Diskussion:Arthur Emmerlich

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Habe ich erstmal aus dem Haupttext entfernt:

Diskussionsbeitrag von Arthur Emmerlich bei der Berner Konferenz der KPD vom 30. Januar bis 1. Februar 1939:

Im Lande wurde nach der Kapitulation von München in Kreisen unserer Partei und bewußter Antifaschisten die Frage diskutiert: War bereits in den kritischen Septembertagen der Zeitpunkt gekommen, wo man zu offenen Aktionen gegen Hitlers Kriegspolitik aufrufen konnte? Wären uns die Massen gefolgt? Fast alle Freunde, mit denen wir sprachen, vertraten die Meinung: Die Massen wären uns noch nicht gefolgt, wenn wir zu illegalen Aktionen aufgerufen hätten. Der Druck der Gestapo laste noch zu stark auf allen. Die Möglichkeiten des legalen Auftretens, eine legale Friedensbewegung zu entwickeln, wurden im Lande zu wenig gesehen. Eine unserer größten Schwächen im September war die Abgeschlossenheit von den vorhandenen [faschistischen] Organisationen. Eine legale und halblegale Bewegung für den Frieden kann nur zustande kommen, wenn es den Antifaschisten gelingt, sich mit den Massen in den faschistischen Organisationen zu verbinden und dabei die vorhandene Unzufriedenheit auszunutzen. Wir wissen nicht immer, was sich in den einzelnen Organisationen abspielt. Es müssen alle Anstrengungen gemacht werden, damit wir in kürzester Zeit zu einer systematischen Arbeit in den faschistischen Massenorganisationen kommen. Unsere Politik kann nicht konkret sein, wenn wir nicht wissen, was in den einzelnen Organisationen vor sich geht. Natürlich hat ein Teil unserer Freunde schon gelernt, legal zu sprechen und auch legale Bewegungen zu entwickeln. Aber noch nicht alle Antifaschisten handeln so. Hier ein Beispiel: Im Juni des vergangenen Jahres brachte die „Deutsche Illustrierte" eine Artikelserie über die Sowjetunion. Dabei brachte sie am 28. 6. ein Bild des Genossen Molotow mit der Unterschrift „Erschossen". Die nächste Nummer brachte wieder ein Bild mit der Unterschrift „Noch am Leben". Einige Freunde haben die beiden Nummern der DI genommen und in ihrem Betrieb eine große Diskussion ausgelöst. In den Stadtbahnzügen wurde laut und offen über derartigen Schwindel diskutiert. Die Arbeiter meinten: Denen kann man überhaupt nichts mehr glauben. Selbst Mitglieder der Nazipartei wandten sich gegen derartige Lügennachrichten. Aber nicht alle Antifaschisten in Berlin haben das gleiche gemacht. Hier war eine Möglichkeit vorhanden, eine breite legale Protestbewegung gegen die Lügen- und Schwindelnachrichten der Nazis in die Wege zu leiten. Eine wesentliche Ursache für unser Zurückbleiben im September war die organisatorische und politische Schwäche unserer Parteileitungen. Die Zahl unserer Parteigruppen und Parteileitungen hat sich zwar vermehrt. Einige Parteileitungen in Großbetrieben beginnen Politik zu machen. So sind diese Parteileitungen in den Septembertagen zusammengetreten, haben zur Lage Stellung genommen und Materialien herausgegeben. Aber nach München verloren einzelne Leitungen den Kopf. Es dauerte eine bestimmte Zeit, bis sie sich wieder zurechtfanden. Die Kader im Lande bedürfen einer großen politischen Hilfe. In den betrieblichen und örtlichen Dingen entwickeln die Freunde eine gute Initiative. Das ist gut. Aber man darf dabei nicht stehen bleiben, sondern muß die große Linie unserer Politik wahren. Man muß wissen, worauf es im Moment ankommt, mit anderen Worten: Man muß Politik machen. Zum anderen befinden sich diese Parteileitungen zum größten Teil außerhalb der faschistischen Organisationen und haben wenig Verbindung zu ihnen. Eine Parteileitung, die heute im Lande Politik machen will, muß Vertrauensleute in der DAF, in der SA, im Luftschutz, in der NSV, in der Frauenschaft und vor allem in der Hitlerjugend haben. Wenn es uns nicht in Kürze gelingt, dies zu erreichen, wird die vorliegende Resolution nicht mit dem nötigen Tempo durchgeführt werden. Nach den Septembertagen hat sich in vielen Betrieben und Wohngebieten eine gute Annäherung an sozialdemokratische Freunde angebahnt. Viele Sozialdemokraten waren nach München deprimiert. Die Spekulation auf die Hilfe von außen, d. h. auf die Hilfe der kapitalistischen Regierungen, war besonders unter sozialdemokratischen Freunden weit verbreitet. Heute haben viele die Erkenntnis gewonnen: Wenn wir uns nicht selbst helfen, hilft uns niemand. Wir gebrauchen nicht immer im Gespräch mit Sozialdemokraten den richtigen Ton. Ich sprach einmal mit einem ehemaligen höheren Funktionär der SPD. Er war nicht in allen Fragen mit uns einverstanden. Im ruhigen Ton wurden alle Probleme kameradschaftlich diskutiert. Er erklärte sich bereit, mit uns zusammenzuarbeiten. Bei dieser Unterhaltung zeigte sich, daß viele Sozialdemokraten glauben, wir erwarteten von ihnen große illegale Aktionen, wobei sie eventuell kaputtgehen könnten. Als wir von legalen Methoden erzählten, antwortete er uns: „Ja, das machen wir ja auch." Die Unterhaltung mit uns ging an diesem sozialdemokratischen Freund nicht spurlos vorbei. Voraussetzung für eine gute, dauerhafte Zusammenarbeit mit Sozialdemokraten ist gegenseitiges Vertrauen. Man darf am Anfang nicht zu hohe Forderungen an sie stellen. Wir haben die Erfahrung gemacht, daß sich nach Überwindung ihrer Vorurteile gegen uns eine ersprießliche Zusammenarbeit entwickelt. Unsere Freunde verstehen nicht immer, in kameradschaftlicher Weise, in aller Ruhe die sozialdemokratischen Freunde von ihren falschen Auffassungen zu befreien. Viele Sozialdemokraten und dazu alte Mitglieder der SP haben den Glauben an die Kraft der deutschen Arbeiterklasse, an den Sozialismus verloren. Keineswegs handelt es sich um schlechte Elemente. Ich denke, die Fragestellung der Schaffung einer sozialistischen Einheitspartei wird diesen ehemaligen SP-Mitgliedern wieder Mut und Vertrauen zur Sache des Sozialismus geben. Man muß bedenken, daß uns im Lande bereits eine Reihe von Sozialdemokraten sagten: „Warum bilden wir nicht eine Arbeiterpartei, warum nur Einheitsfront? Es dürfte nur eine Arbeiterpartei geben." Um zu einer breiten Kampagne für die Einheitspartei zu kommen, schlage ich vor:

