David Mitchell

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David Mitchell (2006)

David Mitchell (* 12. Januar 1969 in Southport, Merseyside) ist ein britischer Schriftsteller.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

David Mitchell wuchs in Malvern (Worcestershire) als Kind zweier künstlerisch tätiger Eltern auf. Schon früh las er viel und konnte sich vor allem für Abenteuergeschichten begeistern.[1] Mit 18 Jahren unternahm Mitchell mit einer Freundin eine Reise durch Indien und Nepal. Danach studierte er an der University of Kent in Canterbury Englisch und Amerikanische Literatur und erwarb einen M.A. in Komparatistik. Anschließend verbrachte Mitchell ein Jahr als Englischlehrer auf Sizilien und zog nach Japan, wo er seine Lehrtätigkeit an der Universität Hiroshima sechs Jahre lang weiterführte.[2] Zurzeit lebt Mitchell im irischen Clonakilty, County Cork mit seiner Frau Keiko, mit der er zwei Kinder hat.

Mitchell leidet seit seiner Kindheit unter Stottern, was er in seinem halbbiografischen Buch „Der dreizehnte Monat“ verarbeitete, in dem sich ein dreizehnjähriger Junge nebst dem Erwachsenwerden mit seiner Sprechstörung auseinandersetzen muss.[3] Mitchell ist ein Patron der British Stammering Association[4] und äußerte sich sehr positiv über „The King’s Speech“ von 2010, der sich als erster Film überhaupt vollumfänglich und vorurteilslos mit der Thematik auseinandersetzt und aufzeigt, was für einen Einfluss das Stottern auf das Leben einer betroffenen Person haben kann.[3]

Werk[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Mitchell veröffentlichte seinen ersten Roman „Ghostwritten“ 1999 (2004 auf Deutsch unter dem Titel „Chaos“ erschienen). Sein Erstlingswerk wurde positiv aufgenommen und mit dem John Llewellyn Rhys Prize ausgezeichnet. Der Schriftsteller gilt in Fachkreisen als junger und begabter Geschichtenerzähler in der britischen Literaturszene. Seine Bücher handeln meist von der Suche nach Wahrheit, Adaption und Identitätsfindung innerhalb einer der betreffenden Person fremden Kultur und Reinkarnation.

Während seiner Studienzeit schrieb Mitchell einige Gutenachtgeschichten, bei denen er sich immer wieder in verschiedenen Schreibstilen versuchte.[1] Charakteristisch wurde für ihn schließlich die Aufspaltung einer Erzählung in mehrere Fragmente, die verschiedene Sichtweisen auf ein gleichbleibendes Thema ermöglichen. Gut erkennbar ist dies unter anderem in seinem bekanntesten Werk „Der Wolkenatlas“, der sechs Handlungsstränge, die alle eine eigene literarische Form aufweisen, beinhaltet und so ganz unterschiedliche Ansichten auf die gleichbleibenden Grundthemen ermöglicht. Der Roman enthält das Tagebuch eines Anwalts aus dem 19. Jahrhundert, den Briefwechsel eines Komponisten mit einem sehr engen Freund und Geliebten aus dem Jahre 1931, einen Kriminalroman aus den 1970er Jahren, die Geschichte eines älteren Verlegers, das Verhörprotokoll mit einem Klon und ein postapokalyptisches Szenario, in dem die Überlebenden eine vereinfachte Sprache aufweisen und alle Vorteile der technisch weit entwickelten Zivilisation verloren haben. Nach dem Vorbild einer Matrjoschka wird dem Leser chronologisch jede Geschichte bis zur Hälfte erzählt. Die letzte Geschichte, Sloosha's Crossin' an' Ev'rythin' After, stellt den Mittelteil des Buches dar und von da an folgen die restlichen Hälften der anderen Erzählungen in umgekehrter Reihenfolge. Dabei greift ein Erzählstrang den vorhergehenden auf und verarbeitet ihn weiter; so schreibt beispielsweise der junge Komponist in einem Brief vom Fund der ersten Hälfte des Tagebuchs.

