Keulenmuscheln

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Keulenmuscheln

Kleine Keulenmuschel (Cuspidaria cuspidata)

Systematik
Unterklasse: Heterodonta
Euheterodonta
Überordnung: Anomalodesmata
Ordnung: Septibranchia
Überfamilie: Cuspidarioidea
Familie: Keulenmuscheln
Wissenschaftlicher Name
Cuspidariidae
Dall, 1886

Die Keulenmuscheln (Cuspidariidae)[1] sind eine Muschel-Familie aus der Großgruppe der Anomalodesmata.

Merkmale[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die leicht ungleichklappigen, kleinen bis mittelgroßen Gehäuse sind hinten verlängert („geschnäbelt“), der „Schnabel“ ist oft zu einer Röhre umgebildet. Die rechte Klappe ist etwas kleiner als die linke Klappe. Der Gehäusekörper ist rundlich, oder auch eiförmig und stark aufgebläht. Bezogen auf den Gehäusekörper liegen die orthogyraten Wirbel annähernd in der Mitte. Schlosszähne können vorhanden sein, fehlen aber bei vielen Gattungen. Das Ligament liegt extern. Die Mantelbucht ist seicht.

Die Schale ist dünn und zerbrechlich. Sie ist aragonitisch mit einer homogenen inneren Lage und einer homogenen äußeren Lage. Das Periostracum ist dünn und blättert leicht ab. Die Ornamentierung besteht aus mehr oder weniger stark ausgeprägten, randparallelen Anwachsstreifen oder auch Rippen. Es können auch radialen Elemente vorhanden sein. Bei einigen Gattungen ist der hintere Gehäuseteil durch einen (selten zwei) vom Wirbel ausgehenden Kiel aufgesetzt. Es sind zwei annähernd gleich große Schließmuskeln vorhanden.

Die Siphonen sind sehr lang und ausstreckbar.

Geographische Verbreitung und Lebensraum[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Familie ist weltweit verbreitet. Sie leben bevorzugt in tieferem Wasser, etwa vom äußeren Schelf bis in bathyale und abyssale Zonen.

Ernährung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ähnlich wie die Muscheln der Familien Verticordiidae und Poromyidae leben auch die Cuspidariidae als Fleischfresser, die insbesondere kleine Krebse fangen. In der Klasse der Muscheln – in der großen Mehrzahl Strudler – bilden diese Familien damit eine Ausnahme. Das horizontale Septum, das bei den diese Familien umfassenden Septibranchia die Mantelhöhle in zwei Kammern teilt, spielt beim Beutefang eine entscheidende Rolle. Der Sipho mit der Einströmöffnung wird als Fangorgan verwendet, das rasch in Richtung der Beute vorgestreckt werden kann, nachdem diese auf Grund niederfrequenter Bewegungen durch Mechanorezeptoren an den sensorischen Tentakeln geortet worden ist. Durch die Kontraktion des Septums wird ein starker einströmender Wasserstrom erzeugt und die Beute wird in die Mantelhöhle eingesaugt, wo sie vom großen trichterförmigen Mund aufgenommen wird. Die Klappe an der Basis des Sipho verhindert ein Entweichen. Die Verdauung der Proteine mithilfe einer starken Protease erfolgt im Magen der Muschel.[2][3]

Taxonomie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Taxon wurde 1886 von William Healey Dall aufgestellt.[4] Sie ist heute allgemein anerkannt. Unsicherheiten bestehen über die Anzahl der Gattungen. Nach MolluscaBase gliedert sich die Familie Cuspidariidae in folgende Gattungen:[5]

Als Synonyme werden angesehen: Cardiomyidae Scarlato & Starobogatov, 1983, Myoneridae Scarlato & Starobogatov, 1983 und Neaeridae Hidalgo, 1916.[5]

Belege[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Rudolf Kilias: Lexikon Marine Muscheln und Schnecken. 2. Aufl., 340 S., Verlag Eugen Ulmer, Stuttgart 1997, ISBN 3-8001-7332-8 (S. 86/87)
  • Fritz Nordsieck: Die europäischen Meeresmuscheln (Bivalvia). Vom Eismeer bis Kapverden, Mittelmeer und Schwarzes Meer. 256 S., Gustav Fischer Verlag, Stuttgart 1969 (S. 153)
  • Guido Poppe, Yoshihiro Goto: European Seashells Volume 2 (Scaphopoda, Bivalvia, Cephalopoda). 221 S., Verlag Christa Hemmen, Wiesbaden 1993 (2000 unv. Nachdruck), ISBN 3925919104 (S. 132)
  • Myra Keen: Family Cuspidariidae Dall, 1886. In: Raymond Cecil Moore (Hrsg.): Treatise on invertebrate paleontology. Mollusca, 6, Bivalvia 2. S.N854/55, New York, 1969.

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Fritz Gosselck, Alexander Darr, Jürgen H. J. Jungbluth, Michael Zettler: Trivialnamen für Mollusken des Meeres und Brackwassers in Deutschland. Mollusca, 27(1): 3–32, 2009 PDF
  2. J. A. Allen, Rhona E. Morgan: The functional morphology of Atlantic deep water species of the families Cuspidariidae and Poromyidae (Bivalvia): an analysis of the evolution of the septibranch condition. Philosophical transactions of the Royal Society of London: B, Royal Society London, Volume 294, Issue 1073, London 1981.
  3. Robert G. B. Reid, Alison M. Reid (1974): The carnivorous habit of members of the septibranch genus Cuspidaria (Mollusca: Bivalvia). Sarsia, 56 (1), S. 47–56, DOI: 10.1080/00364827.1974.10411261
  4. William Healey Dall: Reports on the results of dredging, under the supervision of Alexander Agassiz, in the Gulf of Mexico (1877-78) and in the Caribbean Sea (1879-80), by the U. S. Coast Survey Steamer Blake, Lieut.-Commander C. D. Sigsbee, U. S. N., and Commander J. R. Bartlett, U. S. N., commanding. XXIX. Report on the Mollusca. Part 1. Brachiopoda and Pelecypoda. Bulletin of the Museum of Comparative Zoology, 12(6): 171–318, Cambridge, Massachusetts 1886 Online bei www.biodiversitylibrary.org (S. 196)
  5. a b MolluscaBase: Cuspidariidae Dall, 1886