Dietlof von Arnim-Boitzenburg

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Dietlof von Arnim-Boitzenburg, fotografiert von Nicola Perscheid

Guido Adolf Georg Dietlof Graf von Arnim-Boitzenburg (* 22. August 1867 in Berlin; † 15. April 1933 in Boitzenburg) war ein preußischer Junker und deutscher Politiker aus dem Adelsgeschlecht von Arnim.

Familie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Dietlof war der älteste Sohn von Adolf Graf von Arnim-Boitzenburg (1832–1887) und dessen erster Ehefrau Mathilde Gräfin von Schweinitz und Krain (1846–1930) und Fideikommissherr auf Boitzenburg (Uckermark). Er war ein Enkel[1] des Staatsministers Adolf Heinrich Graf von Arnim-Boitzenburg. Sein jüngerer Bruder war Bernd Graf von Arnim.

Am 24. Mai 1893 heiratete er in Berlin Gräfin Alexandra zu Eulenburg (* 1868 in Königsberg; † 1943 in Boitzenburg), mit der er folgende Söhne hatte:

  • Adolf-Heinrich (1894–1914)
  • Bernd (1897–1926) ⚭ 1923 mit Hannah von Knebel Doeberitz (* 1894)
  • Joachim (* 1898) ⚭ 1920 mit Luise Freiin von Loën (* 1894), hatten drei Söhne

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Seine Schulzeit verbrachte der junge Graf auf verschiedenen Einrichtungen, so in Berlin am Askanischen Gymnasium, dann in Falkenberg bei Berlin am Victoria Institut, zuletzt auf dem Fürstlich-Stolberg'sches Gymnasium Wernigerode.[2] Seine kurze militärische Karriere begann 1888, Gefreiter, Unteroffizier, bei dem 6. Kürrasier-Regiment in Brandenburg a. H. 1890 erfolgte die Versetzung zum Gardes du Corps und dort Erlangung der Offiziersreife, 1891 Sekondeleutnant, später Rittmeister.

Nach dem Tod des Vaters 1887 war Arnim-Boitzenburg erbliches Mitglied des preußischen Herrenhauses und vom 13. Januar 1916 bis zum 15. November 1918 dessen letzter Präsident. Als solcher protestierte er am 28. November 1918 gegen die am 15. November 1918 durch Verordnung des preußischen Revolutionskabinetts erfolgte Beseitigung des Herrenhauses. Er war Vorsitzender des Provinziallandtages der preußischen Provinz Brandenburg, ab 1911 Präses der Provinzialsynode der Kirchenprovinz Mark Brandenburg der evangelischen Kirche der älteren Provinzen Preußens (und später der Evangelischen Kirche der Altpreußischen Union). Graf Arnim war viele Jahrzehnte aktiv im Johanniterorden. Seit 1911 Ehrenkommendator der Brandenburgischen Provinzialgenossenschaft und dann ab 1923 Kanzler der Kongregation.[3]

Arnim-Boitzenburg gründete 1922 in Boitzenburg eine Wisentzucht. Er war Gründungsmitglied und langjähriger Vizepräsident der Internationalen Gesellschaft zur Rettung und Erhaltung des Wisents.[4] Sein besonderes Interesse galt seiner engeren Heimat und dem Naturschutz.

Kurz vor der großen Wirtschaftskrise 1929/ 1930 sind seine Besitzungen mit über 14000 ha Land ausgewiesen. An der Spitze der Verwaltung stand mit Generaldirektor Dr. Ernst Küster ein ehemaliger Geheimer Finanzrat a. D. Major a. D. V. von Poncet war als Verwalter und Administrator bestellt, was zumeist als Auflage der für die Land- und Forstwirtschaft konventionell zuständigen Kreditinstitute, den Ritterschaftsbanken, spricht.[5]

Graf Arnim-Boitzenburg war neben Fürst Solms-Baruth und Graf von der Schulenburg-Lieberose der größte Grundbesitzer in der Mark Brandenburg.[6]

In einem Nachruf würdigt ihn der Herrenmeister des Johanniterordens Oskar Prinz von Preußen für seine Königs- und Kaisertreue und einen Berater in schwerer Zeit.[7]

