Duo-Bus

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Freiburg im Üechtland: Duo-Bus des Typs NGT 204 F im Dieselbetrieb, die Stangen sind abgezogen. Anders als reine Trolleybusse oder Trolleybusse mit Hilfsantrieb benötigen Duo-Busse in der Schweiz Kontrollschilder
Boston: Duo-Bus des Typs Neoplan AN 460 LF, ebenfalls im Dieselbetrieb
Esslingen: auch dieser Duo-Bus des Typs O 405 GTD befindet sich im Dieselmodus
Mit 236 gebauten Wagen ist der ADPB 350 von Breda – die Abkürzung steht für articulated dual-power bus – der meistgebaute Duo-Bus der Welt
Ein PER 180 H, hier 1984 in Grenoble
Ein für Lausanne beschaffter N 6121 von Neoplan, hier 2010 nach seinem Verkauf in der rumänischen Stadt Ploiești

Ein Duo-Bus, auch bimodaler Bus oder englisch dual-mode bus genannt, ist eine Kombination zwischen einem Oberleitungsbus (O-Bus) und einem Kraftomnibus. Der Duo-Bus verfügt – ähnlich einem Oberleitungsbus mit zusätzlichem Verbrennungsmotor-Hilfsantrieb bzw. Batteriespeisung – über zwei unabhängige Antriebe. Dadurch kann er auch abseits der Oberleitungsinfrastruktur verkehren. Im Gegensatz zum – relativ zum Hauptantrieb eher leistungsschwachen – Hilfsmotor bei gewöhnlichen Oberleitungsbussen fungiert der Zweitantrieb bei Duo-Bussen als vollwertiger Alternativmotor mit ähnlich oder gleich dimensionierter Leistung. Meist handelt es sich neben dem Elektromotor um einen Dieselmotor mit eigenem Antriebsstrang, manchmal auch um einen dieselelektrischen Antrieb ohne eigenen Antriebsstrang. Da Duo-Busse die elektrische Energie nicht selbst mitführen, handelt es sich gemäß UNO-Definition nicht um Hybridbusse. Je nach Betriebsmodus unterstehen sie dabei entweder den rechtlichen Regelungen für Oberleitungsbusse oder denen für Kraftomnibusse, das heißt, sie sind für beide Betriebsformen zugelassen. Seit etwa 2000 geht der Trend jedoch immer stärker dazu, den Hilfsantrieb von O-Bussen auch im regulären Fahrgastbetrieb zu verwenden, wodurch der Duo-Bus weitgehend an Bedeutung verlor.

Vorgeschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Als frühe Vorläufer des Duo-Busses gelten die All Service Vehicle in New Jersey und die Zweikraftwagen in Basel, Luzern, Oldenburg und Tétouan. Sie wurden allerdings noch nicht als Duo-Bus bezeichnet.

Die Bezeichnung Duo-Bus wurde erstmals beim Oberleitungsbus Esslingen am Neckar für die dort von 1974 bis 1981 erprobten Oberleitungsbusse mit starker Zusatzbatterie verwendet, obwohl diese keine zwei voneinander unabhängigen Antriebe besaßen. Dieser Versuch war jedoch weitgehend erfolglos, weshalb in Esslingen schon 1979 die ersten Oberleitungsbusse mit zusätzlichem Dieselmotorantrieb in Betrieb gingen. Sie waren letztlich wesentlich erfolgreicher als ihre rein elektrischen Pendants, woraufhin sich die Bezeichnung Duo-Bus für diese Art des Doppelantriebs durchsetzte.

Vorteile[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Mit ihrem fahrleitungsunabhängigen Zweitantrieb können Duo-Busse mit gleicher Geschwindigkeit wie im elektrischen Betrieb fahren und ebenso längere Strecken problemlos zurücklegen, das heißt mit gleicher Reichweite wie konventionelle Omnibusse. In der Regel bedienen Duo-Busse dabei umsteigefrei Linien, deren Strecken nicht durchgehend mit Fahrleitung ausgerüstet sind. Manche Unternehmen nutzen sie auch als flexibel einsetzbare Reservefahrzeuge, die sowohl O-Busse als auch Dieselbusse ersetzen können.

Der Duo-Bus kann somit auf ausgebauten und mit Oberleitung ausgestatteten Strecken und in den Stadtzentren die Vorteile des elektrischen Antriebs nutzen – das heißt hohe Beschleunigung, keine Abgasemissionen und geringe Lärmbelastung – während er am Stadtrand und in den Vororten flexibel nahezu beliebige Streckenführungen bedienen kann. Zudem kann das Fahrleitungsnetz schrittweise errichtet werden.

Ein weiterer Vorteil ist die Redundanz, das heißt bei Ausfall des elektrischen Systems durch Schäden am Stromabnehmer oder Netzausfall kann weitergefahren werden. Es können auch kurzfristig O-Bus-Linien dorthin verlängert werden, wo noch keine Oberleitungen verlegt werden konnten.

