Corps Lusatia Leipzig

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Corps Lusatia
Wappen
Wappen
Land
Hochschule
Stiftung
SC
Beitritt zum KSCV
1848
NS-Zeit
„Auflösung“ am 11. Februar 1936, aktiver Betrieb in SC-Kameradschaft und Corps Misnia IV
1. Verlegung
1946 Misnia in Erlangen, ab 1949 Lusatia im Erlanger Senioren-Convent
2. Verlegung
Rückverlegung
Lusatia 1990 wieder in Leipzig
Band
Zirkel
   
Wahlspruch
Libertas vita carior!
Korporationsverband
Anschrift
Karl-Heine-Straße 14
04229 Leipzig
Website

Das Corps Lusatia Leipzig ist eine pflichtschlagende Studentenverbindung im Senioren-Convent zu Leipzig. 1848 gehörte das Corps zu den Gründern des Kösener Senioren-Convents-Verbands.[1] Die aktiven Lausitzer studieren an der Universität Leipzig und den Leipziger Hochschulen. Zu den Alten Herren gehören auch Alumni der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen, der Freien Universität Berlin, der Technischen Universität Berlin, der Schlesischen Friedrich-Wilhelms-Universität Breslau, der Universität Hamburg, der Universität zu Köln und der RWTH Aachen.

Couleur und Wahlspruch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Lausitzer tragen das stahlblau–gold–rote Band und eine blaue Studentenmütze im kleinen Biedermeierformat. Das Fuchsenband ist stahlblau–rot.

Der Wahlspruch ist Libertas vita carior! (dt. „Die Freiheit ist uns teurer als das Leben!“).

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Kantoneinteilung des SC im Königreich Sachsen (1814)
Feierlicher Corpsconvent des Corps Lusatia im Hotel de Prusse in Leipzig (50. Stiftungsfest 1857)

Studenten aus der Lausitz (lat. Lusatia) stifteten das Corps mit den Farben blau-rot-gold am 7. September 1807. Die Constitution des Corps datiert vom 13. Januar 1808.[2] Am 13. Januar 1808 nahm Lusatia den Namen Coniunctio Lusato-Polonica an. Sie kehrte am 9. August 1808 zum früheren Namen zurück und änderte am 24. März 1832 die Farbenfolge in blau-gold-rot.[1] Als Reaktion auf das Alleinvertretungsbestreben der Urburschenschaft gründete Lusatia mit Gleichgesinnten 1821 auf der Rudelsburg den Allgemeinen Senioren-Convent Jena-Leipzig-Halle, den Vorläufer des Kösener Senioren-Convents-Verbands.

Wegen einer Verrufserklärung wurde Lusatia mit den anderen Leipziger Corps am 12. März 1887 durch die Universität suspendiert. Dafür stiftete sie am 21. April 1887 „Cimbria“ mit den Farben hellblau-schwarz-kirschrot. Die Suspendierung endete am 10. September 1888.[1]

Einer Anregung des Leipziger Universitätsrektors Karl Lamprecht folgend, beteiligte sich Lusatia 1911 führend an der Gründung des Allgemeinen Studentenausschusses (AStA) der Universität Leipzig. Der Lausitzer Walther Grosse wurde mit der Ausarbeitung des Satzungsentwurfs betraut und zum Vertreter des Rektors bei den Verhandlungen mit den unterschiedlichen studentischen Gruppen bestimmt. Im November 1911 wurde die Gründung des AStA auf der Grundlage von Grosses Ausarbeitung vollzogen. Die Leipziger Korporationen konnten dadurch in der studentischen Mitverwaltung ihren Primat gegenüber der Freistudentenschaft behaupten.[3]

