Christian Jacobs

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Johann Christian Jacobs (* 2. Februar 1962 in Bremen) ist ein deutscher Rechtsanwalt und Unternehmer.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Jacobs ist der älteste Sohn des Unternehmers und Mäzens Klaus J. Jacobs[1]. Sein jüngerer Bruder aus erster Ehe seines Vaters ist Andreas Jacobs (* 1963). Er hat vier Halbgeschwister aus der zweiten Ehe von Klaus J. Jacobs. Ihr Urgroßonkel ist Johann Jacobs[2], der Gründer des Unternehmens Jacobs (siehe auch den Abschnitt: Familie).

Jacobs machte sein Abitur am Alten Gymnasium in Bremen. Nach dem Wehrdienst studierte er Jura und Betriebswirtschaft in Freiburg i. Br., München und Aix-en-Provence. Die Erste Juristische Staatsprüfung legte er in Freiburg im Breisgau ab. 1991 legte er die Große Juristische Staatsprüfung in Hamburg ab. 1991 promovierte er in Freiburg im Breisgau über das Bremische Höfegesetz.[3]

Er arbeitete 1988/89 als Rechtsreferendar in der Generaldirektion Wettbewerb der Europäischen Kommission in Brüssel, von 1990 bis 1991 war er bei Roland Berger, der weltweit tätigen Unternehmensberatung, in Tokio tätig.[4]

Rechtsanwalt[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

1992 erfolgte sein Eintritt in die überörtliche europäische Rechtsanwaltskanzlei Büsing, Müffelmann & Theye in Bremen. Aus dieser Zeit stammt die Beziehung zur Kirch-Gruppe. Ebenfalls in diese Zeit fällt die Beratung der Adia Interim, heute Adecco S.A., bei der Liberalisierung der Zeitarbeitsmärkte in mehreren europäischen Ländern. Jacobs führte insbesondere das Verfahren der Adia Interim gegen das italienische Staatsmonopol für Zeitarbeit und Arbeitsvermittlung, das durch das Urteil des Europäischen Gerichtshofs in der Sache Job Centre II aufgelöst wurde.[5]

Von 1996 bis 2002 und seit 2013ist er Partner der Sozietät Huth Dietrich Hahn in Hamburg[6], 2002 bis 2013 als Partner der US-amerikanischen Wirtschaftskanzlei White & Case, fokussiert sich Jacobs auf kapitalmarktbezogene Mergers & Acquisitions Beratung.

Unternehmerische Tätigkeit[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Jacobs ist geschäftsführender Teilhaber der Firma Joh. Jacobs & Co., Hamburg[7]. Die auf Beteiligungen spezialisierte Tochter Sentosa Beteiligungs GmbH erwarb 2002 gemeinsam mit Robert Louis-Dreyfus und der Jacobs Holding die Infront Sports & Media (zuvor Kirch Sports), die 2011 veräußert wurde. 2008 hielt die Beteiligungsgesellschaft Sentosa 6,7 Prozent an der CeWe Color Holding AG, die sie bei der Abwehr des Unternehmens gegen US-amerikanische Hedgefonds von diesen gemeinsam mit der Norddeutschen Landesbank erworben hatte. Seit 2011 ist die Sentosa führender Aktionär bei der Hemro AG, dem nach eigenen Angaben weltweit führenden Anbieter von Kaffeemühlen mit den Marken Ditting, Mahlkönig, Anfim und HeyCafé.

Von 2001 bis 2004 war Jacobs Vorsitzender des Verwaltungsrates der Jacobs Holding AG und war für die Fokussierung der Geschäftsaktivitäten auf die drei Beteiligungen Adecco S.A., Barry Callebaut AG und dem Erwerb der Infront Sports & Media verantwortlich.[8] Das Präsidium der Jacobs Holding hat er im Sommer 2004 an seinen jüngeren Bruder, Andreas Jacobs, abgegeben, als die US-amerikanische Börsenaufsicht Vorwürfe gegenüber der Adecco S.A. erhob, die sich später als haltlos erwiesen.[9]

Soziales Engagement[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Jacobs war u. a. seit 1995 Mitglied des Stiftungsrats/der Gesellschafterversammlung (Board of Trustees) der Jacobs Foundation (Jacobs Stiftung).[10] Von 2004 bis Ende März 2015 war er deren Vorsitzender (Chairman). Im Rahmen des Generationenübergangs in der Familie bei der Jacobs Holding und bei der Jacobs Foundation übernahm Lavinia Jacobs, die jüngere Schwester, die Präsidentschaft in der Jacobs Foundation. Jacobs wurde zum Ehrenpräsidenten ernannt.

