Das indische Grabmal (1921)

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Film
Titel Das indische Grabmal
Produktionsland Deutschland
Originalsprache Deutsch
Erscheinungsjahr 1921
Länge restaurierte Fassung: 212 Minuten
Altersfreigabe
Stab
Regie Joe May
Drehbuch Thea von Harbou
Fritz Lang
Produktion May-Film GmbH
Musik Wilhelm Löwitt
Kamera Werner Brandes und Karl Puth
Besetzung

Das indische Grabmal ist ein Monumentalfilm und Stummfilm des Regisseurs Joe May in zwei Teilen. Der erste Teil trägt den Titel „Die Sendung des Yoghi“, der zweite Teil heißt „Der Tiger von Eschnapur“. Das Drehbuch schrieben Fritz Lang und Thea von Harbou nach dem gleichnamigen Roman von Thea von Harbou, gefilmt wurde in Woltersdorf und Rüdersdorf bei Berlin. Die Uraufführung fand am 22. Oktober 1921 (1. Teil) und am 19. November 1921 (2. Teil) im Ufa-Palast am Zoo in Berlin statt.

Handlung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Teil 1: Die Sendung des Yoghi

Der Maharadscha von Eschnapur entsendet seinen Yoghi Ramigani zum Architekten Herbert Rowland nach England. Dieser soll für die Gemahlin des Maharadscha ein Grabmal bauen. Rowland unterliegt dem Bann des Yoghi und folgt ihm umgehend nach Indien. Er hinterlässt seiner Braut Irene einen Brief, der sie über das Ziel der Reise informiert, aber vom Yoghi weggezaubert wird. Irene findet dank Rowlands Diener dennoch das Reiseziel heraus und eilt ebenfalls nach Eschnapur. Der Maharadscha vertraut sich Rowland an. Es stellt sich heraus, dass Savitri, die Fürstin, noch lebt und in ihren Gemächern gefangengehalten wird. Weil sie eine Liebesaffäre mit dem britischen Offizier Mac Allan hatte, will der rachsüchtige Maharadscha beide mit dem Tode bestrafen. Die Tänzerin Mirrjha fungiert als heimliche Liebesbotin zwischen Mac Allen und der im Palast Gefangenen. Doch auch Rowland und Irene finden sich plötzlich als Gefangene in einem „goldenen Käfig“ wieder, der Willkür des Maharadscha ausgeliefert und unfähig, den schwerbewachten Palast zu verlassen. Der Maharadscha missbilligt Irenes Anwesenheit und verfügt eine Kontaktsperre zu Rowland, damit dessen Kreativität nicht beeinträchtigt wird und er in Ruhe arbeiten kann. Die Jäger des Maharadscha heften sich an Mac Allans Spuren. Er wird während einer Tigerjagd in einen Hinterhalt gelockt und kann nach wilder Schießerei und verzweifeltem Kampf nur mit knapper Not entkommen.

Teil 2: Der Tiger von Eschnapur

Irene erfährt, dass Rowland sich den Befehlen des Maharadscha widersetzt hat und den Kontakt zu ihr gesucht hat. Durch den Fluch eines Büßers ist er nun leprakrank geworden und vegetiert in Quarantäne im Hof der Aussätzigen vor sich hin. Auf Bitten von Irene wird er vom Yoghi Ramigani geheilt. Mac Allan wird nach kopfloser Flucht durch die Wildnis von den Tigerjägern des Maharadscha eingefangen und in den Kerker des Palastes geworfen. Der Maharadscha lässt ihn von seinen Tigern zerfleischen. Auch die Tänzerin Mirrjha ist als Vertraute der Fürstin nicht vor der Rache des Fürsten sicher. Sie wird durch einen gezielten Schlangenbiss ermordet. Sterbend warnt sie Rowland und Irene vor deren eigenen Tod. Also beschließen diese, gemeinsam mit der Fürstin zu fliehen. Des Nachts schießen sie sich den Weg aus dem Palast frei, rudern über den See, der diesen umschließt, und fliehen in ein steiles, felsiges Tal, dicht gefolgt vom Fürsten und seinen Häschern. Mit knapper Not entkommen sie über eine Hängebrücke, welche Irene vor ihrer Überquerung abschneidet. Als der eintreffende Maharadscha droht, Irene zu töten, wenn die Flüchtenden nicht aufgeben, stürzt sich die Fürstin verzweifelt in den Abgrund und stirbt. Der rachedurstige Maharadscha bricht zusammen und bereut seine Taten. Nun baut Rowland doch das geplante Grabmal, als Mahnmal einer großen Liebe und einer großen Schuld. Am Ende liegt auf dessen Vortreppe der Maharadscha, leidend, verzweifelt, in ein Büßergewand gehüllt, während Rowland und Irene sich auf den Heimweg nach England machen.

