Cornern

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Als Cornern (englisch corner ‚Ecke‘) wird im Deutschen seit den 2010er Jahren das Beisammensein und Trinken an einer Straßenecke bezeichnet.[1] Es handelt sich um einen Scheinanglizismus. Verwandt mit dem Cornern ist Botellón, das aber meist auf größeren Plätzen und mit einer größeren Anzahl an Teilnehmern stattfindet.

Junge Menschen cornern an einer Straßenecke im Hansaviertel in Münster. An der Straße befinden sich auch ein Kiosk und eine Imbissstube.
Junge Menschen cornern an einer Straßenecke im Hansaviertel in Münster.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Phänomen stammt aus dem New Yorker Stadtteil Bronx,[2] wo sich in den 1970er[3] oder 1980er Jahren Breakdance-Crews an Straßenecken trafen, um ihr Können zu messen.[3][4] Das Verb ,to corner‘ hat im Englischen keine vergleichbare Bedeutung. In deutschen Großstädten ist das Verb ,cornern‘ seit Mitte der 2010er Jahre dokumentiert.[3][5]

Rezeption[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Rapper MC Fitti griff das Cornern in einem seiner Lieder auf:[2]

„Pack den Song in den Ghettoblaster und dreh auf. Alle meine Homies treff’ ich heute am Spätkauf. Jeden Tag cornern von früh bis späti, häng’ am Späti, häng’ am Späti. 24/7 von früh bis späti häng’ am Späti, häng’ am Späti.“

MC Fitti: SPAETI[6]

Die Stadtreinigung Hamburg schrieb übers Cornern auf Twitter: „Schattenseiten des guten Wetters: Durch #Cornern und #Abhängen nimmt Verschmutzung in #Schanze u #SanktPauli stark zu.“[7][2] Wie die Hamburger Morgenpost berichtete, waren „einige Anwohner [...] schwer genervt von dem Trubel.“[8] Während des G20-Gipfels in Hamburg 2017 wurde Cornern als neue Protestform gedeutet.[3][5]

Der Zukunftswissenschaftler Ulrich Reinhardt sieht im Cornern eine Alternative zu etwas Bestehendem. Argumente für das Cornern seien, sich draußen anstatt drinnen aufzuhalten, dass es günstig und nicht teuer, die Musik selbstgewählt und nicht vorgegeben sei und dass die Zusammensetzung an der Ecke ständig wechsele. Cornern sei ungezwungen und bilde einen Gegenpol zum Konsum.[2] Laut Trendforscher Sven Gábor Jánszky gehe es auch beim Cornern ums Sehen und Gesehenwerden.[2]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Cornern – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Bianca Xenia Mayer: Warum jetzt wieder alle an der Straßenecke abhängen. In: Bento. 18. Juni 2016, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 13. Juli 2017; abgerufen am 6. Juli 2017.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.bento.de
  2. a b c d e Klimkeit: Das ist der Reiz vom Bier auf dem Bürgersteig. Die Welt, 27. August 2015, abgerufen am 11. Juli 2017.
  3. a b c d Elise Landschek im Gespräch mit Max Oppel: Was ist Cornern? In: deutschlandfunkkultur.de. 4. Juli 2017, abgerufen am 6. Juli 2017.
  4. Katharina Schipkowski: Ein bisschen wie in der Bronx. In: Die Zeit. 10. Juni 2015, abgerufen am 6. Juli 2017.
  5. a b Oliver Klasen: Stell dich an die Ecke. In: Süddeutsche Zeitung. 5. Juli 2017, abgerufen am 6. Juli 2017.
  6. MC Fitti: SPAETI. Offizieller YouTube-Kanal von MC Fitti, 16. Februar 2013, abgerufen am 11. Juli 2017.
  7. Stadtreinigung Hamburg: ohne Titel. Twitter, 11. August 2015, abgerufen am 11. Juli 2017.
  8. Elena Matera und Sina Kedenburg: Darum feiern wir an Hamburgs Straßenecken. Hamburger Morgenpost, 21. Juli 2015, abgerufen am 11. Juli 2017.