Die Geschichte meiner Frau

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Film
Titel Die Geschichte meiner Frau
Originaltitel A feleségem története / The Story of My Wife
Produktionsland Ungarn, Deutschland, Italien, Frankreich
Originalsprache Englisch, Französisch, Italienisch, Deutsch
Erscheinungsjahr 2021
Länge 169 Minuten
Altersfreigabe
Stab
Regie Ildikó Enyedi
Drehbuch Ildikó Enyedi
Musik Ádám Balázs
Kamera Marcell Rév
Schnitt Károly Szalai
Besetzung

Die Geschichte meiner Frau (Originaltitel: A feleségem története bzw. The Story of My Wife) ist ein Spielfilm von Ildikó Enyedi aus dem Jahr 2021. Die europäische Koproduktion basiert auf dem gleichnamigen Roman von Milán Füst aus dem Jahr 1942. Im Mittelpunkt der Handlung steht die schicksalhafte Liebesbeziehung eines niederländischen Schiffskapitäns (dargestellt von Gijs Naber) mit seiner französischen Ehefrau (Léa Seydoux) im Europa der 1920er-Jahre.

Der Historienfilm wurde am 14. Juli 2021 im Wettbewerb der 74. Internationalen Filmfestspiele von Cannes uraufgeführt. Der Kinostart in Deutschland fand am 4. November 2021 statt.

Handlung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Europa, in den 1920er-Jahren: Jakob Störr lässt sich mit einem Freund auf eine Wette ein. Der niederländische Kapitän soll die erste Frau heiraten, die das Café betritt, in dem beide Männer zusammen trinken. Dies führt zur Bekanntschaft mit der kapriziösen Französin Lizzy.[2] Fortan ist Störrs Leben zahlreichen Prüfungen und Leiden ausgesetzt.[3]

Entstehungsgeschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literaturvorlage und Entdeckung durch Regisseurin[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die preisgekrönte Regisseurin Ildikó Enyedi

Die Geschichte meiner Frau ist der sechste Spielfilm von Ildikó Enyedi und der erste, bei dem sie kein Originaldrehbuch verfilmte. Der Stoff basiert auf dem gleichnamigen Roman des ungarischen Schriftstellers Milán Füst (1888–1967), der 1942 unter dem Originaltitel A feleségem története: Störr kapitány feljegyzései erschien. Darin schreibt der pensionierte 53-jährige Jakob Störr seine Memoiren nieder und erinnert sich an seine verstorbene Ehefrau Lizzy. Der pensionierte niederländische Schiffskapitän hatte die kapriziöse und undurchsichtige Französin auf Menorca kennengelernt und sie in Paris geheiratet. Schon in den ersten Monaten verdächtigt er Lizzy des Ehebruchs, kann sich aber nicht von ihr trennen und stellt sie aus Furcht vor einer Scheidung auch nie zur Rede. Liebesglück und Hassliebe wechseln einander ab. Störr gibt sogar seinen Beruf auf, um ständig in Lizzys Nähe sein zu können. Daraufhin brennt seine Ehefrau mit einem verarmten französischen Adligen nach Spanien durch. Störr übersiedelt nach Südamerika und kehrt Jahre später als reicher Mann nach Paris zurück. Als er glaubt, Lizzy zufällig begegnet zu sein, zieht er Erkundigungen über sie ein und muss feststellen, dass sie bereits vor Jahren in Barcelona gestorben ist. Störr muss erkennen, dass er bis zu seinem Tod nur Lizzy lieben wird.[4]

Füst arbeitete an dem Roman sieben Jahre lang und sah das Werk als Höhepunkt seines literarischen Schaffens an. Störr bekommt in seinen dargelegten Lebenserinnerungen seine Frau nicht zu fassen. Auch findet er keine Antworten, ob sie ihm treu war oder nicht. Füst skizziert alle Charaktere nur, womit er sich erzählerischen Spielraum für psychologische Experimente schafft. Der Literaturwissenschaftler Mario Szenessy zog Vergleiche zu Max Frischs Romanfigur Stiller (1954). Die Geschichte meiner Frau impliziere „die grundlegende Frage nach der Identität des Individuums“ und sei nicht nur eine Geschichte der Eifersucht.[4]

