Chudaczewo

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Chudaczewo
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Chudaczewo (Polen)
Chudaczewo (Polen)
Chudaczewo
Basisdaten
Staat: Polen
Woiwodschaft: Westpommern
Powiat: Sławno
Gmina: Postomino
Fläche: 4,180 km²
Geographische Lage: 54° 29′ N, 16° 39′ OKoordinaten: 54° 28′ 41″ N, 16° 38′ 59″ O
Einwohner: 245 (2011[1])
Telefonvorwahl: (+48) 59
Kfz-Kennzeichen: ZSL
Wirtschaft und Verkehr
Straße: Woiwodschaftsstraße 203
Eisenbahn: Bahnhof: Sławno
Nächster int. Flughafen: Danzig



Chudaczewo (deutsch Alt Kuddezow) ist ein Dorf in der Woiwodschaft Westpommern in Polen. Es gehört zur Gmina Postomino (Gemeinde Pustamin) im Powiat Sławieński (Schlawer Kreis).

Geographische Lage[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Chudaczewo liegt an der Woiwodschaftsstraße 203, die Koszalin (Köslin) und Darłowo (Rügenwalde) mit Ustka (Stolpmünde) verbindet. Bis zur Kreisstadt Sławno sind es 12 Kilometer und bis nach Darłowo 16 Kilometer. Bis 1945 war PostominoPustamin die nächste Bahnstation an der – dann demontierten – Reichsbahnstrecke Schlawe-Stolpmünde. Der nächste Bahnhof heute ist Sławno.

Nachbargemeinden von Chudaczewo sind: im Westen Masłowice (Masselwitz), im Norden Korlino (Körlin) und Królewo (Krolow), im Osten Pieńkowo (Pennekow) und im Süden Chudaczewko (Neu Kuddezow) an der Wieprza (Wipper).

Ortsname[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Bezeichnung „Kuddezow“ ist seit alters her in Gebrauch. Die Beifügung „Alt“ erfolgte nach der Anlage von Neu Kuddezow (polnisch: Chudaczewko) im Jahre 1753.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Alt Kuddezow ist eine sehr alte Siedlung und war ursprünglich als Angerdorf in Nord-Süd-Richtung rund um Kirche, Schule und einem Dorfteich angelegt. Diese Anlage wurde durch den Chausseebau so geteilt, dass ein Drittel des Dorfes südlich zu liegen kam.

Im Jahre 1342 wird Kuddezow als Dorf im Besitz von Hans Smorre dem Jüngeren urkundlich genannt. Die Smorre gehören zu den fünf Kösliner Gründerfamilien, die 1312 Rügenwalde zum zweiten Male gründeten. Nach dem Erlöschen der Familie Smorre fällt Kuddezow als Lehen an das Amt Rügenwalde.

Im Jahre 1784 hat Alt Kuddezow: 1 Prediger, 1 Küster, 1 Freischulzen, 11 Bauern, 3 Landkossäten, 5 Straßenkossäten, 4 Büdner, 1 Predigerwitwenhaus und 1 Hirtenkaten.

Im Jahre 1818 waren in Alt Kuddezow 234 Einwohner registriert. Ihre Zahl stieg bis 1871 auf 390 und betrug 1939 noch 340.

Bis 1945 gehörte das Dorf mit seiner Ortschaft Rönneberg (heute polnisch: Ronino) zum Amtsbezirk Pennekow (Pieńkowo) im Landkreis Schlawe i. Pom. im Regierungsbezirk Köslin der preußischen Provinz Pommern. Zuständiges Standesamt war ebenfalls Pennekow, während das Amtsgericht in Rügenwalde war.

Am 8. März 1945 besetzten russische Soldaten den Ort und richteten im Schulhaus eine Kommandantur ein. Im Juli 1945 kamen erste Polen in das Dorf, im Herbst erschien polnische Miliz und gab der deutschen Bevölkerung den Befehl zur Räumung des Ortes. Heute ist Alt Kuddezow unter der Bezeichnung Chudaczewo ein Ortsteil der Gmina Postomino im Powiat Sławieński der Woiwodschaft Westpommern. Hier leben nun 240 Einwohner.

