Daubréelith

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
(Weitergeleitet von Daubreelith)
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Daubréelith
Polierter Anschliff eines grauen Daubréelith-Körnchens in Kunstharz aus dem Norton County Meteoriten
Allgemeines und Klassifikation
IMA-Symbol

Dbr[1]

Andere Namen

Daubreelith

Chemische Formel FeCr2S4[2]
Mineralklasse
(und ggf. Abteilung)
Sulfide und Sulfosalze
System-Nummer nach
Strunz (8. Aufl.)
Lapis-Systematik
(nach Strunz und Weiß)
Strunz (9. Aufl.)
Dana

II/C.01
II/D.01-100

2.DA.05
02.10.01.11
Kristallographische Daten
Kristallsystem kubisch
Kristallklasse; Symbol hexakisoktaedrisch; 4/m32/m
Raumgruppe Fd3m (Nr. 227)Vorlage:Raumgruppe/227[2]
Gitterparameter a = 9,97 Å[2]
Formeleinheiten Z = 8[2]
Physikalische Eigenschaften
Mohshärte 5 (VHN100 = 260–303)[3]
Dichte (g/cm3) 3,81
Spaltbarkeit deutlich[3]
Bruch; Tenazität uneben[3]; sehr spröde[4]
Farbe schwarz
Strichfarbe braun bis schwarz
Transparenz undurchsichtig (opak)
Glanz Metallglanz

Daubréelith ist ein selten vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der „Sulfide und Sulfosalze“. Es kristallisiert im kubischen Kristallsystem mit der chemischen Zusammensetzung FeCr2S4[2] und ist damit chemisch gesehen ein Eisen-Chrom-Sulfid. Strukturell zählt Daubréelith allerdings zur Gruppe der Spinelle.

Daubréelith findet sich überwiegend in Form massiger oder schuppiger bis plattiger Mineral-Aggregate, aber auch als einzelne Kristallite (Körner) von etwa 500 µm Größe neben Kamacit und Troilit in Meteoriten. Die Kristallite und Aggregate sind undurchsichtig und von schwarzer Farbe mit metallischem Glanz.

Etymologie und Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Namensgeber Gabriel Auguste Daubrée

Erstmals entdeckt wurde das Mineral in dem Nickel-Eisen-Meteoriten (Hexaedrit) Coahuila, der 1837 im gleichnamigen Bundesstaat in Mexiko entdeckt wurde.[5] Die Erstbeschreibung des Mineral erfolgte 1876 durch J. L. Smith im American Journal of Science, der es nach dem französischen Meteoritenforscher Gabriel Auguste Daubrée (1814–1896) benannte.

Das Typmaterial des Minerals wird im Muséum national d’histoire naturelle (Kürzel MHN bzw. Museum, Paris) in Paris (Frankreich) unter den Katalognummern 76.196, 96.1113 und 94.248 sowie in der Mineralogischen Sammlung der Mines ParisTech (auch Ecole Nationale Supérieure des Mines) unter den Katalognummern 15311 und 24466 aufbewahrt.[6][7]

Klassifikation[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die aktuelle Klassifikation der IMA zählt den Daubréelith zur „Spinell-Supergruppe“, wo er zusammen mit Cadmoindit, Cuprorhodsit, Greigit, Indit, Joegoldsteinit, Kalininit, Linneit, Polydymit, Siegenit, Violarit und Xingzhongit die „Linneit-Untergruppe“ innerhalb der „Thiospinelle“ bildet (Stand 2019).[8]

In der veralteten 8. Auflage der Mineralsystematik nach Strunz gehörte der Daubréelith zur Mineralklasse der „Sulfide und Sulfosalze“ und dort zur Abteilung der „Sulfide mit M : S < 1 : 1“, wo er zusammen mit Bornhardtit, Carrollit, Greigit, Indit, Linneit, Polydymit, Siegenit, Trüstedtit, Tyrrellit und Violarit sowie im Anhang Wilkmanit die „Linneit-Reihe“ mit der Systemnummer II/C.01 bildete.

