Currywurst

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Currywurst in Pappschale und mit „Pommesgabel

Die Currywurst ist eine Bratwurst oder eine Brühwurst, die je nach Zubereitungsart frittiert oder gebraten und meist geschnitten mit einer Sauce auf Basis von Ketchup oder Tomatenmark und Currypulver serviert wird. Die üblichen Beilagen sind Brötchen oder Pommes frites.

Geschichte

Berliner Herkunft

Gedenktafel für Herta Heuwer

Nach weit verbreiteter Auffassung ist die Currywurst in der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg in Berlin entstanden. Die Gastronomin Herta Heuwer, die seit dem Sommer 1949 einen Imbissstand an der Ecke Kant-/Kaiser-Friedrich-Straße im Berliner Ortsteil Charlottenburg betrieb, nahm für sich in Anspruch, die typische Currywurstsauce im September 1949 erfunden, zur gebratenen Wurst serviert und damit effektiv die Currywurst erfunden zu haben. Sie versah ihr Geschäft später mit Anschriften wie: „1. Currywurst-Braterei der Welt“ und „Eine von uns erdachte Berliner Spezialität“ und ließ sich 1959 die Wort-Bild-Marke „Chillup“ für ihre Sauce eintragen – eine Zusammenziehung von Chili und Ketchup, verzeichnet am 21. Januar 1959 auf Anmeldung vom 21. Februar 1958 unter der Nummer 721319 als Warenzeichen für „Spezial-Sosse“ in der Zeichenrolle des Deutschen Patentamts[1] – Heuwer bezeichnete das unzutreffend als „Patent“. Die Firma Kraft (→ Mondelēz) soll sich nach Darstellung Heuwers erfolglos bei ihr um das Rezept und das Markenrecht bemüht haben. Sie bestand zeitlebens darauf, weder Ketchup noch eine fertige Würzmischung verwendet, sondern die Sauce mit Tomatenmark angerührt und mit einzelnen Gewürzen sorgfältig abgeschmeckt zu haben. Im hohen Alter hatte sie etliche Fernsehauftritte und ließ sich als „Erfinderin der Currywurst“ feiern. Das 2009 in Berlin eröffnete Deutsche Currywurstmuseum folgt dieser Sichtweise.[2][3] Seit 2003 befindet sich am ehemaligen Standort ihres Imbisses (→ Kantstraße 101) eine Gedenktafel zu Ehren Herta Heuwers.

Heuwer kann die Entwicklung der Currywurst offenbar nicht ganz für sich alleine beanspruchen. Zum einen erscheinen gewisse Details ihrer Darstellung nicht plausibel. Sie wollte sich genau erinnern, dass es am 4. September 1949, als sie ihre Sauce zum ersten Mal anrührte, ausgiebig regnete, wogegen es nach den Wetteraufzeichnungen ein trockener Tag gewesen sein soll.[3] Zum anderen ist vor allem die Rolle des Schlachters Max Brückner aus Johanngeorgenstadt im Erzgebirge zu berücksichtigen. Dieser war nach Kriegsende nach West-Berlin gekommen, hatte mit einigen Mitarbeitern aus der Heimat einen Betrieb in Berlin-Spandau gegründet und verfügte über ein selbstentwickeltes Verfahren zur Herstellung von Wurst ohne Darm, die als „Spandauer ohne Pelle“ zu Bekanntheit gelangte. Er tat sich Anfang der 1950er Jahre mit dem ebenfalls aus dem Erzgebirge stammenden Frank Friedrich zusammen. Das von ihnen aufgebaute Unternehmen Maximilian besteht noch.[2][4] Auf älteren Versionen der Website befanden sich ausführliche Darstellungen der Unternehmensgeschichte und der Zusammenarbeit mit Herta Heuwer. Demnach führten Heuwers „erste Saucenkreationen“ 1949 noch zu keinem großen Erfolg. Erst zusammen mit Frank Friedrich hätte sie das endgültige Rezept entwickelt, das sie von da an in ihrem Imbiss verkauft habe. Allerdings wird in dieser Darstellung betont, dass die Currywurst als Gericht Heuwers Erfindung war, denn die Idee zur Saucenzugabe sei ihre gewesen.

