Diskussion:Karl Hans Strobl

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Ich habe letztens ein Buch von ihm gekauft (Mächte und Menschen), doch dieses Buch finde ich nicht in der Auflistung, würde aber gerne wissen um was für ein Buch es sich handelt, da der Autor wohl mehrere Talente hatte was das Schreiben angeht.

Ich habe kürzlich seinen Biographie-Roman über Bismarck gelesen. Die Persönlichkeit wurde sehr gut gezeichnet. Der Stil aber ist so schwülstig dass er für uns in dieser Zeit kaum mehr lesbar ist. Trotzdem gebe ich zu, dass der Roman für politisch interessierte Leser sehr unterhaltsam ist. Verlag: Voltmedia Hersteller: Oldenburg Taschenbuch GmbH Kirchheim. h.r. mathis, birmensdorf, schweiz.

Guten Tag allerseits. Welch einseitiger Artikel... Darf ich mir erlauben, einige Ergänzungen hier anzubringen?

Bemerkung Nr. 1:

Karl Hans Strobl war zunächst einmal österreichischer E. A. Poe-Entdecker zu seiner Zeit. Er war mithin der erste deutschsprachige Autor, der das literarische Erbe des amerikanischen Klassikers den Österreichern und Deutschen wieder ins Bewusstsein rückte. Darin vergleichbar den Bemühungen des französischen Poeten Charles Baudelaire (Fleurs du mal, dt. Blumen des Bösen), der Edgar A. Poe in Frankreich zu rehabilitieren suchte und damit ein regelrechtes Poe-Revival auslöste, zuerst in Frankreich selbst, schließlich aber, wohl aufgrund seiner eigenen wachsenden Beliebtheit, auch in den USA, wo Poe längst als versoffener, kranker Spinner verpönt und inzwischen sogar vergessen war. Was hatte Baudelaires Einsatz zur Folge? Beinahe alles, was mit der "Crime Literature" und der phantastischen Literatur heute verbunden wird, von Lovecraft bis Stephen King, von Agatha Christie bis Donna Leon, von Hanns Heinz Ewers' "Alraune" bis zu den neuesten Horror-Machwerken. Es muss hier einfach erwähnt werden, dass Strobls Rolle im deutschsprachigen Raum Baudelaires Rolle im französischen als Wiederentdecker und Rehabilitator gleichkommt. Seine Poe-Biografie ist vielleicht bis heute die beste in deutscher Sprache, und sie ist noch immer lesenswert, ebenso wie die von Hanns Heinz Ewers.

2. Karl Hans Strobls (insbesondere die "nicht phantastischen") Werke sind allerdings nicht immer frei gewesen von politischen, zeitgebundenen Konnotationen, das wurde ihm schon sehr früh vorgeworfen (wie ich gerne belegen kann). Der sudetendeutsche Autor hat seine Erlebnisse diesbezüglich nicht nur in seine drei Studentenromane einfließen lassen, sondern auch in seine dreiteilige Autobiographie. Der erste Teil, "Verlorene Heimat" (1919) ist noch heute sehr gut lesbar und informativ (nicht nur für sogenannte Sudetendeutsche oder "Vertriebene", und zeugt von seinen vielfältigen Einflüssen, von E.T.A. Hoffmann (dies im Artikel nicht erwähnt zu haben, ist eine schwere Unterlassungssünde des ursprünglichen Beitragserstellers) bis Heinrich Heine (dieser sogar besonders), deren Ironie und (nicht immer) verborgenen Spott er über alles liebte. Strobl hat 1921 auch ein freches, heute noch neckisch klingendes Gedicht darüber verfasst.

3. Die zuvor von mir erwähnte Autobiographie "Verlorene Heimat" erschien in Neuauflage während des Dritten Reiches noch einmal unter dem Titel "Heimat im frühen Licht" (welch pathetisch-verlogene Umformung!) als zensierte, in mehreren Teilen veränderte Fassung (unter anderem wurde jegliche Bezugnahme auf Heinrich Heine plump entfernt, was teils sogar den Sinn des betreffenden, ansonsten unveränderten Satzes entstellt). Karl Hans Strobl war also keineswegs das, was wir heute "Antisemit" nennen würden, trotz seines inhaltlich etwas zweifelhaften unheimlichen Romans "Seide Borowitz". Wenn doch, dann wäre auch Gustav Meyrink Antisemit gewesen, was wohl sehr fraglich erscheint (siehe "Der Golem" und seine weiteren Romane).

4. Die Herausgabe der ERSTEN und GROßARTIGSTEN anthologischen Zeitschrift für phantastische Literatur in deutscher Sprache, keineswegs etwa der billigen Aufmachung und dem größtenteils niveaulosen Inhalt der amerikanischen "klassischen" "Weird Tales" (übrigens jüngeren Datums als Strobls Edition) vergleichbar, war nach dem ersten Weltkrieg seine zeitweilige Lebensaufgabe. Dieses optisch wertvoll aufgemachte Blatt enthielt neben grotesken und unheimlichen Illustrationen u.a. expressionistischer und mittelalterlicher Künstler phantastische, unheimliche, bizarre und groteske Prosa und Lyrik teils bedeutender, aber auch bis dato unbekannter phantastischer Autoren aus aller Welt. Eine Neuauflage dieser Zeitschrift müsste heute als literarisch-bibliophile Sensation und editorische Großtat bezeichnet werden. Von Poe bis Kubin, von Puschkin bis Leonhard Stein, von Goethe bis zu Strobl selbst(letzterer, wohl aus erstaunlicher Bescheidenheit, in leider äußerst geringer Anzahl) finden sich hier literarische und lithographische Leckerbissen (bezüglich "seltsamer" Kunst) in einem bis heute nicht mehr erreichten Ausmaß. Die genannte Zeitschrift hieß "Der Orchideengarten" und existierte nur von 1919 bis 1921, also über drei Jahrgänge. Antiquarische Exemplare sind heute nur völlig überteuert zu bekommen.