Bedeutung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das indische Grabmal ist ein opulenter Monumentalfilm mit vielen prächtigen exotischen Kostümen und Interieurs, zahlreichen Großbauten, hunderten von Statisten und mit exotischen wilden Tieren. Damit ist er typisch für die deutsche Kinoproduktion der Jahre nach dem Ersten Weltkrieg. Auch das dramaturgische Konzept mit zwei aufeinander aufbauenden abendfüllenden Teilen entspricht damaligen Gepflogenheiten und findet sich auch in anderen Produktionen jener Zeit wieder, z. B. in Dr. Mabuse, der Spieler oder Die Nibelungen. Auch vom österreichischen Monumentalfilm Sodom und Gomorrha existierte eine „Zweiabend“-Fassung.

Anmerkungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das indische Grabmal wurde von der May-Film GmbH des Regisseurs und Produzenten Joe May produziert, nachdem bereits die achtteilige exotisierende Serie Die Herrin der Welt (1919) kommerziell erfolgreich war. Ursprünglich war Drehbuchautor Fritz Lang auch als Regisseur des Films vorgesehen. Joe May zog das Projekt aber mit der Begründung an sich, Lang sei für ein solch teures und monumentales Filmprojekt zu jung und unerfahren. Daraufhin kehrte Lang der May-Film GmbH den Rücken und setzte die frühere Zusammenarbeit mit Produzent Erich Pommer bei der Decla-Bioscop fort.

Die Bauten und Kostüme stammten von Otto Hunte, Erich Kettelhut, Karl Vollbrecht und Martin Jacoby-Boy. May ließ auf dem Gelände seiner Produktionsstätte in Woltersdorf (bei Berlin) mehrere massive Großbauten für Das indische Grabmal errichten, darunter zwei Gopura-Tempelbauten und einen Maharadscha-Palast mit Garten und Tigerhof. Als Material diente der Kalkstein des benachbarten Steinbruchs. Tausende Statisten füllten als das Volk des Maharadscha von Eschnapur die Kulissen, der Zirkus Sarrasani stellte Tiere zur Verfügung. Die Produktionskosten für dieses Projekt sollen zwischen 20 und 24 Millionen Mark betragen haben.[1]

Die restaurierte deutsche Fassung wurde 1994 fertiggestellt. Sie ist im Handel (FSK ab 6 freigegeben) als Blu-ray erhältlich.

Eine US-amerikanische Fassung des Films mit englischen Zwischentiteln wurde 2000 von David Shepard restauriert. Eine DVD-Edition der restaurierten und viragierten Fassung ist bislang nur in den USA erhältlich.

1938 und 1959 wurde Das indische Grabmal in Deutschland neu verfilmt. Die Handlung dieser beiden Neuverfilmungen unterscheidet sich trotz ähnlicher Motive und Hauptpersonen erheblich von der ersten Version von 1921. In der Fassung von 1959 übernahm der aus den USA zurückgekehrte Fritz Lang die Regie.

2007 erschien das Hörbuch Das indische Grabmal. Es bildete den Auftakt zu der Hörbuch-Reihe Filme zum Hören, die darauf zielt, die literarischen Werke, die hinter populären Filmklassikern stehen, in Form eines neuen Mediums wieder in den Blick zu nehmen bzw. diesen Gehör zu verschaffen. Gelesen wurde es vom Schauspieler und Regisseur Rudolf W. Marnitz.

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Thea von Harbou: Das Indische Grabmal. Berlin 1918.
  • Thea von Harbou: Das indische Grabmal. Roman. Fischer-Taschenbuch-Verlag, Frankfurt am Main 1987, ISBN 3-596-22705-4.
  • Thea von Harbou: Das indische Grabmal: ein phantastisches Hörbuch. Gelesen von Rolf Marnitz. MEDIA Net-Edition, Kassel 2007, ISBN 978-3-939988-01-4.
  • Georges Sturm: Die Circe, der Pfau und das Halbblut. Die Filme von Fritz Lang 1916–1921 (= Filmgeschichte international. Bd. 8). WVT Wissenschaftlicher Verlag Trier, Trier 2001, ISBN 3-88476-434-9.
  • Michael Hanisch: Das indische Grabmal. In Günther Dahlke, Günther Karl (Hrsg.): Deutsche Spielfilme von den Anfängen bis 1933. Ein Filmführer. Henschel Verlag, 2. Auflage, Berlin 1993, ISBN 3-89487-009-5, S. 59 ff.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Michael Hanisch: Das indische Grabmal. In Günther Dahlke, Günther Karl (Hrsg.): Deutsche Spielfilme von den Anfängen bis 1933. Ein Filmführer. Henschel Verlag, 2. Auflage, Berlin 1993, ISBN 3-89487-009-5, S. 61.