Der fragmentarische Stil ist auch bei „Chaos“ mit dem Untertitel „ein Roman in neun Teilen“ ersichtlich: Neun Menschen erzählen ihre jeweilige Geschichte, die auf den ersten Blick keine Gemeinsamkeiten haben. Jedoch interagiert jede Figur (z. T. unbewusst) mit einer der anderen acht Figuren. Daraus ergibt sich eine ganze Erzählung, die sich dem Leser mit jeder Figur weiter erschließt. Wie die beiden Romane „number 9 dream“ und „Die tausend Herbste des Jacob de Zoet“ spielt „Chaos“ in Japan und befasst sich mit der Faszination für die Geschichte und die Gesellschaft dieses Landes. In Utopia Avenue verwendet Mitchell als Ordnungsstruktur keine Kapitel: Der Pop-Roman unterteilt sich in LP-Seiten und Songs, die über die jeweiligen Komponisten fokalisiert werden.

„Cloud Atlas“ diente als Vorlage für den gleichnamigen Film von Tom Tykwer und den Wachowski-Geschwistern aus dem Jahre 2012. In Bezug auf die Änderungen und Neuordnungen der einzelnen Teilstücke seiner Geschichte schreibt Mitchell im Wall Street Journal, dass jedes Medium auf seine Art und Weise inszeniert werden müsse, weshalb Anpassungen einer Vorlage unumgänglich seien.[5]

Eine Geschichte mit 365 Kapiteln und unzähligen Charakteren und Nebenhandlungen, die Mitchell während seiner Lehrtätigkeit auf Sizilien und in Hiroshima schrieb, wurde nie publiziert.[1]

Mitchells Text From Me Flows What You Call Time war der zweite Beitrag zu dem Kunstprojekt Future Library der schottischen Künstlerin Katie Paterson. Es soll im Jahr 2114 gemeinsam mit 99 weiteren Texten als Anthologie veröffentlicht werden. Bis dahin wird das Manuskript in der Deichmanske bibliotek in Oslo verwahrt.[6]

Bisher wurden Mitchells Werke immer von Volker Oldenburg aus dem Englischen ins Deutsche übersetzt.

Veröffentlichungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weitere Werke[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Preise und Auszeichnungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Sekundärliteratur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Sarah Dillon (Hrsg.): David Mitchell: Critical Essays. Gylphi, Canterbury 2011. ISBN 978-1-78024-002-2
  • Patrick O’Donnell: A Temporary Future: The Fiction of David Mitchell. Bloomsbury, London 2015. ISBN 978-1-4411-7122-1.
  • SubStance: A Review of Theory and Literary Criticism. Special Issue: David Mitchell and the Labyrinth of Time. 2015. (Sonderheft zu Mitchell;=Substance 44:1, Nr. 136)

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b c David Mitchell (Memento des Originals vom 29. März 2013 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/contemporarylit.about.com, Mark Flanagan, about.com
  2. David Mitchell, The Art of Fiction No. 204, Interview von Adam Begley, The Paris Review, Sommer 2010, Nr. 193
  3. a b Lost for words (Memento des Originals vom 4. Januar 2012 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.prospectmagazine.co.uk, David Mitchell, Prospect, 23. Februar 2011, Nr. #180, abgerufen am 12. August 2018.
  4. Black Swan Green revisited, David Mitchell, Artikel in Speaking Out, Frühjahr 2011, S. 17, abgerufen am 12. August 2018.
  5. Translating 'Cloud Atlas' Into the Language of Film, David Mitchell, The Wall Street Journal, 19. Oktober 2012, abgerufen am 12. August 2018.
  6. Patrick Clarke: David Mitchell buries manuscript for Future Library project. In: The Bookseller. 31. Mai 2016, abgerufen am 10. Januar 2018 (englisch).
  7. Doktor Schiwago in Nagasaki. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 4. Oktober 2012, S. 28.
  8. Wieland Freund: Hier ist der Harry Potter für die Hochkultur. In: welt.de. Die Welt, 6. September 2014, abgerufen am 18. September 2014.
  9. Pico Iyer: Worlds within worlds. In: International New York Times, 30. August 2014, S. 19.
  10. David Mitchell: Die Knochenuhren. Rowohlt Verlag, abgerufen am 10. Dezember 2015.
  11. Mitchell, Slade House (Hardcover) - Rowohlt. Abgerufen am 1. Februar 2018.
  12. NRC Handelsblad: Rezension zur Oper Wake (Memento vom 22. Juni 2013 im Internet Archive)