5. In der Tat war Strobl eine Zeit lang stellvertretender Präsident der Reichsschriftumskammer Wien. Inwieweit seine zahlreichen Preise (u.a. Goethe-Medaille 1938) damit verbunden sind, mag der jeweiligen Beurteilung überlassen bleiben. In der Tat kann man ihn als überzeugten Nationalisten bezeichnen, man muss dies sogar, wenn man erst einmal einiges Autobiographisches von ihm gelesen hat. Nichts desto trotz hat er stets tiefe Liebe, nicht nur "Offenheit", zur Welt-Literatur, auch zu der keineswegs längst klassisch gewordenen, und das unterscheidet ihn denn doch von so manch anderem Zeitgenossen, umfänglichst bezeugt. Adolf Bartels, der berüchtigte spätere NS-Literaturkritiker, hasste ihn wohl eben darum und bezeichnete ihn in seiner Literaturgeschichte als "mir verdächtig". Der zweite Präsident der Reichsschrifttumskammer Wien dem Nazi-Literaturpapst verdächtig?.... Tja, welch seltsame Zeit.

6. Eine Empfehlung: Wer Strobls phantastisch-utopisch-märchenhaften Teil seiner Werke kennen lernen möchte, sei auf die in Kürze angekündigte Neuauflage seiner imposanten Geschichtensammlung "Lemuria" verwiesen, ein Sammelwerk, das beweisen dürfte, dass hier kein so geringer Autor das Erbe E.A. Poes antrat.

7. Vor einigen Jahren erschien im Rahmen der Vampirric Edition (von dem Schweizer Kultkünstler H.R. Giger, der sich selbst u.a. als Designer des "Alien", einer Filmtrilogie mit Sigourney Weaver, einen Namen machte, initiiert und illustriert) Strobls meisterhafte Novelle "Das Grabmal auf dem Pere Lachaise" (Ja, das ist der Ort, wo auch Jim Morrison von den Doors heute liegt) als Hörbuch-CD, hervorragend vorgelesen von David Nathan. Noch ist sie lieferbar, wie es scheint.

8. Sein romanhaftes Hauptwerk, "Eleagabal Kuperus", ist bereits wieder lieferbar. Ein zweibändiges, äußerst umfangreiches Werk, eines der Hauptwerke der deutschsprachigen Phantastik. Enthaltend: den Kampf zwischen Gut und Böse, zwischen Übersinnlichkeit und Geld. Wunderschön hoffmannesk eingeleitet, teilweise ermüdend dann, doch ein vergessenes, heute mehr denn je aktuelles Werk.


Nur eine Anmerkung:

Phantastische Literatur galt im Dritten Reich als "entartet". Der größte Teil von Strobls über 90 Romane und Erzählungsbände umfassendem Werk ist als "phantastische Literatur" einzustufen. Fraglich, wie er überhaupt zweiter Präsident der besagten Kammer wurde, vielleicht um ihn mundtot zu machen? Immerhin wurder sogar ein Hans Grimm, Autor des Kolonialhandelsromans "Volk ohne Raum", von Goebbels persönlich mit KZ-Haft bedroht, wenn er nicht künftig schweigen würde.


Mein Fazit:

Der hier in Wikipedia offenbar bereits "abgesegnete" Artikel über "Karl Hans Strobl" kommt, wohl nicht nur in meinem Realitätsverständnis, dessen bin ich mir durchaus sicher (aber wer von den andern, den "noch Lebenden", liest wohl Wikipedia?), der Wirklichkeit des von den Umständen seiner Zeit mehr als heftig bedrängten und auf diese (in einer für uns heute lebenden wohl kaum nachvollziehbare Weise) reagierenden Menschen und (in mancherlei Hinsicht in der Tat herausragenden) Schriftstellers Karl Hans Strobl nur in äußerst einseitiger, geradezu verfemender (um das Wort "extremistischer" hier zu vermeiden) Weise entgegen, was auf völlige primäre Unkenntnis seines Werks, seiner Persönlichkeit und seines Lebensweges schließen lässt. Wenn dieser einseitig negative Artikel nicht vorübergehend entfernt und wenigstens objektiv und sachkundig (das erwarte ich von JEDEM selbsternannten "Lexikon"autor!) überarbeitet wird, beginne ich an der Glaubwürdigkeit (nicht nur) des Beitragserstellers zu zweifeln und werde Aufklärungsarbeit gegen seinen Beitrag leisten müssen, um der Wahrheit willen. Aber interessiert das hier überhaupt irgendjemand?

Auch die Aussagen zur Todesursache im Perchtoldsdorfer Altenheim scheinen mir nicht ganz schlüssig, mir sind anders lautende Einzelheiten entgegengebracht worden.

Und die Sekundär-"Bibliographie" konzentriert sich größtenteils auf den "nationalen" Aspekt seines Werks. Sehr kenntnisreich...

Wie auch immer....herzlichen Gruß und viel Fleißarbeit!


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GiftBot (Diskussion) 17:36, 22. Dez. 2015 (CET)[Beantworten]