„Hat Herta Heuwer die Currywurst erfunden? Da bestehen heute keine Zweifel mehr, dass dem so war. Die Verbindung darmlose ‚Spandauer ohne Pelle‘ und ihr Gedanke diese mit einer eigenen Würzsauce, einem Ketchup zu verbinden ist eindeutig ihre Idee. Für den geschmacklichen Erfolg hingegen ist in Abstimmung mit Herta Heuwer Frank Friedrich, der heutige Senior und damalige Juniorpartner des Firmengründers Max Brückner verantwortlich, der die finale geschmackliche Abstimmung der Wurst und der Sauce verantwortete.[4]

Der Erfolg von Brückners pellenloser Wurst war der Notlage der Nachkriegszeit zuzuschreiben. Naturdarm war nach dem Zweiten Weltkrieg Mangelware. Zur Wurstherstellung wird das Brät (Fleisch-/Fettmasse) in einen Darm gepresst und steift dort aus. So erhält die Wurst ihre Form. Mit der neuen Herstellungsmethode von Brückner erhielt die Wurst ohne Darm ihre Form. Erster Kunde war die Familie Jankowitz aus Spandau. Die „Spandauer ohne Pelle“ kam zusammen mit der beliebten Tomatensoße (nach Herta Heuwers Vorbild) gut an. Später, als andere Imbissverkäufer diese Wurst verkauften, setzte sich der Name „Currywurst ohne Darm“ durch.[5]

Hamburger Legende

Für Hamburg besteht eine alternative Darstellung. Die Currywurst soll danach in den ersten Nachkriegsjahren in der Hansestadt erfunden worden sein. Seit 1993 Uwe Timms Novelle Die Entdeckung der Currywurst veröffentlicht wurde, ist dies literarisch verarbeitet. Die Erfindung schreibt Timm seiner (fiktiven) Lena Brücker zu. In der Geschichte betreibt sie einen Imbiss am Großneumarkt in der Neustadt und habe die erste Currywurst bereits 1947 serviert. Die Figur und die konkret geschilderten Vorgänge sind frei ausgedacht. Timm selbst beschreibt Lena Brücker als fiktive Stellvertreterin „dieser wunderbaren Frauen, von denen es viele gab. Die haben den Großteil des Wiederaufbaus gestemmt, die waren sehr präsent damals.“ Er erinnere sich, bereits 1947 am Imbissstand einer Frau auf dem Großneumarkt eine Currywurst gegessen zu haben. Konkretere Anhaltspunkte als diese Kindheitserinnerung (Timm ist Jahrgang 1940) benennt er nicht.

Als bekannt wurde, dass in Berlin die Gedenktafel für Herta Heuwer angebracht werden sollte, ereiferten sich einige Hamburger darüber unter medialer Begleitung, unter anderem durch die Hamburger Morgenpost. In einer offenbar als Scherz zu verstehenden Artikelserie wurde die Berliner Ehrung als Anmaßung kritisiert. Der Innensenator Ronald Schill enthüllte im Ergebnis eine Gedenktafel an einem Haus am Großneumarkt (Nr. 10, Ecke Wexstraße).[6] Die Gedenktafel ist inzwischen nicht mehr vorhanden.

Varianten

Currywurst wird regional unterschiedlich zubereitet. Die Angebotsbreite zeigt ein Vergleich zwischen der Berliner Currywurst und der Currywurst aus dem Ruhrgebiet.

Berliner Currywurst

Konnopke’s Imbiß in der Schönhauser Allee, Berlin

Bei der Berliner Currywurst gibt es zwei grundlegende Varianten: mit und ohne Darm. Die Würste ohne Darm sind walzenförmig und von weißlicher Farbe, vergleichbar den bayrischen Wollwürsten. Anforderungen zur Beschaffenheit der Berliner Currywurst wurden bereits 1951 zwischen den Berliner Behörden und der Fleischerinnung abgesprochen; daraus ergab sich eine sogenannte Berliner Verkehrsauffassung, die später von der zuständigen Landesbehörde festgeschrieben und am 20. August 1967 in der Allgemeinen Fleischer-Zeitung veröffentlicht wurde. Dieser Auffassung zufolge, die Jahrzehnte später in Berlin anerkannt war, muss als Wurst eine feine, nicht gepökelte und nicht geräucherte Bratwurst mittlerer Qualität mit einem maximalen Fremdwasserzusatz von fünf Prozent verwendet werden. Einfache Qualitäten oder andere Würste dürfen daher nicht als „Currywurst“ angeboten werden, sondern beispielsweise als „Bratwurst mit Curry“ oder „Dampfwurst mit Curry“.[7]

