Diskussion:Edler Wilder

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Degenerationstheorie[Quelltext bearbeiten]

Die Vorstellung des "edlen Wilden" steht im Übergang von philosophischer Kulturkritik zu den ersten Anfängen einer "moderneren" Kulturanthropologie im 17. Jahrhundert. Sie elaboriert im Grunde einen philosophischen Topos, den man "Degenerationstheorie" nennen kann, die wiederum postuliert, dass sich die Menschheit aus einem mehr oder weniger idealen, natürlichen Urzustand heraus in Richtung auf eine mit allen möglichen geistigen und moralischen "Krankheitserscheinungen" behaftete Zivilisationsform entwickelt hat. Ihr steht komplementär gegenüber die Theorie der "linear-evolutionistischen Kulturentfaltung" (s. Christiane Küchler-Williams. Erotische Paradiese: zur europäischen Südseerezeption im achtzehnten Jahrhundert. Göttingen 2004, z.B. S.60). Diese besagt, dass sich die menschliche Entwicklung progressiv aus einem ursprünglichen Zustand der Barbarei zu geistig-moralisch und zivilisatorisch "höheren" Stufen hin entwickelt. Im Verlauf der Kolonisationsgeschichte gerät dabei der Mythos des edlen Wilden gegenüber der Einschätzung fremder Völker als primitiv und moralisch minderwertig immer mehr ins Hintertreffen und überlebt schliesslich nur noch in Teilen der Belletristik. Dieser Aspekt der europäischen Geistesgeschichte kann als plastisches Beispiel der Instrumentalisierung von kulturtheoretischen Vorstellungen für eine bestimmte Interessenlage interpretiert werden. (nicht signierter Beitrag von 92.106.83.131 (Diskussion) 15:50, 23. Sep. 2010 (CEST)) [Beantworten]

Im Text erwähnenswert wären auch die in diesem Zusammenhang literatursoziologisch und geistesgeschichtlich bemerkenswerten Werke von Erich Scheurmann ("Der Papalagi") und Hans Paasche (..."Lukanga Mukara"). (nicht signierter Beitrag von 92.105.113.14 (Diskussion) 11:24, 25. Jan. 2011 (CET)) [Beantworten]

"Assoziierte Eigenschaften"[Quelltext bearbeiten]

Hinter die sexuelle Freizügigkeit als assoziierte Eigenschaft würde ich ja doch mal ein dickes Fragezeichen setzen. Etliche der in den Beispielen genannten "edlen Wilden" (Winnetou, Huxley etc.) leben ein geradezu asketisches Leben, in dem Sexualität bestenfalls innerhalb von strengen Regeln ihren Platz hat. Und meine persönliche TF wäre hierzu, dass gerade diese "Reinheit" eine der assoziierten Eigenschaften ist.

Es sei in diesem Zusammenhang darauf hingewiesen, dass der gesamte Abschnitt komplett belegfrei ist, d.h. sowieso in dieser Form als reine TF gelten darf. --91.34.39.7 12:10, 22. Sep. 2017 (CEST)[Beantworten]

Ergänzenswert wäre bei diesen Eigenschaften dagegen noch "Glück" (oder evtl. Glücklichsein). Das wäre immerhin auch durch eine der Literaturangaben leicht belegbar - schon im Titel: "Der Mythos von den glücklichen Naturvölkern.". --91.34.39.7 13:21, 22. Sep. 2017 (CEST)[Beantworten]

Im Buch Winnetou II steht auf Seite 42: "Der weiße Gelehrte (d.h. Klekih=petra) kam zu den Apatschen (). Er war der Lehrer Winnetous und hat ihn unterrichtet, gut zu sein und das Recht von Unrecht, die Wahrheit von der Lüge zu unterscheiden." Somit ist Winnetou nicht der hier im Artikel dargestellte "edle Wilde" als philosophisches Idealbild des Naturmenschen, sondern ein vom Christentum beeinflusster Indianer (auch wenn er das Christentum nicht angenommen haben mag). Den Satz über "Am Rio de la Plata" kann ich jedoch nicht kommentieren, das habe ich nicht gelesen. (nicht signierter Beitrag von 95.91.232.234 (Diskussion) 12:24, 15. Mai 2022 (CEST))[Beantworten]

Der „Edle Wilde“ ist ein Idealbild des von der Zivilisation unverdorbenen „Naturmenschen“. Dass trifft doch auf Winnetou in idealer Weise zu, auch wenn seine Weisheit – wie zu erwarten bei Karl May – ursprünglich von einem Deutschen initiiert wurde. --Fährtenleser (Diskussion) 20:59, 15. Mai 2022 (CEST)[Beantworten]
Ich meinte mit meiner Anmerkung, dass mit dem Bild des "edlen Wilden" der Naturmensch als Mensch mit einem rein natürlichen Gerechtigkeitssinn gesehen wird, der von Natur aus gut ist, ohne dass es einer Christianisierung, Bekehrung, Unterrichtung oder auch nur der Gegenwart eines zivilisierten Menschen wie eben dieses Klekih=petra bedarf, damit dieser Naturmensch daraufhin in der Lage ist, gut zu sein und das Recht von Unrecht zu unterscheiden. Winnetou passt somit nicht zu diesem Bild.
Es ist allerdings natürlich auch fraglich, ob überhaupt irgend ein Mensch aus einem Naturvolk diesem Bild vom "edlen Wilden" entspricht, denn auch diese hatten ja bereits in der vorkolonialen Zeit eine umfassende Kultur oder gar eine richtige Zivilisation. --95.91.232.240 13:18, 22. Mai 2022 (CEST)[Beantworten]