1. anzuregen, daß Sozialdemokraten in der Emigration, die positiv zur Einheitsfront stehen, sich mit einem Brief an ihre ehemaligen Genossen wenden.

2. Die sozialdemokratischen Spanienkämpfer sollten ebenfalls in einem Brief zu ihren Gesinnungsgenossen im Lande sprechen. Ich bin vollkommen davon überzeugt, daß viele ehemalige SP-Genossen sich für die Bildung einer sozialistischen Einheitspartei einsetzen werden. Im Mittelstand gehen nicht unwesentliche Veränderungen vor sich. Schichten, die früher eifrige Nazis waren, bringen heute offen ihre Opposition gegen das Regime zum Ausdruck. Die Vertreter unterhalten sich stundenlang mit den Ladenbesitzern im oppositionellen Sinn. Eine Innungsversammlung der Kohlenhändler rechnete scharf mit der Nazipolitik ab. Selbst in einer Versammlung der Großhändler wurde die Preispolitik der Nazis verurteilt. Wie man zu einer Bewegung gegen die Nazis kommen kann, beweist folgendes Beispiel: In der Großmarkthalle in Berlin wird mit Lebensmitteln, die besonders knapp sind, wie Äpfel, Zwiebeln usw., ein unerhörter Wucher getrieben. Schiebungen sind an der Tagesordnung. Diese Wucherer und Schieber spielen in der Nazipartei keine unwichtige Rolle. Durch schnöden Volksbetrug an den armen Schichten des Volkes werden diese Sumpfblüten des Nazisystems reich. Wir werden jetzt in Berlin eine große Kampagne gegen die Wucherer und Schieber beginnen. Die Arbeiter werden die Mittelständler im Kampf gegen die Wucherer und Schieber unterstützen. In diesem Kampf werden besonders die Arbeiterfrauen eine wichtige Rolle spielen. Sie kommen unmittelbar mit den Kleinhändlern zusammen und können mit ihnen über die Ursachen der Lebensmittelknappheit und der Verteuerungen sprechen. Mancher Antifaschist verhält sich gegenüber dem kleinen Geschäftsmann, der heute noch Mitglied der NSDAP ist, nicht immer richtig. Man stellt den kleinen Geschäftsmann mit den Wucherern und Schiebern gleich. Gerade umgekehrt müssen wir handeln: Die Arbeiterschaft muß gemeinsam mit den Gewerbetreibenden gegen die Wucherer und Schieber kämpfen. Ein solcher Kampf ist konkrete Volksfrontpolitik und dient dem Kampf gegen den Krieg, für den Frieden.

Aus: Klaus Mammach (Hrsg.): Die Berner Konferenz der Kommunistischen Partei Deutschlands (30. Januar - 1. Februar 1939), Frankfurt am Main 1974, S. 109 - 113


Ein kompletter Diskussionsbeitrag bei einer Konferenz halte ich für übertrieben, wenn sich der restliche Text auf 5 Zeilen beschränkt --Sharkxtrem 16:31, 6. Sep 2004 (CEST)

Ein furchtbarer Schreibstil, werde den Artikel mal in Bälde überarbeiten. scif 12:07, 9. Nov. 2007 (CET)