Auf Betreiben vom örtlichen Leiter der Deutschen Studentenschaft suspendierte die Universität Leipzig das Corps im April 1934.[1] Der Grund waren Auseinandersetzungen mit dem NS-Studentenbund. Lusatia widersetzte sich erfolgreich. Nach der Auflösung des HKSCV am 28. September 1935 suspendierte Lusatia am 11. Februar 1936. Mit den Corps Budissa, Saxonia Leipzig und Thuringia Leipzig führte sie ihre Tradition in der Kameradschaft Markgraf von Meißen, die ihren Sitz zunächst auf dem Sachsenhaus, dann auf dem Lausitzerhaus hatte, getarnt weiter.[4] Während des Zweiten Weltkrieges setzten Soldaten der Studentenkompanien das Corpsleben an der Universität Leipzig fort. Sie fochten Mensuren im geheimen Leipziger Waffenring. Nach ihrem Versuch, 1944 auch den Kösener SC-Verband auf der Rudelsburg neu zu gründen, leitete die Gestapo ein Verfahren wegen Hochverrats ein.

Da sich ein Weiterleben unter dem kommunistischen Regime nach dem Zweiten Weltkrieg in Leipzig als unmöglich erwies, wurde der Corpsbetrieb 1946 zunächst an die Friedrich-Alexander-Universität Erlangen verlegt. Im Erlanger Senioren-Convent gehörte Lusatia zu den 22 Corps, die sich im Januar 1950 in der Interessengemeinschaft zusammenschlossen und die Rekonstitution des KSCV vorbereiteten.

1958 verlegte das Corps nach West-Berlin. Dort erzwang es 1968 gegen die Freie Universität gerichtlich seine Zulassung als studentische Vereinigung.[5] Nach der Deutschen Wiedervereinigung kehrte Lusatia 1990 an die Heimatuniversität zurück. Seit 1993 führt sie auch die Tradition des 1832 gestifteten Corps Lusatia Breslau fort. Lusatia Breslau war im westdeutschen Exil Mitglied des SC zu Köln und hatte nach Tradition der Technischen Hochschule Breslau einen weiteren Standort an der RWTH Aachen.

Seit 2005 tritt Lusatia amtlichen Bestrebungen entgegen, das Corps an der Universität Leipzig aus dem Blickfeld der Studentenschaft zu rücken. Ein Rechtsstreit war deswegen anhängig; der Anspruch des Corps, auf die Website der Universität verlinkt zu werden, wurde zurückgewiesen.[6]

Derzeit hat das Corps ca. 160 lebende Mitglieder. Insgesamt hat Lusatia seit der Stiftung über 1.400 Corpsbrüder recipiert.

Vorort[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

EM Emil Munz, Vorsitzender des oKC 1861

In den Jahren 1861, 1895, 1914 und 1987 (Berlin) stellte Lusatia als präsidierendes Vorortcorps den Vorsitzenden des oKC. Auch der Tübinger Vorortsprecher (1959) war Lausitzer. Paul Hirche (Lusatia Leipzig, Neoborussia Berlin) unterstützte Leonhard Zander 1881 bei seiner Kösener Reforminitiative.

Auswärtige Beziehungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Früheres Corpshaus in der Karlstraße 7[7] (1910)

Lusatia ist das älteste blaue Corps, steht aber ebenso in Verhältnisverträgen mit Corps anderer Kösener Kreise, mit kreisfreien Corps und mit einem Corps des Weinheimer Senioren-Convents. Während des Kartells mit dem Corps Franconia Jena (11. August 1837 bis 9. Mai 1842) trugen die Corpsburschen beide Bänder. Dazu blieben sie auch später berechtigt.[8]

Kartellcorps

Innig befreundete Corps

Befreundete Corps

Vorstellungsverhältnisse

Träger der Klinggräff-Medaille[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Mit der Klinggräff-Medaille des Stiftervereins Alter Corpsstudenten wurden ausgezeichnet:

  • Hagen Reischel (1991)
  • Rüdiger B. Richter (1993)
  • Jan-David Hecht (2004)

Einzelne Mitglieder[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Icon der Lusatia (von Helm. Weiß)

Seit der Stiftung im Jahre 1807 wurden über 1.400 Corpsbrüder in den inneren Corpsverband recipiert.

