Werder (Landschaft)

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Darstellung des Tanzwerders in Münden auf einem Kupferstich von Frans Hogenberg (1584; Ausschnitt)

Der Werder (seltener auch das Werder), auch Werth genannt, ist eine topografische Bezeichnung für Flussinseln und (seltener) für Inseln in stehenden Gewässern. Weiterhin bezeichnet Werder eingedeichtes oder aus Sumpf trockengelegtes und als Moorbesiedlung urbar gemachtes Land. In regionalen Namen finden sich ähnliche Formen wie ‑werth, ‑wörth, ‑ward.

Etymologie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Wort ist seit dem 8. Jahrhundert in der Bedeutung „Flussinsel“ nachgewiesen. Die althochdeutsche Form war uuerid. Das zugrundeliegende westgermanische Wort für „Flussinsel“ kann maskulin (waruþa-) oder Neutrum (waruþaz) gewesen sein. Im Altenglischen wurde waroþ („Strand“, „Ufer“) daraus.

Aus welchem lexikalischen Kern die Bezeichnung sich herleitet, ist unklar. Erwogen wird einerseits das Verb wehren, althochdeutsch werien, altnordisch verja, gotisch warjan, (ur)germanisch möglicherweise war-ija-. Es kommt aber auch eine Verwandtschaft mit dem altnordischen ver und dem altenglischen waer infrage, beide sowohl für „Meer“ als auch für „Land am Wasser“ verwendet.[1]

Varianten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Namensbestandteil Werder hat verschiedene regionale Varianten:

Dazu im niederländischen Sprachraum:

  • waard, sowohl als eigenständiger Begriff für „flache Landschaft in einem Flussgebiet“[3] als auch als Namensbestandteil: Polder Markerwaard, zahlreiche zumeist ehemalige Inseln an Waal, Neder Rijn, Lek und IJssel, z. B. die Kleefse Waard in Arnheim

Das englisch -worth ist dagegen mit Warft/Wurtkünstlicher Hügel‘ verwandt.[4]

Besonderheit: -wärder[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Für Hamburg gab es bis zum Groß-Hamburg-Gesetz noch den Wortteil -wärder als Besonderheit.

Dort wurden die Elbinseln, sofern sie mit dieser Bezeichnung als solche kenntlich gemacht wurden, mit Umlaut ä geschrieben – beispielsweise Steinwärder und Finkenwärder. Letztere war bis 1937 zweigeteilt, in einen nördlichen hamburgischen und einen südlichen preußischen Teil (der Provinz Hannover). In den Hamburger Schulatlanten war daher der nördliche Teil der Insel mit Finkenwärder, der südliche Teil mit Finkenwerder bezeichnet.

Abgrenzungen und Gegenüberstellungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Inseln[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Großer Werder im Liepnitzsee bei Wandlitz

Der Namensbestandteil Werder bezeichnet Inseln in Flüssen und Flussmündungen, teilweise auch Seen.

Erhöhte Wohnplätze[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Namensbestandteil -warden oder -warder könnte im Unterschied zu „Werder“ eher auf Warft/Wurt und damit auf werfen im Sinne von „aufschütten“ zurückgehen, da er fast nur in Marschländern mit Warften vorkommt.

Andere Bezeichnungen für erhöhte Wohnplätze sind niederdeutsch Bulte, nord- und mitteldeutsch Horst (entsprechend dem Nest großer Vögel), Donk am Niederrhein wie im niederländischen Sprachgebiet.

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm: Artikel „Werder“
  2. Unterer Werd (2, 20) im Wien Geschichte Wiki der Stadt Wien
  3. Begriffsklärung waard in der niederländischen Wikipedia
  4. Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm: Artikel „Wurt“
  5. Duden: Das Herkunftswörterbuch. Etymologie der deutschen Sprache. 6. Auflage. Berlin. S. 224