Enyedi kam erstmals als 16-jährige Schülerin mit dem Roman in Berührung, der sie sogleich beim ersten Lesen mitriss. „Es berührt ganz direkt – ohne philosophische Anmaßung – den Sinn des Lebens. Ich liebte seinen Humor, wodurch es noch glaubwürdiger und zugänglicher wurde […] Es zeigt, wie vergänglich, wie zerbrechlich unsere Objektivität ist. Was wir Realität nennen – wie illusorisch es ist“, so Enyedi, die sich mehr für die Wege der Kommunikation interessierte als für die eigentliche Liebesgeschichte. Sie habe alle Werke von Füst geliebt, doch Die Geschichte meiner Frau erkannte sie ebenso als sein Hauptwerk an. Enyedi habe viele Jahre darum gekämpft, Füsts Werk verfilmen zu dürfen. Durch die ab 2017 aufkommende MeToo-Bewegung habe die Regisseurin entdeckt, dass die Geschichte eine „gewisse unfreiwillige Aktualität“ besitze.[5]

Besetzung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Léa Seydoux spielt die geheimnisvolle Lizzy.

Für die Hauptrollen von Jakob Störr und Lizzy verpflichtete Enyedi den niederländischen Schauspieler Gijs Naber und die Französin Léa Seydoux. Naber ist in Die Geschichte meiner Frau in jeder Szene zu sehen. Enyedi hatte ihn durch Zufall in dem preisgekrönten ungarischen Kurzfilm Casting (2019) ihres Filmstudenten Sándor Csoma entdeckt, in dem er einen Pornoregisseur gemimt hatte.[6] Sie sollte ihn später für sein sowohl kraftvolles als auch verletzliches und unschuldiges Spiel loben, was der Schlüssel zum Film gewesen sei. Gleichzeitig sei Naber weit entfernt von der üblichen Besetzung für eine Liebesgeschichte gewesen. Die Rolle der Lizzy wiederum sei schwer fassbar und geheimnisvoll angelegt, was sehr schwierig für eine Schauspielerin darzustellen sei. Seydoux habe sofort beim ersten Treffen mit der Regisseurin das Drehbuch vollständig verstanden und Enyedi musste wider Erwarten keine langen Erklärungen über die Figur abgeben.[7]

In weiteren Rollen wurden Louis Garrel, Sergio Rubini, Jasmine Trinca und Luna Wedler verpflichtet. Garrel sei laut Enyedi mit der Figur des Charmeurs Dedin in gewisser Weise immer im Leben von Jakob und Lizzy präsent, auch wenn er selten im Film auftauche. Ohne viel zu tun, treibe Dedin Jakob in den Wahnsinn. Rubini und Trinca schlüpfen in die Rolle zweier Betrüger, die in entscheidenden Momenten von Jakobs und Lizzys Leben auftauchen. Dabei entspanne sich ein verstecktes Duell zwischen Rubini und Naber, was eine wichtige Nebenhandlung des Films darstelle. Wedler wiederum übernahm den Part der jungen Grete, die sie laut Enyedi schon bei Beginn des Castings mit einer Komplexität und Natürlichkeit ausgestattet hätte.[7] Darüber hinaus wurde in einer kleinen Rolle als Herr Blume, ein Hausmeister mit philosophischen Neigungen, Josef Hader besetzt.[7]

Dreharbeiten, Filmstab und Produktion[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Hamburger Speicherstadt diente als Drehort für den Film.

Die Geschichte meiner Frau wurde zwischen dem 8. April und 11. September 2019 in Budapest, Paris, Hamburg (Speicherstadt[8]) und Malta gedreht.[9] Aufgrund des in internationalen Marinekreisen spielenden Films sind 70 Prozent des Dialogs englischsprachig, daneben fanden auch Französisch, Italienisch und Deutsch Eingang in die Tonspur. Enyedi habe dadurch die Sprache in ihrem Film zu einem „starken dramaturgischen Werkzeug“ und zum Ausdruck von „Machtsituationen“ erhoben.[7]

Als Kameramann verpflichtete Enyedi erstmals Marcell Rév, der durch die Zusammenarbeit mit ihrem Landsmann Kornél Mundruczó zu internationaler Anerkennung gelangt war. Für das Szenenbild engagierte sie Imola Láng, mit der sie bereits zuvor an ihrem vorangegangenen Erfolgsfilm Körper und Seele (2017) zusammen gearbeitet hatte, für Haarstyling und Make-Up die international erfahrene Barbara Kreuzer, die Enyedi für ihre rohe und natürliche Herangehensweise loben sollte. Die Regisseurin bestand darauf, keinen herkömmlichen Historienfilm mit perfekten Kostümen und Make-Up zu drehen. Die Geschichte meiner Frau sollte „visuell roher, direkter, energischer sein“. Damit sollte dem Zuschauer die Möglichkeit gegeben werden, mehr Raum für eigene Entdeckungen zu haben.[3]