Kommunalbeamte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Künstler, Schriftsteller und Journalisten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Mediziner[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Naturwissenschaftler und Ingenieure[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Hermann Pauly (1870–1950), Chemiker (Pauly-Reaktion)
  • Georg Gottlieb Pusch (1791–1846), Hütteningenieur, Chemiker und Geologe, Professor der Chemie und Hüttenkunde, Bergrat und Chef der Berg- und Hüttensektion Warschau, Begründer der Geologie Polens
  • Julius Upmann (1838–1900), Chemiker, Sprengstoffexperte

Parlamentarier und Minister[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Philologen und Historiker[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Richter und Staatsanwälte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Soldaten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Staatsbeamte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Theologen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Richard Andree: Chronik des Corps Lusatia zu Leipzig 1807 bis 1877. Auszug aus den Annalen des Corps, Leipzig 1877.
  • Richard Andree: Geschichte des Corps Lusatia zu Leipzig 1807 bis 1898. Leipzig 1898.
  • Erich Bauer: Geschichte des Corps Lusatia zu Leipzig 1807–1932. Zeulenroda 1932.
  • Egbert Weiß: Lusatia contra NSDStB 1934. In: Einst und Jetzt, Bd. 17 (1972), S. 145–153.
  • Egbert Weiß: Lausitzer im Befreiungskrieg 1813/15. In: Einst und Jetzt, Bd. 29 (1984), S. 11–16.
  • Egbert Weiß: Die Pistolenduelle der Leipziger Lausitzer im 19. Jahrhundert. In: Einst und Jetzt, Bd. 50 (2005), S. 161–189.
  • Egbert Weiß: Leipziger Studentenduelle im 19. Jahrhundert – ein Streifzug durch die Annalen des Corps Lusatia. In: Sebastian Sigler (Hrsg.): Sich stellen – und bestehen!. Festschrift für Klaus Gerstein. Essen 2010, ISBN 978-3-939413-13-4, S. 157–170.
  • Egbert Weiß: Aktiv in der Monarchie. Leipziger Corpsstudenten 1807–1918. Lebensläufe der Leipziger Lausitzer. Festschrift zum 210. Stiftungsfest des Corps Lusatia, Leipzig 2017, lektoriert von Hans Lipp und Helmut Weiß. Verlagsdruckerei Schmidt, Neustadt an der Aisch 2017. ISBN 978-3-96049-017-3.
  • Egbert Weiß: Aktiv in Leipzig, Erlangen und Berlin. Geschichte der Studentenverbindung Corps Lusatia von 1933 bis 1990. Berlin und Leipzig 2021. ISBN 978-3-96049-092-0.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Corps Lusatia Leipzig – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b c d Paulgerhard Gladen: Die Kösener und Weinheimer Corps. Ihre Darstellung in Einzelchroniken. WJK-Verlag, Hilden 2007, ISBN 978-3-933892-24-9
  2. Ernst Meyer-Camberg (Hrsg.): 21 der ältesten Constitutionen der Corps und ihrer Vorläufer bis zum Jahre 1810. Einst und Jetzt, Bd. 26 (1981), S. 145–150
  3. Egbert Weiß: Der allgemeine Studentenausschuss Leipzig 1911 - Corpsstudentische Hochschulpolitik vor dem 1. Weltkrieg. In: Einst und Jetzt. Jahrbuch des Vereins für corpsstudentische Geschichtsforschung 19 (1974), S. 104–110.
  4. Erich Bauer: Die Kameradschaften im Bereiche des Kösener SC in den Jahren 1937-1945. In: Einst und Jetzt. Jahrbuch des Vereins für corpsstudentische Geschichtsforschung 1 (1956), S. 28.
  5. Verwaltungsgericht Berlin in DVBl. 68, 714
  6. Aktenzeichen 2 B 386/07 des Sächsischen Oberverwaltungsgerichts Bautzen, Entscheidung: Archivierte Kopie (Memento des Originals vom 19. April 2009 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.justiz.sachsen.de
  7. Ernst Hans Eberhard: Handbuch des studentischen Verbindungswesens. Leipzig, 1924/25, S. 86.
  8. Kösener Corpslisten 1960, S. 21

Koordinaten: 51° 19′ 56,4″ N, 12° 20′ 40,7″ O