Flugplatz Frankfurt-Egelsbach

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Flugplatz Frankfurt-Egelsbach
Luftaufnahme Flugplatz Egelsbach, 2004
Frankfurt-Egelsbach (Hessen)
Frankfurt-Egelsbach (Hessen)
Frankfurt-Egelsbach
Lokalisierung von Hessen in Deutschland
Kenndaten
ICAO-Code EDFE
Flugplatztyp Verkehrslandeplatz
Koordinaten

49° 57′ 39″ N, 8° 38′ 29″ OKoordinaten: 49° 57′ 39″ N, 8° 38′ 29″ O

Höhe über MSL 117 m (385 ft)
Verkehrsanbindung
Entfernung vom Stadtzentrum 1,5 km südwestlich von Egelsbach,
17 km südlich von Frankfurt am Main,
10 km südöstlich von Flughafen Frankfurt
Straße A661 B3
Nahverkehr S-Bahn S3 S4
Basisdaten
Eröffnung 1. Oktober 1955
Betreiber Hessische Flugplatz GmbH Egelsbach
Fläche 72 ha
Flug-
bewegungen
72.016 (2015)
Beschäftigte ca. 710
Start- und Landebahnen
08/26 1400 m × 25 m Asphalt
08/26 670 m × 30 m Gras



i7 i11 i13

Der Flugplatz Frankfurt-Egelsbach (Markenauftritt Frankfurt-Egelsbach Airport, ICAO-Code: EDFE) ist ein deutscher Verkehrslandeplatz nahe dem Frankfurter Flughafen. Er befindet sich auf 117 m ü. NHN in der Gemarkung der Gemeinden Egelsbach und Erzhausen im Rhein-Main-Gebiet zwischen Frankfurt am Main, Offenbach am Main und Darmstadt.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Zur Eröffnung im Jahr 1955 gab es nur eine Grasstart- und Landefläche, später eine festgelegte Graspiste. Im Jahre 1956 waren bereits 37.000 Flugbewegungen zu verzeichnen, so dass 1966 eine befestigte Start- und Landebahn gebaut wurde, um etwa 100.000 Flugbewegungen im Jahr abwickeln zu können. In den 1970er Jahren stieg die Zahl der Flugbewegungen auf über 126.000.

Heute repräsentiert der Flugplatz einen wachsenden Gewerbestandort mit rund 25 Unternehmen und circa 700 Beschäftigten und dient als Basis von Polizeihubschraubern der Hessischen Polizei, zahlreichen Luftfahrtunternehmen und luftfahrtaffinen Betrieben, Flugschulen und Vereinen wie dem Frankfurter Verein für Luftfahrt und dem Hessen-Flieger Verein für Luftfahrt 1924 Darmstadt.

Am 3. Juli 2004 wurde nach 15-monatiger Bauzeit die Verlängerung der asphaltierten Start- und Landebahn um 410 m auf insgesamt 1400 m in Betrieb genommen. Die Verlängerung war wegen geänderter europäischer luftverkehrlicher Bestimmungen erforderlich, um den kommerziellen Betrieb für Flugzeuge von bis zu 20 Tonnen Startgewicht aufrechtzuerhalten. Für die Verlängerung musste der Bachlauf des Hegbachs, in dem die geschützte Fischart Groppe lebt, um 700 Meter verlängert werden (im Foto erkennbar). Eine Klage des Bundes für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) gegen den Bau wurde ebenso abgewiesen wie Einwendungen von Bürgervereinigungen aus umliegenden Gemeinden wie Erzhausen.

Aufgrund der starken Zunahme von Flugbewegungen mit schnell fliegenden Luftfahrzeugen (High Performance Aircraft - HPA) nach 2004 musste das Verkehrsmix aus schnellen und langsamen Flugzeugen entzerrt werden, um Sicherheit und flüssige Verkehrsabläufe weiterhin zu gewährleisten. Seit März 2008 verfügt der Flugplatz als einziger in Deutschland über getrennte Sichtan- und -abflugverfahren für schnelle und langsame Flugzeuge.

Im März 2009 erwarb das Unternehmen NetJets, das der Beteiligungsgesellschaft Berkshire Hathaway von Warren Buffett gehört, 80 % der Anteile an der Hessischen Flugplatz GmbH Egelsbach von den Altgesellschaftern Beteiligungsgesellschaft des Kreises Offenbach (39,22 % Anteile) sowie Stadtwerke Offenbach (33,44 %) und Stadtwerke Langen (6,88 %)[1]. Die Gemeinde Egelsbach (11,02 %) und die Stadt Langen (9,44 %) durften aufgrund laufender Bürgerbegehren und nach einer Entscheidung des Hessischen Verwaltungsgerichtshofs in Kassel[2] nicht verkaufen. Am 27. September 2009 fanden in diesen beiden Kommunen Bürgerentscheide statt, in denen sich jeweils eine Mehrheit der Wahlberechtigten gegen den Verkauf aussprach.[3] Nach vier einseitig von NetJets bestrittenen Kapitalerhöhungen sanken die kommunalen Anteile auf zusammen 12,27 % (Egelsbach 6,61 %, Langen 5,66 %).[4]

