Dürr AG

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Dürr AG

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Rechtsform Aktiengesellschaft
ISIN DE0005565204
Gründung 1896[1]
Sitz Stuttgart, Deutschland Deutschland
Leitung
  • Jochen Weyrauch,
  • Dietmar Heinrich,
Mitarbeiterzahl 20.597 (2023)[2]
Umsatz 4,6 Mrd. Euro (2023)[2]
Branche Maschinen- und Anlagenbau, Automobilzulieferer
Website www.durr-group.com
Stand: 31. Dezember 2023

Die Dürr AG mit Sitz in Stuttgart und Hauptverwaltung in Bietigheim-Bissingen ist ein börsennotierter Maschinen- und Anlagenbauer, der 1896 in Cannstatt durch Paul Dürr gegründet wurde. Zu den Kunden zählen Automobilhersteller und -zulieferer. Weitere Abnehmerbranchen sind zum Beispiel der Maschinenbau, die Chemie- und Pharmaindustrie und die holzbearbeitende Industrie.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Paul Dürr Bauflaschnerei 1896
Das Dach des Kunstgebäudes in Stuttgart
Die erste Dürr-Anlage zur chemischen Oberflächenbehandlung

Die Geschichte des Unternehmens begann im Jahr 1896 mit der Gründung einer Bauklempnerei in der Brunnenstraße in Bad Cannstatt durch Paul Dürr (1871–1936).[3] Dürr stellte unter anderem Dachrinnen und Ornamente für die königlichen Schlösser her[4] und erweiterte den Betrieb 1898 durch ein Wohnhaus mit Lagerräumen an der Ecke Hofener Straße/Olgastraße in Bad Cannstatt. Für eine Arbeit am Dach des Stuttgarter Kunstgebäudes erhielt Dürr 1913 den Titel Königlich Württembergischer Hofflaschnermeister. 1917 wurde der Betrieb auf Blechbearbeitung ausgeweitet und Kontakte zur Fahrzeugindustrie aufgebaut.

1932 übergab Paul Dürr das Unternehmen an seinen Sohn Otto Dürr. 1936 entstand in Stuttgart-Zuffenhausen ein Zweigbetrieb. 1938 wurde ein Konstruktionsbüro eingerichtet und ein Ingenieur beschäftigt, so dass auch komplizierte Blechteile produziert werden konnten. Der Betrieb wurde während des Zweiten Weltkriegs in die Rüstungsproduktion einbezogen, die Blechteile für das NSU-Kettenkrad stammten von der Firma Dürr. 1943 wurde das Stammwerk in Bad Cannstatt bei einem Bombenangriff zerstört.

Im Jahr 1950 wurde mit dem Anlagenbau begonnen, es entstand eine Anlage für die chemische Oberflächenbehandlung. 1963 installierte Dürr im Ford-Werk Genk die erste Anlage zur elektrophoretischen Tauchlackierung. 1964 und 1966 wurden Tochterunternehmen in Brasilien und Mexiko gegründet.

1978 weitete Dürr sein Unternehmen auf die Bereiche Automatisierung und Fördertechnik aus. 1989 ging Dürr an die Börse und übernahm die Behr-Gruppe. Somit waren alle Kernkompetenzen des Lackieranlagenbaus in einem Unternehmen vereinigt. 1999 übernahm Dürr das französische Unternehmen Alstom Automation und die amerikanische Premier Group, im Jahr 2000 wurde der Messtechnik-Konzern Carl Schenck Teil der Dürr-Gruppe. 2003 erhielt Dürr seinen bislang größten Auftrag: General Motors bestellt drei Lackierereien für Nordamerika. Im Sommer 2009 verlagerte Dürr seine Konzernverwaltung an den Standort Bietigheim-Bissingen.

Nach 23 Jahren an der Spitze des Aufsichtsrats der Dürr AG legte Heinz Dürr sein Amt im April 2013 nieder. 2014 erwarb Dürr mit Homag den Marktführer für Maschinen und Systeme in der holzbearbeitenden Industrie.

2018 hat Dürr das industrielle Umwelttechnikgeschäft des US-Unternehmens Babcock & Wilcox Enterprises, Inc. (B&W) erworben.[5]

2023 beschäftigte die Dürr AG rund 20.500 Mitarbeiter und verfügte über 142 Standorte in 32 Ländern.[2]

Börse[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Dürr ist seit dem 4. Januar 1990 an der Börse notiert; die Aktie ist im MDAX vertreten.

Eigentümerstruktur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Anteil Anteilseigner
26,2 % Heinz Dürr GmbH, Berlin
70,3 % Streubesitz
3,5 % Heinz und Heide Dürr Stiftung, Berlin

Stand: 21. April 2022[6]

Geschäftsbereiche[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Konzern agiert mit drei globalen Marken Dürr, Schenck und Homag und hat fünf Geschäftsbereiche:[7]

Geschäftsbereich (nur in englischer Sprache) Beschreibung Umsatz (2023) Mitarbeitende
Paint and Final Assembly Systems Lackierereien sowie Endmontage-, Prüf- und
Befülltechnik für die Automobilindustrie
1363,3 Mio. Euro 4.772
Application Technology Roboter und Produkte für den automatischen
Auftrag von Lack sowie Dicht- und Klebstoffen
614,0 Mio. Euro 2.084
Clean Technology Systems Abluftreinigungsanlagen, Beschichtungsanlagen
für Batterieelektroden und Schallschutzsysteme
481,2 Mio. Euro 1.525
Industrial Automation Systems Automatisierte Montage- und Prüfsysteme
für Automobilkomponenten, Medizinprodukte und
Konsumgüter sowie Auswucht- und Diagnosetechnik
590,7 Mio. Euro 4.240
Woodworking Machinery and Systems Maschinen und Anlagen für die
holzbearbeitende Industrie
1.625,1 Mio. Euro 7.348

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Ingo Stader / Jesko Dahlmann: Vom königlichen Hofflaschner zum Weltmarktführer. 125 Jahre Dürr. Hanser, München 2021, ISBN 978-3-446-47262-4.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Dürr AG – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Historie. In: durr-group.com. Abgerufen am 24. Januar 2020.
  2. a b c Factsheet des Dürr-Konzerns. In: durr-group.com. Abgerufen am 28. Februar 2024.
  3. Inside News, internationales Mitarbeitermagazin für den Dürr-Konzern 2015/12 S. 5.
  4. Werner Buthge: Wie die Industrie nach Stuttgart fand. Von Drogen, Autos, Büstenhaltern und anderen "Sünden" der Vergangenheit. Stuttgart 2017, S. 57.
  5. Dürr kauft in den USA zu und erweitert Umwelttechnikgeschäft. In: finanznachrichten.de. 6. Juni 2018, abgerufen am 18. September 2019.
  6. Aktionärsstruktur. In: durr-group.com. Abgerufen am 10. Juni 2022.
  7. Vorläufige Geschäftszahlen 2023. (PDF) In: durr-group.com. S. 7, abgerufen am 28. Februar 2024.