Chalil al-Wazir

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Chalil Ibrahim al-Wazir

Chalil Ibrahim Mahmud al-Wazir (arabisch خليل إبراهيم محمود الوزير, DMG Ḫalīl Ibrāhīm Maḥmūd al-Wazīr; * 10. Oktober 1935 in Ramla, Palästina; † 16. April 1988 in Tunis), auch bekannt als Abu Dschihad („Vater des Dschihad“), war ein palästinensischer Politiker und stellvertretender Chef der PLO.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Chalil al-Wazir wurde 1948 im Palästinakrieg als Kind zusammen mit seiner Familie aus Ramla vertrieben und kam als Flüchtling in den Gazastreifen.

Im Jahr 1956 studierte er an der Universität Alexandria. Anschließend lehrte er in Saudi-Arabien. Dort blieb er weniger als ein Jahr und lebte dann bis 1963 in Kuwait. Dort lernte er Jassir Arafat kennen und gründete u. a. mit ihm zusammen die Fatah. In Kuwait gab er das Magazin al-Filastiniya heraus. 1963 ging er nach Algerien und eröffnete dort das erste Büro der Fatah. 1965 ging er nach Damaskus, wo er im militärischen Hauptquartier der PLO für die Beziehungen zu den Guerilla-Einheiten in Palästina zuständig war. Er kämpfte 1967 im Sechstagekrieg und war für Kommando-Operationen in den Besetzten Gebieten und innerhalb Israels verantwortlich. Auch beim Schwarzen September in Jordanien 1970/71 gehörte al-Wazir zu den Führungsköpfen der Palästinenser. Nach der Niederlage ließ er sich in Beirut nieder, wo er im Libanonkrieg 1982 vertrieben wurde.

Er stieg zum stellvertretenden Chef der Palästinensischen Befreiungsorganisation (PLO) auf und war Mitglied im Palästinensischen Nationalrat.

Israel warf al-Wazir die Beteiligung an Anschlägen vor. Er soll ab Ende 1987 die Erste Intifada organisiert haben.[1]

In der Nacht zum 16. April 1988 wurden al-Wazir, zwei Leibwächter und ein Gärtner von einem 26-köpfigen israelischen Elitekommando in Tunesien getötet.[1][2] Der Anschlag wurde vom Mossad geplant.[3] Schon 1997 berichtete die Nachrichtenagentur AP, dass der spätere israelische Verteidigungsminister Ehud Barak in den Fall verwickelt sei.[4] Recherchen der Zeitung Jedi’ot Acharonot zu dem Fall durften wegen der israelischen Militärzensur erst im November 2012 veröffentlicht werden.[2] Neben Ehud Barak soll der stellvertretende Ministerpräsident Mosche Jaalon, damals Leiter der Einheit Sajeret Matkal, beteiligt gewesen sein.

Al-Wazir war verheiratet und Vater von fünf Kindern.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Khalil al-Wazir – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b Palästinenser. Israel gesteht Mord an PLO-Vize. In: Deutsche Welle, 2. November 2012 (online)
  2. a b Der Spiegel (online)
  3. middle-east-online.com (online (Memento des Originals vom 27. November 2014 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.middle-east-online.com)
  4. Gwen Ackerman: „Barak Assassination of Abu Jihad“, AP, 4. Juli 1997. (Abfragedatum: 5. November 2012)