Cryptococcus gattii

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Cryptococcus gattii

Cryptococcus gattii

Systematik
Unterabteilung: Agaricomycotina
Klasse: Tremellomycetes
Ordnung: Filobasidiales
Familie: Filobasidiaceae
Gattung: Cryptococcus
Art: Cryptococcus gattii
Wissenschaftlicher Name
Cryptococcus gattii
(Vanbreus. & Takashio) Kwon-Chung & Boekhout

Cryptococcus gattii oder Cryptococcus neoformans var. gattii ist ein infektiöser Hefepilz, der vornehmlich in tropischen und subtropischen Klimaten vorkommt. Er ist assoziiert mit Bäumen (besonders Eukalyptusbäumen) und ein Erreger der Kryptokokkose, einer opportunistischen Infektion. Während eine durch Cryptococcus neoformans verursachte Kryptokokkose fast ausschließlich bei Patienten mit massiver Immunschwäche auftritt, vermag Cryptococcus gattii auch bei Menschen mit einem intakten Immunsystem die Erkrankung auszulösen.

Auftreten und Mutationen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Jahr 1999 wurde er erstmals auf der west-kanadischen Insel Vancouver Island nachgewiesen. Zwischen 1999 und 2003 soll er sich an der Pazifikküste von Vancouver Island auf dem Festland in der Provinz British Columbia verbreitet haben.[1] Ab dem Jahr 2005 wurde eine mutierte Variante, VGIIc, in den nordwestlichen US-Bundesstaaten Washington, Idaho und Oregon nachgewiesen. Im Nordwesten der USA wurde eine Variante mit erhöhter Letalität beobachtet.[2] In Süd-Kalifornien wurde bei mehreren Patienten die Variante VGIII nachgewiesen.

Virulenz[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Pilz ist für immunschwache Patienten schon immer gefährlich gewesen: Die Letalitätsrate wird auch bei einer adäquaten antifungalen Therapie auf 10 bis 25 Prozent geschätzt.[3] Die im Jahr 2010 neue Variante ist noch virulenter und kann auch gesunde Menschen sowie domestizierte Tiere über die Atemwege angreifen, wobei von infizierten Bäumen – Wirtspflanzen sind üblicherweise Eucalyptus camaldulensis und andere Eukalyptus-Spezies – stammende Sporen inhaliert werden.[4][5] Die Kryptokokkose genannte Krankheit ist schwer zu diagnostizieren, lässt sich aber durch Antimykotika als Tabletten und Infusionen behandeln. Zu den Symptomen gehören wochenlanger Husten, Schmerzen in der Brust, Kurzatmigkeit, Fieberanfälle, Gewichtsverlust, Schweißausbrüche und Kopfschmerzen.[6] Asymptomatisch bis mittelgradig symptomatisch Infizierte werden üblicherweise mit Fluconazol behandelt, bei schweren Verläufen wird liposomales Amphotericin B in Kombination mit Flucytosin angewendet.[7]

Cryptococcus gattii befällt auch Haustiere wie Hunde, Katzen und Schafe, die unter Schleimbildung in der Nase sowie Atem- und Nervenschmerzen mit Beeinträchtigung der Lymphknoten leiden.

Möglicherweise durch Abholzung und Bauarbeiten gelangten die Sporen in den Pazifik, wo sie eine Bedrohung für Delfine und Seelöwen darstellen. Der erste Delfin in der Salish Sea (zwischen Vancouver Island und dem US-Bundesstaat Washington) könnte bereits 1997 dem Pilz zum Opfer gefallen sein.[8]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Wikispecies: Cryptococcus gattii – Artenverzeichnis

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Hansong Ma, Ferry Hagen, Dov J. Stekel, Robin C. May: The fatal fungal outbreak on Vancouver Island is characterized by enhanced intracellular parasitism driven by mitochondrial regulation. In: PNAS, Vol. 106, No. 31. 4. August 2009, abgerufen am 1. Januar 2024 (englisch, bearbeitet von Joan Wennstrom Bennett, Rutgers, The State University of New Jersey, New Brunswick, NJ am 19. Juni 2009).
  2. Edmond J. Byrnes, Wenjun Li, Yonathan Lewit, Hansong Ma, Kerstin Voelz: Emergence and Pathogenicity of Highly Virulent Cryptococcus gattii Genotypes in the Northwest United States. In: PLoS Pathogens. Band 6, Nr. 4, 22. April 2010, S. e1000850, doi:10.1371/journal.ppat.1000850.
  3. S. S. Li, C. H. Mody: Cryptococcus. In: Proceedings of the American Thoracic Society. Band 7, Nr. 3, 15. Mai 2010, S. 186–196, doi:10.1513/pats.200907-063AL.
  4. Cryptococcus Gattii Information Homepage. In: Cryptococcus Gattii Information Homepage. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 31. Mai 2010; abgerufen am 24. September 2010 (englisch).
  5. Mycology Online: Cryptococcus Gattii. In: Mycology Online. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 21. Februar 2011; abgerufen am 24. September 2010 (englisch).
  6. Gefährlicher Hefepilz. In: Bild der Wissenschaft. 23. April 2010, abgerufen am 9. September 2019.
  7. Treatment for C. gattii Infection. In: Fungal Diseases. CDC - Centers for Disease and Control and Prevention, 19. November 2020, abgerufen am 9. Dezember 2023 (englisch).
  8. Daniel Lingenhöhl: Tödliche Pilzseuche begann an Land, auf: spektrum.de vom 22. Oktober 2021