Deutsches Uhrenmuseum Glashütte

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Deutsches Uhrenmuseum Glashütte
Ehemalige Uhrmacherschule Glashütte (heute Uhrenmuseum)

Das Deutsche Uhrenmuseum Glashütte ist ein Uhrenmuseum in Glashütte in Sachsen, in der Schillerstraße 3a.

Zur Sammlung des Deutschen Uhrenmuseums Glashütte gehören neben Taschenuhren, Präzisionspendeluhren und Armbanduhren auch Marinechronometer, Gangmodelle, historische Werkzeuge und Arbeitsmittel der Uhrmacher aus vergangenen Epochen. Zu den Exponaten zählen Raritäten wie eine Taschenuhr mit Schlüsselaufzug aus den Gründerjahren der Glashütter Uhrenindustrie, eine Taschenuhr mit Selbstaufzug, datiert auf 1900, eine Taschenuhr mit Minuten-Schlagwerk und Stoppeinrichtung von 1920, eine Fliegerarmbanduhr von 1943, eine Präzisionspendeluhr mit Schwerkraft-(Kugel-)Hemmung von 1885 und eine seltene Tourbillon-Taschenuhr von 1925.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Technische Kabinett: Vorläufer des Uhrenmuseums[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bereits nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges erkannten die Glashütter Uhrmacher die Bedeutung der Uhrmacherkunst und der Weitergabe dieses kulturellen Erbes. Trotz der schwierigen finanziellen Bedingungen gelang es dem damaligen Leiter für Technische Dokumentation und Erfindung, Adolf Görgel, und dem Chefkonstrukteur Ernst Frankenstein unter dem ehemaligen Direktor der VEB Glashütter Uhrenbetriebe (GUB), Siegfried Bellmann, aus den bescheidenen Mitteln des Kultur- und Sozialfonds eine der bedeutendsten technischen Sammlungen der Glashütter Uhrmachergeschichte zusammenzutragen.

Noch bis 1994 lagerte der Fundus des Technischen Kabinetts in den Räumen des Kulturhauses von Glashütte. Auch die Werkstatt- und Verkaufsunterlagen von A. Lange & Söhne – dokumentiert ab dem Jahrgang 1867 – und die zwei handschriftlich geführten Schülerverzeichnisse der Deutschen Uhrmacherschule Glashütte (von Mai 1878 bis April 1928 und von Mai 1928 bis 1951) gehörten zu diesem Archiv.

Die Entstehung des Deutschen Uhrenmuseums[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Erst mit der Privatisierung und der damit einhergehenden Entflechtung der Glashütter Uhrenbetriebe fand auch die Öffentlichkeit Zugang zu der Sammlung. Bis 1994 befand sich die Ausstellung im Kulturhaus Glashütte, das heute von der SUG (Sächsische Uhrentechnologie GmbH) genutzt wird. Im Nordflügel des Hauptgebäudes von Glashütte Original in der Altenberger Straße 1 entstand das neue Domizil des Uhrenmuseums. Die Rekonstruktion des Gebäudes machte einen weiteren Umzug unabdingbar: Die Ausstellung bezog die Räume der ehemaligen Datenverarbeitung der GUB im dahinterliegenden Nebengebäude.

In den ersten Jahren erfuhr das Uhrenmuseum zwei herbe Schicksalsschläge: Am 21. Oktober 1990 wurde u. a. das Torpedoboot-Chronometer Nr. 527 von A. Lange & Söhne/Glashütte i. Sa., ein Schaukasten mit Unruhen der Firma Richard Grießbach und das Chronometer Nr. 71 von J. Raabe aus dem Glashütter Uhrenmuseum gestohlen.

Am 12. August 2002 folgte die zweite Katastrophe: Ausgelöst durch die heftigen Niederschläge, die zum Elbehochwasser 2002 in Sachsen führten, brach um 16:30 Uhr der Prießnitztal-Damm oberhalb Glashüttes. Nur knapp 30 Minuten später bewegte sich eine rund 50.000 Kubikmeter umfassende Walze aus Wasser und Schlamm durch Glashütte und riss unter anderem tonnenschwere Fahrzeuge und Schuttcontainer mit sich. Am Bahnhof traf die Flut auf die zu dieser Jahreszeit meist Hochwasser führende Müglitz, deren Ausmaß sich in kürzester Zeit vervielfachte.

Die Menschen in Glashütte, die Uhrenindustrie und das Deutsche Uhrenmuseum wurde bei dieser Jahrhundertflut empfindlich getroffen: Viele Teile des Schriftarchivs fielen dem Hochwasser zum Opfer. Auch wenn einige Originale für immer verloren sind, die Mithilfe der Glashütter Bürger, der Sammler Glashütter Uhren und vieler Saxonen ermöglichte es, zumindest die verloren geglaubten Daten fast vollständig aus unzähligen privaten Quellen erneut zusammenzutragen. Die materiellen Schäden in Glashütte konnten auch dank zahlreicher Spendenaktionen kompensiert werden. Am 1. Februar 2008 schloss das Uhrenmuseum Glashütte seine Pforten, um den Umzug in das rekonstruierte Gebäude der ehemaligen Uhrmacherschule vorzubereiten.

Das neue Deutsche Uhrenmuseum Glashütte – Nicolas G. Hayek[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Am 12. Dezember 2006 begannen die ersten Baumaßnahmen an dem traditionsträchtigen Gebäude der Deutschen Uhrmacherschule Glashütte für das neue Deutsche Uhrenmuseum Glashütte – Nicolas G. Hayek, benannt nach dem Schweizer Unternehmer und Swatch-Gründer Nicolas Hayek. Das Richtfest wurde am 28. Juni 2007 begangen. Nach der Abtragung der oberen Etage und der Fertigstellung eines neuen Dachstuhls wurde der historische Zustand des Gebäudes weitgehend wieder hergestellt. Das neue Museum wurde am 22. Mai 2008 eröffnet. Innerhalb kurzer Zeit hat sich das Museum zu einem touristischen Anziehungspunkt entwickelt. Im Oktober 2010 konnte der 100.000. Besucher begrüßt werden,[1] 2010 zählte das Museum insgesamt etwa 42.000 Besucher.[2]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Stiftung Deutsches Uhrenmuseum Glashütte – Nicolas G. Hayek, Herbert Dittrich, Nicole Weißhaar (Hrsg.): Die Messung des Augenblicks. Wie die genaue Zeit nach Glashütte kam. Sandstein, Dresden 2008, ISBN 978-3-940319-37-1.
  • Stiftung Deutsches Uhrenmuseum Glashütte – Nicolas G. Hayek, Michael Kicherer, Sven Riesel (Hrsg.): Eine Uhr am Körper zu tragen... 500 Jahre neues Zeitgefühl. Sandstein, Dresden 2010, ISBN 978-3-942422-07-9.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Deutsches Uhrenmuseum Glashütte – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Das Glashütter Uhrenmuseum empfängt seine 100000. Besucherin, Sächsische Zeitung (Ausgabe Dippoldiswalde) vom 5. Oktober 2010
  2. Schnupperkurs im Uhrenmuseum, Sächsische Zeitung (Ausgabe Pirna) vom 25. Januar 2011

Koordinaten: 50° 51′ 7,1″ N, 13° 46′ 46,1″ O