Als Produzentin fungiert Mónika Mécs für die eigens für das Projekt gegründete Produktionsfirma S. Kapitány Film. Als Koproduzenten traten die deutsche Komplizen Film, die französische Pyramide Productions und die italienische Moliwood Films in Erscheinung. Ebenfalls finanziert wurde die Produktion von Eurimages, dem Hungarian Film Fund, Arte, RAI Cinema und Creative Europe MEDIA Die Produktionskosten betrugen zehn Millionen Euro.[10]

Veröffentlichung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Geschichte meiner Frau sollte ursprünglich im Jahr 2020 auf einem großen Filmfestival uraufgeführt werden, aufgrund der COVID-19-Pandemie zerschlug sich jedoch dieser Plan. Regisseurin Enyedi infizierte sich selbst mit COVID-19, die Krankheit nahm aber einen milden Verlauf. Noch im Mai 2020 befand sich der Film in der Nachproduktion.[11] Der Film wurde schließlich am 14. Juli 2021 beim 74. Filmfestival von Cannes uraufgeführt.[12]

Die Kinoveröffentlichung in Deutschland erfolgte am 4. November 2021 im Verleih von Alamode Filmdistribution.[13] In Frankreich soll der Kinostart am 12. Januar 2022 erfolgen.[14]

Auszeichnungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Für Die Geschichte meiner Frau erhielt Enyedi ihre erste Einladung in den Wettbewerb um die Goldene Palme, den Hauptpreis des Filmfestivals von Cannes. Das Werk blieb unprämiert.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Milán Füst: A feleségem története : Störr kapitány feljegyzései : regény. Budapest : Hungária Könyvkiadó, [1942?].
  • Milán Füst: Die Geschichte meiner Frau. Frankfurt, M. : Eichborn , 2007. – ISBN 978-3-8218-6202-6.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Freigabebescheinigung für Die Geschichte meiner Frau. Freiwillige Selbstkontrolle der Filmwirtschaft (PDF; Prüf­nummer: 207390/K).Vorlage:FSK/Wartung/typ nicht gesetzt und Par. 1 länger als 4 Zeichen
  2. Geoffrey Macnab: Films Boutique inks deals on Ildikó Enyedi’s ‘Story Of My Wife’ (exclusive). In: screendaily.com, 24. Februar 2020 (abgerufen am 3. Juni 2021).
  3. a b Sarah Hurtes: Interview with Ildikó Enyedi. In: rm.coe.int, Januar 2019, S. 4 (PDF-Datei; abgerufen am 3. Juni 2021).
  4. a b Mario Szenessy: Füst, Milán: A feleségem története : Störr kapitány feljegyzései. In: Kindlers Literatur Lexikon (abgerufen via kll-online.de).
  5. Sarah Hurtes: Interview with Ildikó Enyedi. In: rm.coe.int, Januar 2019, S. 1–2 (PDF-Datei; abgerufen am 3. Juni 2021).
  6. Marco Weijers: Springplank naar de sterren: rode loper voor Gijs Naber in Cannes. In: telegraaf.nl, 13. Juli 2021 (abgerufen via Pressedatenbank Nexis Uni).
  7. a b c d Sarah Hurtes: Interview with Ildikó Enyedi. In: rm.coe.int, Januar 2019, S. 3 (PDF-Datei; abgerufen am 3. Juni 2021).
  8. Corona-Krise: 2020 weniger Kinofilme in Hamburg gedreht. In: ndr.de, 16. November 2020 (abgerufen am 3. Juni 2021).
  9. Die Geschichte meiner Frau. In: filmportal.de (abgerufen am 2. Juni 2021).
  10. Leo Barraclough: First Look: Léa Seydoux in ‘The Story of My Wife’ From Ildikó Enyedi (EXCLUSIVE). In: variety.com, 8. Mai 2019 (abgerufen am 3. Juni 2021).
  11. dpa: Berlinale-Gewinnerin: Regisseurin Ildiko Enyedi überstand Corona-Erkrankung. In: zeit.de, 14. Mai 2020 (abgerufen am 3. Juni 2021).
  12. The Screenings Guide 2021. In: festival-cannes.com, 1. Juli 2021 (abgerufen am 2. Juli 2021).
  13. Die Geschichte meiner Frau. In: filmagentinnen.de (abgerufen am 20. Oktober 2021).
  14. L’Histoire de ma femme. In: allocine.fr (abgerufen am 2. Juli 2021).