Kirche[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Pfarrkirche[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Kirche in Chudaczewo (Alt Kuddezow)

Die Kirche in Alt Kuddezow steht im Südteil des durch die jetzige Woiwodschaftsstraße geteilten Dorfes. Der Turm stammt wohl aus dem 16. Jahrhundert. Sein Mauerwerk besteht aus Feldsteinen und großformatigen Ziegeln. Der Turmkopf soll 1784 erneuert worden sein.

Das Kirchenschiff wurde 1804 an den Turm angesetzt.

Von der Ausstattung sind erwähnenswert: der Tauftisch, der eine Schnitzarbeit aus dem 17. Jahrhundert ist, außerdem das Taufbecken, eine Nürnberger Arbeit von 1684, zwei Zinnleuchter von 1642 und 1657, eine Holzfigur der Pietà, ein sechsarmiger Messingkronleuchter und ein silberner Abendmahlskelch aus dem 17. Jahrhundert.

Das vordem evangelische Gotteshaus wurde 1945 zugunsten der Katholischen Kirche in Polen enteignet. Am 28. April 1946 erhielt es eine neue Weihe und dié Namensgebung Wniebowzięcia Najswiętszej Maryi Panny ("Mariä Himmelfahrt"). Heute ist sie nicht mehr Pfarrkirche, sondern Filialkirche in der Pfarrei Stary Kraków (Alt Krakow).

Kirchengemeinde[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Alt Kuddezow war bis 1945 Pfarrort für das Kirchspiel Alt Kuddezow, zu dem auch die Orte Neu Kuddezow (heute polnisch: Chudaczewko) und Masselwitz (Masłowice) gehörten. Es gehörte zum Kirchenkreis Rügenwalde in der Kirchenprovinz Pommern der Kirche der Altpreußischen Union. 1940 zählte das Kirchspiel 720 Gemeindeglieder. Das Kirchenpatronat versahen staatliche Behörden. Vor 1945 lebten im Kirchspiel Alt Kuddezow fast ausnahmslos evangelische Kirchenglieder.

Durch den Bevölkerungsaustausch nach 1945 leben seither überwiegend römisch-katholische Kirchenglieder in Chudaczewo, das heute Filialdorf zu der 1995 gebildeten Pfarrei Stary Kraków (Alt Krakow) ist. Es gehört zum Dekanat Darłowo im Bistum Köslin-Kolberg. Die zahlenmäßig wenigen evangelischen Einwohner sind heute dem Pfarramt in Koszalin (Köslin) in der Diözese Pommern-Großpolen der Evangelisch-Augsburgischen Kirche in Polen zugeordnet.

Pfarrer[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Von der Reformation bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges waren im Kirchspiel Alt Kuddezow als Geistliche tätig:

  1. Marcus Krause
  2. Johann Pantel, 1568–1607
  3. Joachim Völtzer, 1607–1613
  4. Martin Hüsing, 1614–1638
  5. Zacharias Seidendorf, 1638–1668
  6. Petrus Schwarz, 1668–1712
  7. Gottlieb Nathanael Rubach, 1712–1749
  8. Paul Joahannes Buchholtz, 1750–1767
  9. Johannes Ehrenreich Linck, 1768–1802
  10. Johann Martin Jakob Hube, 1803–1842
  11. Gottfried Reich, 1842–1882
  12. Adolf Theodor Paul Schmidt, 1882–1886
  13. Georg Gotthilf Ernst Haese, 1856–1907
  14. Albert Treptow, 1908–1938
  15. Wilhelm Beyer, 1940–1945

Schule[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Um 1890 war das Schulhaus der bis 1945 bestehenden zweiklassigen Volksschule in Alt Kuddezow errichtet worden. Ein Stallgebäude, Scheune, Waschküche, Garage und Lehrerwohnung gehörten zur "Ausstattung". Letzter deutscher Schulhalter war Lehrer Bruno Neubüser.

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Der Kreis Schlawe. Ein pommersches Heimatbuch, hrsg. von Manfred Vollack, 2 Bände, Husum, 1988/1989
  • Hans Moderow, Ernst Müller: Die Evangelischen Geistlichen Pommerns von der Reformation bis zur Gegenwart. Auf Grund des Steinbrück'schen Ms. bearbeitet. 2. Teil: Ernst Müller: Der Regierungsbezirk Köslin. Sannier, Stettin 1912.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Chudaczewo – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

Fußnoten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Daten zu Chudaczewo auf der Seite citypopulation.de