Nachkommen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Von den vier Söhnen seiner Ehe starben die beiden ältesten bereits zu seinen Lebzeiten 1914 und 1926[8]. Dadurch wurde der drittgeborene Joachim Dietlof von Arnim-Boitzenburg (* 18. Oktober 1898; † 5. Februar 1972 in Frankfurt am Main[9]) sein Nachfolger. Er flüchtete 1945 mit seiner Familie kurz vor dem Einmarsch der Roten Armee, sein Grundbesitz wurde im Zuge der Bodenreform in der SBZ entschädigungslos enteignet.

Dietlofs Enkel Sieghart von Arnim (1928–2020) veröffentlichte 1998 eine Biographie über seinen Großvater (siehe Literatur).

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Dietlof von Arnim-Boitzenburg – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Gothaisches Genealogisches Taschenbuch der Gräflichen Häuser. Zugleich Adelsmatrikel der Deutschen Adelsgenossenschaft Teil A, 1942. Gräfliche Häuser des spätestens um 1400 nachgewiesenen ritterbürtigen deutschen Landadels und ihm gleichartiger Geschlechter (Deutscher Uradel). In: Letzte Ausgabe des Gotha. 1942. Nachfolger GHdA, GGH. 115. Auflage. Justus Perthes, Gotha November 1941, DNB 013220748, S. 21–24.
  2. Hermann Stier: Jahresbericht des Fürstlich-Stolberg'sches Gymnasiums Wernigerode über das Schuljahr von Ostern 1887 bis Ostern 1888. 1888. Progr. No. 241 Auflage. Schüler-Verzeichnis, Ober-Secunda. 1. B. Angerstein, Wernigerode 1888, S. 18 (uni-duesseldorf.de [abgerufen am 24. Juni 2022]).
  3. Liste der Mitglieder der Balley Brandenburg des Ritterlichen Ordens St. Johannis vom Spital zu Jerusalem nach dem Stande vom 10. März 1931. In: Johanniterorden (Hrsg.): Mitgliederverzeichnis mit Status der Ritter. Selbstverlag, Berlin 10. März 1931, S. 7–74 (d-nb.info [abgerufen am 4. Oktober 2021]).
  4. Schloßgeschichte 4. Abgerufen am 27. August 2013.
  5. Ernst Seyfert, Hans Wehner, Alexander Haußknecht: Niekammer’s Landwirtschaftliche Güter-Adreßbücher VII. 1929. Landwirtschaftliches Adreßbuch der Rittergüter, Güter und Höfe der Provinz Brandenburg. Verzeichnis sämtlicher Rittergüter, Güter und Höfe von ca. 20 ha aufwärts mit Angabe der Gutseigenschaft, der Gesamtfläche und des Flächeninhalts der einzelnen Kulturen. In: Mit Unterstützung von Staats- und Kommunalbehörden, sowie des Brandenburgischen Landbundes zu Berlin sowie der Kreislandbünde (Hrsg.): Standardwerk der Land-und Forstwirtschaft. 4. Auflage. VII. der Reihe-Niekammer. Niekammer`s Adressbücher-Verlag GmbH, Leipzig 1929, S. 119–122 (martin-opitz-bibliothek.de [abgerufen am 1. Juni 2023]).
  6. Theodor Häbich: Deutsche Latifundien, Bericht und Mahnung. 3. Auflage. W. Kohlhammer, Stuttgart 1947, S. 121 (d-nb.info [abgerufen am 4. Oktober 2021]).
  7. Balley Brandenburg des Ritterlichen Ordens St. Johannis vom Spital zu Jerusalem (Hrsg.): Johanniter-Ordensblatt. Monatsschrift des Johanniterordens. 1933. 74. Auflage. Nr. 4. Verlag Albert Noack & Co., Berlin 22. April 1933, S. 1 (d-nb.info [abgerufen am 4. Oktober 2021]).
  8. Joachim von Arnim auf geneee.org, abgerufen am 23. November 2021
  9. Joachim Dietlof von Arnim in der Datenbank Find a Grave, abgerufen am 23. November 2021 (englisch).