Zum Jahreswechsel 2019/2020 verkaufte NetJets seine Anteile am Flugplatz Egelsbach an das Immobilienunternehmen Triwo[5], das noch drei weitere Flugplätze betreibt: die Sonderlandeplätze Zweibrücken, Mendig und den Sonderflughafen Oberpfaffenhofen.[6] Auch unter der Leitung von Triwo soll die beantragte Einrichtung eines Instrumentenanflugverfahrens weiter verfolgt werden.[7]

Mit Erscheinen der ICAO-Karte 1:500.000 zum 31. März 2016 wurde der Sektor Luftraum D (CTR) in eine RMZ (Radio Mandatory Zone), TMZ (Transponder Mandatory Zone) und ATZ (Aerodrome Traffic Zone) umgewandelt, um der Durchführungsverordnung (EU) Nr. 923/2012 (SERA) Rechnung zu tragen.

Zwischenfälle[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Am 19. Juni 2009 gewann die mit Flugschüler und Fluglehrer besetzte einmotorige Piper PA-18 (Luftfahrzeugkennzeichen D-ESKS) nach dem Start nur wenig Höhe und kippte bei einem Notlandeversuch aus geringer Höhe über dem benachbarten Erzhäuser Sportplatz ab.[8] Während der Flugschüler mit leichten Verletzungen davon kam, musste der Fluglehrer schwer verletzt mit einem Rettungshubschrauber in eine Klinik geflogen werden.[9] Die Maschine wurde zerstört.[10]
  • Am 7. Dezember 2009 um 16:16 Uhr Ortszeit (acht Minuten vor Sonnenuntergang) wurde ein zweimotoriges Turbopropflugzeug des Typs Beechcraft F90 King Air (Kennzeichen D-IDVK) während des Anflugs durch eine Nebelbank etwa 3200 Meter vor der Landebahn 27 mit hoher Geschwindigkeit in den Boden geflogen. Alle drei Insassen wurden getötet. Die Maschine wurde zerstört. Anscheinend war die Leistungsfähigkeit des Piloten durch Alkohol und Medikamente eingeschränkt.[11]
  • Am 18. Juni 2010 um 12:41 Uhr kippte eine einmotorige Aquila AT01 (Kennzeichen D-EHLE) während des Durchstartvorgangs nach rechts ab und stürzte etwa 180 Meter hinter der Landebahn 09 auf ein Feld. Der Pilot konnte kurz nach dem Absturz von der Besatzung eines Hubschraubers schwer verletzt aus dem Wrack gerettet werden, der Passagier verstarb an der Unfallstelle.[12][13]
  • Am 1. März 2012 um 18:58 Uhr wurde ein zweistrahliges Geschäftsreiseflugzeug des Typs Cessna Citation X (Kennzeichen N288CX) während eines Nachtanflugs bei schlechter Sicht etwa vier Kilometer vor der Landebahn 27 in den Boden geflogen. Alle fünf Insassen wurden getötet. Die Maschine wurde zerstört (siehe auch: Flugunfall einer Cessna Citation 750 bei Egelsbach).[14]
  • Am 30. Juni 2015 um 10:42 Uhr stürzte ein Kleinflugzeug des Typs DA 20 Katana (Kennzeichen D-EAGQ) während des Durchstartvorgangs auf die Bahnstrecke Frankfurt am Main–Heidelberg (Lage). Das Flugzeug kollidierte beim Absturz mit dem vierten Wagen des vorbeifahrenden Güterzuges. In der Folge wurde die Oberleitung auf über 400 m Länge beschädigt. Der 64-jährige Flugzeugführer wurde schwer verletzt, seine 65 Jahre alte Frau starb bei dem Unfall (siehe auch: Eisenbahnunfall von Egelsbach). Zwölf Jahre zuvor hatte es an der gleichen Stelle einen ähnlichen Unfall während eines Anflugs bei Dunkelheit gegeben, bei dem der Pilot leicht verletzt wurde.[15][16][17][18]
  • Am 9. Juli 2017 um 09:59 Uhr stürzte eine Reims-Cessna F150L (Kennzeichen D-EEYP) in ein an den Flugplatz angrenzendes Waldstück, nachdem die 59-jährige Pilotin während des Starts einen Leistungsmangel des Motors bemerkt hatte. Die Pilotin war die einzige Person an Bord und wurde schwer verletzt. Das Flugzeug wurde durch den Unfall schwer beschädigt.[19][20]

Flugbewegungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Flugbewegungen von 2010–2020

Im Jahr 2020 fanden am Flugplatz rund 75.000 Flugbewegungen statt, die ungefähr zu gleichen Teilen auf gewerbliche und nicht-gewerbliche Flüge entfielen. Die Zahl der Flugbewegungen blieb in den vorhergehenden zehn Jahren relativ konstant.[22][23]