Beide Varianten werden zuerst im Ganzen gebraten, wobei sie meist in einer Fettwanne etwa zur Hälfte mit heißem Fett bedeckt sind. Bei der Abgabe wird die Wurst von Hand in mundgerechte Stücke geschnitten – einige traditionelle Imbissstände wie Krasselt’s Imbiß in Berlin-Steglitz servieren Currywurst nur mit einem schrägen Schnitt. Dabei sind beide Wursthälften mit einem Holzpieker versehen. Abschließend wird die Wurst mit der Sauce übergossen und reichlich mit Currypulver bestreut (oder umgekehrt). Auf Wunsch werden noch Cayennepfeffer (Bestellung: „scharf“ oder „extra scharf“) oder zerstoßene getrocknete Chilischoten (Bestellung: „mit Körnern“) hinzugefügt. Die Zugabe von Worcestersauce oder „scharfen Zwiebeln“ (gehackten rohen Zwiebeln mit Chili) kann gewünscht sein. Ein spezielles Ketchup auf Basis von Tomatenmark und Gewürzen wird oft vom Stand selbst hergestellt und oft warm über die Wurststücke gegeben.

Currywurst mit Pommes frites

In den 1960er Jahren wurde die Currywurst in Ost-Berlin bekannt – unter anderem durch Konnopke’s Imbiß. Angeboten wurde zu DDR-Zeiten nur Currywurst ohne Darm, Bratwürste wurden schon vorher ohne Darm hergestellt. Serviert wurde die Wurst ungeschnitten am Stück mit Currypulver und kaltem dünnflüssigen Ketchup (oder kalter dickflüssiger Tomatensauce). Für den Verzehr mit den Fingern wurde ein Wurstende ohne Sauce belassen.

Die typische Beilage ist ein kleines weiches Brötchen, mit dem sich die Sauce besonders gut tunken lässt. In Ost-Berlin war es eine normale Schrippe oder eine Scheibe ungetoastetes Toastbrot. Eine andere typische Beilage sind Pommes frites, oftmals mit Mayonnaise.

Currywurst aus dem Ruhrgebiet

Der Profi-Grill in Wattenscheid

Im Ruhrgebiet und seiner Umgebung wird Currywurst aus Bratwurst hergestellt, ist also nicht gepökelt und geräuchert, aber kräftiger gewürzt. Zum Zerschneiden dient häufig ein Currywurst-Schneider mit mehreren Klingen, der sie mit einer Handbewegung zerkleinert, oder eine an einen Fleischwolf erinnernde Maschine, die mit rotierenden Messern arbeitet. Dieser elektrische Currywurst-Schneider wurde 1963 in Radevormwald entwickelt, mit der der Erfinder den Grundstock für seine Friedhelm Selbach GmbH legte.

Die Zugabe von zerstoßenen Chilischoten ist unüblich, für die gewünschte Schärfe sorgt gegebenenfalls Cayennepfeffer. Auf Wunsch wird Schaschliksauce dazugegeben, ein dunkler Bratensaft, der beim Schmoren der meist ebenfalls angebotenen Fleischspieße entsteht.

Volkswagen-Currywurst

Volkswagen-Currybockwurst und
-ketchup
Wurstherstellung in der Metzgerei des Volkswagenwerks in Wolfsburg, 1973

Über die Werksgrenzen hinaus ist die Currywurst der Volkswagen-Kantinen in Wolfsburg bekannt. Die Currybockwurst wird seit 1973 zum Verzehr angeboten.[8] 2014 stellte die VW-Fleischerei 6,3 Millionen Stück her[9]. Die Wurst hat mit rund 20 Prozent einen halb so hohen Fettanteil im Vergleich zu vielen anderen, und sie enthält keine Phosphate, Milcheiweiß oder Glutamate.[10] Curry und Pfeffer werden dem Fleisch schon vor dem Räuchern und Garbrühen beigemischt.[11] Das VW-Gewürzketchup kann über VW-Vertragshändler bezogen werden. Auch in Supermärkten in Teilen Niedersachsens sind VW-Currywurst und VW-Gewürzketchup erhältlich.[9] Sie wurde ins Berliner Currywurstmuseum aufgenommen.[12]

