Cricosaurus

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Cricosaurus

Fossil von Cricosaurus albersdoerferi im Bürgermeister-Müller-Museum, Solnhofen.[1]

Zeitliches Auftreten
Oberjura bis Unterkreide
157,3 bis 139,3 Mio. Jahre
Fundorte
  • Argentinien
  • Deutschland
  • Mexiko
Systematik
Crocodylomorpha
Mesoeucrocodylia
Thalattosuchia
Metriorhynchidae
Metriorhynchinae
Cricosaurus
Wissenschaftlicher Name
Cricosaurus
Wagner, 1858

Cricosaurus ist eine ausgestorbene Gattung meeresbewohnender Krokodilverwandter aus der Familie der Metriorhynchidae. Die Gattung wurde 1858 von Johann Andreas Wagner anhand dreier Schädelfunde aus dem Tithonium (Oberjura) Deutschlands beschrieben.[2] Die Bezeichnung Cricosaurus bedeutet "Ringechse" und leitet sich aus dem Altgriechischen her.

Fossile Exemplare von Cricosaurus sind vor allem aus dem Oberjura Deutschlands überliefert. Andere Funde stammen aus Mexiko und Argentinien.[1]

Entdeckungsgeschichte und Klassifikation[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Historische Rekonstruktion von Cricosaurus suevicus von Williston, 1914
Fossil von Cricosaurus suevicus im Museum am Löwentor, Stuttgart.

Cricosaurus wurde von Wagner im Jahr 1858 reklassifiziert,[2] nachdem er bereits ein anderes Exemplar im Jahr 1852 beschrieben hatte.[3]

Seitdem ist eine Reihe weiterer Arten benannt worden, so auch C. suevicus von Fraas im Jahre 1901, welche vorher zu Geosaurus gestellt wurde.[4] Eine ursprünglich von Wagner ebenfalls 1858 beschriebene Art, C. medius, wurde später als ein Juniorsynonym von Rhacheosaurus gracilis neuklassifiziert.[5]

Die ursprünglichen drei Schädel, welche alle unterschiedlichen Arten zugeordnet wurden, waren nur unzureichend bekannt, so dass die Gattung in der Vergangenheit von verschiedenen Paläontologen als Juniorsynonym von Metriorhynchus, Geosaurus oder Dakosaurus angesehen wurde.[6] Mehrere phylogenetische Analysen konnten die Monophylie der Gattung Cricosaurus nicht bekräftigen.[7] Eine umfassendere Studie konnte 2009 jedoch zeigen, dass die beschriebenen Arten der Gattung Cricosaurus gültig waren und darüber hinaus einige Arten mit langen Schnauzen, die zuvor als den Gattungen Geosaurus, Enaliosuchus und Metriorhynchus zugehörig klassifiziert worden waren, in Wirklichkeit näher mit der Typusart von Cricosaurus verwandt waren. Diese Arten wurden daher der Gattung Cricosaurus zugewiesen.[5]

Aktuell werden zehn gültige Arten anerkannt:[1]

  • C. albersdoerferi (Sachs et al., 2021), Kimmeridgium von Deutschland.
  • C. araucanensis (Gasparini & Dellapé, 1976), Tithonium von Argentinien.
  • C. bambergensis (Sachs et al., 2019), Kimmeridgium von Deutschland.
  • C. elegans (Wagner, 1852) (Typusart), Tithonium von Deutschland.
  • C. lithographicus (Herrera et al., 2013), Tithonium von Argentinien.
  • C. puelchorum (Herrera et al., 2021b), Berriasium von Argentinien.
  • C. rauhuti (Herrera et al., 2021a), Tithonium von Deutschland.
  • C. schroederi (Kuhn, 1936), Berriasium von Deutschland.
  • C. suevicus (Fraas, 1901), Kimmeridgium von Deutschland.
  • C. vignaudi (Frey et al., 2002), Tithonium von Mexiko.
Schädel von Cricosaurus araucanensis.
Fossil von Cricosaurus bambergensis im Naturkunde-Museum, Bamberg.


Gekürztes Kladogramm nach Sachs et al. (2021):[1]

 Metriorhynchidae 

Geosaurinae


 Metriorhynchinae 

Thalattosuchus


   

Gracilineustes


   

Maledictosuchus


   

Metriorhynchus


 Rhacheosaurini 

Rhacheosaurus


 Cricosaurus 


C. albersdoerferi


   

C. bambergensis


   

C. elegans


   

C. puelchorum


   

C. suevicus


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C. rauhuti


   

C. schroederi


   

C. vignaudi


   

C. lithographicus


   

C. araucanensis














Paläobiologie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Künstlerische Darstellung von Cricosaurus suevicus

Alle momentan bekannten Arten besaßen eine Länge von drei Metern oder weniger. Verglichen mit rezenten Krokodilen erreichte Cricosaurus kleine bis mittlere Größen. Der Körper des Tieres war stromlinienförmig, und es besaß außerdem eine Schwanzflosse, was es zu einem effizienteren Schwimmer als moderne Krokodile machte.[8]

Salzdrüsen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Neuere Untersuchungen der fossilen Exemplare von Cricosaurus araucanensis haben gezeigt, dass sowohl juvenile als auch adulte Tiere gut entwickelte Salzdrüsen besaßen. Das bedeutet, dass die Tiere von Geburt an ohne Süßwasser auskamen.[9][10] Adulte Exemplare von Metriorhynchus besaßen ebenfalls gut entwickelte Salzdrüsen.[11]

Nischenaufteilung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Größenvergleich zwischen Cricosaurus suevicus und einem Taucher