Flugbewegungen nach Luftfahrzeugklasse
2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 2020 2021
Klasse A (über 20 t) 4 14 4 4 6 8 4 4 0 0 0 0
Klasse B (von 14 t bis 20 t) 34 48 16 8 14 4 8 2 6 0 0 2
Klasse C (von 5,7 bis 14 t) 984 1.230 850 867 879 770 527 528 400 385 278 354
Klasse E (einmotorig bis 2 t) 47.230 51.540 51.000 52.042 54.125 57.006 54.845 55.016 57.339 61.251 60.594 66.338
Klasse F, I (von 2 bis 5,7 t) 1.881 2.040 1.862 1.399 1.432 1.223 1.100 1.263 1.403 1.235 1.512 2.059
Klasse G (mehrmotorig bis 2 t) 1.051 974 1.244 1.329 1.844 2.069 1.982 1.911 1.723 1.563 1.567 1.603
Klasse H (Hubschrauber) 14.341 15.745 11.792 9.355 9.735 10.409 11.656 10.110 9.216 9.888 10.879 10.428
Sonstige 363 366 256 221 296 527 440 427 564 381 347 248
Gesamt 65.888 71.957 67.024 65.225 68.331 72.016 70.562 69.261 70.651 74.703 75.177 81.032

Galerie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Flugplatz Egelsbach (von Süden aus gesehen)

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Flugplatz Egelsbach – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Artikel in der Online-Ausgabe der Offenbach-Post vom 25. März 2009
  2. Pressemitteilung des VGH Kassel
  3. Artikel in der Online-Ausgabe der Offenbach-Post vom 28. September 2009
  4. Artikel in der Online-Ausgabe der Offenbach-Post vom 24. April 2013
  5. Neuer Mehrheitseigner. Nutzerausschuss am Flugplatz Frankfurt-Egelsbach, abgerufen am 8. Januar 2020.
  6. Annette Schlegl: Milliardär Buffett trennt sich vom Flugplatz Egelsbach. In: Frankfurter Rundschau. 6. November 2019 (fr.de).
  7. Was der ‚Ausbau’ des Flugplatzes Egelsbach wirklich bedeutet. Nutzerausschuss am Flugplatz Frankfurt-Egelsbach, abgerufen am 8. Januar 2020.
  8. BFU: Untersuchungsbericht der BFU. Abgerufen am 21. Oktober 2018.
  9. op-online.de: Absturz: Notlandung auf Sportplatz missglückt
  10. Unfallbericht PA-18 D-ESKS, Aviation Safety Network WikiBase (englisch), abgerufen am 10. Juli 2017.
  11. Unfallbericht King Air F90 D-IDVK, Aviation Safety Network WikiBase (englisch), abgerufen am 21. Oktober 2018.
  12. BFU: Untersuchungsbericht der BFU. Abgerufen am 6. Februar 2019 (deutsch).
  13. Unfallbericht Aquila AT01 D-EHLE, Aviation Safety Network WikiBase (englisch), abgerufen am 7. Februar 2019.
  14. Unfallbericht Cessna Citation X N288CX, Aviation Safety Network (englisch), abgerufen am 21. Oktober 2018.
  15. dpa: Bahnstrecke nach Absturz weiter gesperrt. In: hr-online.de. 30. Juni 2015, archiviert vom Original am 3. Juli 2015; abgerufen am 2. Juli 2015.
  16. dpa: Frau stirbt bei Flugzeugabsturz in Egelsbach. In: rp-online.de. 1. Juli 2015, abgerufen am 2. Juli 2015.
  17. dpa: S-Bahnstrecke nach Flugzeugabsturz wieder frei. In: faz.net. 1. Juli 2015, abgerufen am 2. Juli 2015.
  18. Unfallbericht Katana D-EAGQ, Aviation Safety Network WikiBase (englisch), abgerufen am 10. Juli 2017.
  19. Unfallbericht Cessna 150 D-EEYP, Aviation Safety Network WikiBase (englisch), abgerufen am 21. Oktober 2018.
  20. Bulletin Juli 2017: Unfälle und Störungen beim Betrieb ziviler Luftfahrzeuge. Bundesstelle für Flugunfalluntersuchung, Juli 2017, abgerufen am 17. Januar 2018.
  21. Unfallbericht Epic LT RA-2151G, Aviation Safety Network WikiBase (englisch), abgerufen am 29. Juli 2019.
  22. Entwicklung der Flugbewegungen am Flugplatz Egelsbach. (pdf) Flug-Lärm-Abwehr-Gemeinschaft-Egelsbach e.V., abgerufen am 26. September 2021.
  23. Entwicklung der Flugbewegungen am Flugplatz Egelsbach. (pdf) Flug-Lärm-Abwehr-Gemeinschaft-Egelsbach e.V., abgerufen am 11. Juli 2023.