Nachteile[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Auch das Konzept der Duo-Busse mit Dieselantrieb erfüllt die ursprünglich gestellten Erwartungen nur bedingt. Problematisch ist insbesondere (wie schon bei den Batterie-betriebenen Duo-Bussen) das hohe Fahrzeuggewicht – verursacht durch das Mitführen der alternativen Antriebsmodule – und der damit verbundene erhöhte Energieverbrauch. So wiegt beim Typ Mercedes-Benz O 405 GTD allein die elektrische Ausrüstung sechs Tonnen.[1]

Ebenfalls negative Auswirkungen auf die Wirtschaftlichkeit von Duo-Bussen verursachen die hohen Anschaffungskosten, die aufwendigere Wartung und die damit verbundene höhere Ausfallquote dieser Spezialfahrzeuge. Im Gegensatz dazu ist die Lebensdauer kürzer als bei einem reinen Oberleitungsbus. Ferner nachteilig ist der höhere Platzbedarf der technischen Ausrüstung – dieser wiederum führt mitunter zu einer geringeren Beförderungskapazität und geht damit ebenfalls zu Lasten der Wirtschaftlichkeit. Ein weiterer Nachteil: jeder Wechsel der Traktionsart ist mit einem Zwangsaufenthalt verbunden, dies geht zu Lasten der Umlaufzeit.

Einsatzbetriebe[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

2018 kommen Duo-Busse nur noch beim Trolleybus Freiburg (seit 1987) und beim Oberleitungsbus Boston (seit 2004) zum Einsatz. Frühere Duo-Bus-Einsatzbetriebe waren:

Aufgrund technischer Probleme wurden zahlreiche Duo-Busse frühzeitig ausgemustert oder zu reinen O-Bussen bzw. zu reinen Dieselbussen umgebaut. Teilweise erfolgten diese Umbauten im Rahmen von Verkäufen, insbesondere weil viele Zweitbesitzer mit der komplizierten Technik nicht zurechtgekommen wären bzw. diese nicht benötigten.

Typenübersicht[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Renault-Vorführwagen beim Testeinsatz in Seattle, Juni 1983

Serienmäßig wurden bisher, ohne die oben erwähnten frühen Vorläufer sowie die rein elektrisch betriebenen Esslinger Wagen, 438 Duo-Busse gebaut. Darunter befanden sich, mit Ausnahme dreier Prototypen, ausschließlich Gelenkwagen:

Hersteller Baujahre Typ Elektrik Anzahl Betrieb Nummern
Breda 1988–1991 ADPB 350 AEG / Westinghouse 236 King County Metro, Seattle 5000–5235
Renault 1982–1984 PER 180 H 64 Vorführwagen: 2
Nancy: 48
St. Etienne: 8
Grenoble: 6
Nancy: 603–650
Grenoble: 101–108
St. Etienne: 801–806
Daimler-Benz 1986–1995 O 405 GTD AEG 47 diverse siehe Hauptartikel
Neoplan 2004–2006 AN460LF Škoda 32 Massachusetts Bay Transportation Authority 1101–1132
Neoplan 1998 N 6121 Kiepe 27 Transports publics de la région lausannoise 800–826
Volvo / Hess 1987–1989 B10M BBC-Sécheron / ABB 12 Freiburgische Verkehrsbetriebe 501–512
MAN / Hess 2004 NGT 204 F Kiepe 9 Freiburgische Verkehrsbetriebe 513–521
Daimler-Benz 1983 O 305 GTD AEG 4 diverse siehe Hauptartikel
Daimler-Benz 1979 O 305 D/E Bosch / Dornier 2 Oberleitungsbus Esslingen am Neckar 303 + 304
Daimler-Benz 1979 O 305 G D/E Bosch / Dornier 1 Oberleitungsbus Esslingen am Neckar 305
MAN 1983 SG 240 H Duo Kiepe 1 Essener Verkehrs-AG 3700
MAN / Voith 1984 SL 200 BBC-Sécheron 1 Vorführwagen / Prototyp keine
Daimler-Benz 1996 O 405 GNTD Kiepe / ZF 1 Verkehrsbetriebe Zürich 51
Van Hool 1993 AG300TD Kiepe 1 Oberleitungsbus Arnhem 5201

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Erich Hoepke: Omnibusse im Verkehrssystem von Ballungsgebieten. Planung, Betrieb und Leitsystem - Technik der Omnibusse, Obusse, Duo-Busse und Spurbusse. Expert, Renningen-Malmsheim 1995, ISBN 3-8169-1164-1.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Duo-Bus – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Seit 66 Jahren unter Strom. Porträt des Esslinger Oberleitungsbusses in der Stuttgarter Zeitung vom 2. November 2010