Diverses

  • Die Kombination von Currywurst und Pommes frites mit Mayonnaise wird vielerorts als Mantateller oder Mantaplatte bezeichnet, in Anspielung auf die Fahrer des Opel Manta, über die Anfang der 1990er Jahre zahlreiche Witze im Umlauf waren und ihnen damit diese Zusammenstellung als Leibgericht zugeschrieben wurde.
  • In Neuwied wird jährlich ein Wochenende lang das „Festival der Currywurst“ gefeiert.[13]
  • Einige gastronomische Betriebe „zelebrieren“ Currywurstgerichte, indem sie sie mit Trüffeln oder mit Blattgold bestreut servieren.[14]

Ereignisse

  • 1982: Lied Currywurst, gesungen von Herbert Grönemeyer[15]
  • 1993: Novelle Die Entdeckung der Currywurst, verfasst von Uwe Timm
  • 2002: Im Zusammenhang mit der Kritik an der Vergabe von Patenten auf Leben meldete Greenpeace auf Grundlage der Richtlinie 98/44/EG über den rechtlichen Schutz biotechnologischer Erfindungen ein Patent auf „Richtig leckere Currywurst“ an. Sinn der Aktion war es, auf die Problematik dieser Art von Patenten hinzuweisen. Im Fall einer Patenterteilung hätte Greenpeace das Recht, die Herstellung und den Verkauf von Currywurst allgemein zu kontrollieren oder zu verbieten.[16]
  • 2003: Gedenktafel am Gebäude Kantstraße 101 in Berlin, wo sich einst Herta Heuwers Imbissstand befand
  • 2009: Der Hamburger Imbiss Curry Queen wurde als erster Currywurst-Imbiss vom Gault-Millau ausgezeichnet.[17]
  • 2009: Eröffnung des Deutschen Currywurst-Museums mit Herta Heuwer-Raum
  • 2011: Briefmarke der Deutschen Post mit einer Curry-Wurst im Motiv

Literatur

Weblinks

Commons: Currywurst – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wiktionary: Currywurst – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

  1. Warenzeichenblatt Nr. 4 vom 28. Februar 1959, Teil II (eingetragene Zeichen) S. 327 (online); Wiedergabe der Veröffentlichung im Warenzeichenblatt. Die Schutzdauer betrug 20 Jahre ab dem Tag der Anmeldung, endete also am 21. Februar 1978.
  2. a b Gerd Rüdiger: Currywurst. Ein anderer Führer durch Berlin. be.bra, Berlin 1995, ISBN 3-930863-03-0.
  3. a b Petra Foede: Wie der Earl das Sandwich entdeckte. Kindle eBook 2012
  4. a b Archivierte Texte von der Website der Maximilian Fleischwaren GmbH von 2012:
    • Myhten und Wahrheit rund um die Currywurst. Maximilian Fleischwaren, archiviert vom Original am 2. August 2012; abgerufen am 28. Mai 2015.
    • Die Geschichte der Currywurst. Maximilian Fleischwaren, archiviert vom Original am 17. August 2012; abgerufen am 28. Mai 2015.
  5. Currywurst – die Erfindung: Nur ohne ist sie das Original
  6. Artikel in der Hamburger Morgenpost:
  7. Jahresbericht des Landeslabors Berlin-Brandenburg 2012. (PDF; 5,8 MB) Landeslabor Berlin-Brandenburg, 2012, S. 27, abgerufen am 21. Februar 2015.
  8. Die Meister der Currywurst (PDF-Datei; 631 kB). In: Metallzeitung 2/2009
  9. a b WAZ online 16. Januar 2015: VW-Rekord: 7,8 Millionen Würste
  10. Weltrekord: 4,8 Millionen Currywürste im Jahr
  11. PDF
  12. VW-Currywurst in Berliner Currywurstmuseum
  13. Bericht auf der Homepage der Stadt Neuwied
  14. Tobias Dammers: Teures Fast-Food: Imbissbuden wandeln sich zu Gourmettempeln. Wirtschaftswoche, 6. Dezember 2013, abgerufen am 26. Juli 2015.
  15. Das Lied erschien 1982 auf dem Grönemeyer-Album Total Egal. Es wurde als Single ausgekoppelt, erreichte nicht die deutschen Musikcharts. Der Text stammt von Diether Krebs und Horst-Herbert Krause, die Musik von Jürgen Triebel. Inspiriert wurden die Künstler nach eigener Aussage durch regelmäßige Besuche der Bochumer Imbissbude Bratwursthaus.
  16. Greenpeace: Keine Patente auf Leben
  17. Hohe Ehrung für clevere Wurstbrater