Darwinscher Dämon

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Der darwinsche Dämon (engl. darwinian demon) ist ein Gedankenexperiment. Es soll veranschaulichen, dass Organismen Kompromisse bezüglich ihrer Anpassung an die Umwelt eingehen müssen.[1] Der darwinsche Dämon ist nach Charles Darwin, dem britischen Naturforscher und Begründer der Evolutionstheorie, benannt.

Beschreibung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der darwinsche Dämon ist ein idealisierter hypothetischer (weiblicher) Organismus, der alle Parameter seiner Fitness maximiert. Er besitzt eine unendliche Lebenserwartung und unbegrenzte Fruchtbarkeit. Er beginnt unmittelbar nach seiner Geburt mit der Reproduktion. Während seines unendlich langen Lebens hat er eine möglichst hohe Reproduktionsrate mit sehr vielen Nachkommen. Er kann sich unbegrenzt verbreiten und überall und jederzeit Partner für die Paarung finden.[2] Diese Annahmen verstoßen gegen kein physikalisches Gesetz[3]. Wenn alle Ressourcen ohne Beschränkung zur Verfügung stehen würden, so wird argumentiert, müsste der darwinsche Dämon existieren.

Dass ein solches Wesen nicht existiere, zeige, dass für jeden Organismus die Ressourcen limitiert sind. Er muss sich den gegebenen Randbedingungen seiner Umwelt anpassen, um den Fortbestand und Erfolg seiner Art zu sichern. Die vorhandenen Ressourcen (Energie) muss er zwischen seinem eigenen Wachstum, dem Erhalt seiner Grundfunktionen und der Fortpflanzung aufteilen. Dabei ergibt sich ein Problem der Verteilung der knappen Ressourcen (Allokationsproblem). Jeder Organismus muss dieses Allokationsproblem für sich selbst lösen. Nach der Life-history-Theorie (life history theory) werden dazu unterschiedliche Strategien (Lebenszyklusstrategien) verfolgt.[4]

Das Gedankenexperiment und der Begriff darwinscher Dämon stammen aus dem Jahr 1979 von dem Briten Richard Law.[5][2] Die Bezeichnung wurde von ihm in Analogie zu dem bekannten Maxwellschen Dämon[6] gewählt.[3]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. N. H. Barton: Evolution. CSHL Press, 2007, ISBN 0-879-69684-2, S. 557. eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche
  2. a b R. Law: Optimal Life Histories under age-specific Predation: In: The American Naturalist 114, 1979, S. 399–417.
  3. a b O. Leimar: Evolutionary change and Darwinian demons. (PDF; 138 kB) In: Selection 2, 2001, S. 65–72. doi:10.1556/Select.2.2001.1-2.5
  4. P. M. Kappeler: Verhaltensbiologie. Verlag Springer, 2005, ISBN 3-540-24056-X, S. 41f eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche
  5. R. Ferrière u. a.: Evolutionary conservation biology. Cambridge University Press, 2004, ISBN 0-521-82700-0, S. 202
  6. J. C. Maxwell: Theory of Heat. Longmans, Green and Co, London, 1908

Weiterführende Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]