Mehrere Arten der Metriorhynchidae sind aus der Mörnsheim-Formation (Solnhofener Plattenkalk, frühes Tithonium) in Bayern bekannt: Dakosaurus maximus, Geosaurus giganteus, Cricosaurus suevicus und Rhacheosaurus gracilis. Es ist die These aufgestellt worden, dass Einnischung es mehreren Arten von Krokodilverwandten ermöglichte im gleichen Lebensraum zu koexistieren. Die Spitzenprädatoren dieser Formation scheinen Dakosaurus und G. giganteus gewesen zu sein, die sehr groß waren und ein mit gesägten Zähnen besetztes kurzes Maul besaßen. Die verschiedenen Cricosaurus-Arten ernährten sich mit ihren langen Mäulern wohl vorwiegend von Fisch, obwohl der leicht gebaute Rhacheosaurus sich auf kleine Beute spezialisiert haben mag. Neben diesen vier Arten von Metriorhynchiden existierte eine mittelgroße Art des Teleosauriden Steneosaurus zur gleichen Zeit.[12]

Aus dem etwas älteren Nusplinger Plattenkalk (oberes Kimmeridgium) in Süddeutschland sind sowohl C. suevicus als auch Dakosaurus maximus bekannt. Wie im Solnhofener Plattenkalk ernährte sich C. suevicus von Fisch, während Dakosaurus maximus an der Spitze der Nahrungskette stand.[13]

Nachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b c d Sven Sachs, Mark Thomas Young, Pascal Abel, Heinrich Mallison. A new species of Cricosaurus (Thalattosuchia, Metriorhynchidae) based upon a remarkably well-preserved skeleton from the Upper Jurassic of Germany. Palaeontologia Electronica, 2021, 24.2.a24. DOI: 10.26879/928
  2. a b Andreas Wagner: Zur Kenntniss der Saurier aus den lithographischen Schiefern. In: Abhandlungen der Mathematisch-Physikalischen Classe der Königlich Bayerischen Akademie der Wissenschaften. Bd. 8, Abteilung 2, 1858, ISSN 0176-7038, S. 415–528, Digitalisat.
  3. Andreas Wagner: Neu-aufgefundene Saurier-Ueberreste aus den lithographischen Schiefern und dem obern Jurakalke. In: Abhandlungen der Mathematisch-Physikalischen Classe der Königlich Bayerischen Akademie der Wissenschaften. Bd. 6, Abteilung 3, 1852, S. 661–710, Digitalisat.
  4. Eberhard Fraas: Die Meerkrokodile (Thalattosuchia n. g.) eine neue Sauriergruppe der Juraformation. In: Jahreshefte des Vereins für Vaterländische Naturkunde in Württemberg. Bd. 57, 1901, ISSN 0368-4717, S. 409–418.
  5. a b Mark Thomas Young, Marco Brandalise de Andrade: What is Geosaurus? Redescription of Geosaurus giganteus (Thalattosuchia: Metriorhynchidae) from the Upper Jurassic of Bayern, Germany. In: Zoological Journal of the Linnean Society. Bd. 157, Nr. 3, 2009, ISSN 0024-4082, S. 551–585, doi:10.1111/j.1096-3642.2009.00536.x.
  6. Rodney Steel: Crocodylia (= Handbuch der Paläoherpetologie. Bd. 16). Pfeil u. a., München u. a. 1973, ISBN 3-437-30141-1.
  7. Mark Thomas Young: The evolution and interrelationships of Metriorhynchidae (Crocodyliformes, Thalattosuchia). In: Journal of Vertebrate Paleontology. Bd. 27, Supplement zu Nr. 3 = Program and Abstracts 67th Annual Meeting Society of Vertebrate Paleontology, The Jackson School of Geosciences University of Texas Austin, Texas, USA, October 17–20, 2007, 2007, ISSN 0272-4634, S. 170A.
  8. Judy A. Massare: Swimming capabilities of Mesozoic marine reptiles; implications for method of predation. In: Paleobiology. Bd. 14, Nr. 2, 1988, ISSN 0094-8373, S. 187–205.
  9. Marta Fernández, Zulma Gasparini: Salt glands in a Tithonian metriorhynchid crocodyliform and their physiological significance. In: Lethaia. Bd. 33, Nr. 4, 2000, ISSN 0024-1164, S. 269–276, doi:10.1080/002411600750053835.
  10. Marta Fernández, Zulma Gasparini: Salt glands in the Jurassic metriorhynchid Geosaurus: implications for the evolution of osmoregulation in Mesozoic marine crocodyliforms. In: Die Naturwissenschaften. Bd. 95, Nr. 1, 2008, S. 79–84, doi:10.1007/s00114-007-0296-1.
  11. Robert Gandola, Éric Buffetaut, Nigel Monaghan, Gareth Dyke: Salt glands in the fossil crocodile Metriorhynchus. In: Journal of Vertebrate Paleontology. Bd. 26, Nr. 4, 2006, S. 1009–1010, doi:10.1671/0272-4634(2006)26[1009:SGITFC]2.0.CO;2.
  12. Marco Brandalise de Andrade, Mark Thomas Young: High diversity of thalattosuchian crocodylians and the niche partition in the Solnhofen Sea (Memento vom 3. Juni 2011 im Internet Archive). In: The 56th Symposium of Vertebrate Palaeontology and Comparative Anatomy. 2008.
  13. Gerd Dietl, Olga Dietl, Günter Schweigert, Rolf Hugger: Der Nusplinger Plattenkalk (Weißer Jura ζ) – Grabungskampagne 1999. In: Jahreshefte der Gesellschaft für Naturkunde in Württemberg. 156, 2000, ISSN 0368-2307, S. 5–26.