Er war Mitglied und Vizepräsident des Aufsichtsrats (Board of Governors) der Jacobs University Bremen von Ende 2006 bis Ende 2017. Er hat die Investition der Jacobs Foundation von EUR 200 Mio. in die damals International University Bremen im Jahre 2006 verhandelt, ebenso wie das Commitment der Jacobs Foundation aus dem Jahre 2013, weitere EUR 100 Mio. ab 2018 zu investieren, wenn die mit der Transformation der Jacobs University verbundenen Ziele erreicht werden. Dieses Ziel ist im Juni 2018 erfüllt worden und damit ist die Zukunft der Universität langfristig gesichert, verbunden mit dem Verzicht des Landes Bremen auf ein bereits im Jahre 2003 gewährtes Eigenkapital ersetzendes Gesellschafterdarlehen.

Jacobs ist u. a. auch Präsidiumsmitglied der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik, einer Denkfabrik für deutsche Außenpolitik, Mitglied des Kuratoriums der Gesellschaft der Freunde von Bayreuth e.V. sowie Mitglied des Senats der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften und des Kuratoriums von acatech. Deutsche Akademie für Technikwissenschaften.

Familie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Jacobs ist mit Annette Jacobs verheiratet und hat drei Kinder. Er lebt mit seiner Familie in Hamburg und Singapur. Er ist mit seiner jüngeren Schwester Lavinia Testamentsvollstrecker ihres Vaters. Er hat fünf jüngere Geschwister.

Stammbaum

 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Daniel Jacobs
1839–1908
⚭ Adelheid
1838–1871
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Jacob Jacobs
1866–1952
⚭ Gesine
1881–1973
 
Johann Jacobs
1869–1958
⚭ Pauline
1874–1951
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Meta Ehlebracht
1904–1990
 
Daniel Jacobs
1905–1998
 
Walther Johann Jacobs
1907–1998
⚭ Lore
1911–1977
⚭ Inge
1915–2007
 
Johann Hinrich Jacobs
1909–1926
 
Anita Jürgens
1911–2003
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Klaus Johann Jacobs
1936–2008
⚭ Silvia
⚭ Renata
 
Bärbel Jacobs
*1939
 
Petra Stelling
*1943
 
Jens Jacobs
*1947
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Johann Christian Jacobs
*1962
 
Andreas Jacobs
*1963
 
Lavinia Jacobs
*1980
 
Nicolas Jacobs
*1982
 
Philippe Jacobs
*1984
 
Nathalie Jacobs
*1985


Veröffentlichungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Das Bremische Höfegesetz. Geschichtliche Entwicklung und systematische Darstellung. Frankfurt/M., Bern, New York, Paris, 1992 (= Europäische Hochschulschriften Reihe 2, Rechtswissenschaft. Bd. 1189). ISBN 978-3-631-44375-0
  • „Internationales Kakaoabkommen – Rechtsprobleme im Zusammenhang mit der Auflösung des Ausgleichslagers am Beispiel Deutschlands und Frankreichs“ in Agrarrecht, Heft 11, 27. Jahrgang, Festausgabe zum 70. Geburtstag von Prof. Dr. Dr. h. c. Karl Kroeschell, Seite 379–383, November 1997
  • Tolley’s “International Succession Laws”, Kapitel über Deutschland, Loseblattsammlung, fortlaufend, Dezember 2001 bis Dezember 2013
  • Tolley’s “Planning and Administration of Off-Shore and On-Shore Trusts”, Kapitel über Deutschland, Loseblattsammlung, fortlaufend, April 2001 bis Dezember 2013

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Video

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Deutsche Biographie: Jacobs, Johann - Deutsche Biographie. Abgerufen am 1. Dezember 2021.
  2. vgl. deutsche-biographie.de: Jacobs, Johann
  3. Johann Christian Jacobs: Das bremische Höfegesetz geschichtliche Entwicklung und systematische Darstellung. 1992 (worldcat.org [abgerufen am 1. Dezember 2021]).
  4. zeit-konferenzen.de – abgerufen am 23. Juni 2014
  5. EuGH 11. Dezember 1997 C-55/96, Glg. 1997, I-7119, EuZW 1998, 274
  6. Huth Dietrich Hahn, abgerufen am 4. Oktober 2017.
  7. jacobs-university.de: Governance – abgerufen am 23. Juni 2014
  8. ir.cewe.de: CeWe Color Holding AG: Jacobs nominated as a candidate for the Supervisory Board – abgerufen am 23. Juni 2014. – Die Beteiligung an Infront Sports & Media wurde im Jahr 2013 an das britische Finanzinvestmentunternehmen Bridgepoint Capital verkauft.
  9. Handelszeitung (ch): Andreas Jacobs/Markus Fiechter: «Nehmen Rechte als Aktionär wahr» (Mélanie Rietmann, 23. März 2005) – abgerufen am 23. Juni 2014
  10. Webpräsenz unter jacobsfoundation.org. Einer der von Dividenden aus den Beteiligungen der Familienholding (hauptsächlich Adecco und Barry Callebaut) gespeisten Stiftung. (handelszeitung.ch: Andreas Jacobs/Markus Fiechter: «Nehmen Rechte als Aktionär wahr» (Mélanie Rietmann, 23. März 2005)) – abgerufen am 23. Juni 2014