Entferntfiedriger Dornfarn

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Entferntfiedriger Dornfarn

Entferntfiedriger Dornfarn (Dryopteris remota)

Systematik
Farne
Klasse: Echte Farne (Polypodiopsida)
Ordnung: Tüpfelfarnartige (Polypodiales)
Familie: Wurmfarngewächse (Dryopteridaceae)
Gattung: Wurmfarne (Dryopteris)
Art: Entferntfiedriger Dornfarn
Wissenschaftlicher Name
Dryopteris remota
(A.Braun ex Döll) Druce

Der Entferntfiedrige Dornfarn (Dryopteris remota) gehört innerhalb der Familie Wurmfarngewächse (Dryopteridaceae) zur Gattung Wurmfarne (Dryopteris).

Wedeloberseite

Beschreibung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Entfernfiedrige Dornfarn ist ein Hemikryptophyt mit kurzem, aufsteigendem Rhizom. Er wird 20–90 Zentimeter hoch, wächst büschelig, ist aufrecht, dunkelgrün, ledrig derb. Der Wedelstiel und die Rhachis sind mit 2-farbigen Schuppen besetzt, die an der Basis dunkelbraun, am Rand hellbraun sind. Die Wedel sind dunkelgrün; die Fiederspindel ist am Grund bis 4 Millimeter dick; sie ist mehr als halb so lang wie die Blattspreite.[1] Sie ist dicht mit lanzettlichen bis schmal lanzettlichen, blassen, an der Basis meist dunkelbraunen bis schwärzlichen Spreuschuppen besetzt.[1] Die Blattspreite ist doppelt gefiedert und besitzt auf jeder Seite 12 bis 22 Fiedern. Das unterste Paar der Fiedern ist dreieckig-lanzettlich und oft horizontal gestellt auch bei aufrechten Blättern.[1] In frischen Zustand ist jede Sekundärrhachis an ihrer Ansatzstelle auf 3 bis 10 Millimeter Länge schwarzviolett gefärbt.[1] Die Fiederchen sind leicht gelappt mit zugespitzten Zähnen; die Zähne sind gegen das Ende der Fiederchen gerichtet.[1] Die Sori haben ca. 1 mm Durchmesser und stehen in 2 Reihen. Der Schleier ist zumeist mit einigen (5-30) Drüsen am Schleierrand und auf der Schleierfläche besetzt. Die Sporen sind bohnenförmig, das Perispor ist mit feinsten Stacheln besetzt Neben gut entwickelten Sporen findet sich abortiertes Material, dieses ist in Form und Größe uneinheitlich. Die Chromosomenzahl ist 2x = 123, die Art ist triploid und apomiktisch.

Allgemeine Verbreitung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Entfernfiedrige Dornfarn kommt vor in Europa und Asien (Kaukasus, Türkei). In Europa kommt er in Nordspanien, Frankreich, der Schweiz, Südwestdeutschland, Österreich, Italien, Slowenien, Kroatien, Ungarn, Slowenien, Polen und Rumänien vor.[2] Außerhalb Europas kommt er vor im Nord-Kaukasus und in Anatolien (Türkei).[3]

Standorte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Entferntfiedrige Dornfarn wächst an beschatteten (bis mäßig beschatteten), frischen, gern etwas sickerfrischen, auch an sickerfeuchten, basenreichen bis mäßig basenreichen, (mäßig)sauren, z. T. modrig-humosen, meist schutt- oder blockreichen Böden, meist in luftfeuchter Lage (gern in Bachnähe). zusammen mit folgenden Arten: Großes Springkraut (Impatiens noli-tangere), Waldmeister (Galium odoratum) und Gewöhnlicher Goldnessel (Lamium galeobdolon). Er kommt vor allem in frischen Ausbildungen des Buchen-Tannenwaldes (Asperulo-Fagetum), seltener auch im Aceri-Fraxinetum oder in Erlenwäldern, auch gern in farnreichen Staudenfluren, hier z. T. gern mit dem Spreuschuppigen Wurmfarn (Dryopteris affinis) vor. Er gedeiht in Mitteleuropa in Höhenlagen von (260 bis) 400 bis 1200 Metern Meereshöhe.[1]

Die ökologischen Zeigerwerte nach Landolt et al. 2010 sind in der Schweiz: Feuchtezahl F = 3+w (feucht aber mäßig wechselnd), Lichtzahl L = 2 (schattig), Reaktionszahl R = 2 (sauer), Temperaturzahl T = 2+ (unter-subalpin und ober-montan), Nährstoffzahl N = 3 (mäßig nährstoffarm bis mäßig nährstoffreich), Kontinentalitätszahl K = 2 (subozeanisch).[4]