Im zuletzt 2018 überarbeiteten und aktualisierten Lapis-Mineralienverzeichnis nach Stefan Weiß, das sich im Aufbau noch nach dieser alten Form der Systematik von Karl Hugo Strunz richtet, erhielt das Mineral die System- und Mineralnummer II/D.01-100. In der „Lapis-Systematik“ entspricht dies ebenfalls der Abteilung „Sulfide mit Metall : S,Se,Te < 1 : 1“, wo Daubréelith zusammen mit Bornhardtit, Cadmoindit, Carrollit, Cuprokalininit, Fletcherit, Florensovit, Greigit, Indit, Kalininit, Linneit, Polydymit, Siegenit, Trüstedtit, Tyrrellit und Violarit die „Linneitgruppe“ mit der Systemnummer II/D.01 bildet.[9]

Die von der International Mineralogical Association (IMA) zuletzt 2009 aktualisierte[10] 9. Auflage der Strunz’schen Mineralsystematik ordnet den Daubréelith dagegen in die Abteilung der „Metallsulfide mit M : S = 3 : 4 und 2 : 3“ ein. Diese ist weiter unterteilt nach dem genauen Stoffmengenverhältnis, so dass das Mineral entsprechend seiner Zusammensetzung in der Unterabteilung „M : S = 3 : 4“ zu finden ist, wo es zusammen mit Bornhardtit, Cadmoindit, Carrollit, Cuproiridsit, Cuprorhodsit, Ferrorhodsit (diskreditiert, da identisch mit Cuprorhodsit; IMA 2017-H), Fletcherit, Florensovit, Greigit, Indit, Kalininit, Linneit, Malanit, Polydymit, Siegenit, Trüstedtit, Tyrrellit, Violarit und Xingzhongit die „Linneitgruppe“ mit der Systemnummer 2.DA.05 bildet.

In der vorwiegend im englischen Sprachraum gebräuchlichen Systematik der Minerale nach Dana hat Daubréelith die System- und Mineralnummer 02.10.01.11. Auch dies entspricht der Klasse der „Sulfide und Sulfosalze“ und dort der Abteilung der „Sulfidminerale“. Hier ist er ebenfalls Mitglied der „Linneitgruppe (Isometrisch: Fd3m)“ mit der System-Nr. 02.10.01 innerhalb der Unterabteilung „Sulfide – einschließlich Seleniden und Telluriden – mit der Zusammensetzung AmBnXp, mit (m + n) : p = 3 : 4“ zu finden.

Kristallstruktur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Daubréelith kristallisiert kubisch in der Raumgruppe Fd3m (Raumgruppen-Nr. 227)Vorlage:Raumgruppe/227 mit dem Gitterparameter a = 9,97 Å sowie 8 Formeleinheiten pro Elementarzelle.[2]

Bildung und Fundorte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Dünnschliff vom Meteoriten Uakit mit Daubréelith (Dbr), Troilit (Tro), Uakitit (VN-4), Grokhovskyit (Gro), Schreibersit (Sch) und Kamacit (Kmc)

Daubréelith bildet sich in geringen Mengen vorwiegend in Nickel-Eisenmeteoriten, meist zusammen mit den ebenfalls meteoritischen Mineralen Kamacit und Troilit. Weitere Begleitminerale können Alabandin, Enstatit, Graphit, verschiedene Plagioklase und Schreibersit sein.

Als seltene Mineralbildung konnte Daubréelith nur an wenigen Fundorten nachgewiesen werden, wobei weltweit bisher rund 160 Fundorte dokumentiert sind (Stand: 2024).[11]

Bis auf wenige Ausnahmen fand sich das Mineral bisher nur in Meteoriten wie unter anderem ALH 84001 in der Antarktis, Mundrabilla-Meteorit in Australien, Neuschwanstein-Meteorit in Deutschland, Bustee-Meteorit bei Gorakhpur in Indien, Allende-Meteorit in Coahuila (Mexiko), Gibeon-Meteorit und Meteorit Hoba in Namibia, Mayo-Belwa im nigerianischen Bundesstaat Adamawa, Muonionalusta-Meteorit in der schwedischen Gemeinde Pajala sowie in den Canyon-Diablo-Meteoriten und Einschlagkratern von Newporte in North Dakota und Norton County in den USA.[12]

Zu den sehr seltenen rein irdischen Fundorten gehören die „Karee Mine“ bei Rustenburg in der Provinz Nordwest in Südafrika[13] und das Kosva-Massiv nahe Karpinsk in der russischen Oblast Swerdlowsk.[14]

Auf dem Mond konnte es in meteoritischen Gesteinsproben aus der Hadley-Rille im Mare Imbrium nachgewiesen werden, in dessen Nähe die Apollo 15-Mission landete.[15]

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • J. L. Smith: Aragonite on the surface of a meteoric iron, and a new mineral (Daubréelite) in the concretions of the interior of the same. In: American Journal of Science and Arts. Band 112, 1876, S. 107–110 (englisch).

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Daubréelite – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Laurence N. Warr: IMA–CNMNC approved mineral symbols. In: Mineralogical Magazine. Band 85, 2021, S. 291–320, doi:10.1180/mgm.2021.43 (englisch, cambridge.org [PDF; 351 kB; abgerufen am 5. Januar 2023]).
  2. a b c d e Hugo Strunz, Ernest H. Nickel: Strunz Mineralogical Tables. Chemical-structural Mineral Classification System. 9. Auflage. E. Schweizerbart’sche Verlagsbuchhandlung (Nägele u. Obermiller), Stuttgart 2001, ISBN 3-510-65188-X, S. 93 (englisch).
  3. a b c Daubréelite. In: John W. Anthony, Richard A. Bideaux, Kenneth W. Bladh, Monte C. Nichols (Hrsg.): Handbook of Mineralogy, Mineralogical Society of America. 2001 (englisch, handbookofmineralogy.org [PDF; 63 kB; abgerufen am 23. Juni 2019]).
  4. Friedrich Klockmann: Klockmanns Lehrbuch der Mineralogie. Hrsg.: Paul Ramdohr, Hugo Strunz. 16. Auflage. Enke, Stuttgart 1978, ISBN 3-432-82986-8, S. 450 (Erstausgabe: 1891).
  5. Coahuila. In: www.lpi.usra.edu. Meteoritical Bulletin Database, abgerufen am 23. Juni 2019.
  6. Catalogue of Type Mineral Specimens – D. (PDF 151 kB) Commission on Museums (IMA), 9. Februar 2021, abgerufen am 12. März 2024.
  7. Catalogue of Type Mineral Specimens – Depositories. (PDF; 311 kB) Commission on Museums (IMA), 18. Dezember 2010, abgerufen am 12. März 2024 (englisch).
  8. Ferdinando Bosi, Cristian Biagioni, Marco Pasero: Nomenclature and classification of the spinel supergroup. In: European Journal of Mineralogy. Band 31, Nr. 1, 12. September 2018, S. 183–192, doi:10.1127/ejm/2019/0031-2788 (englisch).
  9. Stefan Weiß: Das große Lapis Mineralienverzeichnis. Alle Mineralien von A – Z und ihre Eigenschaften. Stand 03/2018. 7., vollkommen neu bearbeitete und ergänzte Auflage. Weise, München 2018, ISBN 978-3-921656-83-9.
  10. Ernest H. Nickel, Monte C. Nichols: IMA/CNMNC List of Minerals 2009. (PDF 1703 kB) In: cnmnc.main.jp. IMA/CNMNC, Januar 2009, abgerufen am 25. April 2019 (englisch).
  11. Localities for Daubréelite. In: mindat.org. Hudson Institute of Mineralogy, abgerufen am 12. März 2024 (englisch).
  12. Fundortliste für Daubréelith beim Mineralienatlas und bei Mindat
  13. Karee Mine, Rustenburg (Rustenburg District), Western Bushveld Complex, Bojanala Platinum District, North West, South Africa. In: mindat.org. Hudson Institute of Mineralogy, abgerufen am 23. Juni 2019 (englisch).
  14. Kosva massif, Karpinsk, Sverdlovsk Oblast, Russiaa. In: mindat.org. Hudson Institute of Mineralogy, abgerufen am 23. Juni 2019 (englisch).
  15. Hadley Rille meteorite, Apollo 15 landing site area, Palus Putredinis, Mare Imbrium, The Moon. In: mindat.org. Hudson Institute of Mineralogy, abgerufen am 23. Juni 2019 (englisch).