Claude Autant-Lara

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Claude Autant-Lara (* 6. August 1901 in Luzarches, Val-d'Oise; † 5. Februar 2000 in Antibes, Provence) war ein französischer Filmregisseur, Drehbuchautor und Kostümbildner sowie in späteren Jahren Politiker (Front National).

Filmkarriere

Seine Mutter Louise Lara spielte Hauptrollen in der Comédie-Française. Mit 16 Jahren begann Claude Autant-Lara seine Karriere als Kostümbildner und Dekorateur. 1920 bis 1922 gehörte er der Avantgardetruppe „Art et Action“ an, die er mitbegründet hatte. Er fand jedoch in Frankreich keine Arbeit in der Filmbranche und ging kurzzeitig nach Hollywood, wo er sich mit der Erstellung von Untertiteln und von Synchronisationen über Wasser hielt. Nach der Rückkehr war er Regieassistent bei René Clair und drehte Kurzfilme. Seinen ersten eigenen Spielfilm unter dem Titel Ciboulette konnte er 1932 verwirklichen.

Mit Douce von 1943 konnte er den ersten Achtungserfolg erringen; sein erster bedeutenderer Film war Le diable au corps (Der Teufel im Leib) nach der literarischen Vorlage von Raymond Radiguet. Der Film wurde heftig wegen seines Zynismus und seiner Exaltiertheit kritisiert und führte zu Forderungen, ihn von der Leinwand zu verbannen. Mit der 1956 mit Louis de Funès und Jean Gabin gedrehten antifaschistischen Komödie Zwei Mann, ein Schwein und die Nacht von Paris konnte er auch einen Publikumserfolg erzielen. 1959 gelang ihm mit „La jument verte“ (Die grüne Stute) auch ein internationaler Erfolg. 1961 folgte einer seiner bekanntesten Filme, Der Graf von Monte Christo („Le comte de Monte Christo“) nach dem Roman von Alexandre Dumas. Im gleichen Jahr erregte er mit dem Film Tu ne tueras point (Der Kriegsverweigerer) bei den Filmfestspielen von Venedig Aufsehen, als der Film auf Intervention der französischen Regierung zwar gezeigt, aber aus dem Wettbewerb genommen wurde. Erst zwei Jahre später wurde der Film mit dreizehn zensurierenden Schnitten wieder gezeigt.

In den 1940er- und 1950er-Jahren war Autant-Lara ein sehr prominenter Filmemacher, der mit den führenden französischen Filmstars dieser Ära drehte. Darunter etwa Fernandel bei der Krimikomödie Die rote Herberge (1951), Gérard Philipe beim Abenteuerfilm Rot und Schwarz (1954) oder Jean Gabin und Brigitte Bardot bei dem Filmdrama Mit den Waffen einer Frau (1958) Doch mit dem Aufkommen der Nouvelle Vague, die Autant-Lara stark ablehnte[1], ließ sein Erfolg als Filmemacher stark nach. Am 12. Februar 1968, als Filmemacher aus aller Welt sich mit Henri Langlois solidarisierten und der von Auton-Lara verachtete François Truffaut vor der Cinémathèque Française mit Jean-Pierre Léaud und Claude Jade an der Spitze demonstrierte, erhob Autant-Lara auf France Inter als einziger Filmemacher weltweit die Stimme gegen Langlois ("La Cinéphilie, invention d'un regard, 1944 et 1968", Antoine de Baeque). Obwohl er noch bis Ende der 1970er-Jahre weitere Filme drehte, konnte er nicht mehr an frühere Erfolge anknüpfen. 1988 wurde Autant-Lara in die Académie des Beaux-Arts gewählt.

Politik

Claude Autant-Lara fiel zunächst als ein kämpferischer Pazifist[2] auf und bezeichnete sich selbst als „bürgerlichen Anarchisten“. Seine pazifistische Einstellung kam gerade in dem Film Tu ne tueras point (Der Kriegsverweigerer, 1961) zum Zuge, in dem er zwei Prozesse vor demselben Gericht im Jahre 1948 darstellte: In dem einen wurde ein deutscher Priester, der einen Widerstandskämpfer erschossen hatte, freigesprochen; in dem anderen Prozess ein Kriegsdienstverweigerer zu einem Jahr Gefängnis verurteilt.

Nachdem Autant-Lara als Regisseur zunehmend in Vergessenheit geriet, zog er sich bei zunehmender Verbitterung zurück. Im hohen Alter ließ er sich 1989 für Jean-Marie Le Pens Front National in das Europäische Parlament wählen. Dort verursachte er mit der Eröffnungsrede, die er als Alterspräsident zu halten hatte, einen Skandal, da diese antisemitisch war. Unter anderem bezeichnete Autant-Lara in dieser Rede die Existenz von Gaskammern als Lüge und beleidigte die Politikerin Simone Veil, indem er ihr vorwarf, dass sie aus ihrer Gefangenschaft im Konzentrationslager Nutzen gezogen habe.[3][4] Die meisten Parlamentsmitglieder verließen noch während Autant-Laras Rede den Saal.[5] Dem Parlament gehörte er nur vom 25. Juli 1989 bis zum 4. September 1989 als Abgeordneter an, da er nach der Rede gedrängt wurde, sein Amt niederzulegen.

Privatleben

Claude Autant-Lara war bis zu ihrem Tod mit Ghislaine Auboin verheiratet. Er starb im Jahre 2000 im Alter von 98 Jahren.

Filmografie

  • 1926: Nana (Bauten, Kostüme, Filmrolle)
  • 1938: Fric-Frac
  • 1942: Liebesheirat (Le mariage de chifon)
  • 1943: Irrwege der Herzen (Douce)
  • 1945: Sylvia und das Gespenst (Sylvie et le fantôme)
  • 1947: Stürmische Jugend (Le diable au corps)
  • 1951: Die rote Herberge (L’auberge rouge)
  • 1952: Die sieben Sünden (Les sept péchés capitaux) (Regie der 6. Episode)
  • 1954: Erwachende Herzen (Le blé en herbe)
  • 1954: Rot und Schwarz (Le rouge et le noir)
  • 1955: Die Blume der Nacht (Marguerite de la nuit)
  • 1956: Zwei Mann, ein Schwein und die Nacht von Paris (La traversée de Paris)
  • 1958: Das Spiel war sein Fluch (Le joueur)
  • 1958: Mit den Waffen einer Frau (En cas de malheur)
  • 1959: Die grüne Stute (La jument verte)
  • 1960: Die Nacht der Liebenden (Le bois des amants)
  • 1961: Das Bett des Königs (Vive Henri IV, vive l’amour)
  • 1961: Der Graf von Monte Christo (Le conte de Monte Christo)
  • 1961: Der Kriegsverweigerer (Tu ne tueras point)
  • 1963: Der Mörder (Le meurtrier)
  • 1965: Tagebuch einer Frauenärztin (Journal d’une femme en blanc)
  • 1967: Das älteste Gewerbe der Welt (Le plus vieux métier du monde) – (Regie bei der 5. Episode)
  • 1968: Le franciscain de Bourges
  • 1977: Gloria – Liebe meines Lebens (Gloria)

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Nachruf im Guardian
  2. Nachruf im Guardian
  3. "Claude Autant-Lara, 98, a Film Director" (englisch), veröffentlicht am 09. Februar 2000. New York Times, abgerufen am 14. Mai 2014.
  4. Französischer Fernsehbericht über den Eklat bei YouTube
  5. Nachruf im Guardian