Abstammung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Es ist wiederholt vermutet worden, dass der Entferntfiedrige Dornfarn aus einer Kreuzung von Dryopteris expansa (weiblich) mit dem Schuppigen Wurmfarn (Dryopteris affinis, diploider Cytotyp, männlich) hervorgegangen sein könnte. Ein Genom würde dabei vom diploiden Feingliedrigen Dornfarn (Dryopteris expansa) und zwei Genome vom Schuppigen Wurmfarn (Dryopteria affinis) stammen. Morphologie und Cytologie stützen diese Annahme. Nur die chemischen Befunde passen nicht dazu. Außerdem ist es bisher (1984) nicht gelungen, diese Kreuzung künstlich herzustellen.[1]

Der Entferntfiedrige Dornfarn ist keine Hybride im üblichen Sinn, die dort entstanden ist, wo man sie findet. Sie ist jedenfalls durch eine früheren Kreuzungsvorgang entstanden; sie pflanzt sich heute durch Sporen fort und ist daher als eine gute Art anzusehen.[1]

Taxonomie und Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Entferntfiedrige Dornfarn wurde am 7. Juli 1834 am Geroldsauer Wasserfall bei Baden-Baden von Alexander Braun entdeckt. Er hat die Sippe 1843 als Varietät Aspidium rigidum var. remotum in Johann Christoph Döll: Rheinische Flora S. 16 erstbeschrieben. Die Varietät wurde 1908 von George Claridge Druce in List of British Plants, containing the spermatophytes, pteridophytes and charads ... S. 87 in den Rang einer Art erhoben und als Dryopteris remota (A.Br.) Druce in die Gattung Dryopteris gestellt.[2] Das Epitheton „remotum“ = entfernt bezieht sich auf die Seitenfiedern, die am Grund des Blatts oft aber nicht immer deutlich voneinander abgerückt sind.[1] Am Geroldsauer Wasserfall wurde die Art erst 1977 durch H. und K. Rasbach wiederentdeckt.[5]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Schmeil-Fitschen: Die Flora Deutschlands und der angrenzenden Länder. 95. Auflage, 2011, ISBN 978-3-494-01498-2
  • Henning Haeupler, Thomas Muer: Bildatlas der Farn- und Blütenpflanzen Deutschlands (= Die Farn- und Blütenpflanzen Deutschlands. Band 2). 2., korrigierte und erweiterte Auflage. Herausgegeben vom Bundesamt für Naturschutz. Ulmer, Stuttgart 2007, ISBN 978-3-8001-4990-2.
  • Jens Freigang, Walter Bujnoch, Günther Zenner: Erstfunde von Dryopteris x brathaica Fraser-Jenkins & Reichst. (Dryopteridaceae, Pteridophyta) in Süd-Deutschland – morphologische und molekulargenetische Untersuchungen. In: Kochia, Band 7: 67-86 (2013). ISSN 1863-155X

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b c d e f g h i Christopher R. Fraser-Jenkins, Tadeus Reichstein: Dryopteris. In Gustav Hegi: Illustrierte Flora von Mitteleuropa. 3. Auflage, Band I, Teil 1. Verlag Paul Parey, Berlin und Hamburg 1984, ISBN 3-489-50020-2. Seite 153–156.
  2. a b M. Christenhusz, E. von Raab-Straube (2013+): Polypodiopsida. – In: Euro+Med Plantbase - the information resource for Euro-Mediterranean plant diversity. Datenblatt Dryopteris remota In: Euro+Med Plantbase - the information resource for Euro-Mediterranean plant diversity.
  3. Michael Hassler: Taxon in Suchmaske eintragen bei World Ferns. - Synonymic Checklist and Distribution of Ferns and Lycophytes of the World. Version 12.10 vom Februar 2022.
  4. Dryopteris expansa (C. Presl) Fraser-Jenk. & Jermy In: Info Flora, dem nationalen Daten- und Informationszentrum der Schweizer Flora. Abgerufen am 2. März 2022.
  5. Georg Philippi: Aspidiaceae. In: Oskar Sebald et al.: Die Farn- und Blütenpflanzen Baden-Württembergs. 2. Auflage, Band 1, Verlag Eugen Ulmer, Stuttgart 1993. ISBN 3-8001-3322-9, S. 130–133.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Entferntfiedriger Dornfarn (Dryopteris remota) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien