Der eine Fundort ist die Typlokalität (Stelle der Erstbeschreibung), die Goldmine Carlin, der andere ist die Deep-Post-Erzlagerstätte.[6]

Carlinit tritt in Verbindung mit gediegen Gold, gediegen Arsen, gediegen Antimon, gediegen Quecksilber, Avicennit (Thallium(III)-oxid), organischen Kohlenstoffen und Quarz auf.[4]

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Arthur S. Radtke, Frank W. Dickson. Carlinite, TI2S, a New Mineral from Nevada. In: American Mineralogist, Vol. 60, 1975, S. 559–565 (PDF)

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Malcolm Back, Cristian Biagioni, William D. Birch, Michel Blondieau, Hans-Peter Boja und andere: The New IMA List of Minerals – A Work in Progress – Updated: January 2023. (PDF; 3,7 MB) In: cnmnc.main.jp. IMA/CNMNC, Marco Pasero, Januar 2023, abgerufen am 26. Januar 2023 (englisch).
  2. Laurence N. Warr: IMA–CNMNC approved mineral symbols. In: Mineralogical Magazine. Band 85, 2021, S. 291–320, doi:10.1180/mgm.2021.43 (englisch, cambridge.org [PDF; 320 kB; abgerufen am 5. Januar 2023]).
  3. a b c Mineralienatlas:Carlinit
  4. a b c Carlinite., In: John W. Anthony, Richard A. Bideaux, Kenneth W. Bladh, Monte C. Nichols (Hrsg.): Handbook of Mineralogy, Mineralogical Society of America, 2001 (PDF 66,9 kB)
  5. a b c d Arthur S. Radtke, Frank W. Dickson. Carlinite, TI2S, a New Mineral from Nevada. In: American Mineralogist, Vol. 60, 1975, S. 559–565 (PDF, englisch)
  6. Mindat - Carlinite (englisch)